J.K. Simmons als soziopathischer Jäger
In Michelle Schumachers neuen Thriller „You can’t run forever“ trifft jugendliche Verletzlichkeit auf unbarmherzige Gewalt. Als die junge Miranda (Isabelle Anaya) zum Ziel eines mysteriösen Amokläufers wird. Oscar-Preisträger J.K. Simmons brilliert als Wade, ein Lehrer am Rande des Wahnsinns, der in stiller Raserei eine blutige Spur durch einsame Wälder zieht. Schumacher inszenierte ein packendes Katz-und-Maus-Spiel, das die Grenzen des Überlebenswillens auslotet. Ob der Film ein Adrenalin-geladener Ritt durch die Abgründe menschlicher Psyche ist oder sich als lahme Treibjagd entpuppt, erfahrt ihr unserer nachfolgenden Filmkritik mit kurzem Blick auf die Blu-ray!
Worum geht’s in „You can’t run forever“:
Die junge Miranda (Isabelle Anaya) es nicht leicht, nachdem sie ihren Vater erhängt vorgefunden hat, leidet sie unter fürchterlichen Angstzuständen. Sie hat sich damit arrangiert das ihre Mutter Jenny in Eddie (Allen Leech) einen neuen Mann fürs Leben gefunden hat und obendrein schwanger ist. Dennoch fühlt sie sich trotz verständnisvollen Stiefvater Eddie und Stiefschwester Emily (Emily Simmons) mehr oder weniger allein. Ein kleiner gemeinsamer Einkaufstrip mit Eddie soll helfen, dass sich Miranda besser fühlt. Bei einem kurzen Stop hält ein unbekannter Motorradfahrer neben ihnen, klopft an die Scheibe und fragt, ob alles in Ordnung sei. Als die beiden versuchen ihn wegzuschicken, grinst der Fremde fies ins Auto und zieht eine Waffe.

Eddie tritt aufs Gas, doch den Biker kann er nicht abschütteln, der ihn während der Fahrt durch die Scheibe kaltblütig erschießt. Er schafft es noch anzuhalten und Miranda aus dem Auto zu schicken. Und während der Fremde ihm den Rest gibt, kann sie geradeso flüchten. Doch dieser kranke Irre ist noch nicht fertig und so beginnt eine gnadenlose Jagd durch die einsamen Wälder. Derweil wissen die schwangere Mutter Jenny und Emily nichts von dieser Tragödie. Doch während Miranda versucht nach Hause zu kommen, bahnt sich der soziopathische Amokläufer Wade (J.K. Simmons) ebenfalls seinen Weg dorthin.
Die Inszenierung der mörderischen Jagd
Regisseurin Michelle Schumacher greift in ihrem Film das Thema eines in Rage verfallenen Mannes auf, dem die Sicherung durchbrennt. So wie einst Michael Douglas in „Falling Down„. Als Hauptdarsteller konnte sie ihren Ehemann Jonthan Kimble Simmons („Ghostbusters Legacy“) gewinnen, der den Lehrer Wade verkörpert. Dieser wird nicht nur von seinen Schülern nicht ernst genommen, sondern findet bei verfrühter Heimkehr seine untreue Ehefrau mit einem anderen Kerl im Bett vor. Der Moment in dem Wade beginnt alles und jeden, der ihm nicht passt eiskalt zu erschießen. Der Zuschauer wird dabei recht lange über die Beweggründe von Wade im unklaren gelassen und offen gesagt, ist auch die Hinleitung zu dessen Hintergrundgeschichte nicht wirklich gut gelungen, dazu aber später mehr.

So killt Wade einige Personen, bevor er auf Stiefvater und Stieftotcher trifft. Sie wird in dem Moment zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und der Wald, in den sie panisch flüchtet, wird zur Bühne eines mörderischen Katz- und Maus-Spiels,. Dabei wird Miranda nicht als die zähe junge Frau dargestellt, sondern als verletzlicher Teenager, die seit einer Tragödie unter akuten Angstzuständen leidet. Dennoch meistert sie so manch prekäre Situation dank cleverer Einfälle. Über sich hinaus wächst sie dann erwartungsgemäß erst gegen Ende des Films.
Trotz dass der Grund, warum sich Wade ein neues Opfer nach dem anderen sucht, lange im dunklen bleibt, ist der Film überwiegend spannend ausgefallen. Was unter anderem an der kompromisslosen Darstellung von Simmons. Hierbei fiel uns direkt Nicolas Cage und sein Film „Symapthie for the Devil“ ein, der in ähnlicher Machart gedreht wurde. Allein das Tischgebet wo Wade der aufkeimenden Rage dankt, lässt keinen Zweifel darüber was er tun wird. Auch der Weg zum Finale ist recht glaubwürdig ausgefallen, ebenso wie die „letzte“ Tat des Protagonisten.

