Der Dieb von Bagdad (1940): Review

Der Dieb von Bagdad und der böse Zauberer Jaffar!

DER DIEB VON BAGDAD (1940): Fast jeder dürfte Disneys Zeichentrickfilm Aladdin aus dem Jahr 1992 kennen. Aladdin, der von dem bösen Zauberer Dschafar in eine Zauberhöhle geschickt wird, um eine alte Öllampe zu suchen. In dieser lebt Dschinni ein Flaschengeist, der dem Finder der Lampe drei Wünsche erfüllt.
Doch wusstet Ihr, dass dieser Film auf uralten Geschichten basiert, die erst im Jahr 850 ins Arabische übersetzt wurden und unter dem Namen „Tausendundeine Nacht“ bekannt sind? Die erste Verfilmung, die auf diesen Geschichten basiert, erfolgte bereits im Jahr 1940 unter dem Titel „Der Dieb von Bagdad“. Koch Films veröffentlichte nun diesen auf Blu-ray, ebenso wie einen weiteren Titel namens „Arabische Nächte“ aus dem Jahr 1942. Ob diese rund 80 Jahre alte Verfilmung auch heute noch überzeugen kann und wie die Bildqualität ausgefallen ist, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Es war einmal in Bagdad
Einst war der blinde junge Mann namens Ahamd, Kalif von Bagdad. So erzählt er einer fremden Frau seine Geschichte. Um zu erfahren, wie es sein Volk lebt, schlich sich der junge Kalif des Nachts verkleidet in die Stadt. Dort wartete bereits sein damaliger Großwesir Jaffar auf seine Chance und stellte Ahmad eine Falle. Als sich Ahmad erklären will, lässt ihn Jaffar kurzerhand für verrückt erklären und wirft ihn ins Gefängnis. Dank des jungen Straßendiebs Abu, gelingt ihm die Flucht. So führt sie ihr Weg in die Stadt Basra, in der auch eine Prinzessin lebt. So dauert es nicht lange bis Ahmad sein Herz, an des Sultans Tochter verliert.

Doch auch Jaffar, der sich zum Kalifen von Bagdad ernannte, ist auf dem Weg nach Basra. Sein Machthunger kennt keine Grenzen. Weshalb er sich des Sultans Tochter der Prinzessin bemächtigen möchte, um ebenfalls Herrscher über Basra zu werden. Hier trifft er wieder auf Ahmad, dem er sein Augenlicht nimmt. Sowie Abu den er in einen Straßenköter verwandelt. Soweit die Geschichte, die Ahmad der Frau zu erzählen hat, doch diese endet hier noch nicht. Gilt es doch die Prinzessin, mithilfe Abus und einem Flaschengeist aus Jaffars Fängen zu retten. Sowie das Volk von Basra und Bagdad von ihrem Unterdrücker zu befreien.
Tausendundeine Nacht
„Der Dieb von Bagdad“ aus dem Jahr 1940 stellt die erste große Verfilmung einer der Geschichten aus den Märchen aus „1001 Nacht“ dar. In diesen erzählte die junge Scheherazade dem König Schahriyâr, jeden Abend eine Geschichte. Um nicht wie die anderen Frauen vor Ihr, am nächsten Tag hingerichtet zu werden, endet sie immer an der spannendsten Stelle. So ist der König neugierig auf das Ende, worauf er sie bis immer bis zum nächsten Abend am Leben lässt.
Nach tausendundeinen Nächten gewährt ihr der König Gnade und sie muss nicht mehr um ihr Leben bangen. Die bekanntesten Märchen dürften wohl „Aladdin“, „Ali Baba und die 40 Räuber“ und „Sindbad der Seefahrer“ sein. Mit „Der Dieb von Bagdad“ nahm man sich Ende der 1930er Jahre der Figur Aladdin an. Welche im Film den Namen Ahmad trägt, der bereits Kalif und nicht Straßendieb war.
Wer den Disney Film „Aladdin“ von 1992 kennt, wird aber auch in „Der Dieb von Bagdad“ über einige bekannten Figuren stolpern. Wobei Abu kein gewitztes Äffchen, sondern ein junger Straßendieb ist. Ebenso ist der Flaschengeist ein Dschinn, der hier nicht Dschinni heißt und auch nicht blau ist. Dschaffar wird Jaffar geschrieben und Disney Agrabar ist eigentlich eine Mischung aus den Städten Basra und Bagdad.

Dies nur kurz zur Erklärung, nun aber wieder zurück zu „Der Dieb von Bagdad“. Dieser wurde zwar als Abenteuerfilm konzipiert, basiert jedoch auf den Märchen aus den Erzählungen von „1001 Nacht“. Dabei gilt dieser als der wohl erste Film, der die Bluescreen-Technik einsetzte. Kurz gesagt geht es um einen einfarbigen Hintergrund, vor dem die Schauspieler agieren und den man später mit anderen Bildern ersetzen kann. Wer mehr über die Blu- oder auch Greenscreen-Technik erfahren möchte, dem empfehle ich den entsprechenden Wikipedia-Artikel.
Allgemein bietet der Film einiges an Tricktechnik, die heutige Zuschauer diesem alten Streifen wohl nicht zutrauen würden. Gibt es doch auch schon einen fliegenden Teppich, wie auch ein fliegendes mechanisches Pferd. Ebenso wie magische Szenen und einen riesigen Djinn zu sehen. Wer somit Filmen mit alter Tricktechnik etwas abgewinnen kann und nicht nur auf CGI-Overkills heutiger Tage steht, dürfte hier vollends unterhalten werden. Dabei vermittelt dieser Fantasyfilm nicht nur ein nostalgisches Gefühl, sondern hat auch seinen ganz eigenen Charme.

