Ein Mann geht über Leichen

Der Charles Bronson Klassiker auf BD im Check

Seit den 70er Jahren sind die Bronson Filme ein Synonym für knallharte Action. „Ein Mann geht über Leichen – Film 1973 (The Stone Killer)“ ist ein prägnantes Beispiel dieser Ära, das jetzt auf Blu-ray sowohl im Kino-Cut als auch Uncut vorliegt. Der Thriller stellt einen Vorgeschmack auf die spätere Zusammenarbeit zwischen Regisseur Michael Winner und Hauptdarsteller Charles Bronson in „Death Wish – Ein Mann sieht rot“ dar. Der düstere Thriller über einen unbarmherzigen Cop im Konflikt mit der Unterwelt und Vietnam-Veteranen bietet klassische Action-Unterhaltung, leider aber auch an ein paar Schwächen. Ob „Ein Mann geht über Leichen“ unsere Erwartungen erfüllt oder enttäuscht, steht in unserer ausführlichen Filmkritik.

Worum gehts in Ein Mann geht über Leichen?

Lou Torrey (Charles Bronson) ist ein knallharter New Yorker Polizist mit eher unkonventionellen Methoden. Nach einem umstrittenen Einsatz, bei dem ein schießwütiger jugendlicher Täter erschossen wird, lässt er sich von New York nach Los Angeles versetzen. Dort verfolgt er zunächst einige Drogen-Delikte, bis er über einen alten Bekannten aus der Unterwelt namens Armitage (Eddie Firestone) stolpert. Während der Überführung nach New York faselt dieser etwas von angeordneten Tötungen. Noch bevor Torrey mehr darüber erfahren kann, wird Armitage kaltblütig am Flughafen erschossen.  

Ein Mann geht über Leichen - Filmszene: Reporter und Polizei in belebter Straßenszene.
Lou Torrey (Charles Bronson) auf dem Weg einen schießwütigen Verdächtigen zu stellen

Was als routinemäßiger Fall beginnt, entwickelt sich zu einem Wettlauf mit der Zeit, denn Torrey hat keine Ahnung, wer getötet werden soll. Derweil wird auch ein traumatisierter Vietnamkriegsveteran auf offener Straße hingerichtet. Nach und nach lichtet sich das Dickicht der Ahnungslosigkeit und so scheint es, dass der hochrangige Mafia-Boss Don Al Vescari (Martin Balsam) begonnen hat, ehemalige Vietnam-Veteranen als Auftragskiller zu rekrutieren. Alles deutet auf eine Vendetta hin, um ein Massaker an einem sizilianischen Mafia-Clan im Jahr 1931 zu rächen. 

Inszenierung & Regie – Michael Winner

Michael Winners (Scorpio, der Killer) Inszenierung von „Ein Mann geht über Leichen“ zeigt sowohl Stärken als auch Schwächen. Zu den positiven Aspekten gehört zweifelsohne die authentische Atmosphäre der 1970er Jahre, wo die urbanen Kulissen von New York und Los Angeles zu düsteren, bedrohlichen Schauplätzen werden. Die Gewalt wurde für die damalige Zeit unerwartet brutal dargestellt, was aber zum harten Kern des Streifens passt. Besonders erwähnenswert ist die gezeigte Verfolgungsjagd, die handwerklich äußerst gut umgesetzt wurde. Der Soundtrack von Roy Budd unterstützt die Stimmung mit einem jazzig-nervösen Score, der die Spannung gekonnt unterstreicht.

Ein Mann geht über Leichen - Filmszene: Drei Männer an einem Tisch.
Detective Lou Torrey (Charles Bronson) wird in Kartei aufgenommen

Allerdings leidet die Produktion unter einer stellenweise langatmigen Inszenierung. In der Uncut-Fassung verliert sich Winner in zu langen und teils unnötigen Szenen. Die Kinofassung ist zwar mehr auf den Punkt, leidet jedoch an dem nie gezeigten aber oft erwähnten Verdächtigen, da diese Szenen der Schere zum Opfer fielen und somit nur in der Langfassung Sinn machen. Dennoch gibt es in beiden Fassungen eine etwas unausgewogene Erzählstruktur, die es dem Zuschauer nicht leicht macht, der Handlung konstant zu folgen. 

Ein Mann geht über Leichen - Filmszene: ein Mann mit Polizeimarke unterhält sich mit Frau im freien
Lou Torrey befragt die vermeintliche Verdächtige Waxton

Technisch betrachtet ist der Streifen ein Kind seiner Zeit. Die Kameraarbeit von Robert Paynter ist solide, wenn auch nicht besonders innovativ, wenn man dies mit dem zwei Jahre älteren Film „Dirty Harry (1971)“ vergleicht. Die Actionszenen – insbesondere die Schießereien – sind direkt und ungeschönt inszeniert, was dem Werk eine gewisse Rohheit verleiht, die auch heute noch wirkt. Winner verzichtet auf künstlerische Experimente oder unpassender Liebeleien zugunsten eines geradlinigen Stils. Diese Herangehensweise passt zum Thema, führt aber manchmal zu einer visuellen Monotonie, die den Spannungsbogen beeinträchtigt und den Showdown schwächt.

