DIE IN A GUNFIGHT – REVIEW
„DIE IN A GUNFIGHT“ – wieso wünscht man sich in einem Kugelhagel zu sterben und wie passt das zu einem Happy End?

„DIE IN A GUNFIGHT“ – fast ein Jahrzehnt dauerte es bis „Die in a Gunfight“ das Licht der Leinwand erblicken durfte. Stand dieser Titel doch schon seit 2010 auf der sogenannten Backlist Hollywoods. Einer Liste von Drehbüchern, die nur darauf warten verfilmt zu werden oder anderes gesagt eine „must have“ Liste. Dummerweise liegen zwischen „wollen“ und „umsetzen“, meist etliche Stolpersteine, sodass manche Drehbücher nie zu ihrem wohlverdienten Filmdebut finden werden.Nun wagte sich Regisseur Collin Schiffli an dieses Script und setzte diese mörderische Romeo & Julia Variante filmisch um. Ob sich das Warten letztlich gelohnt hat oder das Drehbuch hätte lieber unverfilmt bleiben sollen, erfahrt Ihr wie immer in den Nachfolgen zeigen.
Auf der Suche nach echten Gefühlen
Benjamin Gibbon hat ein Problem und Talent zugleich. Sein Problem, er fühlt nichts. Sein Talent, er zieht jegliche Art von Ärger an. Kein Wunder, das er öfter aussieht, wie ein zerbeulter Boxsack. Sein Ziel: endlich ein echtes Gefühl erleben. Doch das war nicht immer so. Als einst Mary Rathcart in sein Leben trat, erlebte er die wahre Liebe. Der Haken, wie schon bei Romeo und Julia, sind die Clans der Gibbons und Rathcarts, seit ewigen Zeiten erbitterte Todfeinde. Kein guter Ausgangspunkt für eine junge Liebe. So wird Mary auf ein Internat nach Paris geschickt und Vater Rathcart kümmerte sich darum, das, jeglicher Kontakt zu Ben unterbunden wird. Dies dank seinem treuen Untergebenen Terence, der selbst schon ein Auge auf Mary warf. Dieser abgebrochene Kontakt stürzt den jungen Gibbon in eine tiefe Krise. Weshalb er nach Mexiko aufbrach, um dem Elend ein Ende zu bereiten.

Wie es das Schicksal so will, konnte er seinem jämmerlichen Leben zwar kein Ende bereiten, kehrte dafür mit einem neuen besten Freund zurück. Über diese Begegnung hüllen die beiden einen Mantel des Schweigens. Um seinen Schmerz zu stillen, lässt sich Ben auf jeden Ärger ein. Selbst eine Unterlassungsklage, sich von Partys und besonders von den Rathcarts fernzuhalten, spornt ihn geradezu an, das Gegenteil zu tun. Weiß er doch das Mary zurück ist, will er doch endlich seine wohlverdiente Aussprache. Wäre da nicht Terence, der bereits bei Daddy Rathcart um Marys Hand anhielt. Dies natürlich ohne Marys Wissen. So entbrennt zwischen Ben und Mary erneut dieses unglaubliche Gefühl. Damit auch dieses neue Band nicht gebrochen wird, wollen beide sofort heiraten. Das kann Terence ja mal gar nicht zulassen, hat er doch den Segen von Marys Vater. Sofern er ein „kleines“ Problem mit einem Mord löst. Ein Profikiller komplettiert dann diese illustre Runde und es stellt sich die Frage, werden Ben und Mary jemals vereint glücklich werden?
Klingt ziemlich verworren und ist dennoch gut
„Die in a Gunfight“ kann man definitiv nicht als gängige Liebes-Action-Komödie bezeichnen. Die Umsetzung erinnert doch sehr an solche Ausnahmetitel wie „Lebe lieber ungewöhnlich“, „the Big Lebowsky“ oder gar „True Romance“. Auch wenn Schiffli mit seinem Film nicht an diese heranreicht, empfand ich ihn doch überaus gelungen. So haben wir einen Haufen durchgeknallter Figuren. Hier wären die seit Jahrhunderten zerstrittenen Familien zu nennen, die Gibbons und die Rathcarts. Beide jeweils große Medien-Mogule und immer noch spinnefeind. Dazu gesellt sich deren Nachwuchs. Auf der einen Seite der selbstzerstörerische Benjamin „Ben“ Gibbon, auf der anderen Mary, die Tochter der Rathcarts. Wie schon in „Romeo und Julia“ findet hier zusammen, was nicht zusammenfinden soll. Weiterhin kommt der klassische Nebenbuhler, Terence ein Handlanger von William Rathcart hinzu. Löst er für seinen Chef ein Problem, hat er den Segen um Mary zu ehelichen. Um dieses „Problem“ soll sich Profikiller Wayne kümmern. Der im Verlauf seinen eigenen Interessen nachgeht, was Terence so gar nicht passt. Was an Waynes geliebter Gattin Barbie liegt. Eine wahrlich herrliche skurrile und und illustre Runde, die in diesem Streifen für jede Menge Spaß sorgt.

