RAYA UND DER LETZTE DRACHE – REVIEW
„Raya und der letzte Drache“ – wenn die Welt untergeht und die einzige Chance auf Rettung heißt: traue deinem ärgsten Feind, damit dieser die richtige Wahl trifft.

Mit „Raya und der letzte Drache“ beweisen die Walt Disney Animation-Studios, dass sie ebenso unterhaltsame Animationsfilme, wie der hauseigene Konkurrent Pixar, erschaffen können. Im Gegensatz zu den ganzen Remakes und Live-Action Verfilmungen, erfolgreicher Animationsfilmen wie „Dumbo“, „Der König der Löwen“ oder auch „Die Schöne und das Biest“, bekommen die Zuschauer endlich mal wieder eine frische Geschichte präsentiert. Die Kritiken, die sich dabei durch das Netz ziehen, sind dabei recht durchwachsen. ZZ generisch, zu einfach, zu kindlich, diesen Aussagen kann ich mich nicht anschließen. Warum nicht und was meine Meinung zu Disney‘ aktuellen Animationsstreifen ist, erfahrt ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Wer ist Raya und wieso letzter Drache?
Das in fünf Regionen gespaltene Land, namens Kumandra, sah schon bessere Zeiten. Diese von Clans regierten Regionen bekannt als Zahn, Herz, Klaue, Kamm und Schweif lebten einst friedlich mit den Drachen zusammen. Nachdem die finstere Macht genannt die Druun, Kumandra zerstören wollten, opferten sich die Drachen für die Menschheit. Seither herrscht dennoch kein Frieden unter den Regionen. Im Gegenteil, diese sind bis auf die Knochen zerstritten. Was daran liegt, dass das letzte was an die Drachen erinnert, ein magischer Stein, inmitten von Herz aufbewahrt wird, was wiederum zu Neid und Missgunst unter den anderen Clans führt. Diesen Zwist versucht Clanführer Benja von Herz nun endgültig zu beenden.

Doch so redlich und aufrichtig manches Handeln ist, bleibt die Gegenseite stur, kann und wird sich nichts ändern. So glaubt Benja, man sei auf einem guten Weg, doch eine hinterlistige Tat zerstört den magischen Stein. Dies erweckt die bösartigen Druun zu neuem Leben. Benja kann seine geliebte Tochter Raya in Sicherheit bringen. Doch fällt er damit den Druun selbst zum Opfer. So gewinnt die böse Macht erneut die Oberhand und zwingt die Menschen in die Knie. Nun liegt es an Rayas ungebrochenen Glauben an eine Legende. Diese besagt, dass noch ein Drache übrig sei. So setzt Raya alles daran diesen zu finden, um mit dessen Hilfe die Bevölkerung Kumandras, von dieser Schreckensherrschaft zu befreien.

Der Plot klingt doch schon mal recht fantasievoll
Wie bereits erwähnt, waren die Kritiken durchwachsen, neben positiven gab es auch einige negative. Diese fanden den Film für zu generisch, zu einfach, zu überdreht, zu kindlich oder auch zu nervig (Affen/Baby-Bande). Hier wurde der Vergleich zu Pixar hergestellt und wie viel besser die letzten Produktionen im Vergleich zu „Raya“ seien. Die letzten Pixar-Titel sind zwar optisch und technisch über jeden Zweifel erhaben. Dass die Geschichten so viel besser seien, sehe ich eher nicht. Im Gegenteil, die letzten Pixar-Filme fand ich gerade für Kinder recht schwierig. Pixar scheint in meinen Augen, aktuell mehr den Erwachsenen anzusprechen, so wurde gerade in Soul, das Thema Tod thematisiert. Diese Pixar-Titel sind dabei natürlich alles andere als schlecht, schlagen aber seit „Coco“ immer ernstere, erwachsenere Töne an. Da fragt man sich, wo die reine, einfache Unterhaltung bleibt, egal ob nun beim Kind oder bei dem Erwachsenen. „Raya und der letzte Drache“ stellt für mich wieder ein Lichtblick dar, den ich unbeschwert genießen konnte. Hier muss ich mir keine Gedanken über den Verbleib im Jenseits („Coco“), den Verlust eines Familienmitglieds („Onward“) oder den Tod („Soul“) selbst machen. Und vor allen Dingen muss ich mir nicht überlegen, wie ich dem Kinde diese Themen erklären kann.

