AMERICAN GODS: STAFFEL 1-3 – REVIEW
American Gods: alle drei Staffeln als Complete Edition!

AMERICAN GODS: Nach Absetzung der TV-Serie, veröffentlichte Studiocanal die komplette nun Serie auf DVD und Blu-ray. Die Reihe selbst basiert auf Neil Gaimans gleichnamigen Fantasie Roman aus dem Jahr 2002. Dieser erzählt die Geschichte alter Götter, die nur deshalb existieren, da Menschen seit jeher an sie glaubten. Der Glaube an die Mythen, wie auch die unterschiedlichen Götter, schwindet von Jahr zu Jahr.
Besonders seit dem Computer und Smartphone Zeitalter, nimmt der Glaube neue Züge an, ein Glaube an die Technik. Womit die alten Götter immer mehr in Vergessenheit geraten und sich Neue manifestieren. Dies kann Göttervater Odin nicht hinnehmen und macht sich auf in den Kampf gegen diese neue Macht. Wie mir diese Serie gefallen hat und ob sie mich überzeugen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Der Untergang der alten Götter
Schon länger zeichnet sich eine neue Gefahr ab, welche die Existenz der alten Götter bedroht. Der Glaube der Menschen an diese mythologischen Kreaturen schwindet, während der Glaube an die Technik stetig wächst. So entstehen neue Götter einer neuen Zeit, welche beginnen die alten Götter immer mehr zu verdrängen. Etwas dass der Göttervater Odin nicht mehr länger bereit ist hinzunehmen. So macht er sich auf seine alten Weggefährten erneut, um sich zu scharen. Doch die Götter sind müde und ohne den Glauben der Menschen, verfallen viele, dieser einst mächtigen Wesen in eine Art Lethargie.
Dabei trifft Odin, auf Shadow Moon, der wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis saß. Dieser wurde drei Tage früher entlassen, um der Beisetzung seiner überraschend verstorbenen Frau Laura sowie seines besten Freundes beiwohnen zu können. Diese kamen bei einem Autounfall ums Leben. Odin stellt sich Shadow als Mr. Wednesday vor und bietet diesem sogleich ein Job an, den Shadow dankend ablehnt. Das Merkwürdige für Shadow, dieser Fremde scheint viel mehr von ihm zu wissen, als er eigentlich dürfte.

