THE GOOD PLACE – STAFFEL 1 – REVIEW
THE GOOD PLACE – STAFFEL 1: Stellt Euch vor, ihr sterbt und kommt in den Himmel, doch dieser hat einen Fehler gemacht und ihr seid hier aber sowas von falsch!

THE GOOD PLACE – STAFFEL 1: Serien und Filme über das Himmelreich gibt es viele. So hatten unter anderem die Winchesters Dean und Sam aus der Serie „Supernatural“ schon mehrfach Kontakt mit dem „Himmel“ wie auch dem Jenseits. In dem Film „R.i.P.D.“ Gibt es dort sogar eine Sondereinheit, welche über die Zugänge zum Himmel wacht. Und selbst wenn oft gepredigt wird, dass die Engel oder wer auch immer dort „oben“ lebt, unfehlbar wäre, kommt es auch dort ab und an zu kleineren Fehlern. So wie in der neuen Serie „The Good Place“. Passiert hier doch ein besonderer Ausrutscher, in Form von Kristen Bell oder anders gesagt, irren ist nicht nur eine menschliche Eigenschaft. Was es mit meinen Andeutungen auf sich hat und ob die neue Comedy Sitcom Serie überzeugen kann, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Willkommen im Good Place
Noch völlig desorientiert wacht Eleanor in Michaels Büro auf. War sie doch gerade noch beim Einkaufen, als eine Kette voller Einkaufswagen auf sie zu raste. Wie also kommt sie hierher, wenn sie doch gerade noch auf einem Einkaufscenter-Parkplatz war. Hier hilft ihr ein mysteriöse „Mann“ namens Michael weiter. So offenbart er ihr, dass sie gerade gestorben sei, was aber kein Problem darstellt, ist sie doch im „Good Place gelandet. So kommen hier nur Menschen an, die sich aufgrund ihrer Tugenden und Taten, für diesen Ort qualifiziert haben. Dürfen doch nur Seelen diesen Ort betreten, die ihr Leben lang nur Gutes getan und ihren Mitmenschen stets geholfen haben. Besonders stolz ist Michael auf diesen einen „Good Place“. Obwohl es viele von diesen gibt, ist das doch hier sein erster eigenverantwortlicher Entwurf. Für den er auch alleinig verantwortlich ist, komme was da wolle.

Ach, wie schön könnte das Leben nach dem Tode sein, gebe es da nicht ein klitzekleines Problemchen. Eleanor ist und war nie ein besonders tugendhafter, hilfsbereiter oder gar selbstloser Mensch. Das Gegenteil stimmt hier eher: ichbezogen, eigennützig und alles andere als hilfsbereit. Sie ist diese Art Mensch, die wie Marco Polo oder Keks verkaufende Pfadfinderinnen in der Hölle schmoren müssen. Nun gut Fehler passieren, zwei Personen ein Name und Michael war nach Schaffung seines „Good Place“ eh schon überlastet. Wenn Eleanor sich nun outen würde, wäre doch alles wieder in bester Ordnung. Doch nach einem kleinen Vorgeschmack auf die Hölle, ist sie alles andere als gewillt zuzugeben, dass sie am falschen Platz gelandet ist. Wird schon niemand merken, doch ihr Aufenthalt hat schwerwiegende Folgen, nicht nur Michaels gesamte Konstruktion, sondern auch auf dessen Einwohner. Es gibt nur einen Weg, das Problem zu lösen, Eleanor muss ein guter Mensch werden, aber wie?
Auch der Himmel macht Fehler
Showrunner Michael Schur der uns bereits so herrlich durchgeknallte Serien wie „The Office“, „Parks and Recreation“ und nicht zu vergessen „Brookly Nine-Nine“ präsentierte, ist hierzulande auf DVD und Blu-ray mit seiner Serie „The Good Place“ zurück. So schickt er seine Darstellerin Kristen Bell („Die Eiskönigin“) als Eleanor Shellstrop direkt in den Himmel. Dort wartet auf die kürzlich verstorbene bereits Michael, gespielt von Ted Danson („The Orville“). Der Himmel selbst ist anders wie bisher gedacht in mehrere Orte, sprich „Good Places“ aufgeteilt. So landet Eleanor in Michaels ersten eigen designten „Good Place“, wortwörtlich der gute Ort für gute Menschen. So könnte für Eleanor trotz ihres Todes doch noch alles perfekt sein, gebe es da nicht ein winziges Problem. Eleanor ist alles andere als ein guter Mensch, sprich das Gegenteil trifft es besser, egomanisch, egozentrisch und alles andere als hilfsbereit.

Trotz Michaels bedachter Vorgehensweise bei seinem ersten eigenen „Good Place“, hat er die falsche Eleanor Shellstrop erwischt. Nun könnte Eleanor sich natürlich durchschlängeln, würde Michael ihr nicht gleich den passenden Seelenverwandten aufs Auge drücken, Chidi Anagonye ein kürzlich verstorbener Ethikprofessor. Diesem wird sie wohl nicht lange vormachen können, dass sie hier am falschen Fleck ist. Obendrein gibt es einen kleinen Höreindruck des „anderen Ortes“, des „Bad Place“, wo die weniger guten Menschen landen. Dies ist für Eleanor definitiv keine Option, weshalb sie mit Chidis Hilfe versuchen muss, ein guter Mensch zu werden. Doch schon beginnen die Probleme, ihre Anwesenheit bringt Michaels Werk ins Wanken, treten doch überall Störungen im System auf. Nach und nach stellt sich aber heraus, dass sie nicht der einzige Fehler hier im guten Örtchen ist. Mit „The Good Place“ spielt Schur mit der alten Idee der falschen Person, am richtigen Ort.

