BECKENRAND SHERIFF (2021) – REVIEW
BECKENRAND SHERIFF: Die Badesaison ist eröffnet, oder?

„Beckenrand Sheriff“ in dieser deutschen Filmkomödie, kümmert sich Bade-, Entschuldigung es muss natürlich Schwimmmeister heißen, Karl Kruse (Milan Peschel „Catweazle“) im städtischen Freibad um Recht und Ordnung. Regisseur Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt ist länger tot“, „Schwere Jungs“) erzählt uns die Geschichte um den Schwimmmeister Karl Kruse, der es unter anderem hasst, wenn man ihn Bademeister nennt.
Dieser kümmert sich bereits in zweiter Generation um das Freibad im fiktiven Örtchen Grubberg. Hierbei muss sich Kruse nicht nur der drohenden Schließung erwehren, sondern sich ebenfalls um den afrikanischen Flüchtling Sali kümmern. Dieser Plot ist Rosenmüller nicht genug, womit er noch weitere „Twists“ in den Film eingebunden hat. Ob dieser dadurch überladen wurde oder dieser doch zu einer sehenswerten Komödie geworden ist, erzähle ich Euch wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Das Freibad ist eröffnet
Im oberbayerischen Örtchen gibt’s nur einen „Beckenrand Sheriff“ der sich im städtischen Freibad um Recht und Ordnung kümmert, Bademeister Karl Kruse (Milan Peschel). Ordnung ist das halbe Leben, so stehen die Gästeliegen, wie Soldaten in Reih und Glied. Ebenso ist der pH-Wert, wie der Chlorgehalt des Wassers immer perfekt. Vom Beckenrand wird nicht gesprungen und nicht zu vergessen, auf Bahn sechs ist das Kraulen verboten. In Kruses Freibad herrscht Zucht und Ordnung, bis auf ein paar Wildenten, die das gänzlich anders sehen.
Dennoch ist trotz Hege und Pflege das Bad in die Jahre gekommen, weshalb sich Kruse schon darauf freut, der Bürgermeisterin (Gisela Schneeberger) eine Mängelliste überreichen zu können. Nichtsahnend das diese, dass Schicksal seines Freibads besiegeln wird. Zu viele Mängel, zu teure Reparaturen, unrentabel und so steht die Schließung wie der Abriss durch Bauunternehmer Albert Dengler (Sebastian Bezzel „Kaiserschmarrndrama“) an. Nicht nur dass das Freibad vor dem Aus steht, seine Schwester jubelt ihm auch noch eine Aushilfskraft, den afrikanischen Flüchtling Sali (Dimitri Abold) unter.

Als hätte Kruse die Zeit sich auch noch um diesen zu kümmern. Sali selbst verfolgt jedoch ganz eigene Pläne. Hat er doch einen Schlepper bezahlt, der ihn nach Kanada bringen soll, bevor ihm in Deutschland die Abschiebung droht. Einziger Haken, er muss bei dieser Aktion schwimmen, was er noch nicht kann. Womit ihm die Aushilfsstelle im Freibad gerade recht kommt. Nun überschlagen sich die Ereignisse, während Kruse versucht das Freibad mittels eines Bürgerbegehrens zu retten, muss er einen einen Deal mit der Wasserball-Trainerin machen.
Da Sali ungeahnte Ballfänger-Fähigkeiten beweist, ihn Kruse aber für das Team erst fit machen muss. Schafft er das, hilft ihm die Mannschaft mit seinem Bürgerbegehren. Obendrein trifft Sali noch auf die ehemalige Schwimmmeisterin Lisa Dengler, die aufgrund eines Dopingverdachts ihre Karriere beenden musste. Die beiden sind sich nicht unsympathisch und so hilft sie Sali beim Schwimmen. Dumm nur dass Papa Dengler, noch eine Rechnung mit seinem ehemaligen Aushilfsarbeiter offen hat.

