House of Gucci: Patrizia Reggiani die schwarze Witwe!
HOUSE OF GUCCI: Lange hat es gedauert bis Ridley Scotts Filmdrama, um den Mord an Gucci Erbe Maurizio, das Licht der Leinwand erblicken durfte. Schon 2009 ließ Scott verlauten, dass er einen Film drehen wolle, der auf Sara G. Fordens Buch „GUCCI: Mode, Mord und Business“ basiert. Rund 15 Jahre widmete sich Modejournalistin Sara Gay Forden, der Berichterstattung aus dem italienischen Mode Mekka Mailand.
So kannte sie sich nicht nur mit dem Modelabel Gucci aus, sondern war auch persönlich mit den Firmenchefs bekannt. Nach dem Mord an Maurizio Gucci begann sie mit ihren Recherchen über den Gucci-Clan. Wie auch über die Familie von Patrizia Reggiani, die sie in o.g. Buch niederschrieb. Ridley Scotts Film wiederum muss man dabei weniger als eine biografische Verfilmung, sondern eher als Familien-Krimi betrachten. Wie mir der Film gefallen hat und ob er mich überzeugen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Die Femme fatale und der Erbe
Patrizia Reggiani, arbeitet schon länger in dem Unternehmen ihres Vaters und es wird mal wieder Zeit, richtig groß auszugehen. Dabei fällt sie wie aus allen Wolken, als ihr ein echter Gucci, Maurizio Gucci höchstpersönlich einen Drink mixt. Die beiden kommen sich näher und aus einem Flirt wird die große Liebe. Und aus der großen Liebe eine Heirat. Etwas das Maurizios Vater Rodolfo, nicht gerade begeistert.
Maurizio jedoch ist entschlossen, sogar so entschlossen das er das Familienanwesen verlässt und zu den Reggianis zieht. Der angehende Jurist verdient sich somit seine ersten Brötchen im Familienunternehmen von Patrizias Vater. Und auch die Hochzeit findet ohne den Gucci-Clan statt. Patrizia sieht aber noch mehr in der Heirat mit Maurizio. Es wird Zeit das der Sohn wieder seinen Platz in der Familie und dem Gucci Unternehmen einnimmt.
Patrizia geht dabei sehr geschickt vor und wendet sich an Rodolfos Bruder Aldo, der ihr sehr gewogen scheint. Der zwischenzeitlich erkrankte Rodolfo lässt sich überreden und nachdem er erfährt, dass er zum Großvater wurde, scheint das Familienglück wieder komplett. Aber auch das ist noch nicht genug. Patrizia sieht ihren Mann und sich selbst an der Spitze des Gucci-Imperiums.
Nachdem Rofolfo stirbt, steht ihr nur noch Aldo und sein Sohn Paolo im Weg. Maurizio ist zwar nicht einfältig, lässt sich von Patrizias Plänen dennoch überzeugen und botet seinen Onkel wie Cousin vollends aus. All das Brechen mit der Familie hat auch Maurizio verändert. Sieht er doch seine Zukunft mit einer anderen Frau anstatt seiner Ehefrau Patrizia. Aber das, was Patrizia aufgebaut hat, lässt sie sich von niemanden mehr nehmen. Womit Maurizios Schicksal besiegelt ist.
Eine wahre Geschichte
Der 27. März 1995 schockte nicht nur die Modewelt. Mode Erbe Maurizio Gucci wurde auf den Stufen seines Geschäftsgebäudes erschossen. Diese Tat glich schon einer öffentlichen Hinrichtung, wie man sie eigentlich aus den aktiven Zeiten der Mafia kannte. So ging man ursprünglich tatsächlich von einer Tötung durch das organisierte Verbrechen aus. Die Wahrheit jedoch, war noch wesentlich schockierender.
