Düsterer Rachefeldzug oder gefiederter Fehltritt?
Vincent Roeg will ewig leben, dafür müssen Shelly und Eric Draven sterben! Eric wird jedoch in die Welt der Leben zurückgeschickt. Seine Aufgabe: Roeg zur Hölle zu schicken, um das Gleichgewicht herzustellen. Doch wird er stark genug sein, um über die Sterblichkeit hinauszuwachsen? Rupert Sanders wagt sich mit Bill Skarsgård an ein Reboot des Kultfilms „The Crow“ aus dem Jahr 1994 mit dem damals tödlich verunglückten Brandon Lee in der Hauptrolle. Die Antwort darauf, ob das eine gute Idee war oder Sanders Werk dem Untergang geweiht ist, werdet ihr in unserem Review finden.
Und darum geht’s im Reboot von „The Crow 2024“
Eric Dravens (Bill Skarsgård) Leben war bisher von Leid und Pein durchtränkt, was ihn in eine Entzugsklinik brachte. In dieser landete auch Shelly Webster, die sich absichtlich festnehmen und einwiesen um sich den Klauen des mysteriösen Vincent Roeg zu entziehen. Musste sie doch am eigenen Leib und ihre Hand miterleben wie dieser sie mittels seiner Stimme zwang einen Menschen zu töten.

Als sich die beiden begegnen, scheint es wie Liebe auf den ersten Blick. Ohne auch nur zu ahnen, was Shelly einst tat, flüchtet er mit ihr aus der Klinik. Nach und nach wird ihre Liebe immer stärker, dennoch wird Shelly von ihrer Vergangenheit eingeholt und beide werden eiskalt von Roegs Handlanger ermordet. Für Eric ist der Tod dennoch nicht das Ende, sondern erst der Anfang eines mörderischen Rachefeldzugs.
Kann das Remake des Kultfilms „The Crow“ von 1994 überzeugen?
Mutig oder Dumm? Diese Frage stellt sich uns immer wieder, wenn ein Remake eines Kultfilm angekündigt wird. Dabei stehen wir Remakes und Neuverfilmungen recht aufgeschlossen gegenüber. Besonders dann, wenn man ein altes Thema einer jüngeren Generation zugänglich machen könnte, welche mit Produktionen vor der Jahrtausendwende so ihre Probleme haben. Gerade die Comic Novel von James O’Barr „The Crow – Die Krähe“ ist ein zeitloses Thema, welches sich gut für ein Reboot geeignet hätte, doch leider weit gefehlt.

Positiv: Die Wahl von Regisseur Rupert Sanders (Ghost in the Shell), Bill Skarsgård (Boy Kills World: Review) als Eric Draven zu besetzen, ist überaus gut ausgefallen. Ebenso gefallen die recht brutale Action wie auch die düstere Optik. Probleme machen überwiegend die teils radikalen Änderungen der Ursprungsgeschichte. Wie auch die neu eingeführten Figuren, denen man jegliche Basic-Story versagte. Was wohl auch die schlechten Bewertungen der IMDB mit 4,7 von 10 Punkten, wie auch Rotten Tomatoes mit gerade einmal 22% auf dem Tomatometer belegen.
Unterschiede Filme / Graphic Novel
Für die cineastische Dramaturgie ist es meist nötig, das zu verfilmende Werk etwas zu raffen, auf einzelne Figuren zu verzichten oder diese teils in einem Charakter zu kombinieren. So wurde beispielsweise die Gang rund um T-Bird, Tom Tom, Top Dollar, Fun Boy und Tin Tin im alten Film um die Satanskult-Geschwister Torres und Myca als Oberbösewichte erweitert. Im Remake ging man jedoch einen radikaleren Schritt. Besagte Gang, wie auch Sgt. Albrecht und die kleine Sarah wurden kurzerhand gestrichen.

