The Black Phone (2022): Review
The Black Phone: Ethan Hawke, beißt er sich an seinem Opfer die Zähne aus?

The Black Phone (2022) Sprich nie mit Fremden: In diesem Supernatural Thriller lässt Regisseur Scott Derrickson („Dr. Strange (2016)“) Ethan Hawke als mordenden Serienkiller auf die Kinder der Stadt North Denver in Colorado los. So entführt dieser mehrere Kinder, was ihm in der Presse den Namen der „Greifer“ einbrachte. In der Stadt leben auch Finney Shaw und seine Schwester. Diese leben bei ihrem alkoholsüchtigen Vater, der den Tod seiner Frau nicht verarbeiten kann. So erfährt man das diese Krank war, wenn nicht sogar schizophren, träumte sie doch immer wieder von Dingen, die wahr wurden. Auch Gwen scheint diese Gabe zu besitzen, was ihr der Vater mit Prügel auszutreiben versucht. Trotzdem hatte sie bereits wage Träume, die ihr den Kindesentführer zeigten. Als ihr Bruder ebenfalls verschwindet, scheint die von ihrem Vater verteufelte Fähigkeit der einzige Weg zu sein, Finney aus den Händen des Monsters zu entreißen. Doch auch Finney erfährt unerwartete Hilfe im dunklen Keller des Entführers. Ein nicht angeschlossenes Telefon lässt ihn mit vorigen toten Opfern des Killers sprechen. Ob mich Derricksons Horrorfilm überzeugen konnte, erfahrt Ihr natürlich wie immer in den nachfolgenden Zeilen meiner Rezension.
Die Opfer des Greifers
1978, Finney (Mason Thames) und seine Schwester Gwen Shaw (Madeleine McGraw) leben nach dem Tod der Mutter bei ihrem Vater, ein alkoholkranker Bauarbeiter namens Terence (Jeremy Davies). Dieser hadert immer noch mit dem Verlust seiner Ehefrau, was er mit jeder Menge Whiskey versucht zu ertränken oder an seinen Kindern auslässt. In seiner Verzweiflung und Wut ist er recht schnell dabei, wenn es um Bestrafung durch Prügel mit seinem Gürtel geht. Seit einiger Zeit wird Denver von einem Kindesentführer heimgesucht, den die Presse als „the Grabber“, den Greifer betitelte. Bisher gab es schon einige Opfer zu beklagen, doch von dem Täter fehlt jede Spur, was Finney immer nervöser macht. Ist er jetzt schon nicht der mutigste und ist an seiner Schule ein wahres Mobbing Opfer. Einzig sein Freund Robin (Miguel Cazarez Mora) steht ihm bei, was ihm etwas Schutz vor seinen Peinigern bietet. Dieser rät ihm, dass er eines Tages für sich selbst einstehen muss, will er diesen Kreislauf durchbrechen. Als auch Robin spurlos verschwindet wird seine Angst und Trauer fast übermächtig und tatsächlich gerät er in das Visier des Kidnappers. Womit er erst im schwarzen Van und dann im schalldichten Keller seines sadistischen Peinigers landet. Ein vergittertes Fenster, eine Stahltür, schallisolierte Wände, ein entkommen scheint unmöglich und auch seine Schreie wird niemand vernehmen können.

