Ach Du Scheisse! – Filmkritik

Eingesperrt im Dixie Klo

Ach Du Scheisse! (2022): Diese Worte sind in Lukas Rinkers gleichnamigen Film wortwörtlich Programm. So erwacht Frank Lamm nach seiner Ohnmacht, ziemlich lädiert und liegend in einem Dixi-Klo. Das Toilettenhäuschen steht dabei nicht mehr gerade, sondern liegt wie Frank ebenfalls flach mitten in einer Baugrube. Damit aber nicht genug, Franks Arm wurde wohl durch den Sturz des Dixi-Häuschens, von einer Armierungs-Baustahlstange durchbohrt, was ihn nahezu an das Klo fesselt. Doch wie kam es dazu? Über das „Wie“, „Wer“, „Warum“ und, ob uns der Film überhaupt zugesagt hat, erfahrt Ihr in unserem Review!

Ach Du Scheiße (2022): Trailer

Worum geht’s in „Ach Du Scheiße!“?

Das sind die ersten Worte, die Architekt Frank (Thomas Niehaus) herausrutschen, als er nach seiner Ohnmacht erkennt, in welch misslicher Lage er sich befindet. Nicht nur das er samt einem Dixi-Klo in eine Baugrube gestürzt sein muss, eine Metallstange hat seinen Arm durchbohrt und fesselt ihn ins innere des blauen Klohäuschens. Blutend liegt er in Seitenlage in seinem blauen Kunststoffkerker und niemand hört seine Hilferufe. Noch schlimmer wird es, als er hört, dass die Sprengung des Areals, in dem er liegt, kurz bevorsteht. Einzige Chance sein Handy, welches dummerweise mitten in der Fäkalienschüssel liegt.

Ach Du Scheisse - Thomas Niehaus
Architekt Frank sitzt mächtig in der Kacke!

Doch es hilft nichts, er muss trotz allen Ekels hineingreifen, will er gerettet werden. Die Stange im Arm verhindert jedoch das er an sein Smartphone kommt. Nun heißt es viel Einfallsreichtum beweisen und samt Zollstock und Kaugummi schafft er es seinen „Kumpel“ Horst (Gedeon Burkhard), den angehenden Bürgermeister anzurufen. Dieser ist total verwirrt, verspricht aber umgehend zu helfen. Nun heißt es warten, aber anstatt der versprochenen Hilfe, deckt ein Unbekannter das Klo mit einer grünen Bauplane ab. Frank versteht die Welt nicht mehr, was zum Teufel geht hier vor.

Ach Du Scheisse - Thomas Niehaus
Es wird eng für Frank!

In bester Survival-Manier versucht er sich aus seinem Dilemma zu befreien. Aber die Anstrengungen und der Blutverlust lassen ihn immer öfter halluzinieren. Dies geht sogar so weit, dass die Toilettenbrille beginnt mit ihm zu sprechen. Als wäre das alles nicht genug, erkennt er durch ein Loch in der Klowand, Horsts Assistentin Dörte (Friederike Kempter), gefesselt und geknebelt am Boden liegen. Als auch noch der Sprengmeister (Rodney Charles) blutüberströmt an Franks zukünftigen blauen Grab auftaucht. Wird ihm einiges klar.

Ach Du Scheisse - Gedeon Burkhard
Bürgermeister Horst macht kurzen Prozess!

Der zukünftige Bürgermeister scheint eine Menge Dreck am Stecken zu haben. So läuft nicht nur Countdown bezüglich der drohenden Explosion ab. Auch Dörte, wie seine schwangere Marie schweben in höchster Gefahr. Wenn Horst bereit ist, ihn und Dörte umzubringen, wird er auch vor einer weiteren Zeugin nicht halt machen. Stellt sich nur die Frage, ob es dem demolierten Architekten gelingen wird sich aus seinem blauen Toilettengrab zu befreien und den kaltblütigen Bürgermeister aufzuhalten?

Ach Du… positive Überraschung

Durch Zufall bin ich über Lukas Rinkers Film gestolpert und hatte mir schon einmal den Trailer angeschaut, der nicht gerade uninteressant aussah. Dank des freundlichen Angebots von Christian von Flirrsinn, konnte ich den ganzen Film jetzt auch noch vor Kinostart sichten. Um es vorwegzunehmen, der Film hat mich durchaus überrascht. Ob positiv oder negativ werden die nächsten Zeilen zeigen. Zu Beginn des Films sieht man Micaela Schäfer („Alarm für Cobra 11“) in Bauarbeiter Montur. Diese tanzt recht freizügig zu den Klängen des Liedes „Ohne Dich (schlaf ich heut Nacht nicht ein)“ der Band „Münchener Freiheit“.

Ach Du Scheisse - Regisseur Lukas Rinker
Regisseur Lukas Rinker

Nachdem Lukas Rinkers Protagnist aus seiner Ohnmacht erwacht und seine Lage erkennt, beginnt ein teuflisch lustiger und unterhaltsamer Psychohorrortrip. Der in dieser Qualität nicht zu erwarten war. Ursprünglich von einem reinen Trash Titel ausgehend, überzeugt Rinkers Film eher mit einem astreinen Psycho-Horrortrip Plot und sehr ausgewogenen Trashfilm-Einlagen. Nicht ohne dabei noch den ein oder anderen Filmtitel in Erinnerung zu rufen. Angefangen von „Buried – Lebend begraben“ mit Ryan Reynolds (Killers Bodyguard 2: Review) oder auch die „SAW“ Filmreihe.