Dafür baute man als Antagonisten den Charakter Vincent Roeg als Dämonenflüsterer in die Geschichte ein. Dazu wurde eine ziemlich mäßige Eric-Draven-Origin-Geschichte etabliert. In welcher er auf Shelly trifft und beide, im Zeitraffer nicht nur zu einem Liebespaar werden, sondern auch auf ein „gemeinsames“ Leben zurück zu blicken scheinen. Nach deren Tötung durch den Bösewicht, folgt der Film mit weiteren Änderung der Grundgeschichte. So wird Eric in einer Zwischenwelt von der Figur „Kronos“ instruiert, der ihn zurückgeschickt um die „Sache“ mit Roeg zu regeln.
Die Inszenierung von „The Crow 2024“
Mit dem neuen Charakter Kronos, gespielt von Dami Bouajila, folgt die Neuverfilmung der Unart, eine Figur als „Erklärbär“ einzubauen. So darf man vermuten, dass die Filmemacher ihrem Publikum nicht zutrauen, ihrem Werk zu folgen. Dabei ahnt man doch recht schnell, dass diese leider nur dem generischen „Pakt mit dem Teufel“ Thema folgt. Das Unsinnige daran, trotz des „Erklärbärs“, erfährt man nichts Näheres über die neuen Figuren. Ebenso wird davon gesprochen, dass Eric das „Gleichgewicht“ wiederherstellen soll. Doch was es genau damit auf sich hat, bleibt wohl das Geheimnis des Drehbuchautors Zach Baylin.

Auch wenn der neue Plot ziemlich unrund wirkt und von der Originalgeschichte nur ein grobes Handlungsgerüst übrig blieb, konnte der Film zumindest optisch überzeugen. Das dunkle Setting erzeugt eine düstere Atmosphäre und auch die Zwischenwelt, die einem verlassenen Stellwerk ähnelt (vermutlich als Metapher) weiß zu gefallen. Bill Skarsgårds Optik als Rächer wirkt schön düster, übernatürlich und unheimlich. Leider verbringt der Charakter viel zu viel Zeit damit, seinen Weg nach dem tragischen Verlust zu finden. Womit es recht lange dauert, bis dieser zur Krähe „The Crow“ wird. Alles scheint ebenfalls darauf hinzudeuten, das die Macher bereits eine Fortsetzung planten, hat der Film doch ein offenes Ende.
Die Darsteller und ihre Leistungen
Wie erwartet brilliert Hauptdarsteller Bill Skarsgård (Locked: Review) als Eric Draven physisch, wie auch mit seinem Spiel in der neuen Verfilmung. Die zukünftige Gattin Shelly Webster wird von Sängerin FKA twigs in ihrer ersten Filmrolle verkörpert. Leider wirkte ihre Darstellung so, als hätte sie ein dauerhaftes Date mit Prinz Valium. So blieb auch die Chemie zwischen den beiden Figuren Eric und Shelly, wie auch den Darstellern Bill Skarsgård und FKA twigs auf der Strecke.
Danny Houston (Marlowe: Review) übernahm als Vincent Roeg die Rolle des Bösewichts. Seine Figur gleicht dabei Goethes Faust, der ebenfalls einen Pakt mit dem Teufel einging. Houstons Darstellung ist dabei ohne Fehl und Tadel. Diesem stellte man die Figur Kronos, gespielt von dem französischen Schauspieler Sami Bouajila entgegen. Dieser dient dabei eher als Erklärbär für Protagonist und Zuschauer, ein Mehrwert seiner Rolle war jedoch nicht erkennbar.

In weiteren Rollen sind: die finnische Darstellerin Laura Birn als Marion, die Britin Josette Simon als Sophia (Shellys Mutter), der Tscheche Karel Dobrý als Roman, Jordan Bolger (Das Buch von Boba Fett) als Chance, David Bowles als Wickham, Sebastian Orozco als Dorm, Trigga als Lex, Samba Goldin als Jay, Isabella Wei als Saddie, Jordan Haj als Adam zu sehen. Leider blieb auch deren Spiel durchweg blass und ersetzbar, besonders in Bezug auf die entfernten Originalfiguren.
Info: Alex Proyas, Regisseur der Originals, hatte sich bereits nach dem ersten Trailers gegen das Reboot ausgesprochen. Laut seinem Statement wollte er damit das Vermächtnis von Brandon Lee (Sohn von Bruce Lee) dem damaligen Hauptdarsteller schützen und bezeichnete die Neuverfilmung als Zitat: „zynisches Cash-Grab“. Sprich die gierige Ausschlachtung eines einst erfolgreichen Franchise.

