Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben: Review

Dr. Seltsam: Sehr rätselhaft das Ganze!

Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben – Trailer
dr. seltsam oder wie ich lernte die bombe zu lieben
Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben – UHD

Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben (Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb): mit diesem Film schuf Kultregisseur Stanley Kubrick 1964 einen satirischen wie erschreckenden Blick auf ein mögliches Szenario des Kalten Krieges. Kubricks Film basiert dabei auf dem 1958 erschienenen Romans: „Two Hours to Doom“, des britischen Autors Peter George aka Peter Bryant.

Dieser verfasste auch zusammen mit Stanley Kubrick und dem Satiriker Terry Southern das Drehbuch zu dieser skurrilen Posse. Interessant dabei, wieviel nachfolgende Filme solche eine verdrehte Weltanschauung und falsche Entscheidungen wieder und wieder thematisierten. Darunter solche Titel wie „Apocalypse Now„, „Gattaca“ oder auch „Evolution“ wo ebenfalls ein General dazu drängt auf das allseits bekannte rote Knöpfchen zu drücken. Wie „Dr. Seltsam“ heute auf mich wirkte, ob dieser noch überzeugen kann oder vielleicht sogar aktueller denn je ist, erfahrt ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.

Dr. Seltsam oder wie jage ich die Welt in die Luft

US-Air-Force General Jack D. Ripper, ein aufrechter Soldat und Amerikaner leidet an einer „klitzekleinen“ Wahnvorstellung. Sein Ziel, die „Roten“ auszulöschen und somit die kommunistische Gefahr endgültig zu bannen. Ripper ist davon überzeugt den Russen zuvorkommen zu müssen und so plant er den alles entscheidenden Erstschlag.

dr. seltsam george c. scott 2
Der russische Botschafter, der General und Mr. Präsident

Im nächsten Schritt löst er den Alarm Code für die B-52 Atomwaffenbomber aus und schwört Austausch Offizier Mandrake (Peter Sellers) ein, den Stützpunkt abzuriegeln. Dass dies nicht lange unbemerkt bleibt, ist klar und so liegt es an General Buck Turgidson (George C. Scott) , den Präsidenten von dieser Misere zu unterrichten. Turgidson selbst kein Freund der Kommunisten, schlägt nach Auswertung aller Fakten vor, sich diesem Angriff anzuschließen.

george c. scott als general. 'buck' turgidson
George C. Scott als General Turgidson

Präsident Muffley (Peter Sellers) hat natürlich ein nachvollziehbares Problem damit, als Massenmörder in den Geschichtsbüchern zu landen. So wird der russische Botschafter in das Pentagon gebracht, um eine vertretbare Lösung zu finden. So folgt rein recht skurriles Telefonat, mit dem angetrunkenen russischen Amtskollegen. Sowie die Rücksprache mit dem deutschen Waffenexperten Dr. Seltsam (Peter Sellers).

Das Ziel scheint nahe und so schafft es Mandrake, den Rückrufcode zu senden. Alle bis auf einen der B-52 Bomber können zurückbeordert werden. Doch der, auf „Leper Colony“ getaufte Bombe hat eine zerstörte Funkanlage und ist somit nicht in der Lage den Rückruf zu empfangen. Damit nimmt das Schicksal seinen wahnwitzigen Lauf und das mit einem wahren Ritt auf einer Atombombe.

Dr. Seltsam oder Peter Sellers mal drei

Es kommt nicht von ungefähr, dass Stanley Kubricks „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu lieben“ (Originaltitel: „Dr. Strangelove or: how I learned to stop worrying and love the Bomb“) als Kultfilm überhaupt, mit Bezug zum Kalten Krieg gehandelt wird. Saßen die Weltmächte zu jener Zeit doch tatsächlich mit dem Finger über dem Raketen-Abschussknopf, vor den Kontrollpulten der Raketenbasen. Ein Fehler, eine falsche Information, eine überhastete Reaktion und von der Menschheit wäre nicht mehr wirklich viel übrig geblieben.

