Ist „Piraten“ eine Klassiker-Perle oder Retro-Flop?
Roman Polanskis „Piraten“ aus dem Jahr 1986 war der Versuch, das Piratenfilm-Genre wiederzuerwecken. Mit Walter Matthau in der Rolle des Piratenkapitäns Captain Red, einer aufwendig gebauten spanischen Galeone namens „Neptune“ und einem goldenen Thron als Objekt der Begierde, brachte der Film auf den ersten Blick alle Zutaten für ein großes Seefahrer Abenteuer mit. Doch trotz des vielversprechenden Settings und des prominenten Regisseurs blieb der kommerzielle Erfolg aus. Ob uns der Film heute dennoch überzeugen konnte oder ob dieser eher Schiffbruch erleidet und wie die Blu-ray von Pidax Film ausgefallen ist, erfahrt ihr in unserer Filmkritik.
Worum geht’s in „Piraten“?
Nachdem sie einer einsamen Insel gemeinsam entfliehen konnten, treiben der junge franzose Jean-Baptiste (Chris Campion) genannt Frosch und der holzbeinige Seebär, der gefürchtete Captain Thomas Bartholomew Red (Walter Matthau) auf einem Floß einsam auf hoher See. Dem Verhungern nahe werden sie von der „Neptune“, einer spanischen Galeone, gerettet. Nachdem Kapitän Red einen goldenen Azteken-Thron an Bord ausgemacht hat, hat er sogleich einen Plan. Mit einer geschickt angestifteten Meuterei an Bord versucht er, die Kontrolle über das Schiff zu erlangen.

Derweil verhindert sein junger Gefährte Jean-Baptiste, nicht nur die Vergewaltigung der Nichte des Gouverneurs von Maracaibo, Dolores (Charlotte Lewis), sondern verliebt sich auch noch in sie. Die Meuterei gelingt und der alte Seeräuber nimmt postwendend Kurs auf eine sichere Pirateninsel, um dort seine alte Mannschaft zur Rede zu stellen, die ihn auf einer einsamen Insel zurückließ. Noch in derselben Nacht können seine Gefangenen fliehen. Doch die spanischen Edelmänner haben die Rechnung ohne den alten griesgrämigen Piraten gemacht.
Die Inszenierung und Polanskis Regie
Roman Polanski, bekannt für Meisterwerke wie „Tanz der Vampire“, „Rosemarys Baby: Review“ oder „Chinatown“, wollte mit „Piraten“ nicht nur einen Piratenfilm erschaffen, sondern in den 1980er Jahren die Tradition klassischer Piratenfilme wie die „Piratenbraut: Review“ wieder aufleben lassen. Bemerkenswert dabei, das Schiff „Neptune“ wurde extra für den Film gebaut (Baukosten rund 8.2 Millionen US-Dollar) und ist voll seetüchtig. Dieses stellte mit einer Länge von 40 Metern und einer Geschwindigkeit bis zu fünf Knoten ein beeindruckendes Filmset dar.
Info: Nach den Dreharbeiten wurde die Neptune zu einem Museum und dient seither im Hafen von Genua als Museum des Films selbst. Leider konnte der Film die damals beträchtlichen Produktionskosten von rund 40 Millionen Dollar nicht wieder einspielen.

Die Kameraführung bei den Actionszenen ist trotz des Alters des Films gelungen und zeigt Polanskis Auge fürs Detail. Trotz der guten Zutaten entpuppte sich der Streifen an den Kinokassen als Flop. Was vermutlich auf das teils wirre Drehbuch der Langfassung zurückzuführen ist, bietet diese zu viele unnötige Szenen, die dem Film das Tempo rauben. Der Film erhielt zudem zwei deutsche Synchronfassungen. In der geschnittenen Kinofassung übernahm Matthaus Stammsprecher, der legendäre Wolfgang Völz (Raumpatrouille Orion: Review). In der Uncut-Fassung ist Engelbert von Nordhausen zu hören.
Ob der Film damals das Genre wieder erweckt hätte, steht auf einem anderen Blatt. Wir denken, hätte Polanski versucht die Geschichte straffer zu erzählen und auf teils lange Nebenszenen verzichtet, wäre der Film runder ausgefallen. Dies fällt besonders in den für den deutschen Markt nachträglich synchronisierten Szenen auf. Diese Szenen versprühen eine gewisse Langatmig- und Spannungslosigkeit.
Die Schauspieler – Walter Matthau als griesgrämiger Piraten Kapitän
Die Besetzung mit Walter Matthau als Pirat Captain Thomas B. Red war eine geniale Wahl. Bekannt für seine komödiantischen Rollen in Filmen wie „Der seltsame Paar“, brachte Matthau eine einzigartige Mischung aus Humor und Verschlagenheit in die Rolle des gierigen, einbeinigen Piraten ein. Mit seinem charakteristischen Gesicht, dem falschen Holzbein und einer Vorliebe für Rum verkörpert er einen Piraten, weit entfernt von heroischen Freibeutern wie einst Errol Flynn.

