A Thin Line (2023): Hacker und Klimaaktivisten!
A Thin Line (2023): Dies ist nun schon die fünfte Eigenproduktion von Paramount+, die gerade erst im Dezember 2022 in Deutschland, Österreich und der Schweiz an den Start gingen. In dieser Serie geht es um die Zwillingsschwestern Anna und Benni, ihren Kampf gegen die Klimakrise, familiäre Probleme und letztlich auch um die Entscheidung auf welcher Seite die beiden Schwestern stehen werden. Egal, ob gemeinsam oder getrennt.
Einer ihrer Hacks führt zu Konsequenzen, wobei Anna in U-Haft landet und Benni, auf ihrer Flucht, sich den Klimaaktivisten „Der letzte Widerstand“ anschließt. Entzweit voneinander, schlagen beide unterschiedliche Richtungen ein. Während die eine versucht zu kooperieren, um Schaden zu minimieren, radikalisiert sich die andere. So bleibt abzuwarten, ob diese Geschichte noch gut ausgehen kann. Dank Paramount+ konnte ich die Serie bereits sichten und verrate Euch in den nachfolgenden Zeilen meinen Eindruck.
Climate Leaks!
Schon seit frühster Kindheit hatten es die Zwillingsschwestern Anna und Benjamina Krohn, aus familiären Gründen, nicht ganz einfach. Anstatt bei Ihrer Mutter wuchsen sie bei ihrem Patenonkel Christoph und dessen Frau auf. Trotz der Umstände machten die beiden überaus intelligenten Mädchen ihren Weg mit einem abgeschlossenen Informatikstudium. Ihr großes Ziel ist der Klimaschutz, weshalb sie eine anonyme Internet-Plattform namens Climate Leaks betreiben. Hier sollen Umweltsünder an den Pranger gestellt werden und im besten Fall von ihren Ämtern zurücktreten. Dieses Vorhaben ist bisher leider nur von geringem Erfolg gekrönt, obwohl die Fanbase um sie wächst.
Dank eines Tipps eines anonymen Aktivsten namens „Rainman“, wagen sie sich einen Schritt weiter. So schleicht sich Benni als Reinigungskraft verkleidet in das Büro eines kommunalen Politikers. Der Plan, sich in seinen Mailverkehr hacken und belastendes Material sammeln. Trotz der veröffentlichten Beweise schaffen es die beiden nicht, diesen zum Rücktritt zu zwingen. Als ein Deepfake Video auftaucht, welches den Politiker zeigt, wie er sich selbst belastet, fällt der Verdacht sofort auf Climate Leaks. Was auch die Cybereinheit der Polizei auf den Plan ruft. Noch vor dem Zugriff erhalten sie einen Tipp, doch nur Benni kann erfolgreich flüchten. Anna indes landet in der U-Haft.
In ihrer Not wendet sich Benni an Rainman, der ihr ein Versteck zeigt. Dort trifft sie auf die an den Rollstuhl gefesselte Susi. Eine niederländische Ex-Soldatin, die an vorderster Front der Gruppe „Der letzte Widerstand“ kämpft. Diese ist begeistert von den Taten Climate Leaks und denkt nur Benni würde dahinterstecken. So plant Susi mit ihr ein paar besonders große Aktionen. Das erste Ziel, die Sicherheitsschaltungen einer Ölraffinerie. Erst wenn dieses explodiert, wird „Der letzte Widerstand“ wohl gehört werden.
In größter Not zieht Patenonkel und BKA Chefermittler Christoph Wandler, Anna zu dem Fall hinzu. Der Deal: hilft sie diese Katastrophe zu verhindern und den Tätern auf die Spur zu kommen, gehen die Schwestern eventuell straffrei aus. Währenddessen beginnt Benni unter der Führung der frustrierten Susi, sich mehr und mehr zu radikalisieren. Dabei gedenkt sie nicht einen Augenblick auch nur ein Stück von ihrem Kurs abzuweichen, selbst wenn sie dafür über Leichen gehen muss.
