Buchheims U-Boot erneut auf Tauchfahrt!
Die TV-Serie „Das Boot“ spielt ein Jahr nach den Erlebnissen von Wolfgang Petersens gleichnamigem Kinofilm (1981) und erzählt NICHT nochmal die Geschichte der Mannschaft rund um das deutsche U-Boot die U-96. So besteigt Kapitänleutnant Klaus Hoffmann die U-612 und muss sich gegen alliierte Seemächte, wie auch seine Mannschaft behaupten. Die Fernsehserie folgt dabei nicht nur den Erlebnissen von U-Boot Mannschaften. Es werden auch Geschehnisse an Land mit der Gestapo und dem Widerstand thematisiert Ob sich die Serie, basierend auf den Büchern von Lothar-Günther Buchheim (Das Boot und Die Festung), sowie vom einstigen Kinohit überzeugend abheben kann, klären wir im nachfolgenden Review.
Handlungsüberblick der vier Staffeln:
Staffel 1:
Die erste Staffel beginnt im Jahr 1942 erneut in La Rochelle und steht im Zentrum der Jungfernfahrt der U 612. Im Mittelpunkt steht der neu ernannte aber unerfahrene Kommandant Klaus Hoffmann. Sowie sein Funkmaat Frank Strasser, dessen Schwester Simone Strasser, Kriminalrat Forster, Wachoffizier Karl Tennstedt und Kommandant Wrangel. Auf dem U-Boot kommt es zu Spannungen zwischen Hoffmann und seiner Besatzung, die den 1. Wachoffizier Tennstedt bevorzugt. Zusammen mit Kommandant Wrangel, ruft Tennstedt im Verlauf zur Meuterei auf und Hoffmann wird ausgesetzt.
Parallel dazu gerät Simone zwischen die Fronten der Résistance und der Gestapo. Sie geht eine Beziehung mit der Widerstandskämpferin Carla Monroe ein, während sie zum Schein mit Gestapo-Mann Hagen Forster zusammen ist. Als die Résistance den Flottillen-Kapitän Heinrich Gluck entführt, ist Simone gezwungen, die Widerstandszelle zu verraten, um ein Massaker an Zivilisten zu verhindern. Derweil kommt ihr der misstrauische Forster auf die Schliche, vergewaltigt sie in seiner Wut, wobei sie ihn schwer verletzt und daraufhin flieht.
Staffel 2:
Die zweite Staffel beginnt mit Wrangels Auszeichnung mit dem Ritterkreuz. Welches er aufgrund gefälschter Berichte erhält, derweil desertiert der Funker Frank Strasser. Dieser wird jedoch erwischt und von Korvettenkapitän Reinhartz für eine Spezialmission rekrutiert. Dieser plant, mit der U-822 und der Verschlüsselungsmaschine Enigma zu den Amerikanern überzulaufen. Um dies zu verhindern, werden Wrangel und seine Crew zur Verfolgung eingesetzt. Die U-822 strandet vor der US-Küste und Reinhartz wird von Wrangel erschossen, der wiederum von Ehrenberg erstochen wird
In New York hilft Samuel Greenwood unterdessen, Hoffmann unterzutauchen. Dieser verliebt sich dummerweise in Greenwoods Freundi, die Sängerin Cassandra. Hoffmann wird im Verlauf erneut in Nazi-Machenschaften verwickelt und muss schließlich ein weiteres mal fliehen. Derweil wird Simone Strasser bei dem Versuch, einer jüdischen Familie zu helfen, von Forster in eine Falle gelockt und erschossen. Daraufhin wird Forster zur „Endlösung“ in den Osten versetzt, während sich in ihm langsam Zweifel an seinem Tun breit machen.
