Jann Mardenborough, vom Gamer zum Rennfahrer!
Gran Turismo Film (2023): So gut wie jeder Spieler liebt Rennsportspiele und würde wohl auch zu gern mal einem echten Rennwagen sitzen. Doch virtuelle Welt und Realität liegen ziemlich weit auseinander. Nicht so für den Briten Jann Mardenborough, der durch seine Gaming Leidenschaft zum Profi-Rennfahrer wurde.
Seiner Geschichte nahmen sich nun die Sony Studios zusammen mit Regisseur Neill Blomkamp an. Dabei erzählen sie die unglaubliche und doch wahre Entwicklung eines Konsolen-Gamers zum Rennfahrer. Ob mich der Film abholen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen meiner Kritik.
Gran Turismo: die Handlung
Der junge Jann aus Cardiff, Wales ist ganz vernarrt in seine Lieblings-Rennsportsimulation Gran Turismo. Dafür investiert er so gut wie jeden verdienten Penny in sein Hobby und sein Sony Playstation Zubehör. Etwas, das sein Vater Steve, ehemaliger Profifußballer, gar nicht gern sieht.

Derweil sucht Nissans Marketingexperte Danny Moore neue Wege, neue Kunden zu gewinnen. Dabei spinnt er sich eine ziemlich abenteuerliche Idee aus, die ebenfalls etwas mit Janns Leidenschaft zu tun hat. Seine Idee, die besten Gran Turismo Spieler finden und diesen die Chance geben an der GT Academy zum Profifahrer ausgebildet zu werden.

Das Verwegene daran, nicht an der Konsole, sondern in einem realen Rennwagen, auf einer realen Strecke unter realen Bedingungen. Womit Moore sich an den Ex-Rennfahrer Jack Salter wendet, der ihn schlicht und ergreifend für verrückt erklärt. Nicht so Nissan, die Moore tatsächlich die Chance geben, sein Projekt umzusetzen. Da Salter sowieso einen anderen Job sucht, nimmt er an. Auch wenn es nur darum geht, Moore zu beweisen, wie falsch dieser liegt.

Doch Salter hat nicht mit Jann gerechnet, der ihn völlig verblüfft. Doch egal, wie real ein Game ist, die Realität ist eiskalt und hart. Das muss der einstige Gamer am eigenen Leib nach einem Unfall erfahren, denn hier drückt man nicht einfach mal: Restart. Jetzt gilt es zu beweisen, ob wirklich ein Profisportler in ihm steckt und das im härtesten Rennen der Welt: dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans 66!
Gran Tursimo von der Rennsimulation zum Film
Was sich nach einer erdachten Idee anhört, basiert tatsächlich auf einer realen Geschichte. Die im Film gezeigte GT Academy entstand bereits im Jahr 2008 und war als Kombination aus E-Sport und Rennfahrschule gedacht. Diese wurde in Kooperation von Sony Computer Entertainment Europe, Nissan Europe und Polyphony Digital gegründet. Als Erfinder dieser außergewöhnlichen Idee gilt der einstige Global Head of Sales von Nissan, namens Darren Cox.

Das Programm, welches in der GT-Academy stattfindet, besteht aus vier Phasen. Diese sollen den Einstieg in die reale Motorsportwelt darstellen. Im Film wie in der Realität hat Jann Mardenborough als erster dieses Programm bestanden und kann seitdem auf eine reale Rennsportkarriere zurückblicken. Fun-Fact: Laut Zahlen sollen wohl bisher rund 5 Millionen Teilnehmer dieses Programm durchlaufen haben.
Die Produktion von Gran Turismo
Pläne das beliebte Videospiel zu verfilmen gab es schon im Jahr 2013. Doch wie jedes große Projekt gab es einige Komplikationen. Bis Blomkamp übernahm, wurden einige Regisseure angeworben und wieder entlassen. Ebenso stellte die Pandemie ein Hindernis dar. Letztlich beschleunigte der Erfolg der Videogame-Umsetzung von „Uncharted (Film 2022): Review„, die Produktion von „Gran Turismo“.
So entstand unter der Regie von Neill Blomkamp („District 9„) und dem Drehbuch von Jason Dean Hall und Zach Baylin sowie Alex Tse, die filmische Adaption der wahren Geschichte des einstigen Gamers Jann Mardenborough. Dramaturgisch wurden natürlich wieder Elemente geändert. Orlando Blooms Rolle basiert dabei auf einer realen Person, die Figur Jack Salter dürfte dabei eine rein fiktive sein.
Und wie gut ist der Gran Turismo Film letztlich geworden?
Vorab möchte ich erwähnen, dass ich nicht der größte Fan von Neill Blomkamp bin. Lagen mir seine bisherigen Filme nicht so wirklich. Mit Gran Turismo konnte mich der südafrikanische Filmemacher nun erstmalig abholen. Womit dies auch für mich die erste Videospielverfilmung darstellt, die sich mal nicht als solche eine anfühlt. Was wohl unter anderem daran liegt, dass man überwiegend auf CGI verzichtete und damit den Rennsport atmosphärisch richtig einzufangen wusste.

