Die wundersame Welt des Louis Wain

Louis Wain und seine Welt der Katzen!

Das Leben des Ausnahmekünstlers Louis Wain, der weltweit für seine Katzenbilder bekannt ist, fand nun seinen Weg auf die große Leinwand. Für die Hauptrolle konnte man „Sherlock“ Darsteller Benedict Cumberbatch gewinnen, der den äußerst schwierigen Charakter grandios zu verkörpern wusst. Der Werdegang des bekannten Briten Louis Wain, wurde durch extreme Höhen und Tiefen geprägt. So war dieser schon im Alter von 20 Jahren, nach dem Tod des Vaters im Jahr 1880, für die Versorgung der Familie verantwortlich. Diese bestehend aus seiner französisch stämmigen Mutter, wie auch seinen fünf Schwestern. Wie unser dieser biografische Einblick in Wains Leben gefallen hat, erfahrt Ihr in den nachfolgenden Zeilen unserer Filmkritik.

Die wundersame Welt des Louis Wain (2021): Trailer

Worum geht’s in „Die wundersame Welt des Louis Wain“?

Als Alleinverdiener gen Ende des 19. Jahrhunderts im viktorianischen London hat man es nicht leicht. Diese Erfahrung muss auch der 20-jährige Louis Wain machen. Der nach dem Tod des Vaters allein für das finanzielle Wohl seiner Mutter, wie auch seiner Geschwister zuständig ist. So entscheidet er sich, seine Lehrtätigkeit aufzugeben und als freischaffender Illustrator zu arbeiten. Bei seinem Gönner Sir William Ingram (Toby Jones („Doctor Who„) lässt sich wesentlich besseres Geld verdienen.

Gerade seine jüngeren Geschwister sind wie ein Sack voller Flöhe, weshalb eine Erzieherin ins Haus muss. Diese findet sich in Emily Richardson (Claire Foy „The Crown“), für die Louis schon beim ersten Anblick Gefühle entwickelt. Zum Trotze aller gesellschaftlicher Konventionen heiratete er mit seinen 23 Jahren, die zehn Jahre ältere Emily. Welche nicht nur seine geliebte Ehefrau wurde, sondern auch für immer seine Muse sein sollte.

Louis Wain: Emily
Gouvernante und zukünftige Miss Emily Wain

Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, eine Krebsdiagnose verkürzt die gemeinsame Glückseligkeit. Während seine Frau schwächer wird und mehr und mehr im sterben liegt, erhält die junge Familie Zuwachs. Dies in Form der kleine Katze „Peter“. Dieser Kater ist es auch, der Louis zu einer neuen Schaffensphase inspiriert. Bilder von Katzen in jeglicher Art, wie auch undenkbarer Weise. Dieser neugewonnene Tatendrang ist es, der Louis über seinen Verlust hinwegbringt. Doch die Probleme sollen nicht enden.

Nach Emilys Tod beginnen erneut die finanziellen Sorgen. Ist Louis doch mehr kreativer Schöpfer anstatt Geschäftsmann. Was zu etlichen Fehlentscheidungen führt. Wieder ist es die Hilfe von Sir Ingram, was seine Mutter wie seine Geschwister zu versorgen wird. Doch ist es nun Louis selbst, der zu „schwächeln“ beginnt. Einerseits ist er voller Tatendrang, andererseits wird er zunehmend von beängstigenden Visionen geplagt. Diese werden sein „normales“ Leben noch enorm verändern.

Die Inszenierung, wenn Genie auf Wahnsinn trifft

Mit „Die wundersame Welt des Louis Wain“ schuf Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Will Sharpe („Sherlock“) einen abstrakten, wie auch einen dramatischen Einblick auf Louis Wains Leben. Ein Illustrator, dessen bekannteste Werke wohl viele Menschen kennen. Selbst wenn sie dessen Namen noch nie gehört haben.

Wurde er durch seine teils abstrakten wie auch surrealen Darstellungen von Katzen weltweit bekannt. Diese, ab dem Jahr 1886 entstandenen Bilder, Zeichnung und Illustrationen, zeigen die unterschiedlichsten Katzen, überwiegend in vermenschlichter Form. Benedict Cumberbatch (Der Spion: Review) spielt den Maler, der nach dem Tod seines Vaters zum Alleinversorger der Familie wurde, auf großartige Weise.

Louis Wain: Familienausflug
Louis Familienausflug mit Mutter und Schwestern.

So zeigt uns der Filmemacher den Werdegang des in sich gekehrten, teils egozentrischen und kauzigen Kunstmalers, dessen Leben durch etliche Tiefen gezeichnet wurde. In Sharpes Kinofilm wird Wain immer wieder von seinem Gönner Sir William Ingram, Besitzer der Illustrated London News aufgefangen. Ob dies tatsächlich so wahr oder die sonstige Dramatik etwas mildern sollte, konnte ich nicht herausfinden. Irgendwie wirkte diese auf mich wie ein dramaturgischer Kniff. Die Hochzeit mit der einst eingestellte Gouvernante bringt gesellschaftliche Probleme mit sich und als wäre das nicht genug, muss er seine Frau aufgrund einer Krebserkrankung schon früh zu Grabe tragen.