Ach Du Scheisse - Olga von Luckwald - Thomas Niehaus
Marie (Olga von Luckwald) und Frank (Thomas Niehaus)

In bestem „lebendig begraben“ Stil, findet sich Darsteller Thomas Niehaus, statt in einem Sarg in einem blauen Dixi-Klo mitten in einem Bauloch / Bauruine wieder. Damit sich dieser nicht so einfach befreien kann, hat ihn der Regisseur kurzerhand mit einer Metallstange mitten durch dessen Arm an sein kleines blaues Gefängnis gekettet. Und damit es so richtig schön widerlich wird: Dass „rettende“ Handy liegt mitten in den Fäkalien, auf gut bürgerlich deutsch: In der „Scheiße“. Stellen sich dem Zuschauer nicht nur beim Anblick des aufgespießten Arms die Nackenhaare auf.

Ach Du Scheisse - Friederike Kempter
Dörte (Friederike Kempter) rettet den Tag oder?

Der Gedanke in die eigene Kacke oder gar die Fremder fassen zu müssen, ist mal so richtig ekelhaft. Dieses eklige Gefühl vermittelt der Regisseur samt Hauptdarsteller schon in den ersten Minuten. Um den Druck noch weiter zu erhöhen, steht die Sprengung der Örtlichkeit an, in der sich das umgekippte Klo-Häuschen befindet, an. Nun gilt es dieser Situation zu entkommen, bevor gesprengt wird. Hierbei steht Niehaus, der losgelöste Klodeckel wenig hilfreich, dafür aber umso sarkastischer zur Seite. Sprich führt dieser mit dem halluzinierenden Architekten Zwiegespräche, ähnlich wie Tom Hanks (Here: Review) in Cast Away mit seinem Volleyball. 

Ach Du Scheisse - Olga von Luckwald, Björn Meyer und Gedeon Burkhard
Marie (Olga von Luckwald), Huber (Björn Meyer) und Horst (Gedeon Burkhard)

Und gleichfalls wie Tom Hanks in Cast Away (In Erinnerung an diese böse Zahnszene), versucht die Hauptfigur gegen alle Widrigkeiten anzukämpfen um sich aus dieser Todesfalle zu befreien. Um dieses Ziel zu vereiteln, jagt der Filmemacher seinem Protagonisten einen herrlich durchgeknallten Antagonisten, gespielt von Gedeon Burkhard auf den Hals. Allgemein bietet Lukas Rinkers Film jede Menge Anspielungen auf andere Filme, die aber nie plump kopiert wirken. Gen Ende geht der Film dann, wenn auch teils übertrieben in die Vollen und lässt jeden Gedanken an ein Psycho-Thriller-Drama verstummen.

Spätestens nach des Bürgermeisters Bagger Attacke, wird es herrlich überdreht. Der Ablauf erinnert mich dabei etwas an das Ende des aktuellen Nicolas Cages Film „Massive Talent“, der harmlos anfängt und gen Ende ebenfalls herrlich überzieht. Oder auch „Willy’s Wonderland„, ebenfalls mit Cage, welcher in eine ähnliche Kerbe schlägt. Ebenso muss ich aber auch sagen, dass einem dieser Genre-Stil liegen muss, den Lukas Rinker ging definitiv nicht mit Samthandschuhen an seinen Film heran. Bietet dieser doch manch deftige Slasher / Goreszene, die man so erstmal nicht erwarten würde. 

Ach Du Scheiße (2022) Kritik & Fazit:

Ach Du Scheisse (Holy Shit) Kinoplakat

Lukas Rinkers Regiedebüt „Ach Du Scheisse!“ überzeugt mit einem erstklassigen Ensemble, angeführt von Thomas Niehaus und Gedeon Burkhard („Inglourious Basterds“). Die Besetzung, zu der auch bekannte Gesichter wie Friederike Kempter und Björn Meyer, wie auch Uke Bosse (der Elevator Operator aus dem gleichnamigen Music-Clip der Band „Electric Callboy“) gehören, verleiht dem Kammerspiel-artigen Thriller eine bemerkenswerte Professionalität. Trotz des begrenzten Settings entwickelt sich eine fesselnde Dynamik, die weit über das hinausgeht, was man von einem deutschen Genre-Film erwarten würde.

Der Film brilliert durch seinen geschickten Mix aus Thriller-Elementen, psychologischer Spannung und schrägem Humor, der an Produktionen wie „Weissbier im Blut: Review“ erinnert. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der verschiedenen emotionalen Phasen der Hauptfigur Frank – von purer Panik über Verzweiflung bis hin zu halluzinatorischen Zuständen. Kleinere technische Unzulänglichkeiten und gelegentliche Logiksprünge fallen angesichts der sonst durchweg gelungenen Inszenierung kaum ins Gewicht.

Ein erfrischend unterhaltsamer deutscher Genre-Mix, der auf 90 Minuten mehr bietet als manch hochbudgetierte Produktion. Trotz einiger vorhersehbarer Momente durch den Trailer überrascht der Film immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Für Fans von schwarzem Humor und psychologischen Thrillern ist „Ach Du Scheisse!“ definitiv eine Empfehlung wert, auch wenn manche drastischen Szenen nicht jedermanns Geschmack treffen werden. Eine beachtliche Debütleistung, die Lust auf weitere Projekte von Lukas Rinker macht.

Bild: © Daniel_Dornhoefer / Trailer: © Neopol Film – alle Rechte vorbehalten

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Marc Maurer

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