Die Inszenierung ist fast durchweg gelungen. Jacques Jouffret präsentiert hervorragende Kameraperspektiven und spektakuläre Rennszenen, auf der jeweiligen Rennstrecke dieser Welt. Selbst wenn diese nicht auf allen realen Orten wie dem Nürburgring oder Le Mans gedreht wurden. Dafür ging es auf den Red Bull Ring oder auch nach Ungarn. Damit schafft es der Film den Zuschauer wieder fesseln, als würde man ein reales Autorennen verfolgen.
Die Geschichte selbst ist recht eingängig. Sprich der typische From Zero to Hero Plot. Ein unbekannter Videogamer wird wegen seines Hobbys von seiner Umwelt nicht ernst genommen. Nach seiner Qualifikation wird er zum Star und kann damit alle Neider Lügen strafen. Dramaturgisch lässt der Filmemacher hier auch kein Klischee aus. Nachteilig dabei, der Werdegang wird von Eltern des Protagonisten scheinbar ignoriert. Um dann im Finale mit den Worten: „ich bin so stolz auf Dich“ aufzutauchen.

Muss man das im Jahr 2023 immer noch so plump handhaben? Hier hätte man die Familie tatsächlich früher ins Boot holen können. Denn selbst ein tragischer Unfall, scheint kein Grund für eine Anreise der Erzeuger zu sein. Sprich, ein Telefonat ist das höchste der Gefühle. Dafür wurde dem Helden eine Freundin fürs Seelenheil spendiert und ein Ex-Rennfahrer übernimmt nicht nur die Rolle des Mentors, sondern auch des Vaters.
Die Darsteller
Archie Madekwe (Beau is Afraid: Review) übernahm die Rolle von Jann Mardenborough, die er mitreißend und überzeugend verkörpern konnte. Orlando Blooms („Herr der Ringe„) Charakter ist der kalte Kalkulator des Films, der als Danny Moore auf den Erfolg seiner Idee angewiesen ist.

Ebenfalls im Film vertreten ist der echte Jann Mardenborough, der Teil der Stuntfahrer war. David Harbour (Violent Night: Review), bekannt aus der Netflix Serie „Stranger Things„, spielt wie immer den Sympathieträger des Streifens in der Rolle von Jack Salter. Janns Familie wird von Geri Halliwell auch bekannt als Geri Horner als Mutter Lesley, Djimon Hounsou (A Quiet Place Tag Eins: Review) als Vater Steve und Daniel Puig als Bruder Coby dargestellt.

In weiteren Rollen sind zu sehen: Maeve Courtier-Lilley als Audrey, Josha Stradowski als Nicholas „Nick“ Capa, sowie Thomas Kretschmann („Indiana Jones und das Rad des Schicksals„) als dessen Vater Patrice. Takehiro Hira spielt den Entwickler von Gran Turismo Kazunori Yamauchi. Während der reale Yamauchi in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist.
Gran Turismo (Film 2023) Kritik & Fazit:

Wertung: 7 / 10
Gran Turismo (Film 2023): ein filmisches Action-Abenteuer, welches mich positiv überraschte. Verwischt es doch geschickt die Grenze zwischen virtueller und realer Welt. Regisseur Neill Blomkamp gelingt es, die wahre Geschichte eines äußerst talentierten Videospielers, der zum professionellen Rennfahrer wird, gekonnt auf die Leinwand zu bringen. Der Film bietet eine fesselnde Mischung aus Emotionen, atemberaubenden Rennszenen, so wie ein bisschen Drama.
Allerdings fällt der Film bezüglich Charakterentwicklung und der vermeintlichen Familiendynamik recht flach aus. Die Behandlung von Janns familiären Beziehungen und die Entwicklung seiner persönlichen Beziehungen wurden ziemlich oberflächlich und teils nicht wirklich nachvollziehbar abgehandelt. Durch diese Nachlässigkeit verliert der Film einen Teil seines potenziellen emotionalen Impacts. Trotz dieses kleinen Makels bleibt der Film nicht nur für Videogamer, sondern auch für ein breiteres Publikum interessant.
Fazit: Entgegen der vorhersehbaren „Zero to Hero“ Erzählstruktur schafft es der Film, seine Zuschauer abzuholen. Die Rennsequenzen wurden durch die wunderbare Kameraarbeit von Jacques Jouffret spektakulär in Szene gesetzt. Blomkamp nutzt dabei geschickt real gedrehte Motorsportszenen, die er mittels visuell gezeigter Vorstellungskraft des Hauptdarstellers verbindet. Ein Kniff, der die Intensität des gezeigten um ein Vielfaches verstärkt.
Bilder & Trailer © 2024 Sony Pictures Home Entertainment – alle Rechte vorbehalten
Die Blu-ray wurde mir Sony Pictures / Plaion Pictures für mein Review zur Verfügung gestellt, was wie immer keinerlei Einfluss auf meine Bewertung hat.