Superdeep: In der Tiefe lauert das Böse!
Mit „Superdeep“ betritt der russische Regisseur Arseny Syuhin das Terrain des BodyTransformation-Horror-Films. Wie schon bei der Ur-Version „Das Ding aus einer anderen Welt“ aus dem Jahr 1951 und John Carpenters Remake aus dem Jahr 1982, ist auch in „Superdeep“ ein Parasit für allerlei körperverändernde Mutationen verantwortlich.
Wer nun glaubt „Superdeep“ sei nur eine weitere „Das Ding…“ Kopie, irrt. Der Film basiert auf einem alten Mythos und auch die Forschungsstation, das supertiefe Bohrloch und den Ort gibt es wirklich. Ob Syuhins Antwort auf „Das Ding…“ mit realen Hintergründen mithalten kann, werde ich mit Euch zusammen in den Tiefen des Reviews ergründen.
Auf in die „Supertiefe“ des Inhalts:
Immer noch schwer gebeutelt von dem Verlust ihres Forschungspartners, wird die Wissenschaftlerin Anna von diesen schrecklichen Erinnerungen geplagt. Ihr Kollege opferte sich bei einem Selbstversuch für die Entwicklung eines Vakzins. Eigentlich müsste Sie glücklich sein, konnte dieses doch so viele Leben retten und dennoch fällt ihr der Verlust immer noch unheimlich schwer.
Anna wird von dem russischen Geheimdienst kurzerhand rekrutiert und zur Halbinsel Kola am nördlichen Polarkreis gebracht. Schon ihre Ankunft steht unter keinem guten Stern, nähert sich doch ein verwirrter Mann, mit einer Handgranate dem landenden Hubschrauber. Dieser lässt sich nicht einmal durch die bewaffneten Sicherheitskräfte aufgehalten. Selbst nach dem finalen Niederschuss steht dieser wieder auf und sprengt sich mit einer Handgranate in die Luft.
Doch was soll dieser mysteriöse Auftritt, diese Frage soll Anna in Begleitung eines Elite-Trupps und einem russischen KGB Mitarbeiter aufdecken. Im tiefsten Bohrloch der Welt scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Nach und nach verschwinden dort unten Menschen. Schon der Weg hinab in die Tiefe, gestaltet sich merkwürdig.
Löst der leitende Wissenschaftler gleich nach der Fahrt in die Tiefe, die Bremsen des Fahrstuhls. Greift sich als Einziger eine Sauerstoffmaske, während Anna und ihre Begleiter die Besinnung verlieren, und verschwindet nach dem Halt in den Tiefen der unterirdischen Station. Er weiß, dass diese Station, Kilometertief unter der Erde, ein grausames Geheimnis birgt. Etwas hier unten wartet auf neue Nahrung um wachsen zu können…
Klingt recht bekannt oder?
Eine wissenschaftliche Station am Polarkreis, ein Bohrloch, die 80er Jahre und doch ist es nicht „Das Ding aus einer anderen Welt“. Regisseur Syuhin präsentiert hier einen Mix aus Realität und Mythos. Während sich der Inhalt der Geschichte wie John Carpenters Remake liest, basiert Syuhins Film auf einer alten Legende. So gab es neben dieser Forschungsstation auf der Halbinsel Kola, tatsächlich das bis dato tiefste Bohrloch der Welt, welches über 12.000 Meter in die Tiefe reicht.
Um diesen Ort ranken sich bis heute gruselige Gerüchte. So wird von einigen behauptet, man hätte in dieser Tiefe, die Hölle angebohrt. Und aus dieser sei etwas Unheilvolles entwichen, was für das Verschwinden von etlichen Männern verantwortlich gewesen sei. Ebenso wird behauptet, dass es aus den Tiefen dieses Bohrlochs Audioaufnahmen geben würde, die die Schreie dieser Männer aufgezeichnet hätten. Ob wahr oder Märchen, genug nun der Geschichtsstunde. Schauen wir uns an, ob und was der Film kann.