Louis Wain: Kater Peter
Kater Peter

In den letzten Lebensjahren seiner Frau, erhielten die beiden eine Art Findelkind. Ein Haustier, sprich, einen kleine Katze namens Peter. Diese Katze ist es auch, die Louis zu einer neuen Schaffensphase beflügelt, welche ihn bis zu dessen Lebensende begleiten wird. So malte er, von seinem Kater inspiriert, Bilder von Katzen in jeglicher vorstellbaren wie auch unvorstellbaren Weise. Bis hin zur puren Vermenschlichung dieser Tiere. Dummerweise war Wain zwar ein unglaublich talentierter Zeichner, im Gegenzug dazu aber ein ebenso unglaublich schlechter Geschäftsmann.

Louis Wain: Ein Tag am Strand
Louis mit Familie am Strand

Galt damals doch schon das Markenrecht, welches er aufgrund Unwissenheit nicht zu nutzen wusste. Somit durfte jeder seine Werke duplizieren, wovon kein einziger Cent in seiner Tasche landete. Eine bittere Pille, die nicht nur er, sondern ebenfalls die Mutter und fünf Schwestern zu schlucken hatten. Erneut ist es sein Freund und Gönner Ingram sein, der sich für ihn einsetzt. Womit dieser ihm und seiner Familie ein Heim bot. Doch Louis Leben sollte nochmals etliche Wendungen nehmen. Womit ich kurz auf den Original Titel eingehen muss, der bezogen auf den Inhalt wesentlich besser passt.

Während der deutsche Titel von „Wundersame Welt“ spricht, lautet der Originaltitel „The eletrical Life of Louis Wain“. Dies ist ursprünglich auch Thema. Da sich Wain scheinbar von Elektrizität angezogen fühlt, diese sogar direkt wahrnehmen kann. Weshalb er immer von Visionen und Träumen heimgesucht wird, die ihm eine ferne Zukunft zeigen. Womit Sharpe recht surreale Darstellungen für sein Werk wählte. Dies, um dem Zuschauer wohl die geistige Welt, wie auch den Zustand des Illustrators näher zu bringen.

Louis Wain: Benedict Cumberbatch
Louis Wain am Boden zerstört

Weiterhin erfahren wir, dass Louis jüngste Schwester an Schizophrenie erkrankte. Die selbe Krankheit, die ihn heimsuchen sollte. So blieben Wain letztlich einzig die Erinnerungen an die Liebe seines Lebens und das gemeinsame Kätzchen Peter. Mit „Die wundersame Welt des Louis Wain“ setzte Regisseur Will Sharpe, mit einer herausragenden Leistung von Benedict Cumberbatch, dem britischen Ausnahmekünstler Louis Wain ein Denkmal. Welches er mittels den Bildern von Kameramann Erik Wilson auf teils surreale, teils skurrile Art in Szene setzte. Ähnlich wie Sir Ben Kingsley als Salvador Dali in „Daliland: Review„.

Weitere Darsteller: Nicht nur der weltbekannte australische Musiker, Schriftsteller, Schauspieler, Dichter, Drehbuchautor Nick Cave hat einen Cameo Auftritt als H.G. Wells („Die Zeitmaschine“). Ebenso hat Tausendsassa Taika Waititi (Wellington Paranormal: Review) als New Yorker Zeitungsmann ebenfalls einen Gastauftritt. Tobey Jones (Indiana Jones und das Rad des Schicksals: Review) tritt als Wains Gönner Sir William Ingram auf. Claire Foy übernahm Rolle von Louis Ehefrau Emily Richardson-Wain.

Die wundersame Welt des Louis Wain (2021) Kritik & Fazit:

Die wundersame Welt des Louis Wain - DVD
Die wundersame Welt des Louis Wain: DVD

Will Sharpes Biopic über den exzentrischen Katzenmaler Louis Wain besticht durch Benedict Cumberbatchs eindringliche Darstellung des talentierten, aber tragischen Künstlers. Die Inszenierung wechselt gekonnt zwischen träumerisch-surrealen Bildwelten und erschütternd realistischen Momenten, besonders wenn es um Wains zunehmende psychische Erkrankung geht. Cumberbatch, der für seine Leistung mit dem Tribute Actor Award beim Toronto Filmfestival ausgezeichnet wurde, verleiht der komplexen Persönlichkeit des Künstlers eine beeindruckende Tiefe.

Der Film navigiert sensibel durch die Höhen und Tiefen von Wains Leben, von seinen künstlerischen Erfolgen bis zu persönlichen Tragödien wie dem Tod seiner Ehefrau und drohender Verarmung. Sharpes Regie schafft dabei eine faszinierende Balance zwischen der fantasievollen Bildsprache von Wains Kunstwerken und der oft harten Realität seiner Lebensumstände. Die mehrfach für die British Independent Film Awards 2021 nominierte Produktion verzichtet dabei auf übermäßige Beschönigung der historischen Fakten.

Fazit: „Die wundersame Welt des Louis Wain“ ist ein bewegendes Porträt für Liebhaber des biografischen Films und Kunstinteressierte gleichermaßen. Die Geschichte des außergewöhnlichen Illustrators wird mit respektvoller Authentizität und visueller Finesse erzählt, ohne in reine Tragik abzugleiten. Der Film schafft es, trotz der schweren Thematik, mit einem versöhnlichen Ausblick zu schließen und bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben eines der originellsten britischen Künstler seiner Zeit.

Bild & Trailer mit freundlicher Genehmigung © 2021 Studiocanal – alle Rechte vorbehalten.

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Marc Maurer

Mit langjähriger journalistischer Erfahrung als Online-Redakteur im Medien- und IT-Bereich gehe ich hier meiner Leidenschaft für Film und Technik nach. Mein Ziel: klare, unabhängige Reviews mit echtem Mehrwert – um Lesern ehrliche Kritiken und praxisnahe Tipps zu bieten.

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