Wie sich, während der Ermittlungen herausstellte, heuerte Maurizios Ehefrau zwei Mörder an, um ihren Gatten zu töten. Für diese Tat wurde sie zu 29 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen sie 18 Jahre absaß. Bis heute beteuert sie ihre Unschuld, obwohl die Beweise immer noch gegen sie sprechen. Eine Geschichte, die Regisseur Ridley Scott scheinbar schon länger faszinierte. Ließ er doch bereits 2009 verlauten, Sara Gay Fordens Buch verfilmen zu wollen. So sollte es dennoch nochmals über ein Jahrzehnt dauern, bis er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte.
Für seinen Film konnte Scott eine hervorragende Besetzung verpflichten. Angeführt wird diese von Jeremy Irons („Justice League“) und Al Pacino („Scarface“), die Vater Rodolfo und Onkel Aldo von Maurizio Gucci spielen. Maurizio wird von Adam Driver („Star Wars“) dargestellt. Welcher demnächst eine weitere bekannte italienische Person verkörpern wird, Enzo Ferrari. Maurizios Ehefrau wird von Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga („A Star is Born“) verkörpert.
In weiteren Rollen erleben wir dann noch Salma Hayek (Killer’s Bodyguard 2“) als Patrizias Vertraute Pina und Jared Leto („Morbius“) als Maurizios Cousin Paolo Gucci. Trotz dieser starken Besetzung wird in einigen Berichten, die Darstellung der Familienmitglieder kritisiert. Da mir nun die echten Guccis nicht persönlich bekannt sind, beurteile ich nur das Schauspiel und enthalte ich dieser Diskussion. Meinem persönlichen Empfinden nach, hat mir das Schauspiel aller Darsteller trotz der anhaltenden Debatte gut gefallen.
„House of Gucci“ beginnt mit dem Kennenlernen von Patrizia und Maurizio und handelt deren Flirt bis zur Heirat recht zügig ab. Der eigentliche Plot beginnt dann mit Patrizias wirken im Hintergrund. Und zeigt wie sie versucht ihren Mann, wieder zu seinem angestammten Platz inmitten des Gucci-Clans zu verhelfen. So lässt Scott seine Darstellerin Lady Gaga intrigieren, was das Zeug hält.
Was dazu führt, dass Maurizio nach der Rückkehr in die Arme seines Vaters und dessen Tod, erst seinen Onkel und dann seinen Cousin aus dem Geschäft drängt. Womit auch seine Frau an Macht gewinnt, obgleich Maurizio immer wieder klarstellt, dass sie keine Gucci sei. Der Wendepunkt tritt ein, als sich Maurizio aus der Umklammerung seiner Patrizia löst und einem anderen Rock hinterher schielt.
So setzt Regisseur Ridley Scott zum Finale an, welches Lady Gaga zeigt, die aus Frust einen Mordplan mit ihrer besten Freundin Pina entwickelt. Aufgrund meines Alters habe ich die Berichterstattung über den Tod des echten Gucci Erben damals am TV verfolgt. Womit sich Scotts Film für mich irgendwie wie ein interessanter Familienkrimi anfühlt, aber nicht wie ein biografisches Werk. Interessant dennoch, da die restlichen Familienmitglieder nun auch ein Gesicht bekamen und man mehr über die internen Verstrickungen erfahren konnte.
Dennoch habe ich auch ein paar Kritikpunkte. Trotz des realen Hintergrunds hatte zumindest ich nicht den Eindruck eines biografischen Films zu folgen. So wie zum Beispiel bei „Eddie the Eagle“ oder auch „Rocket Man“. „House of Gucci“ ist zwar optisch und technisch eine Hollywood Hochglanz Produktion, dennoch hatte ich mir bzgl. der damaligen Berichterstattung etwas Intensiveres erhofft.
