Gesprengte Ketten (1963) 4K Ultra HD Mediabook Review

Gesprengte Ketten immer noch ein Klassiker!?!

Bis heute hat John Sturges Star besetztes Meisterwerk,  nichts an seiner Faszination verloren. Der Filmemacher ging hierbei auf eine reale Geschichte ein, die sich im Zweiten Weltkrieg ereignete. Womit er ein eindringliches Werk schuf, welches bis dato unübertroffen blieb. Ein Film über ein reale und dennoch unglaubliche Geschichte und unvergesslichen Darstellern. Damit schuf Sturges, aufbauend auf realen Personen, fiktive Charaktere, die von seinen großartigen Hauptdarstellern überaus intensiv verkörpert wurden. Darunter Sir Richard Attenborough, Steve McQueen, James Garner und vielen mehr. 

Gesprengte Ketten (1973) Antikriegsfilm Klassiker: Trailer

The Great Escape: Der große Ausbruch

Deutschland, 1944, 2. Weltkrieg: Schon zu oft sind Kriegsgefangene aus ihren Lagern geflohen und haben den Kriegsverlauf gestört. Den Generälen in Berlin reicht es. Alle „faulen Eier“ sollen nun an einem neuen Ort versammelt und von den strengen Augen des Lagerkommandanten Luftwaffenoffizier Oberst von Luger bewacht werden. Stalag Luft III gilt als absolut ausbruchssicher.

Gesprengte Ketten 1963 Richard Attenborough (links)
Big X wird von der Gestapo Lager Kommandant Oberst von Luger übergeben

Unter diesen „faulen Eiern“ befindet sich Group Captain Ramsey (James Donald), Lieutenant Danny Welinsiki (Charles Bronson), Officer Sedgwick (James Coburn), Flight Lieutenant Bob Hendley (James Garner), Lieutenant Colin Blythe (Donald Pleasence) und der von der Gestapo schwer gebeutelte Squadron Leader Roger Bartlett (Richard Attenborough) auch „Big X“ genannt, der Anführer der einstigen „X Organisation“. 

Gesprengte Ketten 1963 Gordon Jackson, Donald Pleasence, Richard Attenborough und James Garner
Nur noch wenige Sekunden von der Freiheit entfernt!

Plant Major Bartlett alias „Big X“ jetzt einen Ausbruch ungeahnten Ausmaßes. Dieser soll nicht nur die deutschen Soldaten sondern ganz Deutschland in Atem halten. Nicht 5, nicht 10, nicht 20 Kriegsgefangene sollen fliehen, dieses Mal sollen es 250 sein und das in gleich drei Tunneln. So unglaublich dieser Plan klingt, so unmöglich scheint es nicht einmal zu sein. Hat er doch fast alle seiner „Spezialisten“ nun an einem Ort versammelt. Damit kann eigentlich nichts mehr schiefgehen oder vielleicht doch?

Ein Blick zurück auf „Gesprengte Ketten“

Regisseur John Sturges bewies mit dieser filmischen Inszenierung, sein ein wahrlich meisterhaftes Können. Wie ein Dirigent orchestriert er durch diesen großen Film, wie durch eine Operette. So gibt es abenteuerliche und spannende Aspekte, lustige Einlagen, dramatische Wendungen und auch auf die kleinen Töne legte er großen Wert. Dies alles vor dem realen dramatischen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und seiner realen Opfer hinter Stacheldraht. So wirkt sein Werk teils wie ein großer Abenteuerfilm. Lässt den Zuschauer doch schon in der nächsten Szene, das Lachen im Hals stecken. Für mich ein perfektes Spiel zwischen Unterhaltung, Spannung und Dramatik.

Gesprengte Ketten 1963 Charles Bronson
Danny versucht gleich wieder auszubrechen

Dies ist nicht nur dem Drehbuch und der Regiearbeit von Sturges geschuldet, sondern auch seiner unglaublichen Darstellerriege. Wie bereits in dem Klassiker „Die glorreichen Sieben“ vereinte der Filmemacher, mit die größten Darsteller ihrer Zeit. Allen voran Steve McQueen, der den amerikanischen Piloten Captain Virgil Hilts spielt. Der wiederum wohl von der realen Person William Ash inspiriert sein dürfte. So strickte der Filmemacher nach dem Drehbuch der Autoren Paul Brickhill, James Clavell und W.R. Burnett seine Figuren ohne die realen Personen zu benennen. Was unter anderem der filmischen wie auch dramaturgischen Inszenierung geschuldet ist.

