MAN ON THE MOON (1999) – REVIEW
MAN ON THE MOON (DER MONDMANN): Jim Carrey in der Rolle des Komikers Andy Kaufman. Welcher nicht zu Unrecht, bis heute als einer der brillantesten Comedians gilt.

MAN ON THE MOON (DER MONDMANN) 1999: Jim Carrey gehört wie einst Robin Williams seiner Zeit, wohl zu wandlungsfähigsten Comedians überhaupt. Ebenso wie Williams überzeugte Carrey auch in tragischen Rollen wie „Die Truman Show“, „The Majestic“, ebenso wie auch als Psychopath in „Number 23“. In „Man on the Moon“ verkörpert Jim Carrey den Ausnahme-Komiker Andy Kaufman. Dieser unterhielt sein Publikum nicht nur, sondern wusste es auch zu überraschen und sogar vor den Kopf zu stoßen. Womit er dieses nicht nur verunsicherte, sondern auch magisch anzog und mitriss. Damals oft missverstanden würde man Kaufmann wohl heutzutage für seinen Anti-Humor weltweit feiern, war er doch seiner Zeit weit voraus. Wie mir Miloš Formans Einblick in Andy Kaufmanns Leben gefallen hat und ob Jim Carrey zu überzeugen wusste. Erfahrt Ihr, ebenso wie was das Mediabook von LEONINE sonst noch zu bieten hat, wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Der Beginn einer Karriere
Schon seit frühester Jugend wünscht sich Andy nichts sehnlicher, als auf einer Bühne aufzutreten. Etwas, das sein gut bürgerlicher Vater als Unfug ansieht. Dennoch schafft es Andy (Jim Carrey) als junger Mann, erste Auftritte in Nachtclubs zu bekommen. Hier fällt er dem Manager George Shapiro (Danny DeVito), mit seiner Figur des Ausländers, erstmals auf. Dieser hält ihn einerseits für völlig verrückt, andererseits könnte er einer der genialsten Komiker überhaupt sein. So verschafft ihm Shapiro eine Rolle in einer Sitcom namens „Taxi“. Andy wiederum ist von der Idee nicht wirklich begeistert, vermutet er doch auf eine eindimensionale Figur festgelegt zu werden. Hat er doch so viel mehr zu bieten und würde lieber großen Hallen, wie die Carnegie Hall mit Zuschauern füllen. Was auch einer seiner geheimsten Wünsche darstellt. Shapiro macht ihm dennoch klar, sollte er dieses Angebot ablehnen, wird er nirgends mehr in dieser Branche Fußfassen können.

Andy beugt sich dieser Ansage, nicht aber ohne ein paar Details auszuhandeln, so soll unter anderem Tony Clifton, ebenfalls ein paar Auftritte in „Taxi“ bekommen. Noch ahnt niemand, dass dieser Clifton ein Alter Ego von Kaufman ist. Ein durchgeknallter, unverschämter Schmierensänger, der wo es nur geht, alle vor den Kopf stößt. So begeistert Andy ausländischer Mechaniker Latka Gravas sein TV-Publikum, während er als Tony Clifton regelrecht Dampf ablassen kann. Doch dies ist erst der Anfang. Andys nächster Clou soll eine Wrestling-Karriere sein. In dieser wird er nicht wie zu erwarten gegen Männer, sondern gegen Frauen „wrestlen“. Um sie in den Ring zu locken, setzt er auf allerlei Beschimpfungen. Nach all seinen Eskapaden erfüllt sich Andy letztlich seinen großen Traum von einem Auftritt in der Carnegie Hall. Doch auch sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zu dieser Zeit zunehmend. Sein letztes Aufbäumen gegen den Tod endet mit der Erkenntnis, an der Nase herumgeführt worden zu sein. So wie er einst sein Publikum an der Nase herumführte.
Das Leben von Andy Kaufman
Zusammen mit Regisseur Miloš Forman („Einer flog über das Kuckusnest“), brachte Schauspieler und Freund des verstorbenen Andy Kaufmans Danny DeVito, dessen Leben auf die große Leinwand. Dieser war es auch, der an der Seite des echten Andy Kaufman in der Sitcom „Taxi (1978 – 1983)“ spielte. Doch anstatt seine Rolle aus „Taxi“ als griesgrämiger Stinkstiefel „Louie“ zu wiederholen, übernahm er die Rolle des Agenten George Shapiro. So taucht aber auch der echte George Shapiro in einer Nebenrolle auf. Der Film strotzt nur so voller Gastauftritte ehemaliger Weggefährten Kaufmans. Der Clou des Films ist jedoch die Besetzung der Hauptrolle mit Jim Carrey. Carrey taucht unglaublich tief in die Figur Andys ein. So hat man als Kenner des echten Andy Kaufmans immer wieder das Gefühl, eine Reinkarnation dieser Person zu sehen. Dabei ist es nicht nur das Nachstellen der verschiedenen Figuren, die Kaufman einst erschuf. Sondern wie intensiv Jim Carrey diese Charaktere mit Leben füllt.

