Der Spion (2020): Review

Der Spion: Cumberbatch als Kurier im Kalten Krieg!

DER SPION (THE COURIER): Sherlock Darsteller Benedict Cumberbatch wagt sich in “Der Spion” auf sehr dünnes Eis. Der Kalte Krieg ist am Brodeln und weder West noch Ost wissen, was die Gegenseite plant. Der sowjetische Offizier Oleg Penkowski ahnt Furchtbares, auch die UDSSR arbeitet an einem Atomprogramm. Als ehemaliger Militäroberst weiß er was passieren wird, wenn es zu einer Machtdemonstration zwischen Ost und West kommt.
Dies würde totale Vernichtung der Menschheit bedeuten. Um einen Ausgleich zu schaffen, kontaktiert Oleg auf einer seiner Auslandsreisen die westlichen Geheimdienste in London. Er will Chancengleichheit durch Informationen schaffen, dazu braucht es aber einen Kurier. Was wäre unauffälliger als ein Handelsvertreter, der eh schon öfter in der UDSSR war. Stellt sich nur die Frage, ob der „einfache“ Geschäftsmann Greville Wynne, dieser Sache gewachsen ist. Stellt sich nur noch die Frage: konnte mich der Film „Der Spion“ überzeugen? Das erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Und die Spionage beginnt:
Oleg Penkowski, ehemaliger sowjetischer Offizier mit Rang eines Obersts, ist mehr als besorgt. Als Leiter des Staatskomitees für wissenschaftliche Forschung hat er unter anderem Einsicht zu Plänen des Atomprogramms. So wie es sich für ihn darstellt, rüstet die UDSSR im Geheimen ebenfalls ihre Nuklearwaffen auf. Noch schlimmer, es scheint so als Plane man einen mit Nuklearwaffen ausgerüsteten Stützpunkt, in der Näher der Vereinigten Staaten zu errichten.

Dies könnte als Aggression angesehen werden und verheerende Folgen, sowohl für die USA, die UDSSR, wie auch den Rest der Welt nach sich ziehen. Mit diesem Wissen kann Oleg nicht allein leben und beginnt Kontakte zu den westlichen Geheimdiensten aufzubauen. Sein Plan: Er versorgt die westliche Welt mit Informationen, um eine Chancengleichheit zu sichern. Ähnlich wie beim Schach, möchte er ein Patt zwischen den USA und der UDSSR herstellen.

Das einzige Problem, er kann trotz seines Status die geheimen Informationen nicht selbst transportieren. So wendet sich der britische Geheimdienst an den Handelsreisenden und Geschäftsmann Greville Wynne. Dieser soll ein erstes Treffen unter dem Deckmantel einer Handelsbeziehung arrangieren. Noch ahnt Wynne nicht, dass dies nicht seine einzige Aufgabe in dieser delikaten Angelegenheit bleiben wird.

Entsteht doch der Plan, dass er zum Kurier des höchst brisanten Materials werden soll. Diesen Vorschlag lehnt er erwartungsgemäß ab. Doch der indirekte Druck des CIA und ein persönliches Gespräch mit Oleg überzeugen Wynne. Widerwillig übernimmt er diese Aufgabe mit dem Wissen, das sollte er erwischt werden, er niemals mehr seine Frau und sein Kind zu Gesicht bekommen wird. Womit er wohl im tiefsten russischen Gulag verrotten wird.
Eine wahre Geschichte
Filme und Serien über den Kalten Krieg gibt es viele. So wie die recht aktuelle Serie „Spy City“ oder der Klassiker „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu lieben“. Während die einen fiktiven Geschichten folgen, gibt es für viele dieser Serien und Filme auch genügend reale Vorbilder, wie in „Der Spion“. Bezugnehmend auf den Film ist es schon recht erschreckend, wie oft normale Personen, ohne militärischen oder gar geheimdienstlichen Hintergrund, als Kuriere im feindlichen Gebiet angeworben wurden.
Mit „Der Spion“ erzählt Regisseur Dominic Cooke, eine weitere Geschichte eines dieser Männer. Hier die des Geschäftsmannes Greville Wynne, der dazu angeworben wurde, Anfang der 60er Jahre hochbrisantes Geheimmaterial aus der UDSSR zu schmuggeln. Somit sorgte Wynne zusammen mit dem ehemaligen russischen Oberst Oleg Penkowski, für Informationsgleichheit. Was vermutlich einen dritten Weltkrieg verhinderte. Doch der Preis war hoch, musste der echte Oleg Penkowski wegen Landesverrat mit seinem Leben bezahlen.