Gesprengte Ketten 1963 Steve McQueen
Hilts auf der Flucht vor der Wehrmacht

Neben McQueen (Bullit) konnte er folgende Darsteller für den Film gewinnen: Richard Attenborough (Jurassic Park) als Bartlett, James Garner (Marlowe) als Hendley, Charles Bronson (Du kannst anfangen zu beten) als Danny, James Coburn als Sedgwick, Donald Pleasence (Halloween) als Colin, Gordon Jackson (Die Profis) als MacDonald, Nigel Stock als Cavendish, Angus Lennie als Ives und der dieses Jahr leider verstorbene David McCallum (Der Unsichtbare & NCIS). 

Gesprengte Ketten 1963 Jackson, Pleasence und Attenborough
MacDonald und Bartlett begutachten Blythes Arbeit

Wohl aus Gründen der Authentizität verpflichtete Sturges ebenfalls auch ein paar deutsche Schauspieler. Darunter Hannes Messemer, der Lagerkommandant Oberst von Luger spielt, sowie Robert Graf als Gefreiter Werner. Oder Hans Reiser als Kuhn, wie auch Ulrich Reiger (Edgar Wallace) als Preisen. Gedreht wurde der von MGM produzierte amerikanische Film in Süddeutschland. Und hier überwiegend in  Bayern und Niedersachsen, u.a. in Füssen und Erzingen. Wie auch Teile davon im Vereinigten Königreich. Für die Musik, die auch heute noch einen Ohrwurm darstellt, zeichnet der Oscar prämierte Komponist Elmer Bernstein verantwortlich. 

Die Inszenierung und die Figuren

Wie so oft bei Filmen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, kann man nicht allen Figuren gerecht werden. So benutzte Sturges einen cleveren Trick, in dem er mehrere reale Personen zu einer fiktiven verschmolz. So wurde aus mehreren Schnorrern, die Figur Hendley (The Scrounger), der Mann für alles was benötigt wird. Mehrere Fälscher wurden zu Colin „The Forger“, die vielen Tunnelgräber verkörpert stellvertretend die Figur Danny der „The Tunnel King“ sowie Ives welcher „The Mole“ der Maulwurf ist. Für die mehrfache Koordination erschuf man MacDonald „The Intelligence“. Die Konstrukteure der benötigten Hilfsmittel wurden unter Sedgwick „The Mechanic“ vereint. 

Gesprengte Ketten 1963 Charles Bronson
Tunnel König Danny weiß nicht wohin mit der Erde

Es ist natürlich klar, dass diese Mammutaufgabe nicht jeweils ein einzelner Mann bewältigen konnte. Damit ist es aus filmischer und dramaturgischer Sicht für die Zuschauer einfacher, einer Person zu folgen. Big X basiert wiederum auf dem realen Squadron Leader Roger Bushell, wie auch der Lagerkommandant von Luger, der auf Oberst Friedrich Wilhelm von Lindeiner-Wildau basiert. Das reale Lager Stalag Luft III befand sich in der Nähe der Stadt Żagań in der damaligen Provinz Niederschlesien, welche damals noch zu Deutschland gehörte. 

John Sturges inszenierte seinen Film recht abenteuerlich, verlor aber nicht den dramatischen Aspekt aus den Augen. So wirkt der Streifen in den ersten Minuten noch wie eine jungenhafte Herausforderung. Sprich kaum angekommen, wird das ausbruchssichere Lager schon wieder versucht zu verlassen. Damit lassen sich die Häftlinge nicht von den strengen Sicherheitsmaßnahmen abschrecken. Obwohl die Konsequenzen recht heftig ausgefallen wären. Das eingeschworene Team wirkt dabei fast schon wie bei einem Wettkampf. Werden doch alle regelrecht angespornt, auszubrechen. Fast schon so als wäre alles ein Spiel.

Gesprengte Ketten 1963 James Garner, Donald Pleasence
Gesprengte Ketten 1963

Sturges ließ jedoch keine Zweifel daran, dass dies alles andere als ein Spiel war, sondern knallharte Realität. Auch die damalige Idee, gleich drei Tunnel in die Freiheit zu graben, klingt zwar unglaublich, ist aber tatsächlich wahr. Denn sollten die deutschen Soldaten einen davon aufspüren, blieben immer noch zwei zur Flucht. Obwohl alle gemeinsam an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen. Löst dieser Zusammenhalt nicht alle Probleme. 

