Spinning Gold (2023)

Neil Bogarts Casablanca Records

Spinning Gold (2023): Biografische Verfilmungen über Musiklegenden gibt es bereits einige. Darunter solche Titel wie „Rocket Man“, oder Weird Al Yankovics selbstironische Fake BioPic. Doch hinter jedem erfolgreichen Künstler steht eine Plattenfirma und dahinter eine Person, die an den Künstler glaubt.
Womit wir nun einen Blick auf Neil Bogart, Gründer des Labels Casablanca Records werfen. Ein wahrlich heißes Label, welches solche Stars wie Donna Summer oder die Hard Rock Band KISS unter Vertrag hatte. Gedreht wurde der Film von Timothy Scott Bogart, dem Sohn dieser Labellegende. Ob mir dieser gefallen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen meiner Kritik.
Die Handlung:
Neil E. Bogatz hatte schon als kleiner Junge viele Träume und einer davon, eines Tages groß rauszukommen. Schon sein Vater sagte ihm: Du musst ein Spieler sein und wenn es darauf ankommt, alles auf eine Karte setzen. Und wahrlich, das tat er. Unter vielen Namen schummelt sich der Sohn eines Briefträgers durchs Leben und trifft dabei auf seine zukünftige Frau Beth, die an ihn und seine Ideen glaubt.
Nachdem er als Tänzer und Sänger gearbeitet hatte, beschließt er, seinen Namen zu ändern und ein eigenes Musiklabel zu gründen. Unter dem Namen Neil Bogart macht er einen Vertrag mit Warner Bros. und holt seine engsten Freunde und Familienmitglieder mit ins Boot. Mit dem Start von Casablanca Records soll Musikgeschichte geschrieben werden.

Er hat eine Gabe, denn er sieht in Künstlern etwas, das sie selbst bisher nicht erkennen. An die Spitze kommen, will jeder! Nur wie, das ist wie immer die Frage. So nimmt er die unbekannte Rockband KISS und Donna Summer unter Vertrag. Das Debut der Rocker wird zu einem Desaster. Und auch mit seiner zweiten Entdeckung Donna läuft es nicht besser.
Der Schuldenberg wächst und er begreift nicht, warum er mit seinen Künstlern keine Platten verkaufen kann. Was nur hat er übersehen? Obwohl er von seiner Ehefrau die größte Unterstützung bekommt, fühlt er sich mehr und mehr zu einer anderen Frau, der Managerin Joyce hingezogen, was sein Leben nicht vereinfacht. Der wachsende Schuldenberg lässt sich nur noch mit harten Drogen überstehen.

Es muss doch einen Weg aus dieser Misere geben und tatsächlich, es lag die ganze vor seinen Augen. Nicht nur ein Sänger oder eine Band muss die Menschen überzeugen, das Gesamtpaket muss stimmen. Und obwohl ihm Banken, Geldeintreiber und konkurrierende Label auf den Fersen sind, setzt er nochmals alles auf eine Karte.
Spinning Gold: Die Rezension:
Die Welt kennt all diese musikalischen Größen und Künstler der Musikindustrie aus diesem Film. Doch niemand kennt den Mann, der an diese Künstler glaubte. Hat Bogart doch alles getan, um den Durchbruch zu schaffen, selbst als knapp vor seinem eigenen Ruin stand. Bedenkt man, wie knapp die Zeit dieses Menschen letztlich bemessen war, hätte all dieses Tun auch den Bach hinab rauschen können und alle hätten vor dem Aus gestanden.
Geboren im Jahr 1943, als Sohn des Postmitarbeiters Abraham und seiner Frau Ruth Bogatz, schlängelte sich der junge Neil scheinbar seit Anbeginn durch das Leben. So zumindest, wenn man dem Film glauben schenken darf. In den 1970er Jahren setzt er alles daran, die Plattenfirma Casablanca Records zu gründen und machte sich dabei nicht nur Freunde. Filmemacher und Sohn Timothy Scott Bogart, erzählt nun in seinem Film „Spinning Gold – Soundtrack Deines Lebens“ die wohl bis dato unbekannte Geschichte seines Vaters.

Durch das BioPic führt die Hauptfigur, gespielt von Jeremy Jordan, selbst und bringt uns so seine Lebensgeschichte näher. Dies macht Jordan überaus sympathisch, sodass man meint einen puren Feelgood Movie mit viel Musik zu bekommen. Und obwohl man sich vor Lachen ausschüttet, ist die Vorgehensweise so abstrus wie genial, schlägt der Film auch dramatische Töne an. Teils wirkt es, als habe keine Entscheidung Konsequenzen und plötzlich erlebt man, wie nah am Abgrund sich die Hauptfigur doch bewegt.
So stellt sich im Verlauf des Films heraus, dass es sehr wohl Konsequenzen gibt, besonders wenn man einen geliebten Menschen betrügt, sich mit seinem besten Freund und Vertrauten anlegt und das eigene Ende selbst ebenfalls nicht mehr abwendbar ist. Die Vermutung, dass Filmemacher, der auch das Drehbuch schrieb, die Geschichte seines Vaters doch zu sehr romantisiert. Überrascht war ich im Verlauf des Films, dass er dann doch einige schwerwiegende Entscheidungen seines Dads nicht auslässt.