Seine vermeintlich einzige Chance, seine Schwester Gwenny. Diese scheint von ihrer Mutter eine Gabe geerbt zu haben. Eine Gabe, die ihr Vater versucht, ihr mittels körperlicher Gewalt auszutreiben. Ihre Mutter besaß hellseherische Fähigkeiten, die sie in ihren Träumen heimsuchten und letztlich zu ihrem Irrsinn und Tod führten. Für ihren Vater ist es keine Begabung, sondern eine Krankheit die ihm seine Frau nahm. Doch Gwen kennt aus ihren Träumen Details die niemand außer der Polizei bekannt sind. Unter anderem, dass der Täter schwarze Ballons am Tatort hinterlässt. So setzt sie alles daran ihren Bruder zu finden, aber auch dieser erhält unerwartete Hilfe. In seinem Verließ befindet sich neben einer Matratze und einer Toilette auch ein altes schwarzes, kaputtes und nicht angeschlossenes Wandtelefon. Als dieses beginnt zu klingeln und er abhebt, traut er seinen Ohren nicht. Am anderen Ende der Leitung sind die Stimmen der früheren Opfer des Grabbers. Jetzt stellt sich die Frage, ob er mithilfe der Fähigkeiten seiner Schwester sowie den verstorbenen Kindern, die ihm wertvolle Tipps geben, lebendig zu entkommen.
Kidnapping und ein Hauch Supernatural
Basierend auf der Kurzgeschichte des Autors und Sohn von Stephen King, Joe Hill (Joseph Hillström King), schuf Regisseur Derrickson einen Supernatural Thriller, der etwas anderen Art. In dem gleichnamigen Film, der im Jahr 1978 spielt, wird das Thema Kindesentführung aufgegriffen. So war Kidnapping auch in Deutschland der 70er und 80er Jahren ein düsteres und sehr reales Thema. Wurden damals Kinder, wie ich auch, davor gewarnt mit Fremden zu sprechen oder gar mit diesen mitzugehen. So kam es damals gerade an Schulen öfter vor, dass Unbekannte mit Schokolade lockten oder Kinder, wie auch im Film dargestellt, in ihre Lieferwagen oder Autos zerrten. So erzählt „The Black Phone“ die Geschichte der Geschwister Shaw, welche miterleben müssen, wie Schulfreunde einfach so verschwinden. Da selbst nach intensiver Suche der Polizei keiner aufgefunden wird, muss man wohl davon ausgehen, dass diese tot sind. Womit auch die Angst unter den Kindern, wie auch bei Gwens Bruder, wächst und dieser wie zu erwarten selbst zum Opfer des Monsters wird. Einzig seine hellseherisch begabte Schwester, wie auch ein telefonischer Kontakt ins Jenseits scheinen ihn vor dem Tod bewahren zu können.

Der Filmemacher und Produzent Scott Derrickson gibt seinem Film wie auch den Figuren genügend Zeit sich zu entwickeln. So erfahren wir mehr von den Geschwistern und dem schwierigen Verhältnis zu ihrem Vater. Der seine Trauer in Alkohol ertränkt und recht gewalttätig gegenüber seinen Kindern werden kann. Sein Sohn wiederum gehört zu den Opfern der Schule, hat er doch Probleme für sich selbst einzustehen. Den gekidnappten Jugendlichen spendierte man einen ausgeklügelten Background, der im Verlauf des Films zum Tragen kommen. Einzig über die Figur des Bösewichts erfährt man nicht wirklich viel, was diesen wiederum zu einem nicht einschätzbaren Bösewicht werden lässt. So ist zu keinem Moment ersichtlich in welcher Form der Gegenspieler agieren wird. Ist es ein Mörder, ein Kinderschänder und was motiviert ihn, Zorn, Lust, etc., sprich welche psychische Macke lässt ihn seine Taten tun. Als wäre das nicht genug, setzt Scott Derrickson obendrein noch auf Paranormales. Nicht nur, dass die Schwester hellseherische Fähigkeiten besitzt, ein kaputtes Telefon im „Kerker“ wird eine besondere Rolle zuteil. Scheint dieses doch einen direkten Draht zu den getöteten Kindern zu haben.