Nachdem er von der Witwe seines toten Freundes erfährt, dass Laura während dieser verhängnisvollen Autofahrt, mit den Genitalien seines Freundes beschäftigt war, ist Shadow Moon außer sich vor Wut. Kurz darauf trifft er erneut auf Mr. Wednesday, dessen Jobangebot noch immer besteht. Da Shadow nichts mehr zu verlieren hat, nimmt er dieses an und beginnt sogleich eine Prügelei, mit einem riesigen Iren. Dieser ist in Wirklichkeit ein überaus zynischer Leprechaun (irischer Kobold). Während der Prügelei verliert der Kobold eine seiner goldenen Münzen, welche Shadow aufhebt.
Bei seinem zweiten Besuch auf dem Friedhof schnippt er diese magische Münze auf das Grab seines untreuen Eheweibs. Bei seinem Dienstantritt seines neuen Chefs Mr. Wednesday erhält Shadow einen Einblick in eine Welt, die er in seinen kühnsten Träumen nicht hätte erwarten können. Doch es kommt noch verrückter, neben Kobolden, alten Göttern, mystischen Wesen, Elfen und neuen Techno-Göttern, entsteigt auch seine tote Ehefrau Laura, als eine Art Zombie ihrem Grab. Shadows Reise in eine neuartige und überaus gefährliche Welt hat begonnen.
Ein langer Weg, nicht nur für Shadow
Neil Gaimans Roman war mir zwar ein Begriff, dennoch hatte ich bis dato noch nie mehr als den Inhaltstext gelesen. Da ich aber ein Faible für außergewöhnliche Fantasiegeschichten habe und nach der ersten Staffel von „Preacher“ nach neuem Serienmaterial suchte, stolperte ich 2017 über „American Gods“. Die Geschichte, die von alten mythischen Göttern und neuen Techno-Göttern erzählte, klang schon mal interessant. Aufgrund der langen Produktionszeiten der zweiten und dritten Staffel verlor ich jedoch die Serie aus den Augen. So wurde ich erst jetzt wieder durch Studiocanals Veröffentlichung der Gesamtbox, aller drei Staffeln auf diese aufmerksam. Studiocanal stellte mir nun diese für ein Review zur Verfügung. Hiermit möchte ich Euch erzählen, ob es lohnt diese, wie sagt man neudeutsch, zu Bingen.
Was für ein Mindfuck
„Wie immer bei Serien, gehe ich auch hier nur auf den Plot der ersten Episode ein, um den Inhalt nicht zu spoilern.“
Wer die erste Episode gesehen hat, wird sich wohl fragen, was das gerade für ein Trip war. Der Gott Odin auf dem Weg seine Brüder und Schwestern zu vereinen. Neue Techno- und Finanz-Götter, welche die alten Götter verdrängen wollen. Ein Ex-Knacki mit untreuer toter Ehefrau, die einfach nicht im Grabe liegen bleiben will. So wie viele weitere merkwürdige Wesen, dargestellt von einer Top Schauspielbesetzung. Und mit dieser fange ich auch gleich an.
Mit dabei sind Ian McShane („Die Säulen der Erde“) als Odin, Ricky Whittle („The 100“) als Shadow Moon, Emily Browing („Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“), Crispin Glover („Zurück in die Zukunft“), Orlando Jones („Evolution“), Peter Stormare („The Blacklist“) und vielen mehr. Während Ricky Whittle alias Shadow Moon auf den undurchsichtigen Mr. Wednesday / Odin trifft. Beginnt für diesen, die wohl merkwürdigste Reise seines Lebens. Allein für die erste Episode sind das schon ziemlich viele Infos, die man als Zuschauer zu verarbeiten hat. Genau das hat mein Interesse aber gerade erst erweckt, möchte man doch mehr über diese surreale Welt erfahren.

Laut der Romanvorlage von Neil Gaiman, existieren diese alten Götter nur, da die Menschen an sie glauben. Wie nun jeder weiß, blieb von diesen ganzen Göttern nur einer übrig. Diesen beten die Menschen in Kirchen und sonstigen Glaubenshäusern heute noch an. So erinnern sich nur wenige Menschen, besonders in der westlichen Welt an solche Namen wie Anubis, Kali, Ostara, Czernobog, Gwydion. Wäre Marvel mit seinen Avengers nicht gerade in aller Munde, hätten viele wohl auch die Namen Odin, Loki und Thor vergessen.
So laufen die Götter in der Serie Gefahr vergessen zu werden, während die Menschen neue Götter für sich gefunden haben. Götter, welche die Welt der Technik und der Finanzmärkte beherrschen. Sprich der Glaube an das Smartphone, wie auch an digitale Währungen ist größer als das an mythischen Wesen. Dies wiederum missfällt dem Göttervater, weshalb er versucht, eine Armee seiner alten Weggefährten aufzustellen. Auch sein neuer Fahrer und Bodyguard Shadow Moon wird hier eine Rolle spielen. So haben die neuen Götter auch diesen im Blick.

