Flucht aus L.A. – Snake Plissken is Back!

Diese Mal räumt Kurt Russell in Los Angeles auf!

Mit Flucht aus L.A. (1996) ließ John Carpenter seine Kultfigur Snake Plissken ein zweites Mal auf die Zuschauer los. So wird Ex-Elite Soldat und Outlaw Plissken erneut in ein Hochsicherheitsgefängnis eingeschleust. Dieses Mal ist es die Stadt Los Angeles, die als riesiger Knast herhalten muss. So hat sich die Tochter des amtierenden Präsidenten einem Rebellenführer angeschlossen. Weshalb Snake geschickt wird um Töchterchen und das von Papi entwendete Köfferchen zurückzuholen. Ob uns die Fortsetzung überzeugen konnte und wie das neu remasterte Bild der 4K Ultra HD ausgefallen ist, verrät unsere Filmkritik.

Flucht aus L.A.: Trailer

Worum geht’s in Flucht aus L.A.?

Das Jahr 2013: Fast drei Jahrzehnte sind vergangen seit Snake Plisskens Rettungsaktion des Präsidenten aus der Gefängnishölle New Yorks vergangen. Seine im Hals sitzende Sprengkapsel wurde widerwillig deaktiviert und er erhielt die versprochene Abstinenz. Die Jahre vergingen, die Obrigkeiten wechselten, was die Welt gänzlich veränderte. Plissken wird erneut verhaftet und soll dieses Mal in das brandneue Großstadtgefängnis L.A. überführt werden. Ein Erdbeben hat Los Angeles vom Festland gelöst und zum perfekten Gefängnis werden lassen.

Zur gleichen Zeit stellt sich die Tochter des Präsidenten gegen ihren Vater und flüchtet samt einer gefährlichen Technologie, einem EMP-Transmitter Prototypen, zu ihrem neuen Freund, dem Revolutionär Cuervo Jones. Wie es der Zufall will, sitzt dieser bereits in der amerikanischen Gefängnisstadt. Womit man erneut auf die Idee kommt, Snake ein weiteres Mal für die eigenen Interessen zu missbrauchen. Was dieser zwar nicht freiwillig tun wird, aber ein Virus wird ihn, wie einst die Sprengkapsel, schon gefügig machen. So macht er sich auf, in einer verwüsteten Stadt die gestohlenen Datenträger samt Prototyp und Präsidententochter aufzuspüren.

Snake und Eddie
Eddie sollte Snake nicht verscheißern.

Während ihn damals die Sprengkapsel weniger behinderte, macht das neue Druckmittel, sprich die künstlich herbeigeführte Infektion, ihn von Stunde zu Stunde handlungsunfähiger. Hat er doch nur zehn Stunden Zeit, womit ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit durch die Finger rinnt. Ein Handicap, was seine Mission nicht einfacher macht. Dazu hat sich Cuervo Jones zum neuen Herrn der Stadt der Engel aufgeschwungen. Womit es nochmals schwerer wird an diesen, wie Utopia (A.J. Langer), heranzukommen. Wie so oft eilt dem Mann mit der Augenklappe sein Ruf voraus. Was viele Feinde und noch mehr falsche „Freunde“ wie das Wiesel Eddie (Steve Buscemi) anzieht.

Nachdem Snake Eddie auf den Leim ging, wird dieser von Jones einem kranken Spiel ausgesetzt, welches Snake gerade so überlebt. Doch wie es der Zufall will, ändert auch die Präsidententochter ihre Meinung, scheint ihr neuer Freund doch nicht der Weltverbesserer zu sein, den sie ihn ihm sah. Aber auch der verabreichte Erreger zeigt seine Wirkung und der Outlaw muss nochmals alle Register ziehen, um mit dem EMP-Gerät lebendig aus dieser Stadt zu flüchten.

Spiel es nochmal Snake, die Inszenierung von Flucht aus L.A.

Ganz im Sinne des eigentlichen Filmzitats „Spiel es noch einmal Sam“ aus Humphrey Bogarts Film Casablanca, inszenierte John Carpenter (Halloween Kills: Review) seine Fortsetzung. So wirkt „Flucht aus Los Angeles  wie eine technisch überholte Version des Vorgängers, der damals das Cyberpunk-Genre einläutete. So ist es zwar dieses mal nicht der Präsident der Vereinigten Staaten, den es zu retten gilt. Dafür muss Kurt Russel nun die Tochter des Präsidenten sowie einen unglaublich starken EMP-Generator suchen.