Cyberthriller und Klimaschutz
Klimaschutz ist in aller Munde und neben dem realen Kampf dagegen, bietet diese Thematik auch genügend Stoff für spannenden Filme und Serien. So geht der neue Streamingdienst Paramount+ gleich mit einer Eigenproduktion in die Vollen. Dafür ließen sie die Erfolgsproduzenten, Drehbuchautoren und ebenfalls Geschwister Jakob und Jonas Weydemann, ihre Serie „A Thin Line“ realisieren.
Diese dreht sich wie erwähnt um die Zwillingsschwestern (eher zweieiig, statt eineiig) Anna und Benjamina, kurz Benni. Diese stammen bereits aus einem komplizierten Familienkonstrukt. Dennoch können beide auf ein abgeschlossenes Informatikstudium zurückblicken. Für sie die Chance, mithilfe der Technik, ihren Kampf gegen die Klimakrise voranzutreiben. So stellen die Weydemanns die direkte Frage: Wie weit darf Klimaaktivismus gehen?
Die Weydemann Bros., so auch der Name ihrer Produktionsfirma, sind dabei kein unbeschriebenes Blatt. Bereits im Jahr landeten die beiden mit ihrer Produktion „Systemsprenger“ einen Überraschungshit. Als Showrunner der Serie „A Thin Line“ waren sie dieses Mal auch an den Drehbüchern beteiligt. Laut ihrer eigenen Aussage sind für sie die spannendsten Geschichten die, die Gesellschaft bewegen.
Und was wäre aktuell dringlicher als die Bewältigung der Klimakrise? So erschufen sie mit einem Autorenteam die Geschwister Anna und Benni. Diese versuchen, mit Hackangriffen auf vermeintliche Klimasünder, diese zum Rücktritt zu zwingen. Natürlich ist zu erwarten, das ein paar gesammelte Mails nicht ausreichen solche Personen von der Bildfläche zu vertreiben.
Ab diesem Moment setzen die Autoren von „A Thin Line“ eine Schippe drauf und lassen die Gruppierung „Der letzte Widerstand“ in Erscheinung treten. Diese nehmen sich als Erstes, das erste Ziel von Anna und Benni vor. Sprich, ihre Kampagne gegen einen kommunalen Politiker. Womit die beiden jungen Frauen in den Mittelpunkt polizeilicher Ermittlungen geraten. Noch bevor man sie verhaften kann, flüchtet Benni.
Anna jedoch hat keine Chance mehr zu entkommen. Dies ist in der Serie auch der Scheidepunkt der Schwestern. Durch ihren Patenonkel und ebenfalls der ermittelnde Beamte, bekommt Anna die Chance, sich zu rehabilitieren. Benni wiederum lassen die Autoren bei Susi, einer niederländischen Ex-Soldatin und Radikalen, landen. Diese sitzt im Rollstuhl und scheint durch extreme Aktionen ihrem Frust Luft zu verschaffen.
Mit dem Angriff auf ein Unternehmen, eine Erdölraffinerie, werden die Figuren erstmalig zu einer einschneidenden Entscheidung gezwungen. Denn während Anna versucht den Schaden zu begrenzen, beginnt Benni sich zunehmend zu radikalisieren und sich von ihrer Schwester abzuwenden. Diese Veränderung treiben die Macher so weit, dass sie ihre Figur Benjamina nicht mal mehr vor einem Verbrechen, einem Mord zurückschrecken lassen. In diesen sechs Folgen zeigen uns die Weydemanns wie unterschiedliche Intentionen einer vermeintlich guten Sache, Menschen entzweien können. Die Episoden spickten sie dabei mit allerlei Wendungen und dramatischen Momenten.