Wo wir bei Kristen Bell als Eleanor wären, die nur aufgrund einer Verwechslung ein Plätzchen im Himmel bekam. Nicht nur dass sie diesen nicht verdient, schlimmer noch ihre Anwesenheit bringt Michaels Gefüge durcheinander. Da die Hölle für sie keine Option ist, muss die bis dato unverbesserliche Eleanor, irgendwie zu einem guten Menschen werden. Was sich einfach anhört, wird für ihren seelenverwandten Chidi, zu dessen größter Herausforderung. Dabei spielen die Autoren mit dem Gedanken, dass es nicht reicht, nur Gutes zu tun, um auch wirklich gut zu sein. Damit sind Eleanors bisherige Überlebenstricks, nicht mehr wirklich hilfreich. Die daraus entstehenden Situationen, wenn Eleanor aneckt, sind zu köstlich. Dazu kommt Michaels installierter „Fluchfilter“, welcher die gängigen Schimpfworte sofort umwandelt. So wird aus „Schei***e“, „Scheibe“ und aus „Flachw****er“ wird mein persönliches Highlight „Flachmixer“. Apropos „Flachmixer“, wer von Euch hat jetzt unabsichtlich das andere Wort gelesen? Ebenso herrlich sind die beginnenden Systemstörungen in Michaels sonst so heiler Welt. So tragen plötzlich alle gestreifte Einheitskleindung, bis auf die Verursacherin Eleanor selbst. Oder es fliegen überdimensionale Marienkäfer durch die Landschaft. Wenn es dann noch fertig gegarte Garnelen regnet, wundert das auch keinen mehr.

Doch damit nicht genug, anstatt jetzt nur Eleanor auf ihrem Wege der Besserung zu folgen, entstehen immer mehr surreale Situationen. Haben doch auch die „guten“ Einwohner des „guten“ Ortes mehr Macken als gedacht. So ist Chidi eine sehr unentschlossene Person und schafft es, sich noch während eines Gesprächs zu verirren. Eleanors Nachbarin Jameela treibt sie schier in den Wahnsinn. Michaels personifizierte Informationsdatenbank in Form von Janet, wird laufend von Michael neu programmiert, was zu einigen Systemfehlern führt. Und natürlich gibt es auch eine Janet aus dem „Bad Place“. Zudem stellt sich alsbald heraus, dass es noch einen weiteren Fehler im System gibt. Ist Eleanor doch nicht die Einzige, die hier am falschen Platz gelandet ist. Als hätte Chidi nicht schon genug mit Eleanor zu tun, muss er sich noch mit einem Dummbeutel auseinandersetzen. So bietet Michael Schurs Serie massenweise lustige, irrwitzige, aber manchmal auch einfach nur blöde Ideen, die irgendwie schon wieder lustig sind.
Willkommen im Fazit Place:
Ich muss zugeben, ich mag Sitcoms mit skurrilen Figuren und surrealen Situationen wie „Star Trek: Lower Decks“ oder auch „Warten auf’n Bus“. Eines meiner Highlights, obgleich keine Sitcom und doch herrlich schräg, war die italienische Serie „The Young Pope“. Welche im Vergleich zu „The Good Place“ ebenso irrwitzige Situationen bietet. In Bezug zu skurrilen Figuren gibt es davon reichlich in Michael Schurs Sitcom. Angefangen von Eleanor, über Chidi, ihre Nachbarin Jaeemla und besonders ihren seelenverwandten Jianyu Li. Michael und seine Infodatenbank in Person von Janet, scheinen auch nicht ganz rund zu ticken. Eleanor ist wie bereits erwähnt, eher eigennützig statt hilfsbereit veranlagt. Jameela ist ein unverbesserliches It-Girl mit einem dicken Wahrnehmungsproblem. Chidi, obwohl Professor findet, nicht mal den Weg, wenn man ihm diesen zeigt. Jianyu Li schweigt und Michael beginnt sofort zu hyperventilieren, wenn es Probleme gibt, hat er doch gerade erst den Posten eines „Good Place“ Konstrukteurs übertragen bekommen. Ja und bei Janet bedarf es etlicher Reboots, Resets und Neuprogrammierungen bis diese so funtioniert, wie Michael es sich wünscht.
Klingt nach einem Sitcom-Hit in bester Comedy-Manier. Doch trotz aller herrlich schräger Situationen fügte man der Serie noch eine gewisse Portion Dramatik hinzu. Besonders wenn Eleanor erkennt, dass die guten Menschen ebenfalls mit allerlei Problemen zu kämpfen haben. So ist deren Leben, ebenfalls nicht immer gut verlaufen ist. Gutes tun, bedingt nicht auch gut behandelt worden zu sein oder gar gut durchs Leben zu kommen. Die Serie bleibt dennoch überwiegend ihrem Comedy-Stil treu, bietet aber auch nachdenkliche Momente. Womit es sich nicht um eine reine Schenkelklopfer-Serie wie beispielsweise „The Big Bang“ oder „Two and a half Man“ handelt. Trotz des surrealen Hintergrunds bietet die Serie, mit ihren rund 20-minütigen Folgen (Episodenguide), einen ausgewogenen Mix aus Witz und Ernsthaftigkeit. Damit bietet sich diese besonders gut an, wenn man einen arbeitsreichen Tag erholsam ausklingen zu lassen. Etwas nervig sind Jameela Jamil (Tahani) und Manny Jacinto (Jason). Dafür ist die Interaktion zwischen Kristen Bell (Eleanor) und William Jackson Harper (Chidi), sowie Ted Danson (Michael) und D’Arcy Carden (Janet) besonders amüsant.
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