Zac Efron als Wrestling Legende Kevin Von Erich!
In den vergangenen Jahren hat sich der einstige „High School Muscial“ Darsteller Zac Efron recht eindrucksvoll weiter entwickelt. In Sean Durkins Familiendrama „The Iron Claw“, schlüpft der einst tanzende und singende Efron in die Rolle des Wrestlers Kevin von Erich, dem zweitältesten Spross der Fritz von-Erich-Familie, die sich in den frühen 1980er Jahren einen Namen machte.
In diesem BioPic, wirft Durkin einen Blick auf auf die 80er-Jahre in denen das Wrestling Business (NWA / WWE) begann zu boomen. Mittendrin der Patriarch Fritz von Erich, der seine Kinder zu Top-Sportlern / Catchern heranzog. Ob mich, als Kenner der alten Wrestling-Szene, Durkins Film überzeugen konnte, erfahrt ihr in meinem Review mit anhängender Filmkritik.
Worum geht’s in „The Iron Claw“
In den frühen 60er-Jahren tingelt der Catcher Jack Adkisson, bekannt unter seinem Ringnamen Fritz von Erich, (Holt McCallany) mit Frau (Maura Tierney) und seinen beiden Söhnen Jack jr. und Kevin (Zac Efron) von einer Wrestling-Veranstaltung zu Nächsten. Immer den Erfolg und den Weltmeister Gürtel fest im Blick. So schafft es Fritz stetig sein kleines Imperium mit eigener Liga die „WCCW – World Class Championship Wrestling“ aufzubauen.

Doch der große nationale Erfolg bleibt aus, während die Familie mit weiteren Problemen zu kämpfen hat: dem „von Erich Familienfluch„. Die einen sagen Irrglaube, die anderen halten ihn für real, da Jack jr. schon mit 6 Jahren verstarb. So wird der zweitälteste Sohn Kevin, die neue Wrestling-Hoffnung der Familie. Ihm zur Seite stehen seine jüngeren Brüder: Kerry, David, und Mike.

Angespornt durch das harte Regiment und Training auf der Ranch in Dallas / Texas, werden die drei ältesten, Kevin, Kerry und David in den Ring „geworfen“, um die Wrestling-Erfolge zu erkämpfen. Ihnen dicht auf den Fersen der vermeintliche Familienfluch. Doch och bevor dieses erneut zuschlagen kann, findet Kevin in Pam seine große Liebe. Sein Glück soll dennoch nicht lange währen. Kurz nach der Hochzeit, verstirbt David auf seiner Japan Tour an einer Magen-Perforation.

Fritz beschließt Davids anstehenden Titelkampf zwischen Kevin und Kerry auszulosen. Kerry wird auserkoren, den Titel zu holen, was ihm auch gelingt. In derselben Nacht erleidet er jedoch einen Motorrad-Unfall und verliert seinen rechten Fuß. Derweil versucht sich der jüngste der Familie, Mike, unter dem Training von Kevin, am Wrestling. Auch ihm ist das Glück nicht holt und er erleidet eine Schulterverletzung mit darauffolgendem Schocksyndrom, was sein Gehirn schädigt.

Kevin, zwischenzeitlich auch Vater eines Sohnes, gerät immer mehr in Panik. Was, wenn der Familienfluch auch auf seine kleine Familie übergeht? Somit zieht er sich von Frau und Sohn immer weiter zurück. Kerry wiederum ist fest entschlossen in den Ring zurückzukehren. Was ihm mit einer Prothese auch gelingt. Als „Texas Tornado“ feiert er in der Konkurrenz Liga WWE (World Wrestling Entertainment ehemals WWF) einige Erfolge. In dem hart umkämpften Business wird er alsbald abgesägt, was schwere Depressionen bei ihm hinterlässt.
Auch Mike kommt mit seiner Behinderung psychisch mit mehr zurecht und nimmt sich mit einer Überdosis das Leben. Kevin versucht zwar alles zusammenzuhalten, dennoch kann er den Selbstmord seines Bruders Kerry ebenfalls nicht aufhalten. Seinem Dad macht er schwere Vorwürfe, nachdem er Kerry mit einem Kopfschuss auf der heimischen Farm vorfindet. Einzig der Gedanke, dass dieser nur wieder mit seinen anderen Brüdern vereint ist, spendet ihm Trost. Nun wird es auch für Kevin Zeit, sein Leben ernsthaft zu überdenken.
Der dramatische Werdegang der „von Erich“ Familie
Wer wie ich als Kind der 70er-Jahre schon die ersten Catcher (Wrestler) bewundern konnte, dem werden natürlich so einige Recken der damaligen Zeit im Gedächtnis verblieben sein. Nach Bekanntgabe des Films fiel mir als erstes, die Profiwrestler Legende und Patriarch der Hart Familie, Stu Hart ein. Dessen Sohn Bret „The Hitman“ Hart, wohl neben dem Undertaker wie auch Hulk Hogan eine der Wrestling-Legenden schlechthin sein dürfte.