Scotts Film wirkt zuweilen wie bisschen mexikanische Soap Opera, ein bisschen Familienstreit, ein bisschen Ehekrach und bisschen intrigieren. Von allem ein bisschen, aber nichts mit richtig Biss. Gerade bei Italienern weiß man wieviel Temperament diese besitzen, dennoch gebärden sich die meisten wie handzahme Tiger. Selbst wenn man Ridley Scott / Jared Leto ein gewisses Overacting oder Fehlinterpretation der Figur Paolo Gucci vorwarf. So war er zumindest die einzige Figur, die etwas Temperament in den Film brachte, indem er sich Maurizio im Film entgegenstellte.
Dazu macht der Film gehörige Zeitsprünge, die man im ersten Moment noch nicht mal als Zeitsprung erkennt. Was beim Anschauen, immer wieder zu Verwirrungen führte. Ist jetzt nur eine Woche oder drei Jahre vergangen? In meinen Augen recht suboptimal gelöst Herr Scott. Das heißt jetzt nicht das ich „House of Gucci“ schlecht finde. Ed ist dennoch ein unterhaltsamer Film geworden, der mir persönlich etwas zu oberflächlich ausgefallen ist und dadurch wohl auch nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Wer es etwas intensiver mag, dem empfehle ich „Der Rausch„, soll es intensiv sein und auf einer wahren Begebenheit basieren, sollte man zu „Der Spion“ greifen.
Fazit:
„House of Gucci“ ich muss zugeben, ich habe mich auf den Film gefreut. Als ich im Fernsehen anno 1995 die Nachrichten sah, die von dem Mord an Maurizio Gucci berichteten, hatte mich damals schon die Hintergründe dazu interessiert. Ohne Internet, Google und Co. was es damals recht schwer, an weitere Informationen zu kommen.
Womit weitere Recherchen im Sande verliefen. So war ich der Meinung, dass uns Ridley Scott einen spannenden Eindruck der damaligen Vorkommnisse präsentieren wird. Basiert das Script doch auf einem Buch einer Kennerin der Guccis. Hier muss ich jedoch zugeben, dass mir Scott das Gewünschte nicht zur Gänze präsentieren konnte. Optisch und technisch ein Highlight, die Ausstattung, die Kostüme, die Sets, die Musik alles empfand ich stimmig und versetzte mich in diese Zeit zurück.
Ebenso hat mir das Schauspiel der Darsteller gefallen. Hier hat Scott nicht mit großen Namen gegeizt. Scotts Zeitsprünge und die oberflächliche Inszenierung ist dafür mein Hauptkritikpunkt. Wie gesagt ist „House of Gucci“ kein schlechter Film geworden. Doch wenn man Ridley Scott, Regisseur von Alien und Gladiator liest, hat man auch eine entsprechende Erwartung an diesen Film.
Besonders wenn der Hintergrund auch noch auf einer italienischen Modemarke basiert. Dabei denkt man doch an Temperament, Stolz, Ehre. Hier hatte ich definitiv intensiveres Storytelling erwartet. Zumindest Scotts Darsteller-Riege, hätte dies problemlos liefern können. Somit bleibt Scotts „House of Gucci“ ein interessanter Rückblick auf die damaligen Ereignisse, welcher aber sicherlich noch wesentlich mehr Potential gehabt hätte.
„Inwiefern Ridley Scotts Verfilmung der Tatsachen entspricht, wird aktuell im Internet heiß diskutiert. So sprechen die noch lebenden Familienmitglieder des Gucci-Clans von einigen Falschdarstellungen. Wie die Figur Paolo Gucci, gespielt von Jared Leto. Auch Maurizios Tochter Allegra hat sich zwischenzeitlich zu dem Film geäußert und angekündigt, ihrerseits ein Buch zu veröffentlichen. Dieses soll noch im Jahr 2022 in den Handel kommen, womit sich die Frage stellt, ob dieses auch eines Tages verfilmt wird. So dürfen wir gespannt sein, welche Darstellung der Geschichte letztlich glaubwürdiger ausfallen wird. Darf man doch nicht vergessen das Allegra Gucci, damals doch auch erst 10 Jahre alt war.„
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