VIDAN – SCHREI NACH LEBEN / NACH STILLE – REVIEW
VIDAN Schrei nach Leben & Vidan: Schrei nach Stille – Europa Hörspiel kann auch richtig gutes erwachsenes Hörspiel!
Vidan Schrei nach Leben:
Vidan Schrei nach Stille:
Mit „VIDAN – Schrei nach Leben“ und „Schrei nach Stille“ schlug man bei Europa Hörspiel ein weiteres erwachsenen Kapitel zwischen Mystery, Science-Fiction, Action und Horror auf. Nach einer Idee des deutschen Hörspiel- und Hörbuch Autors Raimon Weber, entstand diese Mystery Hörspiel Serie in bester „Akte X“ Manier.
Doch um was geht es denn nun genau:
Im beschaulichen Montana, in Blackdale erreicht Hilfssheriff Miles Vidan eine Vermisstenmeldung. Die Tochter des Ehepaars Reiley, hat schon seit einigen Tagen nichts mehr von ihren Eltern gehört, die mit ihrem Wohnwagen in Montana unterwegs sind. Anhand der Route, könnten sich die Reileys auf dem nahegelegenen Campingplatz aufhalten. Von dort folgt Vidan den nächst möglichen Routen und findet den havarierten Trailer, an einem Baum zerschellt vor. Auf der Suche nach den Reileys selbst, offenbart sich Vidan ein Bild des Grauens. Das Ehepaar ist tot, doch die Todesursache kann nicht der Aufprall gewesen sein. Die Körper wurden wortwörtlich zerfetzt. Als hätte ein monströses Tier oder gar ein ganzes Rudel gewütet. Gibt es überhaupt Tiere, die solch ein Massaker verursachen können?
Miles Vidan eh angeschlagen vom Tod seiner Frau Susan, hat Probleme, diese Bilder zu verdauen. So mischen sich nachts diese schrecklichen Ereignisse mit den qualvollen Erinnerungen an Susans Tod. Für Trauer und Erholung bleibt keine Zeit, wird er doch unsanft aus seinen Träumen gerissen und zum nächsten Tatort gerufen. Eine weitere Leiche wurde von zwei Wanderern entdeckt, die ebenfalls wieder grausam zugerichtet wurde. Dieses Mal hat es ein 15-jähriges Mädchen vom Stamme der Cree erwischt. Da sich dieser Todesfall nahe des Blacklake-Reservats ereignete, tauscht sich Vidan mit dem zuständigen Deputy Nawat vor Ort aus. Beide kommen zu dem Schluss, dass man diese Gräueltaten nur gemeinsam aufklären kann.
Der Tathergang aller Opfer scheint der Gleiche zu sein. Ebenso findet sich an allen Tatorten eine nicht definierbare dunkle, wenn nicht gar schwarze Flüssigkeit. Es dauert nicht lange und ein weiteres Opfer, der Schrotthändler Jeffrey, wird aufgefunden. Um mehr Informationen zu den Leichen zu erhalten, holt Vidan die Ärztin Sally Hanson mit ins Boot. Dabei soll sie nicht nur die Todesursachen klären, sondern auch feststellen, um was es sich bei dieser merkwürdigen schwarzen Flüssigkeit handeln könnte. Steht diese im Zusammenhang mit den Taten, gibt sie Aufschluss über den Täter, was verdammt nochmal ist diese komische Zeug. Als wäre dies nicht schon alles mysteriös genug, teilt Sally Vidan am nächsten Tag mit, das sich diese Probe, einfach so in Luft aufgelöst hat. Diese Substanz verflüchtigte sich schneller, als Doc Hanson zu irgendwelchen Erkenntnissen kommen konnte.
Derweil untersucht Vidan zusammen mit Nawat nochmals den Fundort der dritten Leiche. Jeffrey wurde nahe einem alten, gesperrten Bohrloch gefunden. Hier treffen die beiden Ermittler auf die Umweltaktivistin Jane Finch. Sie wolle dieses Sperrgebiet untersuchen, was ihr Vidan verbietet und sie vom Tatort scheucht. Vidan selbst hat Interesse daran, das Bohrloch genauer unter die Lupe zu nehmen. Weshalb er keine neugierigen Zivilisten vor Ort haben will. Evenmtuell offenbart ihm dieser Ort ein paar Antworten auf seine Fragen. Mit Hilfe von Nawat seilt sich Vidan in die Tiefen des Bohrlochs hinab. In dieser unwirklichen Umgebung fühlt Vidan plötzlich eine starke Beklemmung, hier unten ist irgendetwas und schlimmer noch, es kommt auf ihn zu. Aus dem Nichts taucht Jane auf und zwingt Vidan, nach oben zurückzukehren. Sie hat vor den Eingang in die Tiefe zu sprengen und versucht sich und Vidan vor dem Unbekannten in Sicherheit zu bringen.