Fun-Fact: Dies ist auch der Grund, warum ich nun dem Ende etwas vorgreifen werde. Andy Kaufman selbst, sagte mehrmals in Interviews, das er seinen Tod eines Tages vortäuschen und 20 Jahre später wieder auftauchen wird. 20 Jahre nach seinem Tod, kamen im Jahr 2004 seine Freunde und Angehörigen zusammen. Doch Andy erschien nicht wie einst versprochen zu seinem eigenen Todestag. Nach Sichtung des Films hätte es wohl aber auch niemanden gewundert, wenn sich Jim Carrey selbst, als der echte Andy Kaufman geoutet hätte.

Schon zu Kindertagen war Andy klar, dass er eines Tages auf der Bühne stehen wird. Dieser Traum wird ihm jedoch schon zu Beginn des Films von seinem Vater madig gemacht. Hält dieser gut bürgerliche Mann nicht so viel von diesem Unterhaltungsgewerbe. Bezüglich der Bedenken seines Vaters und seiner Karriere wird in dem biografischen Film eines klar. Andy Kaufman musste zwar für seine Kunst einige Hürden nehmen. Dies lag aber nicht zuletzt auch an seiner Eigeninszenierung zu der damaligen Zeit. Mit dieser Unterhaltungsform konnte noch nicht jeder etwas anfangen, geschweige denn warm werden. Womit ich auch gleich Danny DeVitos Worte aus dem Film rezitieren möchte „Sie sind wahnsinnig, aber möglicherweise auch brillant“. Kaufman war ein Meister der Verwirrung und so wusste sein Publikum nie, was es Nächstes von ihm erwarten durfte. Nicht nur das Kaufman Alter Egos entwarf wie beispielsweise Tony Clifton. Er setzte diese so geschickt ein, dass man nicht sicher sein konnte, ob er selbst hinter dieser Maskerade steckte oder Tony Clifton doch eine reale Person war.

Ebenso seine Inszenierung als Frauen-Wrestler. So forderte er Frauen auf, mit ihm in den Ring zu steigen. Dies trieb er sogar so weit, dass er versprach die Frau, die ihn besiegen konnte, heiraten würde. Etwas das der echte Wrestler Jerry „The King“ Lawler, als Betrug entlarvte und mit Kaufman eine Fehde einging. Dies führte sogar zu einem Wrestling-Match zwischen Kaufman und Lawler. Und auch die Talkshow von Talkmaster-Legende David Letterman, wurde somit zum Mittelpunkt dieser Feindschaft. Doch auch hier stellte sich später heraus, dass Jerry und Andy Freunde waren und dieses Szenario perfekt mit Letterman inszeniert hatten. Der Film endet mit Kaufmans Lungenkrebserkrankung. Etwas das bezüglich seiner Person ebenso paradox erscheint wie Kaufmans Shows selbst. War er doch Nichtraucher und lebte privat im Einklang mit der Natur. Unter anderem durch seine gesunde, meist vegetarische Ernährung, Sport und Meditation. Seinen letzten Kampf gegen die Krankheit verlor Andy Kaufman auf den Philippinen. Hier versuchte er, mittels eines „Wunderheilers“ zu genesen. Im Rollstuhl sitzend entlarvt er jedoch aus dieser Perspektive heraus diesen Schwindel der vermeintlichen Wunderheilung. Was ihn sogar noch zum Lachen bringt. Führte er doch einst sein Publikum mit ebensolchen Tricks jahrelang hinters Licht.
Regisseur Miloš Forman setzte das schillernde Leben des Multitalents Andy Kaufman perfekt in Bild und Ton um. Die Besetzung des „Enfant Terrible“ mit Jim Carrey könnte man sogar als Glücksgriff bezeichnen. Kennt man alte Aufnahmen von Andy Kaufmans Auftritten, so taucht Carrey perfekt in diese Figur ein. Ähneln sich Carrey und Kaufman auf gewisse Art und Weise sogar. Wie in diesem Bio-Pic geschildert, wollte Kaufman sein Publikum nicht nur belustigen, sondern auf jegliche Weise unterhalten. Egal wie lustig oder gar abschreckend sein Auftreten war. Womit auch Provokation eines seiner Mittel der Wahl darstellte. Etwas, das in der heutigen Comedy / Unterhaltungswelt zwischenzeitlich als völlig normal erscheint. Für die damalige Zeit und das damalige Publikum jedoch ein Unding. So zeigt der Film „Man on the Moon“ zu deutsch „Der Mondman“, erst heute wie weit der Comedian Andy Kaufman seiner Zeit voraus war.

