Der Boandlkramer und die ewige Liebe: Review
DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE: “ ja mei wo gibt’s denn sowas?!?

„DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE“ Michael „Bully“ Herbig kehrt in seine Paraderolle des „Boandlkramers“ zurück. Im Rest von Deutschland wohl besser bekannt als der Tod. Laut Interviews scheint „Bully“ diese Figur regelrecht ans Herz gewachsen zu sein. So betonte er, dass es wirklich schade gewesen sei, so wenig Drehtage in dem Film „Die Geschichte des Brandner Kaspar“ gehabt zu haben. In diesem legtw die titelgebende Figur den Tod mit viel Schnaps und einem cleveren Trick aufs Kreuz.
Sodass dieser ihn vorerst verschonen musste. Diese Figur schien Michael Herbig weiter beschäftigt zu haben, womit die Idee entstand, dem „Boandlkramer“ einen eigenen Film zu widmen. In diesem passiert das scheinbar Unmögliche, der Boandlkramer verliebt sich in eine Sterbliche. Doch wie soll er sie auf sich aufmerksam machen, wird er doch nur von denen gesehen, die er abholen soll. Hier bietet der Herr der Unterwelt, der Teufel (Hape Kerkeling) höchstpersönlich seine Hilfe an. Wer den Deifi (bayrisch für Teufel) kennt, weiß das er das nicht aus Nächstenlieben tut, hat er doch ganz eigene Pläne. Ob mich Michael „Bully“ Herbig erneut in der Rolle des Boandlkramers überzeugen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
De Boandlkramer is doa um an Bub zhole
Die Aufgaben des Boandlkramers (Michael Herbig) sind nie besonders schön und selbst da gibt’s noch wesentlich unschönere. Besonders dann, wenn er ein Kind holen muss. Dieses Mal soll es der kleine Maxl (Josef „Seppi“ Staber) sein. Krank geworden ist der Bub und seine Mutter, die Gefi (Hannah Herzsprung) wacht an seinem Bett. Dabei haben es Mutter und Sohn eh schon schwer. Kehrte der Vater bis dato nicht aus dem Krieg zurück.
Als dieser die Stube betritt, sieht er, wie die Mutter um Heilung betet. Diese Szene erweicht sein sonst so kaltes Herz, wird ihm doch wohlig warm um dieses, wenn er die Gefi anschaut. Scheint es doch gerade so als, würde sich der Boandlkramer in Maxls Mutter verlieben. Dies macht es ihm unmöglich den Gefis Bub mitzunehmen. Aber wie erklärt er sein Tun im Himmel? Gut, dass ihm wenigstens einer in diesem speziellen Fall gewogen ist. Selbst wenn es sich dabei um den Teufel höchstpersönlich handelt.
Eilt er doch gleich zu Hilfe und lässt den Boandlkramer für wenige Minuten, für die sterblichen sichtbar werden. Natürlich reichen keine zwei Minuten aus, um jemandem seine Liebe zu beichten. Meckernd läuft er erneut zum Teufel. Der ihm einen neuen Pakt anbietet, worauf er die Ewigkeit geschenkt bekommt, dann aber nicht „arbeiten“ darf! Dies natürlich nicht ohne Hintergedanken.

Jetzt endlich kann er endlich zur Tat schreiten, doch zuvor muss er sich noch was einfallen lassen. Hat er den kleinen Maxl doch noch nicht im Himmel abgeliefert, was den Himmelspförtner (Rick Kavanian) sehr erbost. So braucht der Boandlkramer schnell Ersatz, den er im kürzlich verstorbenen Frauenhelden Max Gumberger (Sebastian Bezzel) findet. Dieser muss als Ersatz für den kleinen Maxl herhalten.