Cast & Schauspieler – So überzeugen Charles Bronson & Co.

Hauptdarsteller Charles Bronson (Gesprengte Ketten: Review) ist als Lou Torrey in seiner Paraderolle als Mann fürs Grobe zu sehen. Mit seiner stoischen Präsenz und minimalistischen Mimik verkörpert er perfekt den desillusionierten Polizisten, der nach seinen eigenen Regeln spielt. Bronson braucht nicht viele Worte, um Autorität auszustrahlen – seine physische Präsenz und der durchdringende Blick reichen völlig aus. Die Dialoge, die er führt, sind prägnant und oft von einem trockenen Humor durchzogen. Die Langfassung wollte mit der Info einer Tochter, zu der er keinen Kontakt mehr hat, dem Charakter zusätzliche Tiefe verleihen, was jedoch zu aufgesetzt wirkte.

Martin Balsam (Das Schweigen der Hammel: Review) als Mafiosi Don Al Vescari wurde gelungen besetzt, man fühlt den Schmerz, der ihn zu diesem Rache-Komplott bewegte. Nebendarsteller Stuart Margolin, bekannt aus „Detektiv Rockford – Anruf genügt„, als Söldner / Auftragskiller passt perfekt. Ebenso Polizeikollege Mathews, gespielt von Ralph Waite, den manche noch als John Walton, den Vater aus der Serie „Die Waltons“ kennen werden. 

In weiteren Rollen zu sehen sind: David Sheiner als Guido Lorenz, Jack Colvin (Der unglaubliche Hulk) als Jumper, Norman Fell „Magnum“ als Les Daniels, Paul Koslo „Knight Rider“, als Langley, Frank Campanella als Calabriese, Alfred Ryder „Die Straßen von San Francisco“ als Tony Champion, Walter Burke (Bonanza) als J. D., Charles Tyner (Ein Ticket für Zwei: Review) als Police Psychiatrist, Eddie Firestone (Kampfstern Galactica) als Armitage.

  • Gesprengte Ketten (1963)
  • Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
  • Du kannst anfangen zu beten (1968)
  • Ein Mann sieht rot – Death Wish (1974) 

Ein Blick auf die BD von „Ein Mann geht über Leichen“ von Pidax

Das Bild der Blu-ray von Pidax ist gut ausgefallen, Farben, Kontraste, der Schwarzwert sehen ordentlich aus. Das Filmkorn könnte für Fans von cleanen Veröffentlichungen ein Dorn im Auge sein. Obwohl es nicht allzu störend auffällt, ist es jedoch je nach Szene mal mehr, mal weniger präsent. Die DB bietet sowohl die Kinofassung, wie auch die ca. 9 Minuten längere untertitelte Uncut-Fassung. Ebenfalls enthalten sind noch ein paar Trailer.

Ein Mann geht über Leichen Kritik (1973) Kritik & Fazit:

Ein Mann geht über Leichen, Blu-ray Cover.
Ein Mann geht über Leichen (The Stone Killer): Blu-ray
Wertung: 6 / 10

Der Streifen ist ein typisches Produkt seiner Zeit, mit allen Stärken und Schwächen der 70er Jahre. Zu den eindeutigen Pluspunkten gehört Charles Bronsons charismatische Darstellung. Sein Polizist Lou Torrey ist ein knallharter Cop, der unnachgiebig Kriminelle durch die urbanen Milieus jagt. Die direkten, ungeschönten Actionsequenzen haben auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Wirkung verloren, und die Dialoge sind oft überraschend pointiert, aber dennoch klug gesetzt. Michael Winner versteht es, eine düstere, zynische Grundstimmung zu etablieren, die perfekt zum Thema passt.

Auf der Negativseite steht die teilweise verwirrende Handlungsführung. Der Film verliert sich in nicht zu Ende gebrachten Erzählsträngen und schafft es nicht immer, die Verbindung zwischen einem Komplott, der Mafia und  traumatisierten Vietnam-Veteranen klar herauszuarbeiten. Einige Szenen ziehen sich unnötig in die Länge, während andere Handlungselemente zu kurz kommen. Die langatmige Inszenierung beeinträchtigt den sonst straffen Rhythmus des Streifens und lässt die Spannung gelegentlich abfallen.

Fazit: Kann der Streifen heute noch überzeugen?

Für Fans von Charles Bronson und klassischen Action-Thrillern dieser Zeit ist „Ein Mann geht über Leichen“ ein sehenswertes Werk. Der Streifen liefert authentische Genre-Unterhaltung mit einem Star auf der Höhe seines Könnens. Neulinge sollten sich jedoch auf einen etwas sperrigen Film einstellen. Für Rache FilmEnthusiasten der damaligen Zeit ist der Film eine solide Ergänzung für die Sammlung.

Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung © Pidax Film – Alle Rechte vorbehalten!

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Marc Maurer

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