Staffel 3:
In der dritten Staffel wird die U-395 im Atlantik von einem britischen Zerstörer unter Captain Swinburne geentert. Nachdem dieser die Enigma-Maschine sichergestellt hat, versenkt er die U-395. In Kiel bildet währenddessen Oberleutnant Ehrenberg den unerfahrenen Franz Buchner zu einem Kapitän aus. Die Straßenjungen Pauli Müller und Harry Weidner werden rekrutiert, ausgebildet und wie Buchner gleich darauf auf der U-949 eingesetzt. Diese wird für einen heiklen Goldtransport eingesetzt und trifft auf Swinburnes Zerstörer.
Zwischenzeitlich erfährt Klaus‘ Vater Wilhelm Hoffmann, dass sein Sohn noch am Leben ist und sich in Lissabon aufhält. Kriminalrat Forster ist ebenfalls vor Ort und einem Verräter auf der Spur. Nach einer dramatischen Wendung treffen Forster und Hoffmann aufeinander und decken gemeinsam eine Verschwörung auf. Hoffmann kann den Diebstahl des Goldes vereiteln, trifft auf seinen Vater und beide erkennen die Verbrechen, die der Krieg gefordert hat. Geplagt von Erkenntnis und der Schuld seiner Taten begeht Forster daraufhin Suizid.
Staffel 4:
In der vierten Staffel operiert im August 1943 die U-949 im Mittelmeer, an Bord ein Verräter, der für Unruhen sorgt. Zwischenzeitlich wird Hoffmann in Berlin als Kriegsheld gefeiert. Insgeheim unterstützt er jedoch weiter den Widerstand gegen das Regime. Nach einem fatalen Zusammentreffen mit SS-Mann Schulz stirbt sein Vater Wilhelm an einem Herzinfarkt. U-949 wird später in der Straße von Gibraltar versenkt, nur Kommandant Buchner und Matrose Cremer überleben. Hoffmann übernimmt daraufhin mit einer dezimierten Crew das eigentlich stillgelegte U-Boot 330, um geheime Dokumente den Alliierten zukommen zu lassen.
In Berlin deckt Klaus Schwester Hannie Lessing die kriminellen Machenschaften einer Organisation auf, die Mädchen verschleppt. Fregattenkapitän Gluck wechselt die Seiten, wird aber von der SS festgesetzt, gefoltert und stirbt letztlich durch Schulz‘ Hand. Hoffmanns finale Mission, mit Admiral Kenton zu verhandeln, schlägt fehl, da die alliierte Invasion bereits beschlossen ist. Hoffmann kann nicht zurück, da er als Verräter gilt und wird nach seiner Rückkehr nach Neapel von einem vatikanischen Attentäter niedergestochen und scheinbar getötet. Dennoch erreichen seine letzten Worte seine Schwester Hannie in Berlin.
Die Geschichte um das neue Boot und der Résistance geht weiter
Nachdem die U-96 mit Mann und Maus im Jahre 1941 unterging, erzählt Regisseur Andreas Prochaska nach den Drehbüchern von Tony Saint und Johannes W. Betz die Geschichte der deutschen Marine im 2. Weltkrieg weiter. So übernimmt der frischgebackene Kapitänleutnant Hoffmann, gespielt von Rick Okon, in Staffel eins das Ruder von U-612. Dieser wird wiederum nicht so freudig, wie einst Jürgen Prochnow (Das siebte Zeichen: Review), von seiner Crew empfangen. Diese hätte lieber Karl Tennstedt auf dem Posten gesehen, was den Trigger für die aufkommenden Spannungen mitten im Atlantik darstellt.
Den größten Schritt weg vom Film stellt die Tatsache dar, das sich dieses Mal viel an Land abspielt und der Zuschauer mit wesentlich mehr Figuren und Handlungsstränge konfrontiert wird. So folgt man neben Hoffmann, dem Funker Klaus Strasser (Leonard Scheicher), seiner Schwester Simone (Vicky Krieps), Kriminalrat Hagen Forster (Tom Wlaschiha), Flotillienkommandeur Heinrich Gluck (Rainer Bock) und vielen mehr. Anstatt großer Seeschlachten rückt immer mehr der Widerstand, die Résistance gegen das Regime, in den Mittelpunkt. Was erwartungsgemäß zu allerlei Spannungen, Intrigen und Wendungen, aber auch kontroversen Szenen zu Wasser und zu Land führt.