Diese suchen über das schwarze Telefon den Kontakt zu ihrem Leidensbruder um ihn zu warnen. Während der Psychopath nur darauf wartet sein teuflisches Bestrafungsspiel zu praktizieren, Diese fielen zwar alle dem Greifer zum Opfer, teilen ihrem noch lebenden Leidgenossen mit, was sie alles versuchten um zu entkommen. Der Clou daran, erst am Schluss wird sich zeigen, ob alles nur vergebene Liebesmüh war oder es tatsächlich zum Überleben führt. Hier sei beispielsweise Finns starker Arm, bezogen auf Baseball erwähnt. Trotz mehrerer Twists steht und fällt der Film mit dem Hauptdarsteller Mason Thames wie auch Ethan Hawke („The Northman„) als den Antagonisten. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Jean Paul Belmondo Film, in dem ebenfalls ein psychopathischer Mörder sein Unwesen treibt. Thames gibt eine überaus starke Darstellung ab, so nimmt man dem jungen das Mobbing-Opfer genauso ab, wie auch seine Wandlung hin zum Ende des Films. Hawke wiederum ist bekannt für seine eher unangenehmen und dadurch auch wesentlichen interessanteren Figuren. Womit er die perfekte Besetzung des Monsters darstellt, der mit einer teuflischen gehörnten Maske (ähnlich den japanischen Kabuki Theater Masken), Angst und Schrecken verbreitet. Diese zeigt mal ein lachendes oder ein böses Gesicht, womit man nicht erahnen kann, was der Entführer als nächstes tut.

Weitere Spannung wird durch die Figur der Schwester Gwenny, dargestellt von Madeleine McGraw („Die Mitchells gegen die Maschinen“) aufgebaut. Besitzt diese doch übersinnliche Fähigkeit welche sie dazu einsetzt ihren Bruder zu finden. Mason Thames und Madeleine McGraw harmonieren perfekt als Geschwisterpaar. Und umso näher sie dem Täter kommt, desto weniger weiß man, ob sie das nächste Opfer wird. Auch das Ensemble rund um die Teenager, die ebenfalls gekidnappt wurden, weiß durchweg zu gefallen und trägt ordentlich zum Thrill bei. Mit ihren Telefonaten durch das defekte Telefon an der Wand, mit ihrem in Gefangenschaft sitzenden Leidgenossen, löst ebenfalls Gänsehaut aus. Ebenso das Auftreten des Grabbers, den man zu keiner Zeit so recht einzuschätzen weiß. Gen Ende hin zeigt sich jedoch wie eiskalt die Figur werden kann. Was dessen Filmbruder Max, gespielt von James Ransone („ES – Kapitel 2“), am eigenen Leib erfahren muss. Weiterhin mit dabei: Rebecca Clark, Gaven Wild („Stranger Things“), Spencer Fitzgerald, einer von den Mobbern, Jacob Moran, der Finn den Hinweis auf Baseball gibt u.v.m. Das Finale, das hier nicht verraten wird, scheint wohl endgültig zu sein und dennoch kamen bereits Gerüchte über eine Fortsetzung auf. Hawke selbst zeigte sich interessiert, sofern es eine schlüssige Idee gibt. Womit ich vermute, dass man die Anfänge von dem Fiesling zeigen wird und wie er Kinder entführt oder sich diese zu schnappt. Ein Hinweis auf seine Vergangenheit könnte auch die Tatsache sein, dass Finney der einzige harmlose Teenager war, während die anderen Opfer ziemliche Rabauken darstellten, die es zu bestrafen gilt.
Nur Lob und keine Kritik?
