Rust – Legende des Westens – Review

Alec Baldwins Western zwischen Fiktion & tragischer Realität

Ursprünglich wollte Produzent, Co-Autor und Hauptdarsteller Alec Baldwin, einen klassischen Western Film, frisch interpretiert inszenieren. Das Schicksal jedoch hatte einen anderen Plan und so überschattet ein tragischer Unfall, der Tod von Kamerafrau Halyna Hutchins, diese Produktion. Nach der Unterbrechung des Drehs und polizeilicher Ermittlungen entschieden sich die Macher, den Film dennoch fertigzustellen und zu veröffentlichen. Was sich genau ereignete und ob „Rust“ dennoch ein sehenswerter Western darstellt, verrät unser Review samt Filmkritik.

Joel Souzas „Rust – Legende des Westens“ im Filmcheck!

Worum geht’s?

Nach dem Verlust seiner Eltern kämpft der 13-jährige Lucas Hollister ums nackte Überleben in der rauen Prärie des 19. Jahrhunderts. Ein tragischer Unfall verändert sein Leben für immer: Beim Versuch, einen Wolf zu verjagen, erschießt er versehentlich einen Farmer und wird trotz seines jungen Alters wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode am Galgen verurteilt. Während Lucas verzweifelt in seiner Gefängniszelle auf den Strick wartet, naht unerwartet Rettung. Sein ihm bis dahin unbekannter Großvater, der gefürchtete Outlaw Harland Rust (Alec Baldwin), befreit ihn in einer blutigen Aktion aus seiner Todeszelle.

Darsteller Patrick Scott McDermott als Lucas mit Kleidung aus dem Wilden Westen vor einem Farmhaus - Westernszene
Lucas (Patrick Scott McDermott) will den Wolf ein für alle Male erlegen und begeht ein tödlichen Fehler

Gemeinsam fliehen sie in Richtung Mexiko, doch ihr Weg dorthin wird zu einer weiteren tödlichen Herausforderung. Der gnadenlose Kopfgeldjäger Fenton Lang, bekannt als „Preacher“, heftet sich an ihre Fersen und ist fest entschlossen, Harland Rust und seinen Enkel Lucas Hollister zu stellen und das Kopfgeld zu kassieren. Bei ihrer Flucht drängen sich Lucas Fragen auf, die tief verborgene Familiengeheimnisse ans Licht bringen – Enthüllungen, die die Beziehung zwischen Großvater und Enkel auf eine harte Probe stellen.

Die Inszenierung eines modernen Westerns mit Opa und Enkel

Trotz der tragischen Vorkommnisse entschied man, den Film in Gedenken an Halyna Hutchins fertigzustellen. Regisseur Joel Souza schuf einen dramatischen, emotionalen Western mit Tiefgang, der zuweilen an Klassiker wie „Erbarmungslos“ erinnert. Nichts wird beschönigt: Schon zu Beginn wird die Härte des Lebens im Wilden Westen sichtbar. Der 13-jährige Lucas muss nach dem Tod seiner Mutter für seinen kleinen Bruder sorgen und wird, nachdem er unabsichtlich einen Mann erschossen hat, zum Tod durch den Strang verurteilt. Noch eindringlicher wirkt die Ausweglosigkeit, als selbst die Fürsprache seiner Tante beim Richter keine Wirkung zeigt.

Darstellerin Frances Fisher als Tante Evelyn Basset mitten in der Prärie mit Schirm und Kutsch
Tante Evelyn (Frances Fisher) weiß sich nicht anders zu helfen, als Harland um Hilfe zu bitten

Schon früh wird klar: Dies ist kein weichgespülter, romantisierter Western, sondern einer, der die Härte im Westen des späten 19. Jahrhunderts zeigt. Hier greift kein Jugendamt rettend ein – nur ein Wunder kann helfen, und es naht in Gestalt des gesuchten Gesetzesbrechers Harland Rust, eindrucksvoll von Alec Baldwin verkörpert. Neben der blutigen, rauen Inszenierung rückt Souza die Familie in den Mittelpunkt und erzählt, wie ein einst gesetzestreuer Bürger zum Outlaw wurde und dennoch bereit ist, alles zu riskieren, um seinen Enkel – den er zuvor nie gesehen hat – zu retten. Damit lässt der Filmemacher Elemente des Buddy-Movie-Genres einfließen.

Alec Baldwin als älter Cowboy und ein Junge kauern im Wald - Waldszene aus Rust
Harland Rust (Alec Baldwin) und (Lucas Patrick Scott McDermott) beobachten die Szenerie aus sicherer Entfernung

So lernen sich Rust und Lucas auf ihrem Weg nach Mexiko besser kennen und nachdem Rusts harte Schale bröckelt, ist sein Enkel in der Lage, seine Vorurteile gegen den eigentlich fremden Mann abzulegen und ihn als Großvater in sein Herz zu schließen. Diese Emotionalität spitzt sich im Verlauf des Films zu, womit Dramaturgie und Schauspiel völlig überzeugen können. Dies wird unter anderem durch die Figur des Verfolgers Sheriff Wood unterstützt, dem man eine nachvollziehbare Hintergrundgeschichte spendiert. Etwas, das gerade bei B-Movies oft vergessen wird, womit sich „Rust“ abheben kann. 

