Mord und Totschlag in den friesischen Dünen
Mord, Mysterium und Meeresbrise: „Dünentod – Ein Nordsee-Krimi“ entführt den Zuschauer in die trügerische Idylle der friesischen Küste! Diese packende RTL / RTL+-Serie verbindet gekonnt die raue Schönheit der Nordsee mit düsteren Geheimnissen und fesselnden Kriminalfällen. Folgt den Ermittlern Femke Folkmer und Tjark Wolf durch nebelverhangene Dünen und verschlafene Küstendörfer, wo hinter jeder Sanddüne der nächste Schock lauert. Doch ist Dünentod das neue Krimi Highlight oder eher was für den harmlosen Sandburgenbauer, die Frage klärt das nachfolgende TV-Serien Review.

Die Handlung / Episoden:
Episode 1: Das Grab am Meer
In der idyllischen Küstenstadt Werlesiel wird die Ruhe gestört, als eine junge Frau nach einer Partynacht im Nebel verschwindet. Die örtliche Polizistin Femke Folkmer vermutet mehr hinter dem Fall und beginnt zu ermitteln. Kurz darauf trifft der in Ungnade gefallene Kriminalkommissar Tjark Wolf der Kripo Wilhelmshaven ein. Und dieser hat ein ganz mieses Gefühl bei dem Fall.
Episode 2: Tödliche Falle
Bei einem Einsatz wird die Kripobeamtin Ceylan Özer schwer verletzt. Ihre Kollegen Femke und Tjark sind fest entschlossen, die Täter zu überführen. Dabei entdecken sie, dass hinter dem Verbrechen noch weit aus mehr steckt: Ein vermeintlich harmloser Lagerarbeiter plant eine große Abrechnung und schreckt auch vor Massenmord nicht zurück.

Episode 3: Tod auf dem Meer
Ein Geisterschiff auf der Nordsee: Eine Yacht mit einem Toten und einer überlebenden Frau, die jedoch kein Wort Deutsch spricht. Dies stellt die Ermittler Femke und Tjark vor ein Rätsel. Der Tote war ein dubioser Banker, während die Frau scheinbar eine Prostituierte war. Doch kurz darauf wird sie selbst zum Ziel mehrere Anschläge, worin war diese vermeintlich harmlose Frau nur verwickelt.
Episode 4: Falsches Spiel
Ein spektakulärer LKW-Überfall während der Fahrt lässt die Kommissare Femke, Tjark und Ceylan aufhorchen. Ein Schäfer, der Zeuge des Überfalls wird, nimmt die Beute an sich womit er und seine Frau in die Schusslinie eines Verbrecher-Netzwerks gelangen. Aber auch Tjark wird von der Vergangenheit seiner Mutter eingeholt, wurde die Kommissarin doch kaltblütig von Unbekannten ermordet. Womit nun auch er vom Jäger zum Gejagten wird.

