Joy Ride The Trip (2023): All-Girls-Komödie: Review
Vier Freundinnen auf ihrem Roadtrip mit Sex, Drugs & K-Pop!
Joy Ride The Trip (Film 2023): Regisseurin Adele Lim jagt ihre Hauptdarstellerinnen einmal quer durch ihre neue R-Rated Komödie im besten Hangover-Stil und legt dabei noch einen drauf. So muss Anwältin Audrey auf eine Geschäftsreise nach China, damit sie einen wichtigen Klienten gewinnt, um Partnerin der Kanzlei zu werden.
Da sie kein Chinesisch kann, nimmt sie ihre nymphomanische Freundin Lolo mit, die wiederum ihre Cousine Deadeye mitnimmt. In Peking treffen sie auf ihre alte College-Freundin und Schauspielerin Kat. Zusammen versuchen sie Audrey zu helfen und landen in einem unvorstellbar durchgeknallten Roadtrip quer durch das Land des Lächelns. Ob Lims erste Regiearbeit überzeugen kann, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen meines Reviews.
Die Handlung von „Joy Ride The Trip“
Audrey und Lolo kennen sich seit Kindertagen, waren sie doch scheinbar die einzigen chinesischen Mädchen in der Stadt Seattle in White Hills. Während Lolo mit ihren Eltern hierherzog, wurde Audrey von ihren amerikanischen Eltern adoptiert und fühlte sie seit jeher irgendwie nicht zugehörig. So gingen die beiden durch dick und dünn und trotz Lolos Beistand entschied sich Audrey dafür es allen zu zeigen und überall die Beste zu werden.
Nun im erwachsenen Alter trennt Audrey nur noch ein Dead in China davon, Partnerin in der Kanzlei ihres Bosses zu werden. Dumm nur das sie fast kein Chinesisch kann und somit ihre nymphomanische Freundin Lolo als Übersetzerin mitnehmen muss, die völlig anders als die Karrierefrau ist. Diese wiederum nimmt ihre schräge K-Pop Fan Cousine Deadeye mit, während sie China auf ihre alte Freundin Kat treffen. So machen sie sich gemeinsam auf, den essenziellen Deal in einer feuchtfröhlichen Karaoke Bar abzuschließen.
Mit zig Litern Alkohol kommt Audrey ihrem Ziel näher, bis ihr der vermeintlich neue Klient der Geschäftsmann Chao eröffnet, dass er nur mit Familienmenschen Deals abschließt und er gern ihre leibliche Mutter kennenlernen will. Jetzt gilt es auf einem wilden Roadtrip durch China Audreys Mutter zu finden. Dabei müssen sie sich mit jeder Menge Drogen, einem Bus überaus heißer Sportler und weiterer Hürden stellen und am Ende steht sogar ihre Freundschaft auf dem Spiel.
Wenn „Girls just wanna have Fun“ haben wollen
Während Produzentin und Autorin Adele Lim bisher eher für Drehbücher verantwortlich zeichnete, setzte sie „Joy Ride The Trip“ dieses Mal höchstpersönlich auf dem Regiestuhl um. Heraus kam ein ziemlich wilder „Ritt“ durch China der dabei auf so gut wie keine Kalauer oder Anspielungen weit unter der Gürtellinie verzichtete. Ganz im Gegenteil, die Filmemacherin hat keinerlei Probleme manches extrem auf die Spitze zu treiben und übertrumpft dabei noch Titel wie „Hangover“ oder „Bridesmaids“.
So schickt sie ihre Darstellerinnen Ashley Park als Audrey, Sherry Cola als Lolo, Sabrina Wu als Lolos Cousine Deadeye und Stephanie Hsu als Kat durch das Land des Lächelns. Dabei geht es nicht nur darum einen Businessdeal abzuschließen, sondern auch Audreys leibliche Mutter zu finden, was die Freundschaft der Vier auf eine harte Probe stellt. Die Chemie der Darstellerinnen ist dabei großartig und so liefert jede eine herrlich schräge Performance ab. Besonders wenn man die vier als K-Pop-Band sieht.