In Sean Durkins Film geht es nun um einen anderen Catcher und zwar um Jack Barton Adkisson Sr. besser bekannt unter seinem Ringnamen, Fritz von Erich. Das Oberhaupt der „von Erich“ Familie, der tatsächlich einst von Stu Hart (Info Wikipedia) einst trainiert wurde. Mit diesem Namen (inspiriert durch seine deutsche Herkunft) wollte er das Publikum als eine Art deutscher Nazi-Bösewicht anstacheln. Denn wie bekannt funktioniert das Wrestling Business am besten mit Charakteren, die man lieben wie auch hassen kann.
Damit schuf Regisseur Sean Durkin einerseits einen Film über die wahre Geschichte der unzertrennlichen von Erich-Brüder, die sich in den frühen 1980er-Jahren einen Namen im Wrestling Sport machten. Andererseits geht er auch sehr intensiv auf die scheinbar nicht endenden Tragödien ein, welche der Familie widerfuhren. Womit dieser den sogenannten Familienfluch der „von Erichs“ thematisiert. Dies wird im Verlauf des Films auch der zentrale Dreh- und Angelpunkt.
Fiktion und Realität
Die reale Geschichte wurde , wie man es bereits von anderen BioPics kennt, aufgrund der cineastischen Dramaturgie abgewandelt. Nun könnte man meinen, dass die Tode der von Erich Brüder ebenfalls ein dramatischer Kniff gewesen seien. Weit gefehlt, denn genauso wie im Film gezeigt kamen die Söhne tatsächlich ums Leben. Entweder durch Unfälle oder Suizide. Hauptdarsteller Zac Efron zeigt hier einer seiner besten bisher Leistungen. Nicht nur physisch, da er hier teils wie die Comic Figur „He-Man“ wirkt, sondern auch schauspielerisch
Aufgrund der gewünschten Dramaturgie, wirkt es teils schon erschreckend, wie ein Vater unerbittlich seine Söhne antreibt zu Kämpfern des Rings zu werden. Was sogar soweit geht, dass diese auch ohne Tränen um ihre Brüder trauern müssen. Laut dem realen „Kevin von Erich“ scheint der Vater jedoch nicht so gewesen zu sein. Um das Drama weiter anzuheizen, wird die aufkeimende Panik, die Kevin ergreift, in den Mittelpunkt gerückt. Womit dieser dem Publikum als zerrissene Person präsentiert wird. Der Filmemacher geht zwar auf jeden seiner Protagnisten ein, dennoch strich er den realen Sohn Chris, ebenfalls aus dem Drehbuch. Und vereint diesen mit der Figur Mike zu einer Person. Vermutlich da dies sonst den Rahmen des eh schon komplexen Films gesprengt hätte.
Die Darsteller aus „The Iron Claw“:
Trotz das Zac Efron die Szenerie beherrscht, spielen seine Filmpartner ihre Rollen ebenfalls äußerst überzeugend. Angefangen von Holt McCallany (The Amateur: Review)der den eisernen und unnachgiebigen Patriarch Fritz spielt. Ebenso wie Jeremy Allen White als Kerry, Harris Dickinson als David, wie auch Stanley Simons als Mike. Lily James Rolle als Kevins Frau Pam und Maura Tierney als Mutter Doris, fallen zwar geringer aus, sind dafür aber nicht weniger bedeutend. Hier hat mir die gesamte schauspielerische Leistung ziemlich gut gefallen.