War sich Vidan bis hierhin sicher, dass es nicht noch verrückter werden kann, so sollte er sich mit dieser Annahme irren. Die Ereignisse rufen das FBI auf den Plan, die nicht minder merkwürdige Fragen stellen und Jane ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Der erlebte Irrsinn kennt keine Grenzen mehr, langjährige Tote beginnen aufzuerstehen, als seien sie nie gestorben. Bei einem Zwischenfall mit einem dieser Gestalten, stirbt dieser erneut. Und als wäre dies nicht schon die Spitze des Wahnsinns, findet Doc Hanson den Körper ein paar Stunden später total, zersetzt auf ihrem Seziertisch auf. Nachdem Vidan auch noch beginnt, die Stimmer seiner toten Frau zu hören, scheint es völlig um seinen Verstand geschehen zu sein. Besonders ihr letzter Satz gräbt sich tief in sein Hirn und seine Seele ein: „es gibt schlimmeres als den Tod“…
Und jetzt mal alles auf den Punkt gebracht
Mit „Vidan – Schrei nach Leben“ und „Schrei nach Stille“ schuf Raimon Weber ein unheimlich dichtes Hörspiel. Mit vielen Figuren, etlichen Storytwists und einer fast schon epischen Länge. Besitzt die erste Staffel schon 10 CDs mit jeweils rund einer Stunde Laufzeit pro Scheibe, ebenso wie auch die zweite Staffel. Ich muss zugeben, ein Hörspiel mit 20 CDs und einer Laufzeit von rund 1200 Minuten wirkt etwas einschüchternd. Erstens da man erstmal die Zeit für diese Dauer haben muss und was ist, wenn sich dieses wie Kaugummi zieht? Hier kann ich bezüglich letzteren Punkt, Entwarnung geben. Die Hörspiel-Serie hat zwar die ein oder andere Länge, wird aber zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dennoch hätte man den ein ein paar Erzählstränge straffer oder kürzer schreiben dürfen.
So präsentiert uns Raimon Weber ein Hörspiel, das sich nicht vor großen Mystery Titeln wie zum Beispiel die TV-Serie „Akte X“ verstecken muss. Sein Werk kann hier wunderbar mithalten. Wobei man nicht leugnen kann, dass sich Herr Weber des ein oder anderen Story Twists des großen Bruders oder anderer Genretitel bedient hat. Hierbei sei diese mysteriöse schwarze Flüssigkeit genannt. Welche jedem Akte X Fan sofort aufgefallen sein müsste. Interessant ist das Raimon Weber, wie schon der russische Horrorfilm „Superdeep“, Bezug auf die realen Bohrungen auf der Halbinsel Kola nimmt. Diese Bohrung, ist die bis heute tiefste von Menschen geschaffene, über 12.000 Meter. Diese wurden Anfang der 90er abgebrochen und das Bohrloch versiegelt. Genau um dieses ranken sich seitdem etliche Mythen und Legenden. So wird erzählt, dass Ingenieure Mikrofone in die Tiefe abseilten und man Aufnahmen machte, auf denen man menschliche Schreie vernommen hören konnte. Dies sei der Grund, weshalb man die weiteren Arbeiten einstellte und das Loch mit einer überaus schweren Stahlplatte und Bolzen versiegelte. Manche sprachen sogar davon, man hätte die Hölle angebohrt.
Zurück zum Hörspiel, die Story ist eines, aber die Sprecher sind das andere und diese muss ich hier mehr als nur lobend erwähnen. So macht der unglaublich große Sprecher-Cast mindestens 50 Prozent des Hörspiel-Erlebnisses aus, wenn nicht sogar mehr. Hierbei darf man sich auf Sprechergrößen wie Erzähler Gordon Piedesack („Die drei ???“, Sprecher von Martin Sheen), Synchronsprecher Lars Schmidtke („Lindenstraße“, „Assassins Creed“) als Miles Vidan, Corinna Dorenkamp („Dragon Ball“), Jürgen Kluckert („Chuck Norris“), Luise Helm („Scarlett Johansson“), Udo Schenk („Gary Oldman“), Norman Matt („Michael Fassbender“), Cornelia Meinhardt („Sally Field“), Detlef Bierstedt („Jonathan Frakes“) und vielen mehr freuen. Andreas Hötter zeichnet für die Geräuschkulisse und den Soundtrack verantwortlich, der separat von Sony Music erhältlich ist.
Lösen wir das Mysterium mit dem Fazit:
„Vidan – Schrei nach Leben“ und „Schrei nach Stille“ hat mich völlig überrascht. Die Sprecher verleihen der Story eine nicht zu erwartende Tiefe. Zusammen mit der Soundkulisse braucht man keine bewegten Bilder mehr, da alles das Kopfkino stimuliert und man das gehörte förmlich vor dem inneren Auge sieht. Bei vielen und besonders längeren Hörspielen empfehle ich gerne Zugfahrten, Flugreisen, Schifffahrten oder Autofahrten. Im Falle von Vidan rate ich wiederum von Autofahrten ab, da man teils richtig tief in den Verlauf eingesogen wird und damit die Aufmerksamkeit auf der Straße leiden dürfte. Dennoch schlichen sich hier und da mal kleinere Längen ein, die den Hörer auf der Stelle treten lassen. Über diese kann man aber geflissentlich hinwegsehen, da sie den Hörgenuss nicht wirklich schmälern.
Raimon Weber erschuf einen Plot, dessen Anleihen an Genrevertreter man gleich erkennt. Was nicht bedeutet, dass man es hier mit einer plumpen Kopie von „Akte X“ und anderen Genretiteln zu tun hat. Im Gegenteil Weber verflechtet diese Plots zu einer neuen, nicht weniger spannenden und gruseligen Geschichte. Sein Sprecher Ensemble erledigt dann den Rest und verwandelt das gehörte in pures Kopfkino. So möchte ich jedem Hörspielfan, angefangen von „Larry Brent“, „Macabros“, „Commander Perkins“, „John Sinclair“ und auch „Perry Rhodan“ dieses Hörspiel ans Herz legen. Der geneigte Hörer bekommt hier das volle Spektrum von Grusel, SciFi, Horror, Action und Thriller geliefert und das sogar ohne in die Glotze starren zu müssen.
Hier gibt es noch ein Interview mit Raimon Weber selbst:
Bilder © Europa Hörspiel / Sony Music – alle Rechte vorbehalten.