Josh Hopkins als Sheriff Wood vor einer Westernhaus Kulisse
Sheriff Wood (Josh Hopkins) trommelt seine Leute zusammen

Neben Geschichte und Schauspiel überzeugt auch das Setting: Der Film wirkt dreckig und rau; Sets und Kostüme unterstreichen diesen Eindruck überzeugend. Bildlook und Farbgestaltung schärfen den filmischen Gesamteindruck, und die Kameraarbeit von Halyna Hutchins überzeugt bis zu ihrer letzten Einstellung. Nach ihrem Tod übernahm Bianca Cline, die sich direkt an die hinterlassenen Notizen von Hutchins hielt und die Dreharbeiten ebenso überzeugend fortführte. Der Score von Lilie Bytheway-Hoy und James Jackson untermalt das Western-Melodram wirkungsvoll. Insgesamt gibt es wenig zu bemängeln; einzig ein paar Längen und wenige dramaturgische Aussetzer haben sich eingeschlichen. Obwohl der Film überzeugt, wird er es aufgrund der Umstände und des aktuell weniger gefragten Western-Genres schwer haben.

Die Besetzung rund um das Western-Melodram

Der junge Patrick Scott McDermott übernahm die Rolle des 13-jährigen Lucas Hollister, der sich nach dem Tod der Mutter allein um seinen kleinen Bruder kümmern muss. Dies und die Verzweiflung darüber, dass er unabsichtlich einen Mann erschoss und dafür hängen soll, stellt McDermott überaus nachvollziehbar dar. An seiner Seite ist Alec Baldwin in der Rolle des bis dato unbekannten Großvater Harland Rust Rust zu sehen. Besonders emotional wird das Spiel der beiden als verborgene Familiengeheimnisse an die Oberfläche treten.

Josh Hopkins als Sheriff Wood mit zwei Debutys in einer Scheune - Szene aus dem Film Rust
Sheriff Wood (Josh Hopkins) betrachtet Harlands blutige Tat

Auf der Gegenseite steht US-Marshal Wood Helm, gespielt von Josh Hopkins, dessen Figur selbst mit einem Verlust zu kämpfen hat, während er Jagd auf Rust und Lucas macht. Womit er seine Figur wesentlich emotionaler darstellt als Travis Fimmel (Die in a Gunfight), der den Kopfgeldjäger Fenton „Preacher“ Lang spielt. Fimmel lässt bei seiner Darstellung keinen Zweifel aufkommen, dass seine Figur eiskalt, skrupelos und tödlich agiert. 

In weiteren Rollen zu sehen sind: Frances Fisher als Tante Evelyn Basset, Rhys Coiro (Hawaii Five-O) als Clete Lafontaine, Devon Werkheiser als Boone Lafontaine, Xander Berkeley (MacGyver) als Blackburn, Jake Busey (Sohn von Gary Busey) als Drum Parker, Abraham Benrubi als Big Bill Cochrane, Travis Hammer als Dick Miller, Nick Farnell (The Unholy Trinity & Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast) als Laurence Stilwell, u.v.m.

Wissenswertes und Fragen zu Film & Blu-ray (FAQ):

Rust – Legende des Westens (Film 2024) Kritik & Fazit:

Rust - Legende des Westens Filmplakat
Rust – Legende des Westens
Bewertung: 6 / 10 ★

Obwohl einige Stimmen behaupten, dass „Rust“ nur aufgrund des schrecklichen Unfalls eine gewisse Aufmerksamkeit erhalten hat, empfanden wir den Western dennoch sehr gelungen. Die Geschichte des Outlaws Harland Rust, der seinen Enkel vor dem Galgen rettet und letztlich selbst noch ein großes Opfer bringt, ist dramatisch und emotional ausgefallen. Baldwin überzeugt als grummeliger Großvater, während Patrick Scott McDermott beginnt, seinen bis dahin unbekannten Opa kennen und lieben zu lernen. 

Hier spielt Regisseur Joel Souza geschickt mit dem gängigen Buddy-Movie-Roadtrip Thema und lässt sich zwei völlig unterschiedliche Personen langsam annähern. Diese emotionalen Momente, insbesondere die Schlussszenen, durchbrechen den meist tristen und dramatischen Film, der die Härte des einstigen Wilden Westens ungeschönt darstellt. Dennoch hätte dem Film eine etwas kürzere Laufzeit gut getan, da sich bei 141 Minuten ein paar Längen wie auch erzählerische Patzer eingeschlichen haben. 

Fazit: Der Western mit Alec Baldwin positioniert sich unserer Meinung nach zwischen Nicolas Cages „The Old Way“ und dem schwächeren „The Unholy Trinity“. Wer einen Hochglanzpolierten romantisierten Western erwartet, dürfte fehl am Platz sein. Wem jedoch „Erbarmungslos“ gefallen hat und Fan von dreckigen, teils brutalen und recht realistischen Western ist, sollte hier definitiv mal einen Blick riskieren. 

Hinweis: Das verwendete Bild- und Trailer-Material sowie das Blu-ray Rezensionsexemplar wurden uns mit freundlicher Genehmigung von © 2025 Splendid Film zur Verfügung gestellt – Alle Rechte vorbehalten!

marc maurer autoren bild
Mason