CANDYMAN (2021): Review

CANDYMAN (2021): Der Candyman ist zurück!

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Candyman: Blu-ray

Candyman (2021): Es ist das Jahrhundert der Remakes, der Sequels und Prequels, der Origin-Storys, der Wieder-Verwurstung einstiger Kultfilme und Serien. So jagte Michael Myers dieses Jahr schon zum zweiten Mal an Halloween, Jamie Lee Curtis alias Laurie Strode in „Halloween Kills“ hinterher. Aber auch andere Kult Horror Ikonen kehrten bereits zurück oder warten auf ihre Rückkehr, siehe „Scream“.

Somit scheint ebenfalls die Zeit reif für die Rückkehr des Candyman gewesen zu sein. Zumindest wenn es nach Regisseurin Nia DaCosta („Little Woods“) und Drehbuchautor Jordan Peele („Get Out“, „WIR“) geht. Ebenfalls wieder mit am Start der Ur-Candyman Tony Todd, der bereits dreimal den Süßigkeiten Mann gab. Ob Jordan Peeles Drehbuch mit dem Original mithalten oder es sogar toppen kann, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.

Candyman is back

Zusammen mit seiner Freundin Brianna (Teyonah Parris), lebt der aufstrebende Künstler Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II), im frisch gestalteten Stadtteil Cabrini-Green. Anthony steckt augenscheinlich in einer Schaffenskrise, was Galerie-Besitzer Clive sehr missfällt. Möchte er doch frische Werke und keine Wiederholungen, von seinem einstigen Wunderknaben ausstellen. Ein gemeinsamer Abend, mit dem Bruder seiner Freundin und dessen Freund, soll für Abwechslung sorgen. So erzählt Briannas Bruder eine scheinbar wahre Gruselgeschichte, die Anthony motiviert.

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Merkwürdige Dinge geschehen hier!

So macht er sich auf mehr über die urbanen Legenden des Viertels zu erfahren. Dabei trifft er auf den Wäschereibesitzer William Burke (Colman Domingo). Dieser erzählt ihm eine weitere Geschichte, die von Daniel Robitaille auch bekannt als der Candyman. Da er die Kinder immer mit Süßigkeiten beschenkte. Als eines Tages Süßigkeiten mit Rasierklingen gespickt auftauchten, verdächtigte man sofort den Candyman.

So machte ein wahrer Lynch Mob, aus Polizisten Jagd auf ihn. Als sie ihn fanden, hatte Robitaille keine Chance, da sie ihn tot prügelten. Wochen später tauchen erneut Süßigkeiten mit Rasierklingen auf. Womit klar ist, dass Daniel Robitaille unschuldig war. Wie so oft gab es nur ein Opfer, aber keine Täter, die sich zu verantworten hatten.Doch die Legende geht weiter. Spricht man den Namen des Candymans, fünfmal in einen Spiegel.

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Was weiß Sie?

So soll dieser im Spiegel erscheinen und denjenigen töten. Fasziniert und inspiriert, hat Anthony einen ganz neuen Ansatz für seine Kunst gefunden. Sein erstes Gemälde findet jedoch wenig Anklang. Im Gegenteil, Kritiker wie Kunstkenner und selbst sein Galerist, finden sein neustes Werk viel zu trivial. Erst ein Doppelmord direkt nach der Ausstellung an Clive und seiner Praktikantin, lässt die Kunstwelt aufhorchen.

Dieser Zwischenfall lässt Anthony immer mehr in das Zentrum des Kunstinteresses rücken. Währenddessen versucht dieser noch mehr vom Candyman, auch Hakenhandkiller genannt, zu erfahren. Schleichend nehmen auch verschiedene, mysteriöse Ereignisse um ihn herum zu. Im Wahn vom Candyman verfolgt zu werden, findet Anthony auf seiner Spurensuche immer mehr unglaubliche Details heraus. Dazu ereignen sich immer mehr Mordfälle, bei denen kein eindeutiger Täter auszumachen ist. Aber auch Anthony selbst beginnt sich immer mehr zu verändern und das nicht zum Guten.

Die Geschichte geht weiter!

