Ben Kingsley in der Rolle von Salvador Dalí
Dalíland (2022): Regisseurin Mary Harron wirft einen Blick auf Dalí und Gala seine große Muse. So stieg Sir Ben Kingsley („Gandhi„) in die Rolle des großartigen Surrealisten und zeigt uns die letzten Jahre und den Zerfall des Künstlers. Damit beginnt die Filmemacherin im Jahr 1975 und begleitet den Meister in ihrem BioPic in seiner Spätphase bis kurz vor seinem Tod.
Dennoch ist keine typische Biografie, spielt sich doch alles mehr aus der Sicht des damaligen Galerieassistenten James ab, der in ausschweifende Welt Dalís hineingesaugt wird und sich trotz seiner Schüler / Beziehung von ihm trennen muss. Ob mich Harrons Film mit in Dalís surrealer Welt voller luxuriöser Parties und exzentrischer Ausschweifungen mitnehmen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen meiner Rezension.
Die Handlung:
New York 1973, Galerist Christoffe hat alle Hände voll mit Salvador Dalís neuster Ausstellung zu tun und schickt seinen Assistenten James Linton als Laufbursche zu dem großen Künstler, der soeben in seinem New Yorker Winterresidenz, dem Regis Hotel abgestiegen ist. Unwissentlich, was auf ihn zukommt, stolpert der Kunsthochschulabsolvent James geradewegs am Nachmittag in dessen Party voller illustre Gäste. Wo er sofort die Aufmerksamkeit von Gala, Salvadors Ehefrau erregt.

Auch bei dem großen Künstler selbst hinterlässt James einen bleibenden Eindruck, bezeichnet der Meister diesen doch als engelsgleiches Geschöpf, womit er sich James sogleich ausleiht. Doch anstatt den Meister bei seinem künstlerischen Tagewerk zu begleiten und dem alternden Genie zu helfen, erlebt James eine Welt voller Prunk, Parties, Orgien. Welches der Surrealist, wie auch seine Gattin Gala vollends auskosten.

Doch dieses ausschweifende Leben kostet Geld und der Maler wird nicht mehr von allen Kritikern bejubelt. Etwas, das auch seine Frau bemerkt, die ihren extravaganten Lebensstil schwinden sieht. Die Ausstellung wird ein Flop, womit Dalí und Gala nach Spanien zurückkehren, kann er dort doch am besten Arbeiten. Mit dabei James, der immer mehr bemerkt, dass die Glanzzeit bereits am Verglimmen ist. Es wird Zeit sich von dem Meister und seiner Gattin zu lösen, bevor dieses Leben auch ihn zerstört. Doch es soll nochmals ein letztes Zusammentreffen geben.
Ein Blick auf die exzentrische Welt des Salvador Dalís
Mit „Dalíland“ versuchte Regisseurin Mary Harron („Charlie Says“) und Drehbuchautor John Walsh uns einen Einblick in die letzten Tage des Ausnahmekünstlers zu gewähren. Wer jedoch glaubt es hier mit einem typischen BioPic zu tun zu haben, den muss ich enttäuschen. Es ist mehr ein Blick von James Linton, gespielt von Christopher Briney auf die Welt des großen Surrealisten. Ein Aufeinandertreffen, dass diesen ein in rauschhaftes Leben voller Extreme hineinsaugt.

Hineingezogen in diese Welt, zeigt uns die Filmemacherin jedoch, wie kompliziert das Leben der schillernden Persönlichkeiten wirklich ist. So ist Dalís Frau Gala dem Glücksspiel zugetan und geradezu süchtig nach sexuellen Begegnungen mit jungen „Toy Boys“. Dalí hingegen lebt in seiner eigenen surrealen Welt, die er so ganz anders sieht als andere. Dabei stellt der Film klar, dass das Paar eine Art Hass-Liebe verbindet, zwei unterschiedliche kaputte Charaktere, die sich dennoch gleichen. Weshalb Salvador seiner Gala ihre Eskapaden auch mehr oder weniger zugestand.