Pros und Cons der Sky 1 Serie „Das Boot“
Was von einigen Fans und Kritikern bemängelt wurde: Die Serie steht für sich allein und hat bis auf einige Punkte nichts mit Wolfgang Petersens Film gemeinsam. So gehen die Macher wieder erwarten nicht auf den alten Film ein, sondern erzählen fiktive Geschehnisse nach dem Untergang von U-96 einfach nur weiter. Wo wir wiederum mit der Fernsehserienkritik konform gehen, ist der Punkt, dass die Serie zumindest Anfangs noch zu glatt gebügelt wirkt. Dies gibt sich jedoch im Verlauf, wenn die Garde-Uniform am Nagel hängt und die Figuren um das nackte Überleben kämpfen.
Und im Gegensatz zu dem Originalfilm werden kritische Stimmen, nicht nur an Bord des deutschen U-Boots, über das herrschende Regime laut. Der Ansatz, die Serie nach den Ereignissen um U-96 zu zeigen, empfanden wir wesentlich besser, anstatt ein Remake des alten Films auf Serienformat auf zu blasen. Dabei wurde nicht an Figuren gespart, sondern regelrecht geklotzt. Etwas, was wiederum nicht immer von Vorteil war. Um diesen gerecht zu werden, ergeben sich leider auch ein paar Längen, die verwirren oder fehl am Platz wirken, sofern man die Serie nicht am Stück verfolgt.
Die Darsteller dieser Kriegs-Drama-Serie
Solch eine millionenschwere Produktion will natürlich international verkauft werden, um die Kosten wieder einzuspielen. Womit die Macher auf internationale Besetzung, wie beispielsweise Lizzy Kaplan, Thierry Frémont oder Vincent Kartheiser, wie auch allerlei neue Darsteller setzten. Neben dem amerikanischen überzeugte auch der deutsche Cast. So sehen wir den altgedienten Darsteller Rainer Bock, als Befehlshaber Heinrich Gluck. Der neben deutschen Produktionen auch in internationalen wie „Homeland“ oder „Better Call Saul“ zu sehen war.
Als Gestapo-Chef Hagen Forster ist Schauspieler Tom Wlaschiha (Jack Ryan (TV-Serie): Review) zu sehen. Vicky Krieps spielt Simone Strasser, Leonard Scheicher spielt ihren Bruder Frank Strasser, sowie Lizzy Caplan (Knock Knock Knock: Review), die Simones Geliebte und Widerstandskämpferin Carla Monroe darstellt. August Wittgenstein spielt den 1. Wachoffizier Karl Tennstedt, Vincent Kartheiser (Mad Men) spielt den Industriellen Samuel Greenwood, Robert Ehrenberg wird von Franz Dinda verkörpert. Stefan Konarske ist als U-Boot-Kapitän Ulrich Wrangel mit dabei. Alessandro Schuster (Hagen – Im Tal der Nibelungen: Review) spielt Pauli Müller.
Besonders kritische Stimmen zur Serie!
Bezüglicher kontroverser Szenen, wollen wir nochmals Wolfgang Petersens Film aus dem Jahr 1981 mit einbeziehen. Trotz der Schrecken des Krieges und aller Verluste fühlt sich dieser doch eher wie ein Abenteuer-Kriegsfilm an. So fiebert der Zuschauer mit unseren Heroen mit und hofft, dass diese die Kriegshölle überleben. Demgegenüber stand die neue Serie wegen ihrer teils heftigen Gewalt-Szenen in der Kritik. Sprich: Im Verlauf werden Frauen brutal von Soldaten und Offizieren vergewaltigt. Auch wir empfinden solche Darstellungen als abstoßend. Dennoch dürfte klar sein, dass diese Szenen nicht der Unterhaltung dienen, diese sollen bewusst abschrecken. Denn dies ist laut Zeitzeugen einst tatsächlich geschehen und sollte wie andere Gräueltaten nicht vergessen werden.
