Liam Neeson ist Heiliger oder Sünder?
Ex-Soldat und Auftragskiller Finbar Murphy hat das töten endgültig sat. Doch ein Zusammentreffen mit den IRA Terroristen / Geschwistern McCann ändert alles. Besonders als sich herausstellt, dass der Bruder, pädophile Neigungen hegt und sich einem kleinen Mädchen nähert. Womit Finbar beschließt das Problem auf seine Weise zu lösen. Dabei hat er nicht mit dessen Schwester gerechnet, die ihr Verlangen nach Rache stillen will. Ob uns Neesons neuster Drama-Thriller unter der Regie von Robert Lorenz überzeugen konnte oder ob die Geschichte ausgelutscht ist, erfahrt Ihr wie immer unserer Filmkritik.
Und darum geht’s in Saints and Sinners – Heilige und Sünder
Ex-Soldat Finbar Murphy (Liam Neeson) führt nach seiner Kriegsheimkehr und dem Tod seiner Frau, ein scheinbar ruhiges Leben, was von einem düsteren Geheimnis begleitet wird. Denn niemand in der irischen Küstenstadt ahnt, das ihr Freund und Nachbar ein Auftragskiller ist. Eine schicksalhafte Begegnung lässt ihn über sein Tun nachdenken und er beschließt seinen „Job“ an den Nagel zu hängen.

Als sich jedoch seine Wege mit den flüchtigen IRA-Geschwistern Doireann McCann (Kerry Conden) und Curtis (Desmond Eastwood) kreuzen, entdeckt er dessen pädophile Neigungen gegenüber der kleinen Moya (Michelle Gleeson). Finbars eigenmächtige Entscheidung, den Kinderschänder zu beseitigen, entfesselt einen erbarmungslosen Rachefeldzug der rachsüchtigen Schwester, die schwört, ihn und sein gesamtes Umfeld auszulöschen. Dieses letzte Zusammentreffen stellt dabei nicht nur die Dorfbewohner auf die Probe.
Die Inszenierung: Regie und Drehorte in Irland
Nach „The Marksman“ arbeitete Regisseur Robert Lorenz erneut mit Neeson zusammen und erzählt die Geschichte des gebrochenen Ex-Soldaten Finbar Murphy im Jahr 1974. Dieser driftete nach dem dem Tod seiner Frau in die düstere Welt der Auftragsmorde, was er nun hinter sich lassen will. Die schicksalhafte Begegnung mit der IRA-Terroristin McCann (Kerry Condon, bekannt aus „The Banshees of Inisherin„) und ihrem pädophilen Bruder katapultiert Murphy zurück in sein altes brutales Leben.

Wer nun denkt einen knallharten Thriller zu bekommen, irrt. Der Film überzeugt mehr durch seine atmosphärischen Inszenierung, sowie vor dem Hintergrund der rauen und melancholische Landschaft der Grafschaft Donegal (bekannt als „The Forgotten County„). Dabei erzeugt der Film eine ziemlich melancholische Stimmung. Die Inszenierung bleibt eher ruhig und setzt nicht auf ein Actionfeuerwerk, sondern mehr auf Dramatik. Entgegen dem Trailer wird der historische Hintergrund des IRA-Terrorismus in Dublin nur oberflächlich behandelt.

Womit hier viel Potential bzgl. der moralischen Fragen und dem dramatischen Dilemma bzgl. Terrorismus, Gewalt gegen Kinder, Selbstjustiz und Schuld verschenkt wird. Neesons Figur erhielt bis auf ein paar Basics ebenfalls nicht viel Tiefgang, dafür aber viel Dramatik. Der Filmemacher konzentriert sich dabei mehr auf die schwierigen Entscheidungen, die sein Protagonist zu treffen hat. Das Augenmerk liegt letztlich mehr auf dem Katz- und Maus-Spiel zwischen Terroristin und Auftragskiller. Der recht heftige Showdown im Pub kam dann doch recht überraschend und lässt über kleinen Mankos hinwegblicken.
Info: Nicht nur Liam Neeson gab erst einen alternden Killer in „Memory„, auch Michael Keaton nahm sich dem Thema als Regisseur und Hauptdarsteller in „A Killer’s Memory (Knox goes away)“ an.
Die Darstellung von Sündern und Heiligen
Die dramatische Hauptfigur Finbar Murphy spielt Liam Neeson (Marlowe: Review) gewohnt routiniert und gänzlich nachvollziehbar. Der Wunsch, nach seinen Taten nur noch ein ruhiges Leben in dem kleinen irischen Küstenort Glencolmcille zu führen, ist zu jeder Minute in dessen Gesicht ablesbar. In Nebenrollen stehen ihm als Dorfpolizist Ciarán Hinds und Colm Meaney als ominöser Auftraggeber, sowie Jack Glesson („Game of Thrones„) als Killerkollege Kevin Lynch zur Seite.

Die Gegenseite wird von Kerry Condon (Night Swim: Review) als Doireann McCann angeführt, die eine beeindruckende Gegenspielerin abgibt und zu jeder Zeit auf Augenhöhe mit Neeson agiert. Sie spielt dabei nicht nur grandios, eine von ihrer Taten überzeugte Terroristin, sondern gibt sich als regelrechtes eiskaltes und tödliches Biest mit dem nicht zu spaßen ist. Als pädophiler Bruder ist Desmond Eastwood als Curtis June zu sehen, der äußerst überzeugend einen schmierigen Typen darstellt.

In weiteren Rollen sind Seamus O’Hara (The Northman: Review) als Séamus McKenna, Niamh Cusack (Doctor Who: Review) als Rita Quinn, Conor MacNeill als Conan McGrath und Sarah Greene als
Sinéad Dougan zu sehen.
Saints & Sinners (2024) Kritik und Fazit:

Wertung: 6,5 / 10
In Robert Lorenz‚ neuem Thriller-Drama „Saints & Sinners“ spielt Liam Neeson den Ex-Soldaten und Auftragskiller Finbar Murphy, der nach dem Tod seiner Frau in einem irischen Küstenort zur Ruhe kommen möchte. Als er auf die IRA-Terroristen / Geschwister McCann trifft, ändert sich alles. Für seinen Actionthriller fährt Lorenz einige herbe Themen auf, darunter Mord und Pädophilie was zum Trigger des Films wird. Obwohl der Film die Problematik im Irland der 1970er Jahre thematisiert, wird dies recht oberflächlich abgehandelt. Ebenso wenn es um Terrorismus oder Selbstjustiz geht, was im Film als Mittel zum Zweck benutzt wird.
Der Film zeichnet sich mehr durch seine atmosphärische Dichte, unterstützt von der soliden Regie und seinen Darstellern aus. Besonders die raue, melancholischen Landschaft der Grafschaft Donegal unterstreicht den Ton des Films. Während Neeson seine Rolle des desillusionierten Mannes routiniert und überzeugend spielt, brilliert Kerry Condon als eiskalte Antagonistin auf Augenhöhe. Der historische Kontext des IRA-Terrorismus dient zwar als als Rahmenhandlung, der Film konzentriert sich dabei mehr auf das dramatische Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Hauptfiguren konzentriert.
Fazit: „Saints & Sinners“ ist ein solider dramatischer Actionthriller, der mehr durch seine düstere Atmosphäre und starke Darstellerleistungen überzeugt als durch Action-Sequenzen. Auch wenn das moralische Potential nicht vollständig ausgeschöpft wird, bietet der Film eine spannende Geschichte mit einem überraschend deftigen Finale.
Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung © 2024 Lighthouse Film – alle Rechte vorbehalten.