MIAMI VICE – ULTIMATE EDITION: REVIEW
MIAMI VICE: COMPLETE ULTIMATE EDITION: Plaion Pictures Monsterbox!

Miami Vice: eine Serie die ein Jahrzehnt prägte und weit über dieses hinaus den Menschen in Erinnerung bleiben sollte. Coole Serien gab es zuhauf in den 80ern: „Magnum“, „Knight Rider“, „Ein Colt für alle Fälle“, „Simon & Simon“, etc. Die meisten schafften es zwar hierzulande auf DVD veröffentlicht zu werden, doch die Qualität dieser blieb fast immer auf der Strecke. Zwischenzeitlich gibt es von einigen dieser Serien HD-Abtastungen, die jedoch nur im Streaming Bereich zu finden sind. Als Amazon Prime Video Mitglied profitiert man hier bereits von einem besseren Bild bei „Knight Rider“ dem „A-Team“ sowie „Miami Vice“.
Meine ebenfalls geliebte Serie „Magnum“ mit Tom Selleck fristet dagegen weiterhin ein Schattendasein. Hiervon existiert leider nur eine recht lieblose englischsprachige VÖ, die es nur im Ausland zu kaufen gibt. Wie schon für „Miami Vice“ gilt auch bei „Magnum“, Synchro ist ein Muss. Für „Knight Rider“ Fans wiederum lichtete sich am Horizont der Nebelstreif, da Turbine Medien eine Blu-Ray Box im Dezember 2022 veröffentlichte. Nun aber zurück zu „Miami Vice“!
Genug der Worte davon was wir (noch) nicht haben!
Wie eingangs erwähnt, blieb Michael Manns Serie „Miami Vice“ den Menschen nicht nur in den Köppen, sie prägte in Deutschland zugleich ein ganzes Jahrzehnt. Klamotten, Style, Musik, etc. sprich alles, was damals aktuell „IN“ war, fand in dieser Serie seinen Platz und überrollte die Welt wie eine Grippewelle. So rannten die Menschen im besten „Sunny Crockett“ Style mit VoKuHiLa, Ray-Ban Sunglasses, pastellfarbenen Shirts und diesen wunderbar hässlichen Sportsackos (natürlich mit eingenähten Schulterpolstern) quer durch die Republik.
Nicht zu vergessen diese pikenden, unbequemen weißen Espadrilles. Ein gar grausig Bild, wenn einem im tiefsten Schwarzwald, zwischen Kleinstadt, Acker und Kühen, jemand mit diesem „Miami Beach“ Look über’n Weg lief. Und ja, ich besaß diese Klamotten ebenfalls und ja ich weiß heute auch wie „scheiße“ das aussah. Nichtsdestotrotz war es der geliebte und gelebte Style, des so weit entfernten Miamis. Der Welt der Reichen und Schönen. Wobei „schön“ wie immer im Auge des Betrachters liegt.
Und jetzt zu dem, was wir bekommen haben!
Was niemand mehr zu hoffen wagte, machte Koch Films letzten Herbst wahr. Eine ultimative Edition der Serie „Miami Vice“ auf Blu-ray. Mit Sunny Crockett und Corega Tabs, ähm sorry, ich meine natürlich Ricardo Tubbs. In HD und das Ganze auch noch Uncut sowie Cut. Ohne Übertreibung dürfte das wohl die weltweit Erste und beste VÖ dieser Serie sein. Hier wurden die Wünsche der Fanbase nicht nur erhört, sondern auch umgesetzt. So ist einmal die Uncut Version mit fehlenden Synchrostellen deutsch untertitelt enthalten. Und wer wie ich die Folgen so genießen möchte, wie ich sie zur TV-Premiere sah (ja, ich bin schon ein paar Tage älter), bekommt die Episoden in der Cut Version präsentiert. So kann ich ungestört durch O-Ton-Stellen in tiefe Nostalgie versinken. Das hat in meinen Augen Koch Film sehr gut gelöst. Fürs Protokoll: Die Version für „alte“ Leute liegt für jede Folge nochmals in den Extras auf der gleichen Disc vor.
Werfen wir einen Blick auf die Serie selbst.
Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Michael Mann erschuf in den 80ern eine weitere Cop Serie, welche die altbekannten Genrevertreter um Längen in den Schatten stellen sollte. Dabei ist die Mischung eigentlich die gleiche: zwei Cops (Don Johnson und Philip Michael Thomas), der Vorgesetzte (erst Gregory Sierra und kurz darauf Edward James Olmos), die Kollegen und ein ganzer Haufen böser Jungs sowie vereinzelt auch ein paar böse Mädels. Dazu setzte Michael Mann auf die neonfarbene Glitzer- und Glamour Welt der Reichen und Schönen mitten in Miami. So sollten unsere Helden ebenfalls mit der High Society mithalten können und wurden in die aktuellsten Klamotten gestopft, sowie mit allerlei teuren Accessoires ausgestattet.
Hier sei der Klassiker, der schwarze Ferrari Daytona Spider und später der weiße Ferrari Testarossa erwähnt, dass Speedboot, das Segelboot und Sunnys Alligator rundeten das Bild des exzentrischen Dealers perfekt ab. Die nächste Neuerung: anstatt auf altbackenen instrumental Sound zu setzen, konnte man den aktuellen Pop Hits dieser vergangenen Tage lauschen. Die Folgen wurden natürlich ebenfalls instrumental untermalt, dazu holte man Jan Hammer mit ins Boot, der hier feinsten Synthesizer-Sound einspielte. Es dürfte wohl wenige TV Zuschauer der damaligen Zeig geben, die nicht das „Crocketts Thema“ kennen.
Der nächste Clou, Michael Mann setzte auf bekannte Namen aus der Show Branche. Darunter unter anderem Phil Collins, Pam Grier, James Brown, Brian Dennehy, Eartha Kitt, Sheena Easton und viele mehr. Dazu standen etliche, damals noch unbekannte Schauspieler vor der Kamera, die erst noch zu Topstars der heutigen Tage werden sollten. Prominentestes Beispiel dürfte nach wie vor Bruce Willis sein. Aber auch Ed O’Neil, vielen bekannt als Al Bundy aus „Eine schrecklich nette Familie“ sowie „Modern Family“. Oder auch Giancarlo Esposito („Harley Davidson und der Marlboro Man„)aka Gus Fring aus „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“, Stanley Tucci („Jolt„), Ving Rhames (Mission Impossible), Helena Bonham Carter (Harry Potter), Viggo Mortensen (Herr der Ringe), Liam Neeson („The Marksman – Der Scharfschütze„) und viele mehr.
Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen. Auch die Nebendarsteller an Crocketts und Tubbs Seite, konnten sich durchaus neben all diesen Top Namen behaupten, sei es die Drogenfahnderinnen Gina Calabrese (Saundra Santiago), ihre Kollegin Trudy Joplin (Olivia Brown), sowie der erste Vorgesetzte Lt. Lou Rodriguez (Gregory Sierra) und besonders sein Nachfolger Lieutenant Martin Castillo (Edward James Olmos). Nicht zu vergessen Detective Stan Switek (Michael Talbott) und Det. Larry Zito (John Diehl). Dessen Serientod weltweit wohl einige Tränen fließen ließ. Weiterhin muss ich unbedingt Izzy Moreno (Martin Ferrero) erwähnen, einer der durchgeknalltesten Neben-Nebenfiguren überhaupt.
Die Fälle selbst folgen denen bekannter Cop Serien. Cops kriegen Tipp, Cops jagen Bösewicht, Cops gewinnen oder verlieren am Schluss. Die Serie selbst lebt hauptsächlich von Don Johnson als Sunny Crockett und Philip Michael Thomas als Ricardo Tubbs. Neben den Cop – jagt „Pösen Burschen“ Geschichten, werden immer wieder Folgen mit persönlichen Themen wie: Beziehungen, Freundschaften, Kollegen und deren Probleme, etc. aufgegriffen. Sei es Crocketts Scheidung, Tubbs Bruder, eine gefundene oder verlorene Liebe, Castillios Exfrau, Trudys Schuldgefühle, Zitos Tod und vielem mehr. Wobei die Folgen, in denen Crockett auf alte Kumpel trifft, schon Running Gag Charakter haben. Fakt ist: so gut wie keiner seiner „alten“ Kumpel wird in diesen Folgen das Rentenalter erleben. Weshalb man auch immer wieder vorm TV hockt und sich denkt: „ah, okay, Kumpel von Crockett, sein Ende naht.“
Schon in den ersten beiden Staffeln mischten sich mal härtere Folgen unter die typisch generische unterhaltsame Krimikost. Darunter eine Episode, die mir immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagt: „Zu jung zum Sterben“. Ab der vierten Staffel ist dann überwiegend Schluss mit lustig. Die Folgen zogen bei Härte und Ernsthaftigkeit enorm an. Wobei man sagen muss, dass die vierte Staffel wesentlich mehr schwächere Folgen aufweist, als die vorigen. Dennoch ist dies kein großes Manko, da einige andere Episoden diesen Nachteil mehr als ausgleichen. Hierbei muss ich dennoch die Folge mit den „Außerirdischen“ namens „Verlorene Zeit“ erwähnen.