Die Inszenierung folgt zu Beginn gängiger Genrevertreter. Der Informant, in dem Fall Oleg Penkowski sucht Kontakt zu einem gegnerischen Geheimdienst. Eine unbeteiligte Person, hier Greville Wynne, seines Zeichens Geschäftsmann, stellt den Kontakt her. Nachdem man sich einig wurde, stellt sich nur noch die Frage, wer den Kurier mimt. Hierbei fällt der Gedanke sofort auf Wynne.
Ein Geschäftsman der oft hin und her reist, dürfte recht unauffällig sein. Wynne selbst ist von der Idee wenig begeistert, wird aber mit Hinblick auf einen dritten Weltkrieg von der CIA, dem MI6 und Penkowski selbst umgestimmt. So nimmt die Spannung im Film Fahrt auf, da man ahnt, dass der KGB irgendwann Lunte riecht. Besonders wenn der Westen aufgrund der Informationen plötzlich anders als erwartet reagiert.
Neben der Spannung steigt ebenfalls die Dramatik. Zum Schutz seiner Familie ist Wynne gezwungen den wahren Zweck seiner Russlandreisen zu verschweigen. Wynne selbst kostete es bereits unheimlich viel Überwindung, die Kurier Aufgaben zu übernehmen. Dies löst eine enorme Anspannung in ihm ausl. Für den möglichen Fall aufzufliegen, beginnt Wynne mehr Sport zu machen, fitter und agiler zu werden. Dies löst bei seiner Frau teils Unverständnis, wie auch Misstrauen aus. Wieso schottet sich Ihr Mann so ab und ist neuerdings nervös, wie auch gereizt?
Hat er ein Verhältnis oder liebt er seine Familie einfach nicht mehr? Ähnlich geht es Penkowski, der plötzlich mit unangenehmen Fragen des KGBs konfrontiert wird. Stehen die beiden Männer kurz davor aufzufliegen. Der Druck schweißt die Zwei zusammen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Ist man sich doch sicher, gemeinsam das Richtige zu tun. Als Zuschauer ahnt man, dass das auf Dauer nicht gutgehen kann, und man wartet auf den großen Knall, der nicht lange auf sich warten lässt.
Benedict Cumberbatch, wie auch Merab Ninidze überzeugen vollends mit ihrem Spiel, womit der Zuschauer zu diesen Figuren eine Verbindung aufbauen kann. Die persönlichen Probleme, Ängste wie auch Sorgen, sowie der steigende Druck überträgt sich vollends auf den Zuschauer. Nachdem beide aufgeflogen und vom KGB inhaftiert wurden, kann man förmlich zu schauen, wie Cumberbatch als Greville Wynne unter den Zuständen im Gefängnis leidet und mehr und mehr abmagert.
Versuchte man diese Person doch mit allen Mitteln zu brechen. So steigt die Spannung und man stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wann der Protagonist unter diesem Druck zusammenbricht. Dramaturgisch setzt Regisseur Cooke nochmals einen obendrauf. Zeigt er doch die westlichen Geheimdienste, wie sie am Abwägen sind, wenn man für Wynne im Austausch anbieten könnte. Stellt sich für diese gar nicht erst die Frage, wie man Wynne befreit, sondern welcher Spion es wert ist, gegen Wynne eingetauscht zu werden. Ein Spitzenmann, das kann ich schon mal verraten, um Wynne freizubekommen, wird es schon mal nicht. Somit ist man sich als Zuseher nicht mehr sicher, ob der Film überhaupt noch zu einem Happy End kommen kann.
Der Spion und das Fazit:
Die Geschichte ist voller Menschen, die wie aus dem Nichts heraus, plötzlich zu Informanten oder unfreiwilligen Spionen wurden. Wie schon in dem Film „Der Informant“, wurde Matt Damon als Mark Whitacre vom FBI engagiert, um Daten und Fakten zu sammeln. In „Der Spion“ ist es nun Benedict Cumberbatch, der in die Rolle des Geschäftsmanns Greville Wynne schlüpft, um für die westlichen Geheimdienste den Kurier zu „spielen“.
Als Zuschauer kann man nur erahnen, unter welchem Druck die echten Personen gestanden haben müssen. Besonders im Hinblick auf eine lebenslange Haftstrafe oder gleich den Tod. Letzteres ereilte den wahren Oleg Penkowski, der wegen Landesverrats 1963 hingerichtet wurde. Greville Wynne kam nach 17 Monaten, Dank eines Agentenaustausches, nochmals mit dem Leben davon. So bringt uns Regisseur Dominic Cooke mit „Der Spion (The Courier)“, auf dramatische wie auch spannende Art, die wahre Geschichte des Engländers Greville Wynne näher.
Besonders die Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch und Merab Ninidze konnten mich in jedem Moment überzeugen. Egal ob es die innere Zerrissenheit, die Ängste, die Gefahr oder die Hoffnungslosigkeit betrifft, welche die echten Personen ausgestanden haben müssen. Ebenso überzeugend empfand ich das Setting, die Kostüme, die Locations, hier fühlte man sich tatsächlich in die 60er Jahre zurückversetzt.
Letztlich ist der „Der Spion“ ein rundherum gelungener Film geworden. Den ich uneingeschränkt empfehlen kann, wenn man sich für das Thema „Kalter Krieg“ interessiert. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es einzelne Menschen geschafft haben, den Lauf der Welt zu verändern. Selbst wenn sie mit ihrem Leben dafür bezahlen mussten, was diese Art von Filmen umso wichtiger macht, sollten diese Personen doch nie vergessen werden.
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