THE YOUNG POPE – REVIEW
„THE YOUNG POPE“ ein neuer Papst auf dem Thron des Vatikans, attraktiver als Jesus und gefährlicher als der Teufel!

„THE YOUNG POPE“ 2016 lies Sky den jungen Papst Pius den XIII auf die Zuschauer los. Eine italienische Serie erdacht und inszeniert von Regisseur Paolo Sorrentino. Nach langem Ringen um einen neuen Papst ernennt man den jungen Bischof Lenny Belardo zum neuen Oberhaupt der Kirche. Ein vermeintlicher Schachzug der Kardinäle, die im Hintergrund des Vatikans die Fäden ziehen. So glauben diese, den jungen Papst nach ihren Vorstellungen führen zu können. Doch weit gefehlt, Regisseur Sorrentino lässt seinen Papst Nachfolger im Vatikan wüten, dass den Herren Kardinälen das Hören und Sehen vergeht. Ob mir dieses auch verging und wie ich die Serie empfand, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Ein neuer Papst wurde gewählt!
Rom, Vatikanstadt, ein neuer Papst muss gewählt werden. So stimmt das Konklave, fast mehrheitlich für den noch jungen Erzbischof Lenny Belardo aus New York. Dieser nimmt mit Freude aber auch Genugtuung die Wahl dankend an und wird fortan unter dem Namen Pius der XIII geführt. Ein vermeintlich kluger Schachzug des dienstältesten Kardinalstaatssekretärs der Kirche, Angelo Voiello. Ist er es doch, der im Hintergrund die Fäden zieht. Ist er sich doch sicher, dass sich dieser junge Erzbischof leiten lassen wird. Weit gefehlt, Lenny Belardo ist nicht angetreten, um sich leiten zu lassen, er will führen, verändern und die Kirche in eine ganz neue Richtung führen, wenn es sein muss auch mit Gewalt. Es soll keine Bilder von ihm geben, keine öffentlichen Auftritte, der Papst kommt nicht mehr zu den Menschen, die Gläubigen sollen gefälligst zur Kirche kommen.

Lenny ist sich seiner Macht bewusst und so lässt er seine enge Vertraute, Schwester Mary an seine Seite holen. Sie soll das Bindeglied zwischen Voiello, seinen Kardinälen und dem Papst sein. Sehr zum Missfallen Voielleos, der nicht nur befürchtet das ihm seine Pläne um die Ohren fliegen, sondern die Kirche eine ungeahnte Abkehr von Gläubigen erfahren wird. So exzentrisch der neue Papst ist, so gefährlich sind auch dessen Ideen. So wütet der junge Papst im Vatikan und verunsichert alle seine Kardinäle, die ihm blind folgen sollen. Dennoch kämpft auch der neue Papst, mit allerlei Problemen. Besonders mit seinem Problem, nicht an Gott zu glauben. Trotz dieses Defizits scheint er einen direkten Draht nach oben zu haben. Was einige Personen am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch letztlich stellt sich die Frage: kann die Kirche diese radikalen Schritte samt den Intrigen überleben?
Die Kirche am Pranger
Was sich im ersten Moment wie eine hochdramatische Serie voller revolutionärer Gedanken und Intrigen anhört. Entpuppt sich als deftige Satire und Kritik, welche der Kirche einen Spiegel vorhält. Der neue Zigarettenrauchende und Cherry Coke Zero liebende Papst, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Dieser Papst ist äußerst körperbewusst und er weiß, dass er attraktiv ist. Laut ihm vermutlich sogar wesentlich attraktiver als Jesus. Und wem folgen die Menschen wohl eher: einem abgetackelten Kardinal in Papstmontur oder einem attraktiven, geheimnisvollen und vor allen Dingen jungen Papst. Als Erzbischof war er noch um ein gemeinschaftliches Verhältnis mit seinen Brüdern bemüht, doch jetzt hat er das höchste Amt inne und weiß diese Macht zu benutzen. Sehr zum Leid, des dienstältesten Kardinalsekretärs der Kirche, Angelo Voiello. Dieser konnte bisher seine Spielchen spielen und die Fäden nach seinen Ideen ziehen. Dies aber immer zum Gemeinwohl der Kirche, denn sind wir mal ehrlich, wer sägt schon freiwillig den Ast ab, auf dem man selber sitzt.

Der neue Papst, will die Kirche nicht nur revolutionieren, sondern auch aufräumen. Dabei will er nicht im Vordergrund stehen. Wie er selbst sagt, will er ein Mythos bleiben, so wie die Band Daft Punk. Diese Anonymität soll die Menschen anlocken und den Verfall der Kirche aufhalten. Pius der XIII will dafür sorgen, dass die Kirche mächtiger und reiner denn je wird. Keine schwulen Pfarrer mehr, kein Kindes- und Machtmissbrauch, keine sexuellen Ausschweifungen und keine Verfehlungen mehr. Seine Ideen stoßen nach und nach auch seine engsten Vertrauten vor den Kopf. Kein Wunder, dass Gedanken aufkommen den neuen Papst zu diskreditieren, wenn nicht sogar zu eliminieren. Doch bei aller Härte zeigt sich der neue Papst in manchen Situationen sogar recht menschlich. Der Verlust seiner Eltern, die ihn in ein Waisenhaus unter der Obhut Schwester Marys gaben, verfolgt ihn bis heute. Dabei stellt sich dem Zuschauer, bei all den gezeigten Bildern, die Frage: wo soll das alles hinführen. Geht die Kirche dabei unter oder überlebt sie diese Veränderungen.