Dies dürfte, die schrägste, abgedrehteste und übelste aller Folgen darstellen. Hier ist der Titel Programm: „verlorene Zeit“. Hierbei konnte selbst ein James Brown nichts mehr retten. Keine Ahnung was die Autoren beim Schreiben dieser Folge geraucht haben? Das Ende der vierten Staffel kommt dann mit einem fetten Cliffhanger daher, hier verliert Sunny sein Gedächtnis und ist der Meinung ein Handlanger eines Drogenhändlers zu sein. Dramatisch wird es, als er beginnt Jagd auf seinen alten Partner Tubbs zu machen, den er nicht mehr als diesen erkennt.
Mit dem 50:50 Mix aus sehr guten sowie mittelmäßigen Folgen nähert sich die fünfte Staffel dann auch dem Serienende. Dies könnte an ein paar Eskapaden der Hauptdarsteller gelegen haben. Hier sei das Thema Alkoholmissbrauch erwähnt, wer Näheres wissen der sei auf Google verwiesen. Alles in allem bekommt man damals wie heute sehr gute Serienkost geliefert. Tolle Storys, schräge Typen, ausgefallene Styles, coole Autos / Klamotten, einen ziemlich unterhaltsamen Mix aus Spannung, Action, Komödie, Dramatik, und Thrill, sowie einem super Soundtrack. Nicht umsonst war der Wunsch nach einer Veröffentlichung der Serie „Miami Vice“, immer wieder Thema in den verschiedenen Foren und das nicht nur in Deutschland.
Jetzt aber mal ein paar Worte zur Box selbst.
Plaion Pictures (ehemals Koch Films) hat sich hier richtig angestrengt um dem Serienjunkie / Fan eine tolle Edition abzuliefern. Das fängt mit dem Design der viereckigen Box an, zieht sich über die enthaltenen Blu-ray Einleger im Digibook Stil mit übergreifenden Rücken-Grafikdesign, sowie einem Postkarten-Set und einem Booklet mit umfangreichem Episodenführer. Besonders gelungen finde ich die grafische Umsetzung der Box, welche in meinem Büro steht und jedes Mal ein Blickfang für mich und jeden meiner Besucher darstellt. Vorab sei gesagt, das Bildformat entspricht der damaligen TV-Ausstrahlung und wurde nicht auf 16:9 aufgeblasen. Dieses liegt somit im Format 1.33:1 (HD 1080p).
Wie schon anfangs geschrieben, gibt es die Folgen in HD auf Amazon Prime Video. Dennoch ist das Bild der Blu-rays nochmals einen guten ticken besser. Nach etlichen Vergleichen komme ich zu dem Schluss, dass die Bildqualität der BDs den etwas besseren Kontrast, sowie einen Hauch stärkere Farben bieten. Bei der Schärfe bin ich mir nicht ganz sicher. Diese könnte minimal besser sein, was aber auch an dem besseren Kontrast liegen könnte. Wo viel Licht, gibts auch etwas Schatten und so kämpfen ein paar Folgen, gerade in dunklen Szenen mit Bildrauschen, das mal mehr, mal weniger. Wobei eine Folge in einer Nachtszenen besonders stark rauscht. Das laste ich eher der damaligen Technik an, anstatt einen Bildfehler der Blu-ray zu vermuten.