Dennoch kann ich auch nachvollziehen, warum Miloš Formans Film, der schon mit dem BioPic „Larry Flint – Die nackte Wahrheit“ zu überzeugen wusste, einen finanziellen Misserfolg darstellt. Dies weniger an dem Film, sondern eher an der Person selbst. Die meisten Zuschauer dürften Andy Kaufman vermutlich nur als Automechaniker Latka aus der alten Serie „Taxi“ kennen. Während Kaufman ebenfalls, wie Larry Flint eine Ikone der 70er Jahre war, kann man Larry Flints Nackedei-Blättchen „Hustler“ auch heute noch am Kiosk kaufen. Andy Kaufmans Shows, Auftritte, Eskapaden dagegen, werden ebenso wie die Serie „Taxi“ schon seit Jahren, so gut wie nirgends mehr ausgestrahlt. Einzig ein paar Auftritte des echten Andy Kaufsmans konnte ich auf Youtube finden. Dazu wirkt sein Humor heutzutage vermutlich nicht mehr so bahnbrechend wie noch vor 40 Jahren. Was seine Leistungen zwar nicht schmälert, die Person selbst langsam, aber sicher in Vergessenheit geraten ließ. Besonders wenn hier das Publikum außerhalb der U.S.A. betrachtet, die wesentlich weniger Bezug zu Kaufman haben werden.
Vom Mond zum Fazit:
„Man on the Moon“ stellt zumindest für mich eine Perle der Bio-Pics, der biografischen Aufbereitung einer einst bekannten Person dar. Was nicht zuletzt daran liegt, das ich selbst nicht mehr der Jüngste bin und daher auch einen Bezug zu Andy Kaufman habe. Mochte ich die Sitcom „Taxi“ mit Danny DeVito, Christopher Lloyd („Nobody“), Andy Kaufman, Tony Danza, Judd Hirsch und vielen mehr, in den 80er Jahren doch sehr. Umso überraschte war ich, dass mir der Film einen noch weitaus vielseitigeren Andy Kaufmann präsentierte. Als nur der mir bis dato bekannte ausländische Taxi-Mechaniker Latka Gravas.

Für den Film stieg Schauspielkollege und Freund Kaufmans, Danny DeVito in die Rolle des damals bekannten Agenten George Shapiro. Der echte George Shapiro bekam dafür eine Nebenrolle. So tummeln sich noch etliche alte Kollegen und Freunde in dem Film in Nebenrollen herum. Die Witwe des Nirvana Sängers Kurt Cobain übernahm die Rolle der Ehefrau Kaufmans, Lynne Margulies. Jim Carrey jedoch ist der Geniestreich des Films. Für mich persönlich eine der besten schauspielerischen Leistungen Carreys in seiner Karriere. Miloš Formans Film selbst empfinde auch heute noch als äußerst gelungen. Obwohl sich dieser entsprechend viel Zeit nimmt, was einige Zuschauer auch als etwas langatmig empfinden könnten.

Wie erwähnt war der Film zu seinem Kinostart zwar kein Flop, aber der große finanzielle Erfolg blieb dennoch aus. So waren zu dessen Premiere bereits rund 15 Jahre nach Kaufmans Tod vergangen. Dazu hatte sich der Humor selbst schon wesentlich weiterentwickelt. Was Kaufmans Leistungen, für unbedarfte Zuschauer heute nicht mehr ganz so außergewöhnlich erscheinen lassen. Trotzdem möchte ich mal frech behaupten, dass man Andy Kaufman als Wegbereiter heutiger Comedy sehen darf. Dies wird vermutlich der Grund dafür sein, dass es „Man on the Moon“ in der heutigen schnelllebigen und reizüberfluteten Zeit etwas schwer haben wird, sein Publikum zu finden. Obendrein muss man sich für den Film, wie auch die Figur die nötige Zeit nehmen. Tut man dies, wird man mit einem überaus interessanten Charakter, wie auch einer hervorragenden Darstellung von Jim Carrey selbst belohnt.
Mediabook Info:
Nun endlich liegt der Film, der wohl eine der schillerndsten Figuren der Comedy beleuchtet, nicht nur auf Blu-ray, sondern auch in einem schicken Mediabook vor. So enthält das von LEONINE veröffentlichte Mediabook, eine Blu-ray wie auch DVD und ebenso ein Booklet. Dieses beinhaltet eine herrlich schräge Einführung, Details über Andy Kaufman selbst, wie auch Infos über die Entstehungsgeschichte des Films „Man on the Moon“ oder wie er in Deutschland auch genannt wird „Der Mondmann“. So soll eine Geburtstagsfeier von Michael Douglas („Basic Instinct“) sogar der Auslöser für diesen Film gewesen sein.
Bild und Ton sind ebenfalls überaus zufriedenstellend ausgefallen, besonders wenn man die alte DVD zu einem Vergleich heranzieht. Die Farben wirken frisch, die Schärfe spielt auf sehr gutem Niveau, das Filmkorn verleiht dem Film einen natürlichen Look und die Kontraste wurden ordentlich eingestellt, womit auch der Schwarzwert zu überzeugen weiß. Der Ton liegt dabei in DTS-HD 5.1 vor und gewährt durchgehend eine klare Dialogverständlichkeit. Von technischer Seite habe ich hier nichts zu bemängeln.
BONUS:
- Making of
- Geschnittene Szenen
- Music-Clip: R.E.M. – “Man on the Moon”
- Music-Clip: R.E.M. – “The great beyond”
- Interviews
- Feature: Der echte Andy Kaufman
- Trailer
Bilder © LEONINE – alle Rechte vorbehalten!