Während Danny immer öfter mit seiner Platzangst zu kämpfen hat, wird Ives vom „Lagerkoller“ erfasst. Nachdem die Deutschen den am fortgeschrittensten Fluchttunnel finden, hält es Ives nicht mehr aus. Blind vor Enttäuschung läuft geradewegs in das feuerspuckende Mündungsfeuer der Wachtürme. Die Flucht nach dem Ausbruch kostet leider ebenfalls noch weitere Leben. Diese Szene dürfte stellvertretend für einige Schicksale gestanden haben.

Fun-Fact:

Woran erkennt man, dass ein Film zu einem Kultitel oder Klassiker geworden ist? Ganz einfach: an unzähligen Fortsetzungen, Remakes, Zitaten wie auch Anspielungen. Zwar gab es von „The Great Escape“ im Jahr 1988 eine mehr oder weniger offizielle Fortsetzung namens „Gesprengte Ketten – Die Rache der Gefangenen“, die als TV-Film produziert wurde. Welche aber nicht im Entferntesten an das Original heranreichte.

Dafür gab es aber eine sehr erfolgreiche TV-Serie namens „Hogan’s Heroes“ zu Deutsch „Ein Käfig voller Helden“. In dieser galt es nicht einen auszubrechen, sondern drinzubleiben, um den Feind von innen heraus zu zermürben. Diese Serie wurde im Gegensatz zu dem Film als Sitcom angelegt und die Figuren rund um Colonell Hogan (Bob Crane) der Anführer der Kriegsgefangenen, sowie Lagerkommandant Oberst Wilhelm Klink (Werner Klemperer) und Feldwebel Schultz (John Banner) besitzen heute immer noch Kultstatus. 

Auch in die Kinderzimmer zog Sturges Film in der Verfilmung der Artman Studios namens „Chicken Run – Hennen rennen) ein. Die Macher von „Shaun das Schaf“ und „Wallace und Gromit“ ließen hierbei Hennen aus einer Hühnerfarm fliehen. „Gesprengte Ketten“ zog sich somit bisher quer durch die gesamte TV- und Filmlandschaft. Egal ob bei den „Simpsons“,  hin zu Quentin Tarantines „Once upon a Time“. 

Das Mediabook von Capelight Pictures:

In dem mir zur Verfügung gestellten Mediabook von Capelight Pictures, befindet sich der Film sowohl als Blu-ray wie auch in 4K auf UltraHD (UHD). Das Bild ist im Vergleich zur Blu-ray nochmals einen ticken brillianter und wer noch die alte DVD besitzt, kann sich ernsthaft Gedanken über ein Upgrade machen. Dazu bietet die Veröffentlichung jede Menge Extras wie: Audiokommentar von Regisseur John Sturges, der Besetzung wie auch der Filmcrew.

Ebenfalls enthalten sind Featurettes: Fakt und Fiktion, Vorbereitung auf die Flucht, Flucht in die Freiheit, Ein Erfolg bei Kritikern und Publikum, Hintergründe, Interviews, der wahre Virgil Hilts, Rückblick auf die Entstehung, Kinotrailer. Dazu gesellt sich ein 24-seitiges Booklet des freien Autors Lucas Barwenczik der mehrere Einblicke in die Entstehung wie auch einen kritischen Blick auf diesen Film wirft.

Gesprengte Ketten (1963) Kritik & Fazit:

Gesprengte Ketten 1963 Mediabook Cover
Gesprengte Ketten 1963 Mediabook Cover

John Sturges Film aus dem Jahre 1963 stellt ohne Zeifel einen der Besten Filme aller Zeiten dar. Dieser basiert im englischsprachigen auf dem gleichnamigen Buch „The Great Escape“ von Paul Brickhill, welches auf wahren Begebenheiten basiert. Während der abenteuerliche Aspekt des Ausbruchs natürlich im Mittelpunkt steht, zeigt der Film auch sehr eindringlich, verschiedene Schicksale der Kriegsgefangenen die im Kriegsgefangenenlager Stalag Luft III festsitzten. Besonders das Ende des Films stellt für den Zuschauer eine äußerst bittere Pille dar, die es zu schlucken gilt.