Walter Matthau spielt seine Rolle mit einer gewissen sympathischen Bösartigkeit, die zwischen Komik und echter Bedrohlichkeit changiert. Besonders hervorzuheben ist seine physische Leistung in der Rolle – das ständige Humpeln mit dem Holzbein und die wilden Kampfszenen müssen für den damals 66-jährigen Schauspieler eine echte Herausforderung gewesen sein. Seine Darstellung des Captain Red bleibt unvergesslich und ist definitiv einer der Gründe, warum der Film trotz Flop an der Kinokasse trotzdem in Erinnerung blieb.
In weiteren Rollen zu sehen sind: Cris Campion als der Frosch (The Frog) Jean-Baptiste, Olu Jacobs als Schiffskoch Boomako, Damien Thomas (Shogun mit Richard Chamberlain) als spanier Don Alfonso de la Torré, Charlotte Lewis als María-Dolores de la Jenya de la Calde, Ferdy Mayne (Conan der Zerstörer) als Captain Linares, David Kelly (Charlie und die Schokoladenfabrik) als Chirurg, Anthony Dawson als spanischer Offizier, Tony Peck (Sohn von Gregory Peck) ebenfalls als spanischer Offizier.
Die Bildqualität und Extras der „Piraten“ BD von Pidax Film
Die von Pidax im Mai 2025 veröffentlichte Blu-ray von „Piraten“ enthält die Langfassung des Films, inkl. den fehlenden und nach synchronisierten Szenen. Die Nach-Synchronisation erfolgte 2016 bei der Engelbert von Nordhausen (Stimme von Samuel L. Jackson) den Platz von Wolfgang Völz einnahm, da dieser 2010 seine Sprecher-Karriere altersbedingt an den Nagel hing. Der Ton liegt im Format DTS-HD MA 2.0 vor und die Dialoge sind dauerhaft verständlich, selbst wenn die Kanonen sprechen.
Das Bild auf der Blu-ray ist knackig scharf und die Farben wirken frischer denn je. Die Bildqualität kann sich durchweg sehen lassen, sowohl bei Tageslicht als auch bei dunklen Szenen. Als Bonusmaterial sind der US-Kino Trailer, eine Bildergalerie und ein Making-of (mit Interviews u.a. mit Roman Polanski und Walter Matthau) vorhanden. Dies leider nur im französischen Originalton ohne Untertitel.
Piraten (Pirates 1986) Kritik & Fazit:

Roman Polanski wollte mit seinem Film „Piraten“ den klassischen Abenteuerfilm über Freibeuter / Piratenkapitäne in den 1980er Jahren wiederbeleben. Dieser Plan ging, wie man an den Einspielergebnissen sehen kann, leider nicht auf. Einerseits bietet der Film eine unglaublich spektakuläre und zudem noch echte Kulisse, mit der eigens für den Film gebauten Galeone „Neptune“. Sowie authentischen Kostümen und einem bemerkenswerten Walter Matthau in der Hauptrolle des Piratenkapitän. Andererseits leidet der Streifen an einer schleppenden Handlung und einem recht unausgewogenen Drehbuch welches immer zwischen Komödie und Abenteuer schwankt.
Da Polanskis „Piraten“ noch nicht unter der heutigen CGI-Überfrachtung leidet, kann der Film trotz narrativer Schwächen, visuell überzeugen. Besonders Walter Matthaus hervorragende und kauzige schauspielerische Performance ist hervorragend. Fans von Matthau kommen auch ohne seine langjährigen Filmpartner Jack Lemmon (Das Apartment) auf ihre Kosten. Die Blu-ray von Pidax überzeugt mit einer sehr guten Bildqualität, die besonders die Details von Gesichtern und Kostümen hervorragend herausarbeitet. Auch der Ton weiß bzgl. der Dialog Verständlichkeit durchweg zu gefallen.
Fazit: Weiß „Piraten (1986)” heute noch zu gefallen?
Das Genre der Abenteuerfilme konnte Roman Polanski mit seinem Film leider nicht wiederbeleben, was nicht zuletzt an ein paar Längen und einem nicht ganz ausgereiften Drehbuch lag. Dennoch weiß Polanskis „Piraten“ zu unterhalten. Besonders wenn man Walter Matthau auch mal ganz ohne Jack Lemmon in grandioser Höchstform und als kauzigen Piratenkapitän erleben möchte.
Bilder und Trailer mit freundlicher Genehmigung © 2025 Pidax Film – Alle Rechte vorbehalten