Zurück zur Figur James, ein fiktiver Charakter der als außenstehender Beobachter, dem Zuschauer den spanischen Maler näher bringt. Den der Film auch tatsächlich nötig hat, da der Zuschauer in die Welt eines exzentrischen Charakters transportiert wird, der sich wohl selbst nicht nachvollziehbar erklären könnte. Dabei ist bekannt, dass sich der Surrealist Salvador Dalí immer mit jungen hübschen Männern umgab, die er als engelsgleich ansah.
Der 70-jährige Künstler, mit seinem markanten Schnurrbart als Markenzeichen, lebte selbst in diesem Alter noch einer Art Fantasie Welt aus Kunst und Realität. Und selbst mit über 70 folgte ihm und seiner Frau, eine ausgesuchte Entourage aus Personen der Modewelt und Musikwelt. Darunter soll schillernde Namen wie Alice Cooper („The Weird Al Yankovic Story“), oder Amanda Lear. Eine Welt voller Partys, Inszenierungen und Orgien, für einen „Nicht“ Kunstschaffenden eventuell nur schwer nachzuvollziehen.
Mary Harrons Dalíland“
Das BioPic erzählt von einem Lebensabschnitt eines alternden Salvador Dalís. Seine großen Erfolge liegen bereits lange zurück und sein wildes Leben und der mangelnde Erfolg zeigen die Vergänglichkeit. Auch wenn dies nach einem äußerst interessanten BioPic eines Meisters des Surrealismus klingt, hat der Film einige Makel. Trotz das Sir Ben Kingsley als Salvador Dalí und Barbara Sukowa („Die bleierne Zeit„) als Gala die Hauptfiguren sind, erlebt man diese immer nur aus der Sicht von James. Das Spiel zwischen Kingsley und Sukowa ist ohne Fehl und Tadel und das Highlight im Film. Schienen diese doch sichtlich Spaß an ihren Rollen gehabt zu haben.

So wird dessen fiktives Leben, ein Teil der Geschichte um den Künstler. Sein Aufstieg zum Assistenten, seine Beziehung zu Ginesta einem Groupie Dalís, ebenfalls ein fiktiver Charakter, wie auch seinem Rauswurf aus dem Hause Dalí. Die eingepflegten Szenen mit Alice Cooper, Amanda Lear und weiterer damaliger Sternchen des Showbiz, wirken recht oberflächlich. Die Szenen mit Ezra Miller als junger Dalí erscheinen auch recht gehetzt. Obwohl die ein oder andere Rückblende mit ihm, die komplizierte Beziehung zwischen dem Maler und seiner Ehefrau Gala, nachvollziehbarer machen sollten.

Die Regisseurin wirft den Zuschauer in die späten Jahre des Künstlers den 1970ern, in denen Dalís größte Erfolge am Vergehen sind. So wie auch der Meister selbst. So war ich der Meinung, dass der unbedarfte Zuschauer hier ein etwas verzerrtes Bild ohne viel Background Story erhält, was diesen etwas verwirrt zurücklässt. Teils wird Dalí selbst zu einer wirren Figur, deren Handlungen und Geisteszustand infrage gestellt werden. Gen Ende des Films wirkt der Charakter schon fast wie eine Karikatur seiner selbst, als er im Spiegel Selbstgespräche führt.
Daliland (2022) Kritik & Fazit:

Wertung: 5,5 / 10
Mary Harrons „Dalíland“ ist weniger ein traditionelles BioPic, es ist mehr die äußere Sicht auf einen der größten Maler der 20. Jahrhunderts. So ist der Zuschauer mehr auf der Erkundung des späten Lebens Salvador Dalís und aus der Perspektive des fiktiven Charakters James Linton. Der Film zeigt sehr exzessiv die komplexen Beziehungen und das exzentrische Leben Dalís und Galas. Ebenso durchleuchtet er die wilde und extravagante Lebensweise der Beiden, einschließlich Galas Sucht nach Glücksspiel und jungen Männern.
Trotz starker Leistungen der Hauptdarsteller Kingsley und Sukowa wird die Geschichte hauptsächlich aus James‘ Blickwinkel erzählt, wodurch der Film teils oberflächlich wirkt und den Zuschauer ohne umfassenden Kontext zurücklässt. Die Nebenfiguren wie Captain Moore oder Amanda Lear, waren zwar interessant und doch recht oberflächlich. Dalí selbst wird gegen Ende des Films fast zu einer Karikatur.
„Dalíland“ ist ein interessanter, aber ungleichmäßiger Film. Der Film lebt überwiegend von der Darstellung von Kingsley und Sukowa, die ihre Mitspieler verblassen lassen. Es ist eine faszinierende, wenn auch manchmal verwirrende Reise in das Leben eines der berühmtesten Künstler des 20. Jahrhunderts. Dennoch könnte Nicht-Kenner vermuten, dass es mehr um die Erlebnisse der fiktiven Figur, anstatt um den Maler selbst geht. Für Fans von Dalí und Kunstliebhaber ist der Film sehenswert, auch wenn er nicht alle Erwartungen erfüllen konnte.
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