Friedrich Mücke als Kaufhauserpresser Arno Funke aka Dagobert!
„Ich bin Dagobert“ führt uns zurück in die 90er Jahre und zeigt uns in sechs Episoden den faszinierenden Weg des raffinierten Kaufhauserpressers Arno Funke alias Dagobert. Visuell und darstellerisch absolut überzeugend zeigt die RTL+ Mini-Serie wie Erpresser und brillanter Tüftler Funke, trotz Polizei Großaufgebot über Jahre ganz Deutschland in Atem hielt. Ein Highlight der Serie, Arno Funke selbst, stand der Produktion beratend zur Seite und ist auch in einem kurzen Cameo-Auftritt kurz zu sehen. Ob uns die von Hannu Salonen inszenierte Serie überzeugen konnte, erfahrt Ihr in unserer ausführlichen Serienkritik.
Worum geht’s in der Serie Ich bin Dagobert?
1988, Autolackierer Arno Funke steht am Scheideweg seines Lebens: Gebeutelt von giftigen Dämpfen der Lösungsmittel, wie auch finanziellen Problemen. Mit diesen düsteren Aussichten könnte man gleich eine kriminelle Laufbahn einschlagen, wieso also nicht gleich das größte Berliner Kaufhaus erpressen? Und um seinen Drohungen den entsprechenden Nachdruck zu verleihen, nimmt man Rohrbomben. Sein Wagemut wird bei der Übergabe mit 500.000 DM belohnt, doch mit Geld gibt es immer ein Problem, man hat nie genug davon!

Kein Wunder also, dass es einige Zeit später erneut finanziell eng wird. So machen sich, trotz Frau und Kind, die alten Depressionen breit. Aber Moment, was vier Jahre zuvor funktionierte, kann doch nochmals klappen? So startet er unter dem Pseudonym „Dagobert“ seinen nächsten großen Coup. Und dieses Mal geht es nicht um Peanuts, jetzt ist eine bundesweite Kaufhauskette dran. Jetzt lockt das große Geld, rund 1,4 Millionen Deutsche Mark warten auf Arno. Die Polizei jedoch hat ihn nicht vergessen und so stellt sich die Frage: Kann Arno seinen Jägern erneut entwischen?
Episoden-Übersicht:
- Wer bin ich?
- Die dunkle Seite der Sonne
- Ein gemachter Ganove
- Was man nicht denkt, existiert nicht
- Dagomanie
- Aus dem Labyrinth
Arno Funke: Vom Kaufhauserpresser zum Medienphänomen
Unter dem Namen „Dagobert“ wurde Arno Funke einst zu einem Phänomen im Deutschland der 80/90er Jahre. Kurios aber wahr, denn trotz seiner Bomben wurde er teils sogar als Volksheld gefeiert. Dennoch war er immer bemüht, keine Menschen zu gefährden. So richtete der einstige Autolackierer von 1988 bis 1994 rund 30 Millionen DM Sachschaden inkl. Personalkosten der Polizei an und forderte dabei rund 1,9 Millionen Deutsche Mark Lösegeld.

Seine ausgeklügelten Geldübergabe Pläne – eine Unterwasser Seilzug, eine ferngesteuerte Lore oder ein Gullideckel, getarnt als Streusandkiste, wie auch seine Telefonzellen Spielchen hielten die Ermittler über Jahre hinweg in Atem. So kam es neben einer erfolgreichen Geldübergabe zu rund 30 missglückten Versuchen. 1994 wurde Arno Funke gefasst und zu 9 Jahren Haft verurteilt. Dies konnte er aufgrund strafmildernder Umstände und guter Führung verkürzen.
Vom Aufstieg und Fall des Verbrechers: die Inszenierung!
„Ich bin Dagobert“ hebt sich durch das Schauspiel, die visuelle Bildgestaltung und das Storytelling von gängigen TV-Produktionen äußerst positiv ab. Dabei fanden Regisseur Hannu Salonen und Autor Ronny Schalk einen Mittelweg aus Gaunerkomödie und ernsthaftem Drama. Die Kostüme, wie die Ausstattung der 80er / 90er Jahre wirkt dabei überaus authentisch. Obwohl ich mir bei dem angemieteten Mazda nicht sicher bin, ob dieser in die 90er gehörte? Die echten RTL-Nachrichten, mit dem damals recht jungen Peter Kloeppel als Nachrichtensprecher, sorgen für noch mehr Authentizität.

Besonders gelungen ist die visuelle Umsetzung von Arnos psychischen Problemen. In wiederkehrenden Szenen spricht sein verstorbener Vater zu ihm, ebenso visualisiert sein Alter Ego einen imaginären „düsteren“ Dagobert. Dies lässt den Zuschauer tief in Arnos psychologischen Zustand blicken. Die Sequenzen der Planungen der Geldübergaben, ebenso deren Scheitern, wurden mit einer perfekten Balance aus Spannung, Dramatik und subtiler Komik inszeniert.