Dies klingt zwar etwas dramatisch, aber die reale Kuba Krise im Oktober 1962 hätte solch einen verheerenden Ausgang zur Folge haben können. Kubricks Film besticht durch seine hervorragenden Darsteller, allen voran Peter Sellers. Dieser übernahm gleich drei Rollen: einmal den Austausch-Offizier Group Captain Mandrake (Peter Sellers), Präsident Muffley sowie den deutschen Wissenschaftler Doktor Seltsam. Ebenso überzeugt George C. Scott als General Turgidson, der immer wieder mit Präsident Muffley (Peter Sellers) und dem russischen Botschafter aneinandergerät.

Der paradoxe Witz entsteht dabei aus den skurrilen und surrealen Dialogen, die vor dem dem Hintergrund des Weltuntergangs geführt werden. Diese sind aberwitzig und herrlich zugleich. Allzu oft weiß man nicht, ob man lachen oder die Stirn runzeln soll. Besonders wenn General Mandrake seine schrägen Einsichten zu erklären. Ebenso wie General Turgidsons Bemühungen, Präsident Muffley von einem Erstschlag und den „geringeren“ Konsequenzen zu überzeugen. Fast schon episch ist dann das Telefonat mit dem volltrunkenen russischen Amtskollegen.

Der totale Irrsinn regiert als Sellers in der Rolle des deutschen Wissenschaftlers Dr. Seltsam auftritt. Ehrlich, mit so viel überschäumender Begeisterung hat noch kein Wissenschaftler, den Weltuntergang in all seinen Details erklärt. So nimmt dieses Szenario seinen Lauf und obwohl die Katastrophe abgewendet werden kann, ist es ein Fehler in der Funkanlage eines einzigen B-52 Bombers, der das Blatt erneut wendet. Das letztlich der Major des B-52 Bombers, rittlings sitzend auf einer Atombombe, gen Erdboden rast, dürfte wohl niemanden mehr wundern.

Dr. Seltsam, seine geliebte Bombe und das Fazit

Was kann ich noch großartig schreiben, was über diesen Klassiker nicht schon alles gesagt wurde, denn damals wie heute ist „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu lieben“ mein persönlicher Antikriegs-Satire-Kultfilm schlechthin. Mit der Katastrophe vor Augen und dem Finger auf dem Abschussknopf, wird ein irrsinniger Dialog nach dem nächsten abgefeuert.

Der Trick dabei, die Dialoge werden nicht auf komödiantische Art geführt, diese werden todernst dargeboten und man lacht selbst mit einem Kloß im Hals. Hier zeigte Stanley Kubrick in Perfektion den absoluten Irrwitz. Dabei überbieten sich Peter Sellers und George C. Scott fast schon bei jeder Szene. Dennoch ist der größte Witz die Tatsache, dass der Film selbst rund 60 Jahre später, immer noch aktueller denn je wirkt. Hierbei sei als Beispiel nur die Situation der letzten Jahre zwischen Amerika (unter Trumps Führung) und Nordkorea erwähnt.

Die Kernaussage ist ebenfalls damals wie heute die gleiche: der Wahnwitz, der hinter dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen steckt. Für mich ist dies bis heute einer der wichtigsten Anti-Kriegs-Satire-Titel überhaupt und für jeden eine Empfehlung wert. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass dieser Film, neben „Wenn der Wind weht“ zum Pflichtprogramm an Schulen gehört.

Ein paar Worte noch zur UHD Veröffentlichung: Das Bild ist gegenüber der Blu-ray nochmals verbessert worden und so erstrahlt „Dr. Seltsam…“ nun mit einem tiefen, satten Schwarzwert. Dazu wurde die UHD mit einigem interessanten Bonusmaterial und etlichen Interviews ausgestattet. Für den geneigten Filmfan ein Muss, wenn dieser mehr über Kubrick und die Arbeit an diesem Film erfahren möchte.

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