Nein, denn Kritik muss ich trotz der lobenden Worte üben. Der Streifen ist zwar überwiegend spannend und auch sehr interessant. Dennoch weist er Defizite auf, die da wären: Es dauert trotz der löblichen langsamen Einführung recht lange, bis er Fahrt aufnimmt. Fans von Hardcore Horror werden trotz ein paar sehr gut gesetzter Jumpscares bei „The Black Phone“ wohl nicht auf ihre Kosten kommen. Ist dieser doch weit entfernt von richtigem Horrorkino, wie beispielsweise „Halloween Kills“ und geizt geradezu mit Schockmomenten. Trotz dass das Ende heftiger wird, bleibt das gezeigte im Vergleich zu anderen Horror-Movies recht blutarm. Obgleich die Szenen, wenn jemand verprügelt wird, schon recht heftig für Kinder sind. Kann man anhand der gezeigten Verletzungen nur erahnen, was den früheren Opfern geschehen ist. Der gestreute Hinweis, dass der Gegenspieler ebenfalls das defekte Telefon hören kann und warum das so ist wird nicht aufgeklärt. Ebenso fällt einmal der Satz gegenüber Finn, dass es nicht um „ihn“ ginge. Womit man nur erahnen kann, weshalb sich die Toten bei ihm melden. Ich vermute, dass es sich hierbei wohl ganz einfach um den „Kampf gegen das Böse“ dreht. So stellt Hawke als Serienmörder das personifizierte Böse dar, das bestrafen will, dies aber nur unter der Maske des Teufels kann. Auch bleibt das Schicksal der verstorbenen Mutter, sowie der übernatürlichen Begabung ungeklärt. Der Vater, ein Alkoholiker dient ebenfalls nur als Mittel zum Zweck, in dem Fall für die Dramatik des verlorenen Familienlebens. Und der Ermittelnde Detective Wright, dargestellt von E. Roger Mitchell („The Equalizer“), bleibt ebenfalls eine Randfigur.
Das Fazit:
„The Black Phone – Sprich nie mit Fremden“ ist äußerst atmosphärisch, er ist spannend und gruselig zugleich und bietet einen Genre-Mix aus Horror und Thriller mit einem übernatürlichen Touch. Wie auch in den gängigen Filmkritik Portalen wie „Rotten Tomatoes“ oder auch der IMDB zu lesen, bin auch ich von „The Black Phone“ recht angetan. Die Ausstattung des Films und das dargestellte Jahrzehnt Ende der 70er wurden sehr gut abgebildet. Hier haben die Setdesigner, Requisiteure und Kostümbildner wieder ganze Arbeit geleistet. Obwohl der Horror in der Serie nicht ganz so heftig wie in anderen Genre-Vertretern ausgeprägt ist, die Jason Blumhouse produzierte. Ist die Vorstellung des Kidnappers wie auch seiner toten Opfer am Telefon doch recht eindringlich geworden. Eigentlich einer gängigen Genre-Filme, der sich dennoch aufgrund seiner interessanten Neuinterpretation vom Rest des Feldes abheben kann. Auch der ein oder andere Jumpscare sitzt, wovon es aber nicht wirklich viele gibt. Ebenso gelungen empfinde ich es, dass der Zuschauer recht lange im dunkeln gelassen wird, wie und wohin sich die Geschichte entwickelt.

So bleibt der Streifen erst einmal unvorhersehbar, was natürlich den Unterhaltungsfaktor steigert. Die Versuche des Hauptdarstellers aus seinem Gefängnis zu entkommen, wie sich die Hinweise gestalten und auch die Rückschläge die er erleidet heben den Nervenkitzel. Dazu bietet Derrickson auch eine „Coming of Age“ Geschichte, die Finneys Weg raus aus dem Kinderzeitalter, hinein in die brutale Realität Erwachsener zeigt. Ebenso geht er auch auf das Thema Mobbing ein, welches nicht erst seit den Social Media Jahrzehnten ein problematisches Thema ist. Wurden doch seit jeher Außenseiter gemobbt. Für mich ist „The Black Phone“ ein weiteres kleines Highlight, welches fernab der großen Blockbuster rund um Superhelden, Dinosaurier und sonstiger riesiger Monster überzeugen kann. Selbst wenn dieser nicht der große Horrorschocker geworden ist, bietet er auch ohne heftige Slasher Szenen gruselige und spannende Unterhaltung. Ob es wie erwähnt einen zweiten Teil braucht, lasse ich mal dahingestellt, trotzdem würde Hawkes Figur genügend Potential bieten, um mehr von dieser kaputten Person erzählen zu können.
Bild & Trailer: Universal Pictures – alle Rechte vorbehalten.