Allein die Zusammenfassung lässt schon einen außergewöhnlichen Serientrip erahnen. Gesteigert wird das Ganze durch eine hervorragende Besetzung, wie auch die unglaubliche visuelle Gestaltung der Serie. Hier ließen die Macher nichts aus, um den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Was hier geboten wird kommt einer Achterbahnfahrt aus surrealen und fantastischen Bildern gleich. Sehr gute Voraussetzungen für ein Serien-Highlight, sollte man denken. Ein Manko, die Serie lässt sich gerade in Bezug auf Shadows vermeintliche Bestimmung viel Zeit und auch einige andere Dinge, bleiben recht lange im Dunkeln.
Dies wäre zu verschmerzen, hätte die Produktion der beiden weiteren Staffeln nicht immer rund zwei Jahre gedauert. Dies lässt sich auf verschiedene Differenzen zwischen Showrunnern und dem produzierenden Studio zurückzuführen. Womit es kein Wunder ist, dass der interessierte Zuschauer das Interesse verloren hat. Somit wundert es nicht, dass die Einschaltquoten schon bei der ersten Episode der dritten Staffel miserabel ausfielen. Was zur Absetzung der Serie führte. In dieser Zeit und bei dieser Konkurrenz, kann man es sich einfach nicht leisten, seine Zuschauer zu vergraulen.

Dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass die Serie schlecht sei oder im Verlauf schlecht geworden wäre. Die Macher haben aufgrund ihrer Differenzen, schlicht und ergreifend einen Bock bei dem Zeitplan geschossen. Somit ist es kein Wunder, dass das Interesse sank. Gerade bei solch einer komplexen Serie, kann niemand erwarten, dass die Zuschauer nach zwei Jahren noch Wissen, was die gesehen haben. Das Ironische dabei, die alten Götter werden von den schnelllebigen neuen Techno-Göttern überholt.
Dies hätten die Leute hinter dieser Produktion bedenken sollen. Ebenso gab es Probleme beim Showrunner Wechsel, welcher auch nicht gerade förderlich war. Dennoch hebt sich allein vom Storytelling, den visuellen Effekten, dem Schauspiel bis hin zu etlichen genialen Tabubrüchen, die Serie gehörig von der Masse ab und bleibt ein visueller Augenschmaus. Als Zuschauer muss man sich auf diesen Trip aber auch einlassen. Wer sich nur berieseln lassen will, wird mit „American Gods“ nicht glücklich werden. Bekommt der Zuschauer doch recht viele Informationen und Zusammenhänge geliefert, die er zu verarbeiten hat, um nicht aus der Geschichte zu fallen.
Fazit
„American Gods“ ist für mich, wie die vergleichbare Serie „Preacher“, eine der außergewöhnlichsten Serien der letzten Jahre. Ein surrealer Ritt durch eine Welt voller mystischer Götter, die in unserer Gegenwart darum kämpfen, nicht von neuen Göttern verdrängt zu werden. Die ihre Kräfte aus dem Glauben der Menschen an Technik, Medien und Finanzen beziehen. Eine reizvolle wie auch nachvollziehbare Idee, die Neil Gaiman in seinem Roman verfolgte. Etwas, das sich eigentlich perfekt für die heutige Medienlandschaft eignete. Die Serie zog mich in ihren Bann und ich hätte gerne mehr davon gehabt. Leider waren wie so oft kreative Differenzen zwischen den Machern und den Produzenten schuld am Untergang. Was die Produktion nicht nur verzögerte, sondern auch zum Weggang der ursprünglichen Showrunner Bryan Fuller und Michael Green führte.
In der zweiten Staffel übernahm Jesse Alexander, der ebenfalls kurz darauf seinen Hut nehmen musste. Kam es doch erneut zu Verzögerungen beim Dreh. Was nicht zuletzt an dessen Skripten lag und wohl auch einiges böses Blut hinter den Kulissen hervorbrachte. Dies hätte man wohl noch in den Griff bekommen können, hätte man die Zuschauer nicht immer wieder auf die lange Bank geschoben. Zwei Jahre, für acht Episoden sind für heutige Verhältnisse lachhaft. Besonders bei der großartigen Konkurrenz, die nur darauf wartet, neue Zuschauer zu abzugreifen. Trotz aller Probleme, die zum Ende führten, halte ich diese immer noch für ein großartiges Serien-Erlebnis. Daher empfehle ich jedem einen Blick auf „American Gods“ zu werfen, der TV-Unterhaltung fernab der gängigen Crime- und Drama-Serien sucht.
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