Jetzt gilt es nur noch die Gefi für sich zu gewinnen. Leichter gesagt als getan, hier muss der Gumberger erneut mit seinem Frauenwissen herhalten. Was es dem Boandlkramer nicht wirklich einfacher macht und ein Nebenbuhler steht ebenfalls bereits in den Startlöchern. Aber auch im Himmel ist der Teufel los, also im sprichwörtlichen Sinn. Nachdem der Teufel dem Tod das ewige Leben auf Erden geschenkt hat, bringt dieser keine Seelen mehr in den Himmel. Womit der göttliche Plan zu scheitern droht.
Etwas das weder die Erzengel, wie Gabriel (Eisi Gulp) noch die Heiligen wie Nantwein (Jürgen Tonkel) zulassen dürfen. Dennoch müssen diese sehr behutsam vorgehen, ist der Chef, sprich Gott noch im Urlaub. Wäre es doch für alle nicht förderlich, wenn herauskommen würde, dass der Himmel nicht ganz so unfehlbar läuft, wie gedacht. Diese Situation kann jetzt nur noch der Boandlkramer retten, aber wie soll er das nur anstellen?
Der Tod auf Freiersfüßen
Auch wenn mir die Figur des Brandner Kaspars aus dem Film „Die Geschichte des Brandner Kaspars“, gerade wegen seiner Schlitzohrigkeit gefallen hat. War Michael Herbigs Nebenrolle als Boandlkramer, der Showstealer, sprich das Highlight des gesamten Films. Schon damals dachte ich, dass dieser auch in einen eigenen Film passen würde. Dabei stellt sich jedoch immer die Frage, ob solch eine Figur, einen ganzen Film allein tragen kann.
Mit „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ haben Michael „Bully“ Herbig und Regisseur Joseph Vilsmaier tatsächlich eine passende Geschichte gefunden. Nach dem Drehbuch von Ulrich Limmer und Marcus H. Rosenmüller („Beckenrand Sheriff“), lassen sie den Tod auf Freiersfüßen wandeln. Wobei er beginnt die Mutter des todgeweihten Maxl zu umgarnen. Da der Tod wiederum nur von zukünftigen „Kunden“ gesehen werden kann, braucht es überirdische Hilfe.
Diese erscheint sogleich in der Form des Teufels, hervorragend teuflisch dargestellt von Hape Kerkeling („Die Eiskönigin – Stimme von Olaf“). Dieser hat mit dieser vermeintlichen Hilfsaktion, jedoch ganz andere Dinge im Sinn. Denn wandelt der Tod nur noch auf Erden, bekommt der Himmel keine Seelen mehr. Dies könnte den göttlichen Plan gefährden. Was der Heilige Nantwein (Jürgen Tonkel) wie auch der Erzengel Gabriel (Eisi Gulp) und der Himmelspförtner (Rick Kavanian) nicht zulassen können.

In dieser turbulenten Komödie geht es wie so oft um die Irrungen wie Wirrungen der Liebe. Hier vereinte der leider schon verstorbene Regisseur Joseph Vilsmaier (1939 – 2020) erneut einige deutsche Top Darsteller, bekannt aus Film und Fernsehen. Allen voran Michael „Bully“ Herbig, als der Boandlkramer, Hannah Herzsprung („Sweethearts) als Gefi, Rick Kavanien („Beckenrand Sheriff“) als Himmelspförtner, Sebastian Bezzel („Kaiserschmarrndrama“) als Max Gumberger, Petra Berndt („Weißbier im Blut“) als Wirtin.
Sigi Zimmerschied („Weißbier im Blut“) als Bürgermeister Brehm, Johannes Herrschmann („Hubert und Staller“), Eisi Gulp („Kaiserschmarrndrama„) als Erzengel Gabriel und nicht zu vergessen Johannes Staller Darsteller Helmfried von Lüttichau („Hubert und Staller“) wie auch Ex „James Bond“ Bösewicht Götz Otto („Die Säulen der Erde“) sowie einige mehr.