Ebenso gut ist der von Durkin gewählte Cast der Antagonisten, sprich der großen Ring-Gegner der „von Erichs“. Kevin Anton übernahm die Rolle des damaligen Wrestlingchampions Harley Race, noch besser war jedoch Aaron Dean Eisenberg als der spätere World Heavywight Champion Ric Flair. Wer die alten Haudegen von damals noch so wie ich kennt, wird wissen, was ich meine. Hier fängt der Film tatsächlich den Charme der alten Wrestling-Zeiten hervorragend ein. Und wer genau hinschaut sieht auch den The Iron Sheik um den Ring herum rennen.
Selbst wenn der Film überwiegend auf die dramatischen Umstände eingeht, wie auch versucht die Nicht-Wrestling-Fans anzusprechen. Wäre es als Zuschauer dennoch nicht schlecht, etwas über die Welt des professionellen Wrestlings Bescheid zu wissen. Besonders dann, wenn man Zac Efron als Kevin von Erich und Jeremy Allen White als Kerry, in ihren jeweiligen Rollen sieht. Hier war ich besonders überrascht, als die Verletzung von Kerry von Erich, den Fans der WWE wohl besser bekannt als „Texas Tornado“ (Info Wikipedia), thematisiert wird. Dies hielt er laut Aussagen seiner Kollegen, geheim. Einzig WWE Legende Roddy „Rowdy“ Piper soll davon gewusst haben.
Die Inszenierung von „The Iron Claw“
Wer die Darsteller aus vorigen Filmen kennt, wird sich wohl wundern welche Wandlung diese durchgemacht haben. So sieht beispielsweise Zac Efron aus wie die reale Version des Comic Helden He-Man aus Masters of the Universe. Für den Film hat Efron wie seine Filmpartner Jeremy Allen White und Harris Dickinson enorm an Muskelmasse zugelegt. Dies aber nicht alleinig nur zu posing Zwecken, sondern für das reale Wrestling Training.
Dies ist es auch was den Film mit seinen Darstellern so real wirken lässt, da Efron, White und Dickinson, wie auch Holt McCallany und Stanley Simons im Film nicht gedoubelt wurden. Sondern sich mit realen Wrestlern durch den Ring geprügelt wie auch geworfen haben. Hier war ich überaus positiv überrascht, wie sehr die Darsteller in ihre Rollen eingetaucht sind. Zusammen mit dem Setting, der Kameraarbeit und der Musik, fühlt man sich in das Wrestling Zeitalter der 1980er Jahre zurückversetzt.
Fun-Fact:
Für das Wrestling Training war niemand geringeres als Chavo Guerrero Jr., der Neffe der bekannten Wrestling-Legende Eddie Guerrero (Info Wikipedia) verantwortlich. Dieser trainierte die Darsteller und war im Film ebenfalls als Ring Gegner zu sehen.
Pros & Cons von: „The Iron Claw“
Wie erwähnt fehlt einer der Brüder namens Chris von Erich im Film. Hier entschied Durkin wohl aufgrund des ähnlichen Werdegangs und der Komplexität, zwei Figuren zu einer verschmelzen zu lassen. Der Film selbst besteht aus zwei Triggern, der vermeintliche Familienfluch, der wohl jedem Filmemacher aufgrund dramatischer Wendungen in die Hände spielt. Wie auch das bloße Verlangen des Patriarchen nach dem Erfolg, in dem Fall dem Weltmeister Gürtel der NWA.
Hier soll Durkin den Vater laut der Meinung des echten Kevin von Erich zu Unrecht so negativ dargestellt haben. Dies stellt auch die zweite große Änderung dar, denn entgegen des Plots, errang Fritz etliche Titel, wie auch den Weltmeister Gürtel verschiedener Ligen. Im Film bleiben diese Erfolge unerwähnt, wohl um die Darstellung der 1980er Jahre in der hart umkämpften Welt des professionellen Wrestlings, noch dramatischer aussehen zu lassen. Dies macht den Film etwas schwer nachvollziehbar, denn ohne entsprechende Erfolge, wird man wohl auch keine eigene Liga gründen können?
Dem gegenüber steht wiederum die wunderbare Inszenierung des 80er-Jahre-Wrestlings. Angefangen von den Settings, den Klamotten, den fürchterlichen Frisuren, bis hin zu dem damaligen Lifestyle. Hier haben die Ausstatter und Set-Designer ganze Arbeit geleistet. Der von Regisseur Durkin und Kameramann Mátyás Erdély gewählte filmische Stil und Farben fangen die Zeit und Atmosphäre perfekt ein. Die Darsteller selbst wissen mit ihrer Performance ebenfalls auf ganzer Linie zu überzeugen, selbst wenn man Rollen kleiner ausgefallen sind.
Weitere empfehlenswerte Bio-Pics
Wer noch mehr biografische Filme sehen möchte, dem empfehle ich mal einen Blick auf die nachfolgenden Reviews zu werfen: „Weird – Die Al Yankovic Story„, „Spinning Gold„, „Lamborghini – The Man behind the Legend„, „Man on the Moon“ oder „Daliland„
The Iron Claw (2023) Kritik & Fazit:

Wertung: 7,5 / 10
Sean Durkins „The Iron Claw“ zeichnet ein tiefgreifendes Porträt der legendären Wrestling-Familie von Erich, die durch Tragödien und Triumphe gleichermaßen geprägt wurde. In den Hauptrollen brillieren Zac Efron als Kevin und Holt McCallany als Patriarch Fritz von Erich, wie auch Jeremy Allen White als Kerry deren schauspielerische Leistungen die Zerrissenheit und das Streben der Charaktere eindrucksvoll zum Ausdruck bringen. Dabei vergeht die Laufzeit von 132 Minuten wie im Flug.
Der Film greift dabei die realen Ereignisse um den vermeintlichen Familienfluch auf, der alle Brüder bis auf Kevin von Erich tatsächlich hingerafft hat. Dennoch erfuhr reale Geschichte aufgrund der cineastischen Dramaturgie einige Änderungen, was sowohl bei Wrestling Fans, als auch unbedarften Zuschauern für leichte Verständnisprobleme sorgen könnte. So gab es einerseits etliche Erfolge in Fritz Leben, andererseits ließ man einen der von Erich Brüder unter den Tisch fallen.
Für Fans dieses Sports und Genres sowie für Liebhaber tragischer Familiengeschichten hält der Film zahlreiche bewegende Momente bereit, muss jedoch etwas an Glaubwürdigkeit einbüßen, aufgrund der Änderung einiger Fakten und Personen. Durkin gelang es dennoch einen hervorragenden Mix aus Drama und BioPic zu erzeugen. Indem er nicht nur exzellent die damalige Wrestling Ära authentisch einzufangen wusste, sondern auch die tiefgreifenden Tragödien emotional nachvollziehbar darstelle.
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