Um der Hauptfigur mehr Tiefe zu verleihen, ließen die Macher immer wieder Rückblenden aus Arnos Kindheit einfließen. Ebenso werden einige Nebenfiguren eingeführt, welche die Geschichte unterstützen. Die eigentliche Dynamik entfaltet sich dann mit dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Funke und der Polizei. Trotz der gezeigten Sympathien der Bürger vermeidet es die Serie tunlichst, den Kaufhauserpresser zu glorifizieren. Stattdessen bekommt der Zuschauer ein Bild eines komplexen Charakters, dessen kriminelle Energie fasziniert wie auch verstört.
Die Darsteller: Friedrich Mücke als Kaufhauserpresser Arno Funke
Friedrich Mücke („Oktoberfest 1900“) spielt Arno Funke mit beeindruckender Präsenz. Er verkörpert hervorragend die verschiedenen Facetten seiner Figur – vom brillanten Tüftler mit psychischen Problemen, dem frischgebackenen Vater bis hin zu diesem medial aufgebauten „Phantom“ namens Dagobert. Ihm gegenüber steht Mišel Matičević (Babylon Berlin) als unerbittlicher Jäger, Kommissar Ulrich Strack. Maticevic lässt bei seiner Figur keine Zweifel aufkommen, dass er Dagobert zur Strecke bringen will, auch wenn er für diesen bzw. das gewiefte Verhalten eine gewisse Sympathie aufbringt.

Dieser untersteht Soko Leiter Joe Kaidel, gespielt von Moritz Führmann (Faking Hitler: Review) und seiner Profilerin Sonja Balas, gespielt von Sonja Gerhardt (Deutschland 86). In weiteren Rollen: Doguhan Kabadayi (Tatort) als Ermittler Inan Coban, der immer wieder die Stimmung auflockert. Carol Rovira als Ehefrau Anais, Martin Feifel (Hubert ohne Staller: Review) als Arnos Vater / Dagoberts Alter Ego, Hendrik Heutmann (Im Westen nichts Neues: Review) spielt Arnos besten Freund Lothar, Karsten Antonio Mielke spielt Arnos Arbeitgeber Peter. Ronald Kukulies (Faking Hitler) spielt Lars Maibach.
Arno Funke (Arno Funke – Wikipedia) selbst hat in der fünften Folge einen Cameo-Auftritt, als er von Mücke beobachtet wird wie er eine Telefonzelle mit einer Wanze präpariert. Wem der Vorstand Deutscher Donaldisten bekannt vorkam, dem können wir weiterhelfen. Dieser wird von Uke Bosse dargestellt, der aktuell als „Elevator Operator“ aus dem gleichnamigen Music Video der deutschen Band „Electric Callboy“ zu sehen ist.
Ich bin Dagobert (Mini-Serie 2024) Kritik & Fazit:

Wertung: 8 / 10
Regisseur Hannu Salonen und Autor Ronny Schalk liefern mit „Ich bin Dagobert“ eine überraschend vielschichtige und äußerst gelungene True-Crime-Serie über Arno Funke ab. Dieser geriet durch die Erpressung zweier Kaufhausketten ins Visier der polizeilichen Fahnder. Handwerklich spielt die Serie ganz oben mit und präsentiert eine hervorragende Mischung aus Komödie und Drama, basierend auf realen Hintergründen. Friedrich Mücke brilliert in der Hauptrolle und macht die psychischen Probleme und Zerrissenheit seiner Figur greifbar.
Die Macher Hannu Salonen und Ronny Schalk fanden für ihre Mini-Serie ein ausgewogene Mischung aus spannenden, dramatischen wie auch komödiantischen Elementen. Was die sechsteilige Serie besonders auszeichnet, sie hält sich überwiegend an alle Details. Ohne jedoch Funke als Held zu stilisieren oder ihn als Bösewicht abzustempeln. Die immer wieder scheiternden Geldübergaben, die für die Boulevardpresse damals ein gefundenes Fressen waren, werden mit dem nötigen Augenzwinkern inszeniert, ohne jedoch die Konsequenzen für die damals Betroffenen aus den Augen zu verlieren.
Fazit: „Ich bin Dagobert“ ist eine äußerst gelungene Mini-Serie von RTL+ basierend auf den Taten des deutschen Kaufhauserpressers Arno Funke. Friedrich Mücke spielt seine Rolle mit viel psychologischer Tiefe und feinem, teils sarkastischen Humor. Serie überzeugt mit ihrer atmosphärischer Inszenierung und einer gelungenen Mischung aus Heist-Movie, Gauner-Komödie wie auch einer ordentlichen Portion Drama. Dadurch gelingt es der Produktion, die wahre Geschichte hinter dem Medienphänomen „Dagobert“ auf fesselnde Weise zu erzählen.
Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung © 2025 Polyband / RTL – alle Rechte vorbehalten.