Episode 5: Die Frau am Strand
Der passionierte Gleitschirmflieger Willem Leefmann wird tot in den Dünen gefunden. Ein unglücklicher Unfall, wohl eher nicht und es gibt nur eine Zeugin, die labile Sabine Eriksen, die jedoch schweigt. Nachdem noch mehr mysteriöse Todesfälle geschehen sind sich Femke und Tjark sicher. Hier ist jemand auf Rache aus. Ein düsteres Geheimnis das scheinbar tief in den Dünen vergraben liegt, gibt den Ermittlern Rätsel auf.
Die Inszenierung der Krimiserie: Von Hannibal Lecter bis hin zum Wicker Man
Die neue Krimiserie „Dünentod“ basiert überwiegend auf der Romanreihe von Sven Koch. Das Koch passionierter Filmfan ist, spiegeln seine Bücher wieder. Kein Wunder, das man im Verlauf der ersten Episode an den amerikanischen Thriller „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert wird. Nachdem die Ermittler, die Dorfpolizistin Femke Folkmer und der raubeinige Kommissar Tjark Wolf immer mehr Frauenleichen in den Dünen finden. Und obwohl es sich „nur“ um eine deutsche TV-Krimi-Serie in Spielfilmlänge handelt, wirkte diesee nicht wie ein müder Abklatsch. Womit RTL tatsächlich mal ein positive Krimi-Überraschung parat hat.
Ganz im Gegenteil, der Autor wie die Filmemacher haben es ziemlich gut verstanden, bekannte Geschichten in die nordfriesische Atmosphäre einzubetten. Wir müssen zugeben: das passt ausgesprochen gut. Die weiten Dünen und die abgelegenen Höfe bieten je nach Darstellung ein schön gruselige Atmosphäre. Besonders in der letzten Folge „Die Frau am Strand“ die nach unserem empfinden von dem Film „The Wicker Man“ aus dem Jahr 1973 inspiriert sein müsste. Ebenso die Folge „Tödliche Falle“ die sogar mehrere prominente Genre-Vertreter wie „Explosiv“ mit Jeff Bridges zum Vorbild gehabt haben muss. Die Aufnahme per Drohne unterstützen den mysteriösen Look der Serie. Große Actionszenen gibt es keine, die Kampfeinlagen und spannenden Szenen selbst haben uns dafür entschädigt.
Kritische Gedanken zu Dünentod
Während uns die Serie gut unterhalten konnte, denken wir auch das Freunde gängiger deutscher Krimi-Unterhaltung hier nicht ganz glücklich werden. Kritik dürfte es an dem amerikanischen Stil geben. Für Freunde die mehr die „reale“ Krimi-Unterhaltung bevorzugen ist dies wohl etwas zu drüber. So sind die Fälle überaus mysteriös bis gruselig angehaucht, was die weiter atmosphärischen norddeutschen Landschaften unterstützen. Ebenso ähneln die Hauptdarsteller Hendrik Duryn und Pia Micaela Barucki dem bekannten Ermittler Duo aus „Akte X“ Scully und Mulder. Zwar kopieren sie diese nicht, aber die Ähnlichkeiten sind doch sichtbar. Etwas was dem deutschen Krimifan eventuell auch nicht gefallen dürfte.
Dennoch wird man mit Fernsehkrimis belohnt, die sich vor der amerikanischen Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Zumindest wenn man dies auf deutsche Maßstäbe reduziert. Hendrik Duryn weiß hier als raubeiniger Tjark Wolf zu überzeugen. Und wie es sein Nachname schon sagt, ist er der perfekte einsame „Wolf“, der auch mal die rechtlichen Grenzen überschreitet um ans Ziel zu kommen. Pia-Micaela Barucki spielt den Gegenpart, die Dorfpoilzistin Femke Folkmer, die bereits nach der ersten Episode zur Kripo Wilhelmshaven wechselt und im weiteren Verlauf der Serie wird die Kollegin Femke zu Tjarks Vorgesetzten. Der schnelle Wechsel der Autoritäten wirkt zwar etwas deplatziert, kann aber eventuell damit zusammenhängen um die Twists in der bereits angekündigten Staffel 2 auszubauen.
Schwach wie „Alarm für Cobra 11“ oder doch überzeugend?
In dem Zusammenhang muss ich doch mal kurz auf den negativen Beigeschmack eingehen, der Krimiserien von dem Sender RTL vorangeht. Hierbei denkt mal als bekennender Serienjunkie natürlich gleich an die alte Trash Serie „Alarm für Cobra 11“. Diese schlug extrem heftig in die übertriebene amerikanische Crime-Serien Kerbe. Vorsicht Ironie: hier sieht sogar „Fast & Furious“ blass dagegen aus. Dennoch ist auch „Dünentod“ nicht frei von Tadel. So gibt es auch hier ein paar eher abwegige Szenen, wie beispielsweise das unautorisierte ausbuddeln einer Leiche oder der Raub einer Ladung eines LKWs während der Fahrt. Trotz kleinerer Einbußen kann „Dünentod – Ein Nordsee-Krimi“ ordentliche Unterhaltung bieten und natürlich endet sie wie ihre Vorbilder mit einem Cliffhanger rund um ein kriminelles Netzwerk.
Sichtungsempfehlung und Info
Krimifans würden wir empfehlen die RTL-Serie am Stück zu schauen, sprich ohne Werbeunterbrechung. Entweder auf einem werbefreien Streaming Kanal oder auf DVD, da die Wirkung des Fernsehkrimi besser ausfällt, wenn man nicht von Perwoll-, Coca Cola- oder Binden-Werbung unterbrochen wird! Wer es jedoch lustiger und nicht ganz so tödlich ernst mag, dem würden wir entweder die Krimireihe „Hubert ohne Staller“ oder die „Miss Merkel Fernseh-Krimis“ empfehlen.
Die Besetzung und ihre Figuren
Der Schauspieler, Sänger und Stuntman Hendrik Duryn wirkt so, als hätte man ihm die Rolle des Tjark Wolf auf den Leib geschneidert. Seine teils ruppige und doch verständnisvolle Art, des einsamen Wolfs passt hervorragend. Das dunkle Geheimnis um eine übermächtige Verbrecher Organisation und seine tote Mutter, machen einen äußerst interessanten Charakter aus ihm. Ihm zur Seite steht Pia Barucki als einstige Dorfpolizistin, die einen steilen Karriereverlauf durchmacht, sie ist die eigentliche Stimme der Vernunft, kommt aber nicht umhin sich auf Tjarks Gespür zu verlassen. Florian Panzner übernimmt die Rolle des Vorgesetzten Hauke Berndstein.