Filmisch zieht der Regisseur alle Register, seien es die Szenen in denen Gefangenen den unterirdischen Weg in die Freiheit graben, Hilts Flucht mit dem Motorrad, die beklemmende Stimmung jeden Moment aufzufliegen oder auf der Flucht gefasst zu werden. Als Zuschauer wird man Teil der Gefangenen und wünscht sich dass jedem einzelnen die Flucht gelingt. So gilt der cineastische Massenausbruch aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager auch heute noch als der wahrscheinlich beste Genrevertreter. 

Dennoch muss sich der Film, auch wenn es einer meiner persönlichen Favoriten darstellt, Kritik gefallen lassen. Teils wirkt der Film trotz seines dramatischen Hintergrunds, wie ein großer Abenteuerfilm, anstatt wie ein Kriegsdrama. So „spaßig“ Herausforderung auch ist, die Aufpasser an der Nase herumzuführen. So tödlich wären doch die Konsequenzen gewesen. Es gibt zwar einige dramatische Ereignisse und Wendungen und auch der Schluss ist ziemlich bitter. Dennoch wirkt der dramatische Aspekt etwas heruntergespielt.

Was den Film aus der gängigen Masse der „Zweiter Weltkriegsfilme“ wiederum hervorhebt, ist der Punkt, dass Sturges damals schon genug Weitblick besaß. So schert er nicht alle deutschen Soldaten über einen Kamm und stellt diese als Böse dar. Dies zeigt sich besonders gut in einer der Schlussszenen, in denen Oberst von Luger genauso schockiert von den Gräueltaten der Gestapo ist, wie die Gruppe Alliierten Fliegeroffiziere selbst.

Oft wurde kritisiert, dass die deutschen Figuren im gesamten Film so gut wie keine Rolle spielten. Mit diesen Reviews kann ich wiederum nicht d’accord gehen. Handelt der Film im Wesentlichen von den Kriegsgefangenen. Wieso also sollte man noch die deutsche Seite tiefer beleuchten. Dies hätte den Film, der bereits so schon eine Laufzeit von rund 172 besitzt, völlig überfrachtet. Hier sollte man von dem Film wiederum nicht mehr Tiefe verlangen, als er in der Lage ist zu bieten. Selbst wenn es für manche nur eine einseitige Betrachtung der Dinge darstellt. Für mehr wäre definitiv ein weiterer Film vonnöten gewesen. 

Fazit: „Gesprengte Ketten“ bleibt ein wahrer Klassiker, mit einem unglaublichen Cast an großen Namen und einer dennoch herausragenden Figurenzeichnung. Die Inszenierung ist für den Stil des Films nahezu perfekt, selbst man dieser ein paar Defizite unterstellen kann. Die Geschichte weiß selbst bei einer Laufzeit von fast drei Stunden durchweg spannend zu unterhalten und das bei einem wahren historischen Hintergrund. So ist man doch fasziniert von diesem Mut, dieser Kameradschaft, dieses Einfallsreichtums der Gefangenen, mit denen man in jeder Minute mit bangt, lacht und auch trauert. Wer Interesse an diesem Filmgenre hat, kommt an diesem Klassiker einfach nicht vorbei. 

Bilder & Trailer mit freundlicher Genehmigung © Capelight Pictures – alle Rechte vorbehalten 

F.A.Q.s

Der Film basiert auf dem Buch von Paul Brickhill, welches die reale Flucht Alliierter Kriegsgefangener aus dem Gefangenlager Stalag Luft III im Jahr 1944 beschreibt.

Im Film sind Steve McQueen als Virgil Hills, James Garner als Hendley, Sir Richard Attenborough als Roger Bartlett, Charles Bronson als Danny, Donald Pleasance als Colin Blythe, James Coburn als Sedgewick, David McCallum als Ashley-Pitt oder auch Gordon Jackson als MacDonald, so wie viele weitere Darsteller zu sehen

marc maurer autoren bild
Marc Maurer

Mit langjähriger journalistischer Erfahrung als Online-Redakteur im Medien- und IT-Bereich gehe ich hier meiner Leidenschaft für Film und Technik nach. Mein Ziel: klare, unabhängige Reviews mit echtem Mehrwert – um Lesern ehrliche Kritiken und praxisnahe Tipps zu bieten.

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