Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt (2024) Kritik

Kann „One-Shot“ Horror aus Deutschland überzeugen?

Grusel und Spannung verschmelzen in Thomas Siebens neuem Horrorfilm ‚Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt‘ zu einem fesselnden Filmerlebnis. In diesem One-Shot-Thriller schlüpft Nilam Farooq in die Rolle der hochschwangeren Maria, die in ihrem neuen Zuhause auf dem Landsitz ihres Schwiegervaters von düsteren Geheimnissen und unheimlichen Visionen heimgesucht wird. Was als Traum vom idyllischen Landleben beginnt, entpuppt sich schnell als Albtraum, in dem die Grenzen des Vorstellbaren verschwimmen. Mit geschickter Kameraführung, cleveren Schnitttechniken und einer packenden Storyline, die Deutschlands koloniale Vergangenheit thematisiert, liefert Sieben einen atmosphärischen Schocker ab. Ob dieser auch überzeugen kann, erfahrt Ihr in unserem Review mit Kritik und Blick auf die Blu-ray.

Home Sweet Home – wo das Böse wohnt: Trailer

Die Handlung von Home Sweet Home – wo das Böse wohnt

Es scheint alles perfekt zu sein: Maria (Nilam Farooq) frisch verheiratet und schwanger, kann ihren Traum von einem Bed & Breakfast Hotel, mit dem Landhaus ihres Schwiegervaters, dem Arzt Wilhelm (Justus von Dohnányi) wahr werden lassen. Zusammen mit Mann Viktor (David Kross) will sie hier ihre Zukunft aufbauen, doch ihre Ankunft wird von einer merkwürdigen Begegnung mit Nachbar Mike begleitet. Im Haus wird es noch mysteriöser, erst fällt eine Sicherung aus und kurz darauf hört Maira ein Kratzen und schweres Atmen. 

filmszene maria trifft auf mike
Maria trifft auf den merkwürdigen Nachbarn Mike

Spielen Marias Hormone verrückt? Eine Blutung ruft Viktors Vater Wilhelm auf den Plan und ebenfalls Arzt, der sie untersuchen und ggf. ins Krankenhaus bringen soll. Muss Viktor doch noch unbedingt eine Präsentation halten. Während sie auf Wilhelm wartet, beginnt sie das Landhaus, das schon seit Generationen im Besitz der Familie ist, aufgrund der komischen Geräusche zu erkunden. Dabei findet sie einen versteckten Raum im Keller, der ein grauenhaftes Geheimnis birgt. Als sie schockiert das Haus verlässt und bei einer kurzen Pause in Sekundenschlaf verfällt, erlebt sie in einem Traum eine furchtbare Rückblende.

home sweet home filmszene: wilhelm untersucht maria
Schwiegervater Wilhelm schaut ob mit Maria alles in Ordnung ist

So wohnt sie dem deutschen Massaker in Afrika im Jahr 1905 bei, bei dem etliche Einheimische massakriert wurden. Als Wilhelm eintrifft, konfrontiert sie ihn damit und er erzählt ihr das sein Urgroßvater Siegfried einer dieser Täter war und nach seiner Rückkehr mit dieser Schuld nicht mehr zurechtkam. Als Wiedergutmachung wollte er sein eigenes frisch geborenes Kind opfern und wurde daraufhin von den Anwesenden erschlagen. Dies alles wird zu viel für Maria und sie bittet ihren Schwiegervater sie ins Krankenhaus zu bringen, doch dieser hat anscheinend ganz andere Pläne für seine Schwiegertochter …

Die Inszenierung

Mit „Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt“ erschuf Regisseur und Autor Thomas Sieben einen dieser sogenannten One-Shot-Filme. Sprich ein Film bei dem versucht wird diesen überwiegend in einer „einzigen“ Einstellung zu drehen. Gelingt dies nicht gänzlich, arbeiten die Filmemacher mit versteckten Schnitten. Hierbei zeigte Kameramann Daniel Gottschalk und Korbinian Zierl der für den Schnitt verantwortlich war, ihr ganzes Können. Die Geschichte dreht sich um die hochschwangere Frau namens Maria, gespielt von Nilam Farooq („Contra„), die auf dem Landsitz ihres Schwiegervaters auf äußerst seltsame Dinge stößt. Dabei wird die werdende Mutter mit Viktors und Wilhelms vergangener Familiengeschichte konfrontiert.