Paolo Sorrentino erschuf hier eine Serie, die den angesprochenen Verfall der Kirche, mit reichlich deftigen Szenen zeigt. Ein Tabu gibt es hier nicht. Angefangen vom Stillstand, den Verlust von Gläubigen, die Abkehr, Intrigen und Machtspielchen, Zweifel, Homosexualität, Geld, Unzucht, Alkohol, Kindesmissbrauch, Narzissmus, Unglaube, Machtbesessenheit, Wunder, Machtmissbrauch, sexuelle Gelüste, Mord, Diskreditierung. Der Regisseur schlägt eine breite Schneise der Verwüstung, in das Ansehen der Kirche. Jegliche Themen der vergangenen Jahre bringt er scharfzüngig und mit deftig heftigen Bildern auf den Tisch. Manch Szene ließ mich fassungslos zurück, nicht weil sie mich schockte, sondern den Mut des Regisseurs diese so zu zeigen. Ich will nun nicht behaupten, dass sich dies hinter den Mauern des Vatikans in ähnlicher Form so abspielt. Manches kann man nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte auch nicht nicht mehr so einfach von der Hand weisen. Für mich fast schon ein göttliches Wunder, dass die Macher noch ihre italienische Staatsbürgerschaft besitzen. Ebenso unglaublich finde ich auch, dass die Kirche die Serie nicht verhindert hat.

Themen sind das eine, die Darstellung eine andere und ich muss zugeben, selten sah ich passender gewählte Schauspieler. Jude Law geht in seiner Rolle als Lenny Belardo alias Pius XIII geradezu auf. Er ist der Papst, er ist attraktiv, er weiß um seine Macht, er hat einen Plan, er hat das Wissen und niemand wird sich ihm in den Weg stellen können. Solch einen narzisstischen, harten und dennoch zerrissenen Papst, hat die Unterhaltungswelt wohl noch nie gesehen. Sorrentino hat diesen Charakter, unglaublich facettenreich gestaltet. Auf Augenhöhe begegnet ihm Silvio Orlando als Kardinal Voiello. Kalt, berechned, abschätzend, bereit jegliches Opfer zu bringen, um „seine“ Kirche zu schützen. Dieses Ränkespiel der beiden ist einfach herrlich, besonders wenn sich im Verlauf, eine neue Ebene abzeichnet. Geprägt von neuen Sichtweisen, Einsichten und einer neuen Einstellung. Der übrige Cast wurde ebenfalls hervorragend gewählt, Diane Keaton, Cécile de France, James Cromwell, Javier Cámara. Hier möchte ich besonders Javier Cámaras Darstellung und Figur nochmals erwähnen. Ein Charakter, der die Sympathie auch verdient. Zeigt seine Figur trotz Kirchenzugehörigkeit, Schwächen und Ängste, die ein Jeder von uns hat. Seine Entwicklung gehört mit zum Besten der ersten Staffel. Schön zu sehen das er auch in der zweiten zu sehen war. Zu jeder Figur beginnt man als Zuschauer eine Verbindung aufzubauen. Doch auch hier kann man sich über die Handlungsweisen dieser nie zu sicher sein. So gesehen hat es wirklich jeder Charakter in sich.
Abschließende Worte oder auch Fazit:
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie ich diese Serie in Worte fassen soll. Es fällt schwer, das Gesehene zu beschreiben. Sei es die Art der Introgestaltung, die ungeschönten Themen, die Bilder, die Darstellung und vieles mehr. Alles ist auf einem Level, das ich so nie erwartet hätte. Besonders wenn es sich um die katholische Kirche und deren Amtsträger handelt. Paolo Sorrentino geht mit dem Thema richtig derbe ins Gericht. Die verwendeten Szenen und Dialoge lassen einem geradezu den Mund offenstehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass dies kein Anprangern darstellt. Es ist mehr ein Aufzeigen der aktuellen Situation, wenn auch auf surreale Art und Weise. Ebenso zeigt die Serie, wie sich die Kirche die letzten Jahre festgefahren hat. Interessant dabei, Paolo Sorrentino zeigt auch auf, was passieren könnte, würde man neue Sichtweisen zulassen, anstatt bei den längst überholten zu bleiben.

Für Kirchenkritiker dürfte die Serie wohl ein Fest sein. Ob ein bekennender Kirchenanhänger wiederum viel Spaß mit der Serie hat oder diese gleich, als Blasphemie abtut, lasse ich mal dahingestellt. So gehe ich davon aus, dass die Serie einige Zuschauer begeistern und andere vor den Kopf stoßen wird. Dennoch möchte ich auch betonen, dass sich Sorrentino nie lustig über die Kirche macht. Im Gegenteil er dringt tief in deren uralte Paradigmen ein und zeigt deren heutige Probleme auf. Zugegeben, dies tut er mit teils drastischen und etlichen satirischen Bildern. Für mich war „The Young Pope“ mein persönliches Serienhighlight des Jahres. Hier wird man nicht nur unterhalten, sondern auch geschockt und kann nach der nächsten Szene oder Episode nachdenklich zurückzubleiben. Definitiv eine Serie, die man schwer beschreiben kann, diese muss man erleben. Eine dieser Serien, die nach Sichtung noch lange im Kopf verbleibt.
Wer noch mehr von diesen Papst Geschichten sehen möchte, darf sich freuen, es gibt eine zweite Staffel, deren Review hier ebenfalls bald zu lesen ist!
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