Statt New York auch gerne Big Apple genannt, wurde dieses Mal die Stadt der Engel kurz L.A. zu einem riesigen Gefängnis umfunktioniert. Um unseren einäugigen Ex-Elite Soldaten gefügig zu machen, kommt diesmal keine Bombe im Hals zum Einsatz, sondern ein ganz fieser Virus. Ein künstlicher Erreger, der den Helden immer mehr schwächen wird, womit dieser gezwungen ist auf diese Wahnsinnsmission zu gehen.

Schade das er nur ein Auge hat
Schade das er nur ein Auge hat

Für seiner Fortführung griff Carpenter zu einigen teuflischen Gegnern. Wobei hier, wie schon im Vorgänger der Obermotz weniger gefährlich wirkt, wie die Schergen drum herum. So spielte einst Sänger und Schauspieler Isaac Hayes (unter anderem für seinen Titelsong zu dem Film „Shaft“ bekannt), während im zweiten Teil der Franzose Georges Corraface die Rolle des Gegenspielers übernahm. Leider wirken beide bis heute recht handzahm. Dafür umringte der Regisseur seinen Hauptdarsteller Kurt Russell (Fast & Furious 9: Review) wieder mit einigen bekannten Namen.

So waren einst der Italo Western Star Lee Van Cleef („Zwei glorreiche Halunken“) wie auch Oscar Preisträger Ernest Borgnine („Die Höllenfahrt der Poseidon“) oder Bond Bösewicht Donald Pleasence (Halloween) mit von der Partie. Für den zweiten Teil konnte Carpenter ebenfalls wieder einige namhafte Stars auftreiben, darunter: Steve Buscemi („Hotel Transsilvanien“), Stacy Keach (The Blacklist: Review), Cliff Robertson sowie die Blaxploitation Ikone Pam Grier („Foxy Lady“, „Jackie Brown“) und Hollywood Ikone „Easy Rider“ Star Peter Fonda (Hawaii Five-O: Review).

Kurt Russel und Peter Fonda warten auf die perfekte Welle
Warten auf die perfekte Welle

Trotz bekannter Namen verließ sich der Regisseur bei seinem Drehbuch auf altbewährtes. Sprich, eine amerikanische Großstadt dient als Großgefängnis für allerlei unerwünschte Personen. So trennte einst eine riesige Mauer die Kriminellen von der restlichen Bevölkerung. Bei seinem neuen Film kam ihm eine geographische Besonderheit zugute, der San-Andreas-Graben. Dieser verläuft unter anderem zwischen L.A. und dem restlichen Festland. Kurzum, Los Angeles wurde durch ein gewaltiges Erdbeben vom restlichen Amerika getrennt und so zu einer Gefängnis-Insel verwandelt. Statt einem abgestürzten Staatsoberhaupt muss Russel nun dessen geflüchtete Tochter Utopia suchen.

Diese existiert zwar nicht mehr für ihren Vater, hat jedoch einen EMP geklaut. Ein unglaublich mächtiger elektromagnetischer Plusgenerator, der, sobald man ihn betätigt, die Welt wie man sie heute kennt in die Steinzeit katapultieren würde. Sprich: Löst man einen EMP aus, so wird jedes elektrische Gerät in der Nähe vollends zerstört. Was von einem Elektrorasierer bis hin zu einem Atomkraftwerk reichen kann. Dieser ist nun in Händen des neuen Herrn der Gefängnisinsel, womit es kein Wunder ist, dass man den Ex-Soldaten hinter diesem Teil herjagt.  Als Druckmittel kommt statt einem Bömbchen ein künstlicher Bazillus ins Spiel, welcher dem Outlaw keine Wahl lässt. 

Kurt Russel und Steve Buscemi treffen alte Bekannte
Snake und Eddie treffen auf alte Bekannte

Stellt sich natürlich die Frage, ob diese, sagen wir mal Kopie, denn dennoch Spaß macht. Lange Rede kurzer Sinn: Ja, der Film macht dennoch Laune, was nicht zuletzt an Kurt Russell (Breakdown: Review) liegt. Liebt man es doch, ihn in dieser Rolle zu sehen. Nicht nur, dass er wohl die „coolste Socke“ auf dem Planeten darstellt, als auch seine kurzen Einzeiler (Oneliner) sind zu herrlich, selbst wenn diese nicht mehr ganz so cool wie noch in dem Vorgänger daherkommen. Dazu bediente sich der Regisseur der damals aufstrebenden Computergrafik (CGI-Effekte), um seinen Film futuristischer zu gestalten. So wich die Dystopie des Vorgängers, einer unwirklichen Zukunftsvision samt totalitären Staats, voller gottesfürchtiger Gläubiger.