home sweet home filmszene: maria prüft die Sicherungen im Keller
Maria wechselt die Sicherung, ohne zu ahnen was gleich passiert

Diese nutzt der Filmemacher aus, um die Spannung und Dramatik rund um Maria und ihr ungeborenes Baby auf die Spitze zu treiben. Trotz dass man ahnt, dass die Schwangerschaft etwas mit der Geschichte zu tun haben wird, verschleiert der Regisseur recht lange die wahren Hintergründe. Für Spannung und Gruseln nutzt der Filmemacher jegliches Stilmittel anderer Horrorfilme. Darunter weite Kamerawinkel, ordentliche Jump Scares, unheimliche Musik und Geräusche, wie auch mysteriöse Erscheinungen. Die sich immer dann durch das Haus bewegen, wenn das Licht flackert oder gar ausgeht. Etwas CGI wurde ebenfalls genutzt, die aber im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern nicht negativ ins Gewicht fällt. Das bekannteste Stilelement ist wie so oft ein einsames Haus auf dem Lande. 

home sweet home filmszene: viktor und wilheilm bringen maria ins haus zurück
Widerwillig wird Maria von Viktor und Wilheilm ins Haus gebracht

Einige Rezensionen sprachen davon, dass ein One-Shot in einem Haus doch nicht gerade schwer sei. Ich wiederum würde gerne mal einen dieser Kritiker sehen, der versucht so was in „fast“ Echtzeit umzusetzen. Besonders, da der deutsche Filmemacher auch die Umgebung einbezieht. Zugegeben, ganz Schnitt frei geht es wohl nicht immer, aber der Großmeister des Suspense Movies (Spannungsfilms) Alfred Hitchcock selbst, nutzte hier einen Trick. Er versteckte die notwendigen Schnitte einfach. Hier verstand es der deutsche Filmemacher ebenfalls diese Technik ordentlich umzusetzen. Ebenfalls gut gefallen hat uns der Twist, der sich vor dem Hintergrund einer UN-löblichen deutschen Geschichte aus der Kolonialzeit abspielt und Viktors Familie verfolgt. 

home sweet home filmszene: maria, viktor und wilhelm
Maria traut ihren Ohren nicht, als sie Viktors Bitte hört

Trotz des Lobes gibt es auch ein paar Kritikpunkte. So gibt es ein paar unnötige und unlogische Szenen. Beispiel: dass der merkwürdige Nachbar alsbald zum Opfer wird, dürfte jede Genre-Fans gleich wissen. Warum plötzlich die Wagenschlüssel der hochschwangeren Protagonistin fehlen, hat sich mir nicht erschlossen oder ich habe mal nicht richtig aufgepasst. Ebenso empfand ich es schon als recht erstaunlich, dass die hochschwangere Protagonistin bei all der Aufregung nicht eine Sturzgeburt erfuhr. Die Sache mit dem vermeintlichen Familienfluch ist zwar ein gängiger Twist, aber die Erklärung dazu war schon etwas arg dünn. Um Spoiler gehe ich darauf jetzt nicht weiter ein. 

Das Schauspiel und die Darsteller:

Nilam Farooq („Manta Manta Zwoter Teil„) stellt für mich schon seit einigen Jahren, neben Elyas M’Barek („Der Fall Collini“) die neue Generation deutscher Schauspieler:innen dar. Schön zu sehen, dass sie nicht nur dem gängigen deutschen Filmtrend fügt, sondern sich auch in andere Genre wie dem des Horrorfilms wagt. So ist sie nicht nur die Hauptdarstellerin, sondern spielt auch ihre Kolleg:innen regelrecht an die Wand. Sie vermittelt mit ihrem Spiel Spannung, Panik, Angst, Verzweiflung, sodass man als Zuschauer immer mit ihr mitfiebert.