Einerseits wirkt „Spinning Gold“ wie eine große Party und nichts, was man tut, scheint schwerwiegende Konsequenzen zu haben. Besonders wenn man zuschaut, wie die Hauptfigur das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster wirft. Betont er doch immer wieder ein Spieler zu sein, doch letztlich blieb ihm gar keine andere Wahl als Geld zu investieren und alles auf eine Karte zu setzen. Wäre die alternative Untergang und Ruin gewesen. Andererseits wollte er der Welt auch beweisen, dass mehr in seinen Künstlern steckt, als die Welt bisher bereit war in diesen zu sehen.
Neil Bogarts letzter Song:

Am Ende des Films wird wohl jedem Zuschauer bewusst werden, dass dies ein Liebesbrief an einen Vater, Freund und Kollegen war, was er da gesehen hat. So verfilmte Regisseur Timothy Scott Bogart den kurzen aber heftigen Auftritt auf der Bühne des Lebens seines Vaters, der im Jahr 1982 an Krebs verstarb und somit nur 39 Jahre alt wurde.
Spinning Gold Fazit:
Spinning Gold – Der Soundtrack Deines Lebens: erzählt die Geschichte des unkonventionellen Musikmanagers Neil Bogart (mehr Infos auf Wikipedia), der mit seiner Plattenfirma Casablance Records eines der erfolgreichsten Labels gründete und bis zu seinem ersten Erfolg am Rande seiner Existenz entlang jonglierte. Ein Enfant Terrible der die Musikbranche prägte und dessen Sohn ihm nun ein filmisches Denkmal setzte.
Hervorheben muss ich Darsteller Jeremy Jordan. Bogarts lässt seinen Hauptdarsteller unglaublich schlitzohrig und ebenso sympathisch auftreten. Aber auch die restlichen Schauspieler scheinen sich der Hauptfigur bis in den Untergang verschrieben zu haben. So prägnant überträgt sich der totale Glaube aneinander und an den greifbaren Erfolg im Film auf den Zuschauer.
Dennoch kann es sein, dass der Film Anfangs von dem ein oder anderen als zu oberflächlich empfunden wird. Wirkt doch zunächst alles leicht und locker, easy living auf Kosten anderer. Allmählich entwickeln sich die Figuren und so entsteht eine Mischung aus einem Feelgood Movie und einem Drama, mit Sorgen und Nöten der Hauptfiguren. Alles andere wäre ehrlich gesagt auch ziemlich am Thema vorbei gewesen.
Der Look und Feel des Films passt perfekt in die 70er Jahre. Die Musik macht durchweg gute Laune und die teils abstrakte Art wie Bogart in die Zukunft seiner Künstler blickt, wurde richtig gut gelöst. Es gibt Hochs wie Tiefs und man ist sich nicht immer sicher, was ernst und was geflunkert war. Die Schauspieler machen allesamt einen hervorragenden Job und man bekommt einen Einblick in Geschehnisse, die man so wohl nie vermutet hätte. Die filmischen Stilwechsel haben lockerten die Geschichte auf und die Interaktion (Durchbruch 4. Wand) mit dem Zuschauer funktioniert bestens.
Wie ich bereits in anderen Reviews gelesen habe, wird der Film teils mittelmäßig bewertet und ja, an ein „Rocket Man“ oder „Bohemian Rhapsody“ kommt er nicht heran. Aber deswegen ist es per se kein schlechter Film. Ganz im Gegenteil dieser konnte mich trotz der surrealen Achterbahnfahrt, ziemlich gut unterhalten. Und obwohl der Film ein tragisches Ende hat, lässt er den Zuschauer nicht in Trauer, sondern frohen Mutes zurück.
Kurz und knapp: Wer die o.g. Musical BioPics mochte, kann getrost auch zu „Spinning Gold“ greifen und sollte dabei nicht enttäuscht werden.
Bilder & Trailer © EuroVideo – alle Rechte vorbehalten.
F.A.Q.s:
Was bietet die Blu-ray?
Featurettes, Deleted Scenes, Making-of, Audiokommentar mit Timothy Scott Bogart (Regie) und Byron Werner (Kamera). Der Ton liegt jeweils für Deutsch und Englisch in DTS-HD MA 5.1 vor. Das Bild bietet keinerlei Grund zur Klage.
Wer spielt mit?
Jeremy Jordan als Neil, Michelle Monaghan Beth, Jay Pharoah („Bad Hair„) als Cecil, Lyndsy Fonseca als Joyce, Dan Fogler („Phantastische Tierwesen“) als Buck, Peyton List („Star Trek: Picard„) als Nancy, Jason Isaacs („Star Trek: Discovery„) als Al Bogatz, Sebastian Maniscalco
als Giorgio Moroder, Tayla Parx als Donna Summer, Jason Derulo als Ron Isley, Vincent Pastore als Mafioso Big Joey, James Wolk als Larry, Ledisi als Gladys Knight, Casey Likes als Gene Simmons und Sam Nelson Harris als Paul Stanley, Bill Withers als Pink Sweat$, Wiz Khalifa als George
Die Filmemacher?
Timothy Scott Bogart Regie und Drehbuch, der den Film auch mit seiner Familie und Geschwistern produzierte.
Welcher Künstler hatte Bogart unter Vertrag?
Donna Summer, KISS, The Village People, Parliament, T-Rex, The Isley Brothers, Cher, Gladys Knight und viele Acts mehr.
Fun-Fact:
Der Film sollte ursprünglich schon im Jahr 2011 in Produktion gehen und Justin Timberlake war damals für die Hauptrolle vorgesehen. Während im Verlauf des Produktionsprozesses im Jahr 2013 auch der Name Spike Lee als Regisseur fiel. Dennoch dauerte es nochmals rund 10 Jahre, bis der Film im März 2023 im Kino erschien. Und nun seit dem 31.08.2023 Digital und seit dem 14. September 2023 auf DVD und Blu-ray erhältlich ist.