Trotz der vielen turbulenten Ereignisse und dem hin und her, zwischen Erde und Himmel, empfand ich Streifen durchweg ausgewogen und sehr unterhaltsam. Was nicht nur an der Geschichte, sondern auch den Darstellern wie der Inszenierung selbst lag. Hatte der Vorgänger meinem Empfinden nach noch mit einigen Längen zu kämpfen, empfand ich diesen hier rund und auf den Punkt inszeniert.
Gerade so als wollte Joseph Vilsmaier mit seinem letzten großen Kinofilm sagen: „schauts her, i habs immer noch drauf“. Für mich ein wunderbares Abschiedsgeschenk eines unglaublich talentierten Regisseurs. Der die deutsche Unterhaltungslandschaft die letzten Jahrzehnte mit jeder Menge toller Filme und Serien bereicherte. Hier seien nur solche Titel wie „Comedian Harmonists“, „Stalingrad“ oder auch „Schlafes Bruder“ erwähnt.
Fazit:
„Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ erfindet die Figur des „Tod“ überraschend und auf irrwitzige Weise neu. Natürlich gab es das schon mal, dass der personifizierte Tod sich in eine Sterbliche verliebte. In diesem Film sind es aber vielmehr die ur-bayrischen Charaktere und der irrsinnige Plot, der den Film so herrlich unterhaltsam macht. Was auf der einen Seite nach einer schrägen Idee klingt, ist auf der anderen vielleicht gar nicht mal so abwegig, wer weiß das schon. Dazu die überaus gut aufgelegte Darstellerriege.
Bully gibt uns wieder einen hervorragenden Boandlkramer, der wegen seiner neu entdeckten Gefühle nimmer „gscheit“ ein und aus weiß. Dies nutzt der Teufel, teuflisch gut von Hape Kerkeling dargestellte, schamlos aus. Womit sinnbildlich im Himmel der Teufel los sein wird, sollte dessen Plan fruchten. Sorgt der auf „Wolke Sieben“ sitzende Boandlkramer doch nicht mehr für Seelen-Nachschub. Besonders herrlich wird’s, wenn Bully als Tod, den Anweisungen vom Max Gumberger versucht zu folgen.
Ahnt man doch was passiert, wenn er sich an diese Ratschläge hält. Hier überzeugt Franz Eberhofer Darsteller Sebastian Bezzel mit seiner herrlich trockenen Art. Ebenfalls erwähnenswert ist Josef „Seppi“ Staber als Maxl, der hier eine richtig tolle Performance für seine jungen Jahre abliefert.

Gerade in den letzten zehn Jahren, sind deutsche Mundart Komödien wieder sehr im Kommen und auch überaus erfolgreich. Hier sind es gerade die bayrischen Produktionen, die vielen anderen die Schau stehlen. Angefangen von der erfolgreichen Serie „Hubert und / ohne Staller“, die in diesem Jahr in die zehnte Staffel geht. Wie auch die Eberhofer Krimi Verfilmungen der Autorin Rita Falk.
Hier ist ebenfalls Sebastian Bezzel in der Rolle des Polizisten Franz Eberhofer zu sehen. Nicht zu vergessen Michael Herbigs Filme wie „Der Schuh des Manitu“, „Bullyparade der Film“, etc. Es freut, dass sich die deutsche Filmlandschaft von ihren Nachkriegszeiten erholt zu haben scheint. Widmet man sich doch wieder wesentlich unterhaltsameren Filmen. Und mit diesem Streifen wurde eine wirklich großartige und unterhaltsame Komödie geschaffen, die auch ganze Familie unterhalten kann.
Mit viel Wortwitz und schrägen Charakteren hat mich dieser Streifen hervorragend unterhalten. Was sicherlich auch daran lag, dass der Film viele von mir geschätzten Darsteller beherbergt. Wer auf deutsch / bayrischen Humor steht und auch mit dem Dialekt klarkommt, was mir als Schwabe natürlich recht leichtfällt, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren, die Lachmuskeln werden es einem Danken. Doch auch den Nordlichtern des Landes sollte es möglich sein, dem Film ohne größere Verständnisproblemen zu folgen.
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