Der Ton gibt keinen Grund zur Klage, dieser liegt in DTS-HD Master Audio 2.0 vor und klingt sauber und fehlerfrei. Dazu haben ein paar Extras ebenfalls den Weg auf die Blu-rays gefunden, darunter verschiedene Synchronfassungen damaliger VHS-Veröffentlichungen, sowie verschiedene Schnittfassungen. Weitere Extras wären Featurettes wie „Die Anfänge von Michael Mann“, „Michael in Miami“, „Building a perfect Vice“, „Miami after Vice“, „Music of Vice“, „The Style of Vice“, „The Vibe of Vice“ und lustigerweise sogar noch ein Video Game Trailer“. Ja, es gab wirklich ein Videospiel, über dessen Qualität ich aber lieber den Mantel des Schweigens hülle. Der größte Fanservice bleibt letztlich, dass alle Folgen Uncut mit O-Ton Stellen UND der damaligen Cut-Version in den Extras vorliegen.
Keine Angst, die Cut-Folgen im Extra Menü, besitzen die identische Bildqualität wie die Uncut-Episoden. So hat man die Chance, die Folgen ohne Unterbrechung durch O-Ton Stellen genießen zu können. Man hat aber auch die Möglichkeit sich anzuschauen, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen damals alles herausgeschnitten hat. Den Unkenrufen zum Trotz, die seit Jahrzehnten durch die Foren geistern. Bin ich der Meinung, dass die Schnitte nicht so derb ausgefallen sind, wie viele damals behaupteten. Es handelt sich dabei überwiegend um Dialogszenen und nicht wie vermutet um „krasse“ Gewaltszenen. So dürfte der über Jahre aufgebaute und immer größer werdende Mythos, was für schreckliche Szenen damals entfernt worden seien, sich in Luft auflösen. Dennoch bleiben Cuts in Film und Serie für mich ein No-Go.
Fazit:
Somit bin ich am Ende meines Beitrags angelangt und man kann schon erahnen, dass ich mit der Box vollkommen zufrieden bin. Meine Erwartungen wurden völlig erfüllt und sogar noch übertroffen. Dennoch haderte ich lange mit dem Gedanken, rund 180 Euronen für eine über 30 Jahre alte Serie auf den Tisch blättern zu müssen. Auch nach dem Kauf und entgegen meiner Begeisterung, bleibe ich dabei, 180 Euro sind eine Hausnummer, wo ein alt Mütterlein lange für stricken muss. Wider der Vernunft, wich das Bauchgrummeln der Zufriedenheit diese Box endlich zu besitzen.
Hier hat Plaion Pictures / Koch Films wirklich geliefert. Ich vermute mal die Lizenzkosten für ein und dieselbe Folge auf einer Disc, in unterschiedlichen Fassungen, wird ein nicht unerheblicher Kostenfaktor gewesen sein. Ich für meinen Teil kann diese Box ruhigen Gewissens jedem Serienjunkie und Fan bedenkenlos ans Herz legen. Jetzt würde ich mir nur noch wünschen, dass sich ein Label erbarmt und „Magnum“ ebenfalls in dieser oder zumindest einer ähnlicher Form, eine solche Veröffentlichung spendiert. Vielleicht liest ja eines dieser Labels mit und kommt diesem Wunsch nach. Dann aber bitte nicht all zu spät, bedenkt ich bin kein Jungschpund mehr. 😉
Info: Wer die erste Box verpasst hat darf sich freuen. Koch Films, welche sich nun Plaion Pictures umbenannt haben, bereiten aktuell eine neue Blu-ray Box vor!
F.A.Q.s
Miami Vice Gaststars?
Kurzer Auszug zu den Gaststars: Liam Neeson („Memory„), Phil Collins, Bruce Willis, Collin Farrell, Ed O’Neill, Pam Grier, John Turturro („Jesus Rolls„), Stanley Tucci („Jolt„), Wesley Snipes („The Art of War„), Helena Bonham Carter, Ben Stiller, Melanie Griffith u.v.m.
Showrunner Michael Mann?
Neben Miami Vice war Mann auch für „Heat“, Le Mans 66″ und auch den „Miami Vice“ Kinofilm aus dem Jahr 2006 verantwortlich. Im kommenden „Heat 2“, soll er erneut die Regie übernehmen.
Die Musik und Musiker?
Neben der 80er Jahre Musik, traten auch etliche Sänger:in in der Serie auf, darunter: Glenn Frey, Shenna Easton, The Power Station, Gene Simmons (KISS), Phil Collins, Leonard Cohen, Frank Zappa, Little Richard, James Brown u.v.m.
Bilder © Plaion Pictures – alle Rechte vorbehalten.