Nun aber zurück zu „Raya und der letzte Drache“. Die Geschichte hat einen asiatischen Touch, der meiner Meinung nach sehr gut zu dem Thema Drachen passt. So kann man perfekt deren und anderer magischer Wesen verbinden. Ebenso gut passte die Lehre von fernöstlicher Kampfkunst und asiatischer Philosophien in die Geschichte. Damit erzählt der Film die Geschichte von Raya, die von ihrem Vater nicht nur in der Kunst des Kampfes, sondern auch mit Philosophien über das Sein und das Miteinander unterrichtet wird. Raya muss trotz des Gelernten erleben wie Neid und Missgunst, das Land zerstört und ihrem Vater dies das Leben kostet. So macht sich die junge Kämpferin auf, den vermeintlich letzten Überlebenden Drachen zu finden, um die Gefahr zu bekämpfen. Dabei trifft sie auf allerlei Weggefährten und magische Wunder. Letztlich liegt es an ihr, über ihren eigenen Schatten zu springen, um mit Mut und noch mehr Vertrauen, die Welt zu retten. Zugegeben, die Geschichte ist jetzt nicht überragend ausgeklügelt und schließlich läuft es auf das Vertrauen hinaus. Dies ist bei o.g. Titeln aber ebenso nicht groß anders, entweder ist es die Erkenntnis, das Verständnis, die Freundschaft. Bei „Raya“ versucht man aber nicht, ein extra schwieriges Thema kindgerecht zu verpacken. Hier bedient man sich wie früher von Disney gewohnt, eine fantasievolle Geschichte unterhaltsam zu erzählen.

Dies schafft der Film mit tollen animierten Bildern in einer erdachten asiatischen Welt. Die man voller kurioser, interessanter, durchgeknallter, lustiger und auch ernsthafter Figuren bevölkerte. Dass nicht jedem Zuschauer alle Figuren sympathisch sind, liegt wie immer an den unterschiedlichen Geschmäckern. Dies stellt in meinen Augen aber kein größeres Manko dar, so wie in manchen Reviews behauptet wird. Der Film bietet für fast alle Geschmäcker, ausreichend unterschiedliche Charaktere an. Gut, ein großer Fan der Baby-Affen-Gang war ich auch nicht. Dennoch brachte der Plot frischen Wind in die Geschichte. Trotzdem etwas weniger Monkey-Business hätte es schon sein dürfen. Der Geschichte selbst inklusive der Hauptfigur, hat mich vollends abgeholt und in diese fiktive Welt versetzt. Hier finden sich viele kleine liebevolle Details, die es zu entdecken gibt. Die Animationen sind auf gewohnt hohen Niveau. Leider schlichen sich trotz des Lobes zwei winzige Längen ein, die sich um das Thema Zweifel und Gelingen drehten. Typischer dramaturgischer Kniff, den fast alle Filme bieten. Was ich überraschend fand, war so manch düstere Darstellung des Bösen sowie Rayas Rachefeldzug. Ich hätte nicht erwartet das Disney sich traut, diesen bis zur erwartenden Wendung, so kompromisslos durchziehen.

Mit einem Gongschlag komme ich zum Fazit:
Für mich war „Raya und der letzte Drache“ seit langem wieder ein wirklich unterhaltsamer Disney Titel. Fernab des Remakes- oder Live-Action-Wahns der aktuell in der Filmlandschaft tobt. Ein, wenn auch teils düsterer und dennoch kindgerechter Animationsfilm, der einfach zu unterhalten weiß, anstatt wie in letzter Zeit üblich, die Fragen des Lebens oder des Todes beantworten zu wollen / müssen. Das heißt nicht, dass dieser nur für Kinder geeignet wäre. „Raya“ bietet ebenso genügend Unterhaltungspotential für das Elterliche / erwachsene Publikum. So wie man das früher schon von Disney kannte. Die Charaktere sind stimmig, die Geschichte eingängig und die Animationen auf durchweg hohem Niveau. Es gibt ein paar einfache Twists, viel zu lachen, auch traurige wie hasserfüllte Momente, Action, etwas Slapstick und letztlich wie meist, die lehrreiche Erkenntnis. Wer nun nicht nach einem tieferen Sinn von Leben und Tod in einem Animationsfilm sucht und dennoch gut unterhalten sein will, wird mit „Raya und der letzte Drache“ bedient. Somit spreche ich auch hier wieder eine Sichtungsempfehlung aus. Wie immer ist dies natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich denke aber weder der Animationsfan, noch Eltern, die mit ihren Kindern einen fantasievollen Abenteuerfilm sehen wollen, dürften hier nicht enttäuscht werden.
Und wo / wie kann man „Raya und der letzte Drache“ sehen? Aktuell kann man diesen auf Disney+ streamen. Für Freunde des physischen Mediums ist der Film bereits auf DVD, Blu-ray und einer Blu-ray/DVD Deluxe Edition erschienen.
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