Der Film beginnt mit einer Rückblende auf die Geschehnisse vor vielen Jahren. Hier traf der r heutige Wäschereibesitzer William Burke, erstmals auf Daniel Robitaille, auch bekannt als Candyman. Nach diesen Ereignissen schwenkt der Film in die Jetztzeit. Wo uns der Maler Anthony (Yahya Abdul-Mateen II) und dessen Freundin Brianna Cartwright (Teyonah Parris) vorgestellt werden. Auf der Suche nach frischer Inspiration stößt Anthony auf die Geschichte des Candyman.

Wie auch auf dessen grausamer Ermordung, welche ihn zu einer Bilderserie animiert. Nicht daran glaubend, dass der Candyman tatsächlich wiedererweckt werden kann, ruft er den Mann mit der Hakenhand tatsächlich herbei. Dieser beginnt die Menschen in ihrem Spiegelbild zu töten und Anthony verfällt immer mehr in einen Wahn, beginnt aber auch selbst eine Art Metamorphose durchzumachen.

Klingt doch im ersten Moment nach einem astreinen Remake? Im Verlauf des Films war ich mir jedoch nicht sicher, ob ich es mit einem Remake des beliebten Originals aus dem Jahr 1992 zu tun hatte oder mit einem Statement gegen Rassenhass, Polizeigewalt, Gentrifizierung. Ich möchte noch erwähnen, dass das Original von Candyman auf einer Kurzgeschichte des Autors, Malers und Regisseurs Clive Barker („Cabal – Die Brut der Nacht“) basiert.

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Ist der Bienenmann tatsächlich zurück?

Im nun vorliegenden vierten Film erweiterte Peele die Geschichte des Hakenmanns um die Leiden mehrerer schwarzer Männer, was sich über zwei Jahrhunderte hinzog. Ebenso spielt dieses Mal ein auserwähltes Bab eine Rolle. Die Bienen bzw. der Schwarm werden hier nicht so stark thematisiert. Die erste Biene ist eine Art Trigger, die restlichen Bienen eher ein optischer Effekt ohne großen Mehrwert.

Die Geschichte um den Candyman selbst, wird im Verlauf immer wieder etwas verdreht, bis sich die wahre Geschichte im Finale erst offenbart. Dieser Twist verpuffte bei mir, da gefühlt alle Minute lang eine andere Version zu erzählt wird. Letztlich ist es jedoch ein Mensch, der die Rückkehr des dämonischen Hakenmanns über Jahrzehnte vorbereitete. Auch dies war für mich eher ein Versuch, eine Origin-Story in dem Remake unterzubringen.

So eine Art „zwei in eins“ Bundle. Dazu wird noch ein Nebenplot einer weißen durchgeknallten Frau gesponnen, die mit einem Baby in Feuer rannte und das man gerade noch so retten konnte. Dann gibt es eine weitere Geschichte eines Malers aus dem 19. Jahrhundert, mit dem alles begonnen haben soll.

Peele packte gleich mehrere Ideen in sein Drehbuch, um die tragischen Geschichten vieler schwarzer Männer zu erzählen, die für das Erscheinen des Candymans verantwortlich zeichnen. Womit Candyman nun zweierlei Rollen einnahm, die des schwarzen Rächers und die des Killers, der jeden tötet, der seinen Namen fünfmal ausspricht. Für meinen Geschmack etwas zu viel widersprüchlich.

Ebenso wirkten manchen Szenen etwas fehl am Platz. So wie beispielsweise, die Szene auf der Mädchentoilette. Ich vermute, dass man hier nur dem Horror Genre gerecht werden wollte, da der Film selbst nicht wirklich viel Horror Flair bietet. Allgemein hatte ich den Eindruck, eher einen Supernatural-Thriller als einen Horrorfilm zu sehen.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass DaCosta und Peele sich bewusst einer bekannten schwarzen Horrorikone bedienten, um ein politisches, wie auch sozialkritisches Statement zu setzten. Natürlich ist es immer noch wichtig auf Rassismus, ebenso auch auf Polizeigewalt hinzuweisen, da dies selbst im 21. Jahrhundert immer noch ein Thema ist, welches man nicht unter den Teppich kehren darf.

Gleichfalls scheint die Gentrifizierung ehemaliger Sozialer-Hotspots ein Thema zu sein, was nicht nur schwarze Menschen betrifft, Armut kennt keine Hautfarbe. Bedarf es nun deswegen ein Remake eines Horrorfilm-Klassikers, welches alle weißen Darsteller, ausgenommen des homosexuellen Freunds von Briannas Bruder, als schlechte Menschen darstellt? So hatte ich das Gefühl, das es in diesem Film keine Grauzonen gibt. Hier scheint die Sicht nur schwarz und weiß zu sein, aber nichts dazwischen.