Dennoch empfand ich den ein oder anderen Twist nicht unbedingt für gelungen. Gerade die Hintergründe der komplizierten familiären Verhältnisse war einerseits verwirrend und verpuffte mit einem Ausbruch einer der Hauptdarstellerinnen. Dies wirkte wie ein Twist aus alten Serientagen. Ebenso wirkte das Techtelmechtel zwischen Susi (Hadewych Minis) und dem BKA-Beamten Simon (Sebastian Hülk) etwas konstruiert.
Die Probleme, die diese beiden Ex-Soldaten haben, hätte man auch anders einflechten können. Für mich waren dies aber auch schon die beiden einzigen Schwächen. Dennoch wäre es auch möglich, dass diese Plots als Vorbereitung für Wendungen in einer etwaigen zweiten Staffel sein könnten. Dann wiederum könnten diese Plots eventuell Sinn ergeben.
Fazit:
„A Thin Line“, der Titel beschreibt geradezu den Kampf der beiden Klimaaktivisten perfekt, ist dieser doch eine pure Gradwanderung. Nicht nur bei der Wahl der Mittel, sondern auch dem Verhältnis der Schwestern. Die Showrunner nahmen sich mit der Klimakrise einem überaus aktuellen Thema an.
Welches mit harmlosen Sitzblockaden der „Fridays for Future“ Bewegung begann und zwischenzeitlich auch radikalere Züge von anderen Gruppierungen annahm. In dieser Serie verfolgen wir das Schwesternpaar Anna und Benni, welche einen gemeinsamen Plan verfolgen. Im Verlauf der Serie jedoch mit mehr und mehr unterschiedlichen Ansätzen. Dies schürt Konflikte und treibt das Spannungspotential nach oben.
Und dieses feuerten die Autoren, Stefanie Ren (Head-Autorin), Jonas Weydemann, Nicki Bloom, Sabrina Sarabi, Damian John Harper noch mit jeder Menge dramaturgischen Twists an. Unter der Regie von Sabrina Sarabi, spielen Saskia Rosendahl als Anna und Hanna Hilsdorf als Benni, diese Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sich aber dennoch näher stehen als alles andere auf der Welt. Dies liegt unter anderem an ihrem familiären Hintergrund, den ich wiederum als etwas generisch empfand.
Rosendahl spielt ihre Figur Anna, nicht nur als Besonnene sondern auch als Schwester, die an ihrer inneren Zerrissenheit schier verzweifelt. Hildorf wiederum spielt ihre Figur Benni als aufbrausend und unkontrollierbar. Für mein empfinden konnten beide Schauspielerinnen mit ihren Figuren brillieren. Demgegenüber stehen die weitere Charaktere, wie ihr Patenonkel und BKA-Oberinspektor Christoph Wandler, ebenfalls stark dargestellt von Peter Kurth.
Ebenfalls mit dabei ist in einer kleinen Rolle Seumas F. Sargent („Spy City„). gesellen sich die niederländische Schauspielerin Hadewych Minis als radikale Susi, sowie Sebastian Hülk („Das Boot“) als BKA-Beamter Simon Geiger. Wobei gerade Hadewych Minis ihre Figur geradezu grandios darstellt. Hier passt alles: Optik, Mimik, Sprache. Ihr nimmt man die eiskalte Strategin zu jeder Minute ab. Mit „A Thin Line“ schufen die Weydemann Bros. eine ziemlich intensive Serie. Wer es etwas lustiger mag, dem kann eine ebenfalls aus Deutschland stammende Serie namens „Faking Hitler“ mit Moritz Blebtreu empfehlen.
Um Klimaaktivisten, Geschwister, Familie und beginnendem Radikalismus eines geliebten Menschen. Das Ende der ersten Staffel wurde hierzu wohl bewusst überaus konsequent durchgezogen und dabei noch offen gelassen. So muss ich gestehen, dass ich jetzt umso mehr wissen will, wie es mit Anna und Benni weitergeht. Fans von Cyberthrillern sollten hier unbedingt mal einen Blick riskieren. Denn hervorragende Thriller-Serien können auch aus Deutschland stammen.
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