Der Ablauf ist bis auf den dramatischen Auftakt bzgl. der traurigen Vorgeschichte um Annas Verlust eigentlich identisch mit dem bekannten Klassiker. Eine Gruppe, hier bestehend aus einem KGB Vertreter, einer militärischen Sondereinheit und der Wissenschaftlerin Anna selbst, versuchen unheilvolle Vorgänge zu untersuchen. Dabei trifft das Team auf weitere Wissenschaftler, die zu Kanonenfutter werden. Während einer der Überlebenden ähnlich wie schon der Android Bishop an Bord der Nostromo in Alien, andere Pläne verfolgt.
So stolpert unsere traumatisierte Anna, von einer Body-Transformation über die Nächste und findet ebenfalls wie einst Kurt Russel heraus, dass es sich um einen Parasiten handelt. Hier setzte Regisseur Syuhin auf Handmade Masken und Special Effekts und weniger auf einen CGI-Overkill, was dem Film sehr zu Gute kommt.
Als alter Cineast merkt man gleich, welchen Einflüssen Syuhin erlegen war. Wie bereits genannt, „Das Ding aus einer anderen Welt“, dann der obligatorische Querschläger, der andere Pläne verfolgt wie aus „Alien“ und nicht zuletzt der optische Einfluss, des leider schon verstorbenen Schweizer Künstlers und Alien Designers H. R. Giger.
Fazit:
Das russische Filmemacher auch SciFi / Fantasy und Horror können, haben sie bereits mit „Sputnik“ und „Wächter der Nacht“, sowie vielen weiteren Titeln bewiesen. Mit „Superdeep“ wandelt Regisseur Syuhin nun auf den Spuren John Carpenters, orientiert sich dabei aber an einem alten Mythos auf der realen Halbinsel Kola mit dem weltweit tiefsten Bohrloch. Ob die Mythen um etwaige Schreie aus der Tiefe Wahr sind kann ich zwar nicht sagen.
Bieten diese jedoch eine Menge Potential für einen entsprechenden Horror Schocker. Dieser Aufgabe wird „Superdeep“ leider nicht vollends gerecht. Das Gruseln und Schaudern bleibt etwas auf der Strecke. Dabei bietet der Film allerlei tolle und vor allen Dingen handgemachte Effekte. Die Settings sehen ebenfalls richtig gut aus, das Schauspiel passt und auch die visuellen Effekt-Shots gefallen.
Dass sich Regisseur Syuhin allzu oft von bekannten Filmemachern / Künstlern inspirieren ließ, dürfte jedem Cineasten sofort ins Auge stechen. Dies tut dem Film zwar keinen Abbruch, dennoch mangelt es an der richtigen oder gar fehlenden Atmosphäre. Dabei halte ich mich keineswegs für einen abgebrühten Horror/Shocker/Gore Zuschauer und das, obwohl ich schon einiges in dieser Richtung gesehen habe. Dennoch stellte sich bei mir nie so recht die Gänsehaut ein, oder das Gefühl gleich einem Jumpscare erliegen zu müssen.
Der Film überzeugt mehr auf der visuellen anstatt auf der Shocking-Moments-Ebene. Hier schlägt John Carpenters „Das Ding…“ trotz seines Alters in eine ganz andere Kerbe. Auch der Verlauf ist sehr geradlinig und bietet eigentlich keinerlei unvorhersehbare Momente. So würde ich sagen: „Superdeep“ bietet sich sehr gut für den Einstieg in das Body-Transformation-Horror-Genre an, während für gestandene Genre Fans zumindest noch die Optik bleibt. Ein Blick kann und sollte man jedenfalls riskieren, denn auch unserer russischen Nachbarn wissen, wie man gute Filme macht. Wer jedoch ein intensiveres Erlebnis sucht, sollte hier lieber zu anderen Titeln greifen.
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