Flucht aus L.A. – 4K Ultra HD Bewertung:

Lange Zeit musste sich der Klapperschlangen-Freund mit der alten DVD-Ausgabe von „Flucht aus Los Angeles“ begnügen, während es der Vorgänger bereits auf mehrfache Veröffentlichungen brachte. Zwischenzeitlich war, wie schon bei „Nur 48 Stunden: Review„, eine unterlizensierte Blu-ray des Films erhältlich. Diese stammte von dem Label ’84 Entertainment und liegt auch dieser UHD-Ausgabe bei. Blu-ray wie UHD bieten dabei leider nur den Trailer als Bonus. Erfreulich ist es, dass Paramount nun eine in 4K-Überarbeitung auf UHD anbietet. Und tatsächlich das Bild kann sich wirklich sehen lassen, wirkt dieses doch farblich frisch, sauber und richtig schön scharf.

Die Kontraste sind ordentlich eingestellt und der Schwarzwert passt, womit Details nicht im Dunkeln absaufen. Einen Nachteil hat die Überarbeitung jedoch. Die damaligen CGI-Effekte wirken teils noch etwas „billig“ gemacht und springen dem Betrachter somit wesentlich mehr ins Auge als noch zu DVD-Zeiten. Waren sie in den 90er Jahren doch noch weit entfernt von Fotorealismus. Aber auch das Bild der Blu-ray muss sich nicht vor der UHD verstecken. Derweil ist das Bild von beiden Versionen frei von Fehlern, Blitzern oder Dropouts.

Snake Plissken setzt alles auf eine Karte
Snake setzt auf einen Angriff von oben

Der Ton liegt für Deutsch, Spanisch und Französisch jeweils in Dolby Digital 5.1 Surround vor. Während es die englische Tonspur in DTS HD-Master Audio 5.1 Surround gibt. Für mich klingt der Ton ordentlich und wie man von meinen vorigen Reviews schon weiß lege ich mehr Wert auf die Dialogverständlichkeit als auf Krach-Bumm-Surround-Gewitter. Somit kann ich sagen, dass die Dialoge zu jeder Zeit klar und verständlich zu verstehen sind und nicht von Effekten überlagert werden, wie das zum Beispiel bei dem neuen „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ Film der Fall ist.

Flucht aus L.A. (1996) Kritik & Fazit:

Flucht aus Los Angeles: UHD-Cover
Flucht aus Los Angeles: UHD-Cover

John Carpenters Flucht aus Los Angeles (1996) setzt auf bewährte Rezepte: Kurt Russell schlüpft erneut in die Rolle des zynischen Antihelden Snake Plissken, der im Auftrag der Regierung in ein apokalyptisches Gefängnis – diesmal Los Angeles – eindringt. Die Handlung wirkt jedoch wie ein Copy-Paste von „Escape from New York“. Carpenter serviert zwar denselben Plot, würzt ihn aber mit schrägeren Charakteren (u. a. Peter Fonda als Surfer-Veteran) und viel bissigem Humor. Dazu bietet er Highlights wie die absurde Schönheitschirurgen-Szene oder das sarkastische Finale, in dem Plissken die Menschheit mit den Worten „Macht was draus!“ ins technologische Steinzeitzeitalter zurück bombt.

Optisch glänzt Flucht aus L.A. mit aufpolierten, aber längst veralteten CGI-Effekten, die in 4K-Auflösung ihre Schwächen offenbaren. Dennoch überzeugt der Film durch Kurt Russells charismatische Präsenz und Carpenters unverkennbare Mischung aus Action und schwarzem Humor. Bruce Campbell (Black Friday: Review) ist in einem Cameo Auftritt als Schönheitschirurg zu sehen. Die Story bleibt zwar vorhersehbar, was Fans des Vorgängers wohl verzeihen werden.

Fazit: Flucht aus Los Angeles ist kein Meilenstein, aber unterhaltsames Nostalgie-Kino für Carpenter-Fans. Die schwächelnden Effekte und die repetitive Story werden durch Russells Kultstatus, trashige Action und das zynische Finale wettgemacht. Wer Die Klapperschlange liebt, wird auch hier auf seine Kosten kommen – vorausgesetzt, man nimmt den Film nicht allzu ernst.

Bilder mit freundlicher Genehmigung © Paramount Pictures – alle Rechte vorbehalten

marc maurer autoren bild
Marc Maurer

Mit langjähriger journalistischer Erfahrung als Online-Redakteur im Medien- und IT-Bereich gehe ich hier meiner Leidenschaft für Film und Technik nach. Mein Ziel: klare, unabhängige Reviews mit echtem Mehrwert – um Lesern ehrliche Kritiken und praxisnahe Tipps zu bieten.

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