Derweil verblassen leider der von mir geschätzte Justus von Dohnányi („James BondDie Welt ist nicht genug„), als Wilhelm, ebenso wie David Kross als Sohn Viktor. Deren Angst / Panik vor dem Kommenden übertrug sich nicht richtig auf mich, wirkte es doch etwas sehr bemüht. Olga von Luckwald als Holly („Ach Du Scheiße„) stellt zwar das zu erwartende Opfer dar, konnte aber dennoch mit ihrer „letzten“ Aktion überzeugen, als sie versucht ihre Freundin zu retten. Anton Fatoni Schneider als seltsamer Nachbar war okay und Karl Schaper als geisterhafte Erscheinung wirkte auch recht bedrohlich. Als Hauptmann war noch Sven Habermann zu sehen. 

Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt (2024) Kritik & Fazit:

home sweet home wo das böse wohnt blu-ray cover
Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt: Blu-ray

„Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt“ überzeugt als spannender One-Shot-Horrorfilm mit einer fesselnden Hauptdarstellerin und cleverer Inszenierung. Regisseur Thomas Sieben nutzt geschickt klassische „Haunted House“ Genre-Elemente wie Jumpscares und gruselige Atmosphäre, um eine packende Geschichte voller Grauen und familiäre Geheimnisse mit deutscher Kolonialvergangenheit zu erzählen. Besonders Nilam Farooq brilliert in ihrer Rolle als hochschwangere Maria und trägt maßgeblich zur Spannung bei. Die gelungene Umsetzung der Ein-Szenen-Technik, die auch die Umgebung des Hauses einbezieht, weiß zu überzeugen.

Trotz der vielen Stärken weist der Film einige Schwächen auf, die das Seherlebnis etwas trüben. Einige Nebendarsteller bleiben in ihren Leistungen hinter Farooq zurück, und es gibt vereinzelte Logiklücken in der Handlung. Zudem könnte der Film für eingefleischte Hardcore Horrorfans möglicherweise nicht intensiv genug sein. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte, und „Home Sweet Home“ bietet insgesamt solide Unterhaltung für Fans des Genres. Wer eine atmosphärische und gut inszenierte deutsche Horrorfilm-Produktion suchen, die unserer Meinung nach auch International mithalten kann.

Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung © 2024 Constantin Film alle Rechte vorbehalten

F.A.Q’s:

Die schwangere Maria plant mit ihrem verlobten Viktor in das Landhaus seiner Familie zu ziehen und dort ihr Bed & Breakfast Konzept auszubauen. Kaum angekommen ereignen sich seltsame Dinge und sie stößt auf ein altes grauenvolles Familiengeheimnis.

Der Film hat eine Laufzeit von rund 84 Minuten und feierte im Januar 2024 seine Premiere. Die Blu-ray bietet eine deutsche Hörspielfassung, während die Bild- und Tonqualiät wenig Grund zur Klage gibt. Einzig die Schärfe hätte noch etwas besser ausfallen können. Dafür überzeugt der Dialogton, ist dieser doch immerzu verständlich. An Extras bietet die Blu-ray ein 11 Minuten Making-of, den Film Trailer selbst und eine Trailershow.

Als klassischer Horrorfilm würde uns direkt die „Die Frau in Schwarz“ mit Daniel Redcliffe einfallen. Bekannte Vertreter der One-Shot-Filme wären „Ein Cocktail für eine Leiche“ von Alfred Hitchcock. „Birdman“ von Alejandro González Iñárritu oder „1917“ von Sam Mendes.

Der deutsche Filmemacher ist u.a. bekannt für seine Regiearbeit an den Netflix Produktionen: „Prey“ und „Kidnapping Stella“

Dabei handelt es sich um einen Film der in einer einzigen langen Einstellung gedreht wird oder dies zumindest überwiegend versucht wird.. Wie beispielsweise in Hitchcocks „Ein Cocktail für eine Leiche“. Gelingt dies nicht bzgl. Licht, etc. wird mit wenigen versteckten Schnitten gearbeitet.

marc maurer autoren bild
Marc Maurer

Mit langjähriger journalistischer Erfahrung als Online-Redakteur im Medien- und IT-Bereich gehe ich hier meiner Leidenschaft für Film und Technik nach. Mein Ziel: klare, unabhängige Reviews mit echtem Mehrwert – um Lesern ehrliche Kritiken und praxisnahe Tipps zu bieten.

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