Ein Blick auf die Collectors Editon der TV-Serie „Das Boot“
Die Scanavo Box beinhaltet alle vier Staffeln (32 Episoden) der Serie auf 12 Blu-rays. Die Serie hat eine Laufzeit von 1719 Minuten. Bonusmaterial mit einer Laufzeit von 376 Minuten vorhanden. Die enthaltenen Extras setzen sich aus Featurettes, Interviews und Making-ofs zusammen. Weiterhin ist ein rund 45 seitiges Booklet mit weiteren Hintergrund Infos, sowie ein Satz Art-Cards enthalten. Die Serie erhielt eine Altersfreigabe von FSK 16 und wurde von der Bavaria Fiction (Bavaria Fernsehproduktion), Sky Deutschland und Sonar Entertainment produziert.
Die Bildqualität ist durchweg auf hohem Niveau, tolles scharfes Bild, sehr gute Schwarzwerte (uns fielen so gut wie keine Banding Fehler auf) und gut gesetzte Kontraste. Das Bild selbst ist recht kühl gehalten, sprich als Stilmittel wurden überwiegend Blau- und Grautöne gewählt. Der deutsche Ton liegt im Format Dolby Atmos+ TrueHD vor. Untertitel sind in deutsch und englisch vorhanden. Die DVD- und Blu-ray Collector’s Edition wird von dem Label Polyband vertrieben und ist überall im Handel erhältlich.
Das Boot TV-Serie (2018-2023) Collectors Edition – Kritik & Fazit:
Wertung: 7,5 / 10
Mit der TV-Serie „Das Boot“ (2018-2023) wagt sich Regisseur Andreas Prochaska an eine Fortsetzung des legendären Kinofilms von Wolfgang Petersen. Dabei erzählt er die Geschichte der deutschen Marine im Zweiten Weltkrieg bis zum Kriegsende 1945 weiter. Im Zentrum steht zunächst Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon), der das Kommando über U-612 übernimmt. Die Serie entwickelt sich über vier Staffeln zu einem vielschichtigen Drama, das sich deutlich vom Original unterscheidet und neben den U-Boot-Einsätzen auch umfangreiche Handlungsstränge an Land verfolgt, darunter Widerstandskämpfer, Gestapo und politische Intrigen.
Die aufwendige deutsch-internationale Koproduktion überzeugt mit hochkarätiger Besetzung, darunter Tom Wlaschiha, Vicky Krieps und Vincent Kartheiser. Während der klaustrophobische Horror des Original Films nicht ganz erreicht wird, punktet die Serie dafür mit komplexen Charakteren und einer deutlich kritischen Auseinandersetzung mit dem NS-Regime. Die Darstellung ist dabei merklich brutaler und konfrontiert den Zuschauer mit erschreckend realistischer Kriegsgewalt, sowie etlichen Intrigen, Konflikten, Verrat und Tod. Die Klänge der Original Filmmusik von Klaus Doldinger, schaffen dabei eine Brücke von neu zu alt womit auch Gänsehautmomente gewiss sein dürften.
Fazit: „Das Boot“ ist keine bloße Neuauflage des Filmklassikers, sondern ein eigenständiges, modernes Kriegsdrama, das den Fokus auf vielschichtige Charaktere und politische Verstrickungen legt. Trotz einiger Längen, kleinerer Fehler und teils kontroverser Gewaltdarstellung überzeugt die Serie durch eine durchweg hochwertige Produktion, starke Darsteller Leistungen und eine packende Erzählweise.
Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung von © 2024 Polyband – alle Rechte vorbehalten