Skurril ist auch das Wort der Stunde, so unterstützt der gewählte Inszenierungsstil, den kompletten Film. Hier mischte der Regisseur mehrere filmische Stile zusammen, unter anderem, gezeichnete Szenen, welche dem Zuschauer Backinfos liefern, eine Retroszene, die den Grund der Zerstrittenheit der Familien zeigt. Sowie Rückblenden, Zeitrafferaufnahmen, Close-ups, extreme Kamerawinkel, etc. Eigentlich alles was, aus den oben genannten Filmen kennt. Dabei wurden diese Stilmittel nicht plump kopiert, sondern passen wunderbar zur Geschichte, wie auch den „durchgeknallten“ Charakteren. Womit wir auch schon bei der Besetzung wären. Dieser agiert herrlich überspitzt und teils auch arg überdreht. Besonders wenn man sich Profikiller Wayne anschaut. Eine absolut widersprüchliche Figur, die jedoch den „Tag“ rettet. Trotz des überdrehten Spiels der Darsteller, egal ob es die Väter, Ben und Mary, Kumpel Mukul, Killer Wayne inklusiver seiner angebeteten Barbie oder dem Nebenbuhler Terence sind, wirkt dieses einfach in fast jeder Szene passend. Manches wirkt zwar nicht ganz so durchdacht und auf manche Fragen, gibt es auch keine Antwort, diese braucht es letztlich aber eigentlich gar nicht. Womit ich besonders auf das Ende des Films anspiele. Dieses sollte man als Satire auf „Happy Endings“ sehen und sicherlich nicht ernst nehmen. Hierbei sollte man nicht vergessen, dass auch andere große Blockbuster, ihr Happy End schon unlogisch erzwungen haben.
Auf das Happy End folgt das Fazit:
Nach Sichtung des Trailers von „Die in a Gunfight“ wusste ich nicht so Recht, was mich erwartet. Auch der Blick bei „Rotten Tomatoes“ wie auch der „IMDB“ verunsicherte mich erstmal. So kommt der Film bei den üblichen Verdächtigen nicht wirklich gut weg. Nach eigener Sichtung ist dies für mich eigentlich nicht wirklich nachvollziehbar. Meine Vermutung: Wie so oft könnte es an einer falschen Erwartungshaltung liegen. Der Trailer lässt den Film wie einen harten Romantik-Thriller wirken, obwohl er eher ein Mix aus „Lebe lieber ungewöhnlich“, The Big Lebowski“, „True Romance“ oder auch „Lucky Number Slevin“ ist. Die Szenen und das Schauspiel wirken ebenso überdreht und teils überspitzt wie in den genannten Vertretern. Dennoch leidet zu keiner Zeit der Unterhaltungswert darunter. Wer es etwas klassischer mag dem empfehle „The Protege„, wer es noch durchgeknallter mag würde ich „Two Heads Creek“ empfehlen. Ebenso bleibt die ein oder andere Frage offen, was ich letztlich nicht als störend empfand. Hier ragte eher das Ende für mich heraus, da dieses sich satirisch dem Klischee des „unmöglichen“ Happy Ends annimmt. So gab es schon genügend große Blockbuster, wo die Macher uns ein ernst gemeintes Ende präsentierten, bei dem sich wirklich fragte: „echt jetzt?“ Selbst wenn der Film nicht frei von kleineren Makeln ist, schaffte er es dennoch, mich rund 90 Minuten lang zu unterhalten. Es kamen keine Längen auf, die Geschichte, wie auch die Spannung, blieben durchweg auf sehr unterhaltsamen Niveau. Viele Szenen wirkten herrlich überspitzt, ohne dabei plump zu wirken. Wer von Haus aus nur auf ernste Unterhaltung steht, wird hier sicherlich nicht viel Freude mit dem Film haben. Wer bereits Fan der oben genannten Titel ist, kann hier beruhigt zugreifen. Selbst wenn der Film nicht an die Werke der Coen Brüder oder gar Quentin Tarantino heranreicht, wird man dennoch seinen Spaß haben. Wer dazu noch etwas mit Ironie, Satire und skurrilen Charakteren etwas anfangen kann und nicht jeden Film bierernst nimmt, sollte hier auf seine Kosten kommen.
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