Film & Blu-ray Infos:
Der Film kam im September 2024 in die deutschen Kinos und hat eine Laufzeit von 111 Minuten und eine Freigabe von FSK ab 18 Jahren erhalten. Die Blu-ray selbst bietet folgende Tonspuren: Deutsch Dolby Atmos, Deutsch Dolby TrueHD 7.1, Deutsch (Hörfilmfassung) DTS-HD MA 2.0 Englisch Dolby Atmos, Englisch Dolby TrueHD 7.1. Die Blu-ray bietet folgende Extras: Mehrere Featurettes in 6 Akten, Interviews, Making-of, Trailer und Trailer-Show.
Die Bildqualität der Blu-ray gibt keinerlei Grund zur Beanstandung. Sehr gute Schärfe und noch bessere Schwarzwerte, womit gerade in den vielen dunklen Szenen die Details nicht absaufen. Was die Tonqualität betrifft, dürften Freunde der Dialogverständlichkeit nicht ganz so glücklich werden, sofern keine Surround Anlage oder vernünftige Soundbar zur Verfügung steht. Der Ton ist eindeutig auf Effekte abgemischt, weshalb die Actionszenen nur so in den Raum ballern. Besonders ärgerlich wenn man bzgl. der Dialoge gerade erst die Lautstärke erhöht hat. Surround-Fans werden jedoch auf ihre Kosten kommen.
Vorwort zum Fazit:
Es liegt uns fern, einen Film zu zerreißen, da wir immer die Arbeit dahinter erkennen. Ebenfalls ist uns klar, dass der Originalfilm u.a. durch den tragischen Tod von Hauptdarsteller Brandon Lee zu einem Kultfilm wurde, was so nicht getoppt werden kann oder muss. Unsere Kritik bezieht sich eher darauf, dass die Adaption von Filmemacher Rupert Sanders und den Drehbuchautoren Zach Baylin und William Schneider, die gleichnamige Graphic Novel von James O’Barr, überwiegend ignoriert.
So entstand eine fast gänzlich neue Geschichte, die mit dem Original nicht mehr viel gemeinsam hat. Was bedeutet: dass Fans der Originalgeschichte und des Original Films nicht das bekommen werden, was sie erwartet haben. Zuschauer, denen weder die Comicreihe noch der Originalfilm aus den 90ern bekannt ist, erhalten dafür einen gängigen Supernatural Rachethriller, welcher dem generischen „Pakt mit dem Teufel“ Thema folgt.
The Crow 2024 – Kritik & Fazit:

Wertung: 5 / 10
Rupert Sanders Versuch, das kultige Erbe des Originals von 1994 neu zu entfesseln, bleibt hinter den Erwartungen an eine zeitgemäße Neuverfilmung der Comicreihe von James O’Barr. Was überwiegend daran liegt, dass Sanders und Drehbuchautor Zach Baylin (King Richard: Review) den Original Plot ignorierten, wie auch zentrale Figuren der Graphic Novel, wie bspw. T-Bird und seine Gang gestrichen haben. Diese ersetzte man durch einen Antagonisten, der einen Pakt mit dem Teufel schloss und der Protagonist, diesen in die Hölle befördern soll, um mit seiner Liebe wieder vereint zu werden.
Die radikale Abkehr von der Original Handlung, den bekannten Charakteren und narrativer Schwächen lassen sich nicht leugnen, was sich auch in den niedrigen Bewertungen auf IMDB und Rotten Tomatoes widerspiegelt. Während Skarsgård mit seiner physischen Präsenz und intensiven Darstellung überzeugt, bleiben die neu eingeführten Figuren, wie der dämonische Vincent Roeg (Danny Huston) und der rätselhafte Kronos (Sami Bouajila) blass und oberflächlich. Die Handlung selbst verliert sich in langatmigen Selbstfindungsphasen des Protagonisten und verpasst es, die emotionale Tiefe und die rohe Energie des Originals einzufangen.
Fazit: Die Neuinterpretation von „The Crow“ (2024) scheitert letztendlich daran, die Magie des Originals einzufangen. Trotz gelungener Gore-Actionsequenzen und einer überzeugenden Performance von Bill Skarsgård, untergräbt die schwache Handlung / Charaktere das Potenzial der Neuauflage. Fans des düsteren Racheepos werden enttäuscht sein. Freunde von Rache-Thriller mit heftigen Gore-Wert, die nicht die Verbindung zum Original suchen, dürften hier jedoch auf ihre Kosten kommen!
Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung © 2024 LEONINE STUDIOS & Paramount Pictures Home Entertainment – alle Rechte vorbehalten.