Das weitere Ensemble besteht aus Schauspielerin Yasemin Cetinkaya die die Rolle der Ceylan Özer übernahm, einerseits Kollegin aber auch Tjarks Vertraute. Die Hauptfiguren bekommen noch Partner spendiert: Tjark die Polizeipsychologin Barbara Schröder (Alessija Lause) und Finn (Eugene Boateng) als neuer Freund von Femke. In weiteren Rollen sind zu sehen: Klara Deutschmann, Leonard Kunz, Bernd-Christian Althoff, Sabine Vitua, Robert Schnupp, Rainer Reiners, Franziska Brandmeier, Robert Kuchenbuch, Jonas Lauenstein, Katharina Heyer u.v.m.
Dünentod – Ein Nordsee-Krimi – Staffel 1 (2023) Kritik & Fazit:

Wertung: 6,5 / 10
Unter der Regie von Dominic Müller schafft es die Serie „Dünentod – Ein Nordsee-Krimi“ eindrucksvoll, klassische Krimi-Elemente mit der besonderen Atmosphäre der nordfriesischen Küstenlandschaft zu verbinden. Besonders in den ersten beiden Episoden „Das Grab am Meer“ und „Tödliche Falle“ wird schnell deutlich, wie geschickt die Macher die Spannung aufbauen und bekannte Genre-Versatzstücke organisch in die Handlung eingliedern. Trotz gelegentlicher Anleihen an berühmte Filme wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Explosiv“, wirkt keine der Episoden wie ein bloßer Abklatsch. Stattdessen entsteht eine authentische Krimi-Welt, wo die Ermittler versuchen mysteriöse Morde und Verbrechen aufzuklären.
Allerdings könnte der deutliche Einfluss amerikanischer Vorbilder einigen traditionellen Krimi-Fans durchaus sauer aufstoßen. Wer die Wirklichkeitsnähe und Bodenständigkeit der „Tatort“-Serie schätzt, könnte die Mystery-Elemente und teilweise überzogenen Szenarien als abgehoben empfinden. Zudem erinnert das Zusammenspiel der Protagonisten Femke und Tjark stark an das Duo Scully und Mulder aus „Akte X“, was nicht jedem gefallen dürfte. Trotzdem bieten die spannenden und atmosphärisch dichten Geschichten gute Unterhaltung. Das Ermittlerduo Hendrik Duryn als Kommissar Tjark Wolf und Pia-Micaela Barucki als Ermittlerin Femke Folkmer weiß durchgehend zu überzeugen und bietet auch eine ausgezeichnete Dynamik. Fans mysteriöser Krimis können hier definitiv mal einen Blick riskieren.
Bilder mit freundlicher Genehmigung © LEONINE Studios – alle Rechte vorbehalten!