SPELL (2020) – REVIEW
„Spell“ Hoodoo, Voodoo und noch viel mehr schwarze Magie warten hier in den Appalachen auf Marquis, seine Familie und den Zuschauer.

Mit „Spell“ feiert „House at the End of the Street“ Regisseur Mark Tonderai, nach einem 8-jährigen Ausflug in die Fernsehserien-Welt, sein Kino Comeback. Somit geht es für mich dieses Jahr ein zweites Mal in die Appalachen. Wie schon in „Hunters Creek“ scheint diese Hinterwäldler Region Amerikas, ein recht schlechter Ort für einen Ausflug zu sein. Es erwecket gerade den Anschein, als sei diese Landschaft das Geschichtenmekka für Horror und Thriller Autoren / Regisseure. Das musste schon Jon Voight, Burt Reynolds, Ned Beatty und Ronny Cox in „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (1970), am eigenen Leib erfahren. Wie sich nun Tonderais Comeback bei mir geschlagen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
In den Appalachen geht’s gar gruselig zu!
Marquis Woods hat sein altes Leben sowie seinen Vater schon lange hinter sich gelassen. Dennoch bedrücken ihn immer noch die schmerzlichen Erinnerungen an seine Kindheit, die ihm sein Vater zur Hölle machte. So ist es wenig verwunderlich, dass ihn Meldung über den Tod seines Vaters recht kalt lässt. Einzig auf Drängen seiner Gattin, macht sich der erfolgreiche Anwalt mit Kind und Kegel auf in die Appalachen, um die rechtlichen Dinge zu regeln. Die Anreise im privaten Kleinflugzeug steht unter keinem guten Stern und so schmiert Marquis Maschine ab und er erwacht ohne seine Familie, in einem Bett auf Ms. Eloise Farm.

Sein Geist ist vor Schmerzen völlig vernebelt, doch sein einziger Gedanke sind seine Frau und seine beiden Kinder. Seine Sorgen werden noch größer als ihm Ms. Eloise erzählt, dass sie außer ihm, niemand Weiteren gefunden haben. Vor lauter Verzweiflung möchte Marquis sofort mit der Suche beginnen, doch Ms. Eloise Handlanger Louis, ein Baum von einem Mann befördert Marquis unsanft zurück in sein Krankenlager. So schnell gibt Marquis nicht auf, doch Ms. Eloise hat ganz andere Pläne mit ihm. Pläne, die weit über den gesunden Menschverstand hinaus reichen und Marquis auf bitterböse schwarze Magie treffen lassen.
Leg Dich nicht mit Deinem Hoodie an!
In „Spell“ geht Regisseur Mark Tonderai gleich in die Vollen. Man kann fast schon froh sein, dass man zumindest eine kurze Hintergrundgeschichte zu seiner Hauptfigur geliefert bekommt. Gerade so viel, dass der Zuschauer weiß, mit wem er es hier zu tun hat. Schreckliche Kindheit, schrecklicher Vater, Ausbruch aus dieser Misere und Neustart in eine bessere Zukunft als Anwalt, Punkt! So ist es nachvollziehbar, dass Marquis alles andere als Lust darauf hat, sich um den Nachlass seines verstorbenen Vaters zu kümmern und an den Ort des Schreckens zurückzukehren. Natürlich wird unser Hauptdarsteller überredet und landet im wahrsten Sinne des Wortes vom Regen in der Traufe. Oder anders gesagt in Ms. Eloise „Gästebett“. Nachdem er mit seiner Familie und einem kleinen Privatflugzeug eine Bruchlandung in den Appalachen hinlegte.

Wie schon in Stephen Kings „Misery“, fesselt auch Ms. Eloise ihren „Gast“ ans Bett. Doch anstatt diesem wie Kathy Bates in Misery, die Knöchel zu brechen, setzt Eloise auf subtilere Methoden. Ein bisschen Hokus Pokus namens Hoodoo. Nein, ich habe mich nicht verschrieben, Hoodoo ist der nahe Verwandte zu Voodoo. Doch anstatt wie bei Voodoo, eine ganze Glaubensrichtung darauf aufzubauen, bedient sich Hoodoo „nur“ der schwarzen Magie selbst. In seinem Film setzt Regisseur Tonderai sowohl auf Übernatürliches wie auch auf körperliche Gewalt. Wobei ich der Meinung bin, dass er seinem Hauptdarsteller eine schon fast übermenschliche Schmerzresistenz zugesteht. Ich gehöre nicht unbedingt zu den zartbesaiteten Naturen, aber hier rutschte mir doch ein ums andere Mal ein „Autsch“ und auch „wtf“ heraus. Ich sage nur eiserner Zimmermannsnagel.