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Es wird Zeit für den Candyman

Im weiteren Verlauf schlägt der Plot dann gerne mal Haken wie ein Hoppelhase auf der Flucht. Erst war so, dann so, und schließlich doch ganz anders. Dann wird von einem entführten und doch nicht entführten Baby erzählt. So war die vermeintliche Entführerin, doch nicht die Entführerin, somit böse und doch nicht böse, sowie plötzlich Retterin und Kämpferin und doch völlig durchgeknallt. Klingt verwirrend, ist es auch, denn letztlich stellt es sich wieder anders heraus.

Ehrlich gesagt war es mir irgendwann zu dumm diesem Wirrwarr weiter zu folgen, womit ich mich vom Plot nur noch berieseln ließ. Das Ende selbst empfand ich ebenfalls merkwürdig. Welcher Polizist schießt auf einen vermeintlichen Täter, der regungslos am Boden in den Armen einer Frau liegt? Dies wirkte so richtig konstruiert. Ebenso war ich der Meinung, eine Person müsse fünfmal den Namen des Candyman in einen Spiegel sagen, um diesen erscheinen zu lassen. Dies hat man für einen Aha-Effekt, dann ebenfalls etwas abgewandelt.

Fazit

Als Fan des 1992er Originals mit Virginia Madsen („The Devil’s Light„) war ich sehr gespannt, was Jordan Peele mit einem Remake des Hakenmannes abliefern wird. War ich doch von „Get Out“ hellauf begeistert, so kann ich das von Candyman 2021 leider nicht behaupten. Obwohl auch dieser so seine Momente hatte. Löblich, Peele versuchte dem Remake, ein paar eigene Ideen zu spendieren. Weniger gelungen finde ich den Versuch, eine schwarze Horrorikone für ein politisches Statement zu benutzen. Statements die Menschen erreichen, sind auch wichtig. Ebenfalls ist und bleibt es wichtig auf Rassismus, in jeglicher Form hinzuweisen.

In Peeles Drehbuch hingegen, kommt für mein Empfinden kein Weißer gut weg. Einzig der weiße homosexuelle Freund von Briannas Bruder, scheint eine Ausnahme zu bilden. So hatte ich als bekennender Rassismus Gegner, nach Sichtung das Gefühl ebenfalls Teil dieses Problems zu sein. Peele prangert vieles an und in diesem Film besteht seine Welt, scheinbar wirklich nur aus Schwarz und Weiß, so zumindest mein Eindruck. Unabhängig von dem erwähnten politischen Aspekt, fand ich auch den Plot recht verworren. Erst wird eine urbane Legende so erzählt, dann wieder abweichend und letztlich war es doch ganz anders.

Der Candyman selbst, sprich Tony Todd hat nur ein wenig Screentime, was ich ziemlich schade fand. Dies diabolische Lächeln und sein Ausdruck war bisher für mich das Highlight der Candyman-Filmreihe. Auch der Horror bleibt ziemlich auf der Strecke. Die wenigen heftigeren Szenen, wirken im Verlauf eher konstruiert und dienen wohl einzig dazu dem Horror in dem Begriff Horrorfilm zumindest etwas gerecht zu werden. Das Remake selbst hatte für mich bis auf die Figur, wenig mit dem Ur-Candyman-Film gemein. Ebenfalls empfand ich diesen eher als übernatürlichen Thrillers, anstatt eines Horrorfilms.

Hier dachte ich öfter an den Film „Das siebte Zeichen“. So muss ich trotz Vorfreude sagen, dass mich das Remake nicht abholen konnte. Ebenso würde ich vermuten, dass die Candyman-Fanbase, wie auch Horrorfilm Freunde, aufgrund des dürftigen Horrorszenarios enttäuscht sein werden. Ob das Remake als politisches Statement herhalten musste, lasse ich mal so im Raum stehen. Ich bin dennoch der Meinung, dass es hierzu wesentlich geeignetere Geschichten gibt, die es zu erzählen lohnt. Wie zum Beispiel die Geschichte von Bob Zellner in „Son of the South“, anstatt dies mit einer fiktiven Figur aus einem Horrorfilm zu versuchen.

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