Die Adele Lim traut sich mit ihrem Humor gezielt Grenzen zu überschreiten, womit der Film voller absurder Situationen und Witzen steckt. Im Gegensatz zu Titeln mit männlichen Vertretern wie in „Dirty Grandpa“ geht Lim gezielt auf die weibliche Lust und Sexpostivität ein. Womit sie die weibliche Begierde in den Vordergrund stellt und somit bewusst die männlich dominierten Komödien mitsamt ihrer Stereotypen herausfordert. Und sei es nur eine Genital Tattoo, welches der Zuschauer tatsächlich zu „Gesicht“ bekommt.
Der Film „Joy Ride – The Trip“ bietet ein extrem hohes Tempo und ist überaus intensiv ausgefallen. Womit der Film von der Inszenierung sehr an „Everything, everywhere all at once“ erinnert. Damit bombardiert die Regisseurin den Zuschauer im Minutentakt mit Gags, wobei hier nicht wirklich zündet oder sonderlich witzig ausgefallen wäre. So spart die Filmemacherin auch nicht an jeder Menge Fremdschäme-Momenten, kann man mögen, muss man aber nicht. Ebenso spart der Film auch nicht an Anspielungen auf Gendergerechte Sprache und interkulturelle Sensibilität.
Die Charakterzeichnung könnte ebenfalls nicht durchgeknallter sein. Während das Adoptivkind und jetzige Karrierefrau Audrey mit ihrer Identität ringt, ist ihre beste Freundin seit Kindertagen Lolo auf ihre erotische Kunst wie ihr sexpositiven Lust fixiert. Ähnlich wie die erfolgreiche Schauspielerin und der chinesische Soap-Star Kat mit ihrem Genital-Tattoo. Die nerdige Cousine Deadeye rundet das Quartett schließlich ab. Scheint sie außer ihrer Vorliebe für K-Pop und ihre virtuellen Freunde doch fern der realen Welt.
In diesem Road-Movie steht Audreys Suche nach ihren asiatischen Wurzeln, ebenso wie Freundschaft im Mittelpunkt. Was mit einer Reise der Verbundenheit, Zugehörigkeit und wilden Abenteuern beginnt, scheint in Chaos und Entzweiung der Gruppe von Frauen zu enden. Womit Adele Lim dem bekannten dramaturgischen Kniff ebenfalls Rechenschaft trägt und der Zuschauer gespannt sein darf, ob und wie sich dieser Bruch wieder kitten lässt.
„Joy Ride The Trip“ Das Fazit:
Adele Lim präsentiert mit Regiedebüt, einen Film der sich durch ihren mutigen und unverblümten Humor auszeichnet und dabei bewusst mit den Erwartungen und Konventionen des Genres bricht. Der Film sticht damit hervor, die Dynamik und Chemie zwischen den Hauptdarstellerinnen auf eine Weise zu nutzen, die sowohl urkomisch als auch tiefgründig ist. Die Geschichte, die von einer Suche nach Identität und Zugehörigkeit erzählt, handelt ebenso von wahrer Freundschaft. Der Plot wurde in eine rasante Reise durch China, die vor skurrilen und teilweise extremen Situationen nur so strotzt, eingebettet.
Durch die konsequente Ausrichtung auf weibliche Perspektiven und die positive Darstellung von weiblicher Lust und Begierden, gelingt es Lim, frischen Wind in das oft männlich dominierte Komödien-Genre zu bringen und dabei stereotype Darstellungen herauszufordern. Trotz oder gerade wegen seiner unkonventionellen Herangehensweise ist ‚Joy Ride – The Trip‘ somit nicht frei von Kontroversen und polarisiert mit seinem speziellen Humor, der zwischen brillantem Witz und Fremdscham-Momenten changiert. Die Inszenierung, die an das hohe Tempo von ‚Everything, everywhere all at once‘ erinnert, könnte für manche Zuschauer zu intensiv und die Gag-Dichte zu hoch sein, was nicht jedem Geschmack entspricht.
Dennoch bietet Adele Lims eine einzigartige Charakterzeichnung und nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der Lachen und Nachdenken eng beieinanderliegen. Wobei die Filmemacherin dem Denken nicht viel Raum gibt, bevor der nächste Gag gezündet wird. ‚Joy Ride – The Trip‘ ist ein weiterer weiblicher Vertreter von US-Komödien mit R-Rating Einstufung, welcher Themen wie Freundschaft, Identitätssuche und weibliche Autonomie aufgreift. Dies macht er zwar teils mit ziemlich derben Humor, kann dabei jedoch gut unterhalten, sofern man auf diese Art von Humor steht.
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