Der Hoodoo / Voodoo Anteil ist dabei eigentlich überschaubar und kommt recht dosiert zum Einsatz. Der, ich nenne es mal „Misery“ Anteil aus Spannung, Thrill und Schmerz überwiegt in diesem Film. Die gruselige Atmosphäre wird wie so oft, überwiegend durch die Location erzeugt. Fern ab der Zivilisation, mitten im Hinterland auf einer Farm, mit etlichen durchgeknallten Bewohnern. Hier ist klar, der Hauptdarsteller wird es nicht einfach haben. Die Darstellerriege spielt auf einem sehr ordentlichen Niveau. Auch wenn Ms. Eloise alias Loretta Devine nicht an Kathy Bates aus „Misery“ heranreicht, so würde ich es doch tunlichst vermeiden wollen, dieser alten Hexe zu begegnen. So ist es auch das Spiel zwischen Omar Hardwick und Loretta Devine, welches hauptsächlich für die Spannung verantwortliche zeichnet.

Leider hat „Spell“ auch ein paar Schwächen zu verzeichnen. So scheint Drehbuchautor Kurt Wimmer nicht zur Gänze von der Muse geküsst worden zu sein. Wobei ich nicht mal sagen kann, ob es an Ideen fehlte oder man versuchte, ein breiteres Publikum anzusprechen. Der Film bietet definitiv seine Spannungsspitzen, zieht den eingeschlagenen Weg aber nicht immer konsequent durch. Es gibt zwar den ein oder anderen kleinen Twist, welche erst am Schluss aufgelöst werden, aber so richtig derbe Überraschungen hat der Film für den Hardcore-Genrefan nicht zu bieten. Gerade das Ende fand ich nicht schlüssig genug, es blieben zu viele Fragen offen. Dafür kam mal wieder das altbekannte „Easter Egg“ zum Einsatz. Leider waren ebenfalls ein paar Szenen unlogisch bzw. nicht nachvollziehbar: Wieso lässt sich eine ganze Menschenmenge verscheuchen und wartet auf Ms. Eloise Louis, anstatt das Opfer selbst zu überwältigen? Oder „es erwacht jemand aus einem Hoodoo Zauber und seine Hand fehlt“, würde da nicht ein jeder regelrecht ausflippen?
Und mit dem Fazit verschwindet auch der Spuk
„Spell“ wildert im Subgenre des Hinterwäldler Horror / Thriller Genres, wo solche Titel wie „Texas Chainsaw Massaker“, „Wrong Turn“ und auch „Beim Sterben ist jeder der Erste“ beheimatet sind. Dabei sind dessen Ansätze wirklich gut und der Trailer verspricht einiges. Dennoch zieht der Film immer wieder die Reißleine und bremst sich selbst aus, womit ihm die gewisse Konsequenz fehlt. Besonders das Ende wirkt etwas überhastet. Dies ahnte ich schon, als ich die Laufzeit von 87 Minuten sah. Hier hätten dem Film fünf bis zehn Minuten mehr, sicher gutgetan. Deswegen möchte ich „Spell“ jetzt nicht als schlecht bezeichnen. Dennoch wird der Hardcore Zuschauer vermutlich den erhofften Hoodoo / Voodoo Horror vermissen. Andererseits gehe ich davon aus, dass gerade Genre-Neulinge, hier auf ihre Kosten kommen sollten. Denn selbst wenn es etwas am Gruseln und Schaudern fehlt, bietet „Spell“ dennoch so einige derbe Szenen. Zumindest mir kräuselten sich etwas Nackenhaare, wenn ich an besagten Nagel denke (Ouuuchhh). Ich für meinen Teil, hatte meinen Spaß mit Spell, auch wenn ich ihm ein paar Punkte abziehen muss. So bleibt ein ordentlicher, aber nicht ganz herausragender Hoodoo Horror Streifen. Der auch seine Liebhaber finden wird.
„Spell“ ist ab dem 23. September 2021 auf Blu-Ray und DVD im Handel erhältlich!
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