Bezüglich der Schauspieler war für Produzent Alexander Korda, der deutsche Schauspieler Conrad Veit die erste Wahl für die Rolle des Bösewichts Jaffar. Dieser erlang Berühmheit durch seine Rolle in „Das Cabinet des Dr. Caligari“ oder auch „Casablanca“. Die Rolle des Ahmad übernahm der noch junge und unerfahrene Darsteller John Justin. Ahmads geliebte Prinzessin wurde von June Duprez verkörpert. Für die Rolle des Straßendiebs Abu griff Korda auf den 15-jährigen Inder Sabu zurück, der bereits in Kordas „Elefanten Boy (1937)“ mitspielte.
Dieser dürfte auch vielen als „Mowgli“ aus Rudyard Kipling’s Buch-Verfilmung „Das Dschungelbuch“ bekannt sein. Das Storytelling des Films entspricht den alten Gepflogenheiten damaliger Kinofilme. Soll heißen die Geschichte wird langsam, dafür aber recht ausführlich erzählt. Die Darstellung selbst entspricht erwartungsgemäß der damals gern eingesetzten Theatralik und Dramatik. Musikalisch wurde der Film von dem bekannten Komponisten Miklós Rózsa untermalt. Welcher unter anderem auch die Musik zu „Ben Hur (1959)“ oder „El Cid (1961)“ beisteuerte.
Fazit:
Wer wie ich den Film „Der Dieb von Bagdad“, als Kind der 70er-Jahre, aus dem Fernsehen kennt. Wird wohl auch heute noch von diesem fasziniert sein. Sah ich diesen Film, lange vor der Hoch Zeit der bekannten Tricktechnik mittels Computertechnik. Womit ich die damaligen Tricks, wie das mechanische fliegende Pferd oder die aufziehbare indische Spielzeugfigur, welche zur Tatwaffe wird, bis heute nicht vergessen habe. Für mich ein wahrer Klassiker des Fantasy-Märchenfilms, den ich mir selbst heute noch gerne anschaue.
„Der Dieb von Bagdad“ vermittelt einen ganz eigenen Charme und während heutige Filme recht hektisch und turbulent daherkommen, kann man diesem Klassiker völlig entspannt folgen. Das heißt nicht, dass sich der Film zieht, dennoch gibt es ein paar Längen, die dem Storytelling von einst geschuldet sind. Dennoch werden Freunde von Abenteuer und Fantasiefilmen durchweg unterhalten, hat der Film für die damalige Zeit doch einige gelungene und unerwartete Szenen zu bieten.
Ebenso entspricht das Schauspiel der damaligen Zeit, womit Theatralik, Dramatik und ein Hauch Overacting einfach dazu gehörten. Wer dies jedoch ablehnt oder gar verurteilt, müsste ebenfalls Abstand zu Klassikern wie „Casablanca“ nehmen. Ob die heutige Generation-Z mit diesem Streifen warm werden kann, kann ich nur schwer beurteilen. In einer Zeit wo Dinos auferstehen oder Autos zu Robotern werden, dürfte es ein fliegender Teppich etwas schwer haben. Der Film hat dennoch seine Momente, dafür muss man aber schon ein Faible für alte Filme, alte Tricktechnik und das damalige Schauspiel haben.
Bezüglich alter Abenteuerfilme wäre eventuell noch die „Die Piratenbraut (1959)“ empfehlenswert. Soll es moderner sein müssen Zuschauer zu „Indiana Jones“ greifen. Wer wiederum Filme wie Ray Harryhausens „Kampf der Titanen (1981)“, Disneys „20.000 Meilen unter dem Meer (1954)“ oder auch „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959)“ mag, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Besonders wenn einem Märchenverfilmungen gefallen, die heute leider nicht mehr wirklich im großen Stil produziert werden.
Blu-ray Info:
Mir persönlich gefällt der Film auch heute noch, was nicht zuletzt an dem wirklich gelungenen Bild der Blu-ray liegt. Dieses liegt altersbedingt im 4:3 Format vor. Während der Ton für die Sprachen deutsch und englisch jeweils im Format DTS-HD Master vorliegt. Dazu bietet die Blu-ray von Koch Films noch einiges an Bonusmaterial, darunter:
- Deutscher & englischer Trailer
- Dokumentation „Sabu – Der Elefantenjunge“
- Dokumentation – Die Geschichte der Spezialeffekte
- Trailerkommentar
- Bildergalerie
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