Dennoch kämpft die Inszenierung mit Licht und Schatten. Die Grundzutaten für einen soziopathischen Mörder Thriller sind zwar gegeben, aber so ausgefeilt wie bei „Falling Down“ ist die Geschichte dann doch nicht ausgefallen. Erst denkt man: okay ein Amokläufer ohne Hintergrund, dann findet die Mutter der gejagten Tochter durch Zufall einen Internetartikel. In diesem erkennt sie auf wundersame Weise genau den Mann auf der Phantomzeichnung.

Sprich weder die Polizei noch sonst jemand findet Hinweise auf den Unbekannten, doch Mutti googelt kurz und schon hat sie den Täter gefunden. Dieser wie auch manch anderer Twist ist arg dünn ausgefallen, womit der Film bei einer Laufzeit von 102 Minuten immer wieder mit Spannungsproblemen zu kämpfen hat. Dazu gesellen sich noch ein paar unlogische Szenen, wie mit dem Suchtrupp oder den überforderten Deputys, die ihrem Berufsstand wahrlich keine Ehre machen.
Die Schauspieler
JK Simmons („The Stand„) spielt seine Rolle als Amok laufender Wade hervorragend. Durch seine Erscheinung wirkt er recht ungefährlich, lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass eine Begegnung mit ihm tödliche enden wird, scheint er bestimmt Spaß daran zu haben, alles zu killen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Hier zeigt Simmons wieder seine gewohnt guten Schauspielqualitäten. Ebenso gut spielt auch Isabelle Anaya als Miranda auf. Ihr nimmt man nicht nur leidende Teenagerin ab, sondern auch wie sie beginnt trotz Panik und Angst über sich hinauszuwachsen.

Dabei ist ihr Spiel und ihre Storyline nie zu drüber wie beispielsweise bei „Becky„, die ihrem Verfolger Kevin James die Hölle heiß machte. Der Rest der Besetzung spielt auf ordentlichen Niveau, obgleich die beiden Deputys Dwyer gespielt von Adres Veles und Morgan gespielt von Graham Patrick Martin. Weiterhin mit dabei Fernanda Urrejola („Cry Macho„) als Mirandas Mutter Jenny, Allen Leech („Downton Abby“) als Stiefvater Eddie, Olivia Simmons als Stiefschwester Emily.
Regie und Drehbuch
Die 1966 geborene Autorin und Regisseurin Michelle Schumacher übernahm die Regie und schrieb zusammen mit der Autorin Carolyn Carpenter das Drehbuch.
You Can’t Run Forever (2024) Kritik & Fazit:

Wertung: 4,5 / 10
„You can’t run forever (2024)“ ist ein spannender Thriller, der die Geschichte der jungen Miranda erzählt, die aufgrund des tragischen Tod ihres Vaters unter Angstzuständen leidet. Regisseurin Michelle Schumacher inszeniert eine gnadenlose Jagd durch einsame Wälder, nachdem ein mysteriöser Motorradfahrer Mirandas Stiefvater Eddie erschießt. Simmons brilliert in der Rolle des soziopathischen Lehrers Wade, dessen Motiv lange im Dunkeln bleibt. Die Hauptdarstellerin Isabelle Anaya überzeugt als verletzlicher Teenager, der über sich hinauswächst. Die Spannung wird durch seine kompromisslose Darstellung aufrechterhalten, wobei der Film geschickt zwischen Katz-und-Maus-Spiel und psychologischem Drama balanciert.
Trotz kleiner Schwächen im Drehbuch und gelegentlicher Spannungsprobleme bietet der Streifen eine fesselnde Handlung mit guten schauspielerischen Leistungen. Die Entwicklung der Charaktere, insbesondere Mirandas Weg vom ängstlichen Opfer zur selbstbewussten Überlebenden, ist gut ausgearbeitet. Obwohl die Hintergrundgeschichte des Antagonisten ziemlich dünn ausfällt und einige unlogische Wendungen den Fluss der Erzählung stören, gelingt es dem Film, den Zuschauer bis zum dramatischen Finale bei Laune zu halten. Schumachers Film ist ein solider Thriller geworden, der trotz kleinerer Schwächen durch seine Atmosphäre und besonders durch das überzeugende Spiel von JK Simmons als Serienmörder zu unterhalten weiß.
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