Klingt etwas überladen, oder?
Regisseur Rosenmüller lässt sich in seiner Komödie „Beckenrand Sheriff“ nicht lumpen und packt allerlei Storyplots, Twists und Klischees hinein. So hat man alles irgendwie schon einmal in ähnlicher Form gesehen, hier möchte ich nur „Just a Gigolo“ erwähnen. In Rosenmüllers Film haben wir somit den unbeliebten Grantler, der im Alleingang beschließt, sein Freibad zu retten. Der Außenseiter der versucht einen Vorteil für sich herauszuziehen. Einen skrupellosen Bauunternehmer, die verliebte Tochter und eine Gemeinde, welche sich schließlich zusammenrottet. So wie eine geplante Flucht, eine kleine Lovestory und noch einiges mehr.
Dazu die üblichen Wendungen: Erst mag man sich nicht, dann steht man doch zusammen. Ebenso wie diese bekannten Zutaten, die da wären: große Erwartungen, Enttäuschungen, Einsicht und letztlich natürlich die Vergebung. Man erkennt gleich, wohin die Geschichte führt, dennoch hat Regisseur Rosenmüller, diese überraschend gut verpackt. Damit erfindet Beckenrand Sheriff“ das Genre zwar nicht und trotzdem wird man über die gesamte Laufzeit sehr gut unterhalten. Was an den ausgewogenen Gagdichte, wie der Spielfreude der Darsteller liegt.

Die Auswahl der Schauspieler tut hier ihr Übriges, bediente sich Rosenmüller für seine Komödie „Beckenrand Sheriff“ doch allseits bekannter Komödiengrößen wie Gisela Schneeberger, Sebastian Bezzel und Milan Peschel, nicht zu vergessen in einer kleineren Rolle Rick Kavanian („Der Boandlkramer und die ewige Liebe“). Sehr gut hat mir auch Dimitri Abold als Sali Amadi, in seinem ersten großen Kinofilm gefallen. So verstand er es hervorragend einen Flüchtling zu spielen, der im Film gar nicht recht als Flüchtling wahrgenommen werden sollte. Für mich ein wunderbarer Kniff, während Sali sich von Karl Kruse in die Flüchtlingsecke gestellt sieht, ist diesem das völlig egal.
Der „Sali“ ist einfach nur ein Mensch, den man dem Bademeister vor die Nase setzte. Dabei spielen dessen Hintergründe für alle anderen keine Rolle. Nur für Sali selbst, der sich auf der Flucht befindet und den Aushilfsjob im Freibad, Achtung Wortwitz: als Sprungbrett in die Freiheit sieht. So brachten Drehbuchautor Marcus Pfeiffer und Regisseur Marcus H. Rosenmüller, diese Problematik mal ohne die bekannte Holzhammer-Methode in einem Film unter, was ich sehr begrüße.
Beckenrand Sheriff Fazit:
Beckenrand Sheriff erzählt wie viele andere, die bekannte Geschichte von kleinen Leuten, welche von den Reichen / Oberen unterdrückt werden. Regisseur Rosenmüller fand dabei einen Weg, dies stimmig und sehr unterhaltsam zu verpacken. So will der „kleine“ aber sehr stolze Bade/Schwimmmeister Kruse, sein marodes Schwimmbad retten, während die Bürgermeisterin, wie Baulöwe Dengler ganz andere Pläne für dieses Areal haben. Hier brilliert besonders Gisela Schneeberger als Bürgermeisterin.
Insbesondere dann, wenn sie indirekt Druck auf die Unterstützer des Volksbegehrens ausübt. Milan Peschel, der hier den Bademeister gibt, „grantelt“ sich dabei hervorragend durch den Film. Sei es, wenn er sich mit Frau Bogner, Dr. Rieger oder Baulöwe Dengler anlegt. Ebenso scheinen alle anderen Darsteller ebenfalls sehr viel Spaß beim Dreh gehabt zu haben.

Wie bereits erwähnt bediente man sich zwar der üblichen Wendungen, war jedoch in der Lage, diese nicht ganz so klischeehaft darzustellen. Hier sei besonders das Flüchtlingsthema erwähnt, was bei den Einheimischen gar nicht erst zum Thema wird. Schön zu sehen das sowas auch ohne den „Holzhammer“ zeigen kann. Der Film bietet einige geniale Szenen wie: Die Korinthenkackerei von Bademeister Kruse mit seinen Badegästen.
Sowie die herrlich schrägen Annäherungsversuche zwischen Karl und der Wasserball Trainerin Frau Haas (Edith Konrath). Ebenso köstlich die Versuche Salis (Dimitri Abold) sich überall durchzuschlängeln. Nicht zu vergessen, die wohl befremdlichste Predigt, gehalten von Pfarrer Nissl (Thomas Mraz). Somit lieferte Regisseur Marcus Rosenmüller, samt seinen Darstellern, eine witzige und sehr unterhaltsame Wohlfühl-Komödie ab. Die nicht nur in der Badesaison unterhalten kann. Und Sebastian Bezzel („Der Boandlkramer und die ewige Liebe„) gibt uns hier einmal den Bösewicht des Films!
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