The Wicker Man (1973): Review

The Wicker Man: Der blanke Horror auf Sommerisle!

THE WICKER MAN (1973): Dieser Horrorfilm vergangener Tage setzte Maßstäbe des subtilen Horrors, wie auch surrealer Szenen. Diese dürfte wohl jedem Zuschauer, bis heute in Erinnerung geblieben sein. So schuf Regisseur Robin Hardy einen Film voller mysteriöser Begegnungen und Zustände. Welche sich auf einer abgelegenen schottischen Insel abspielen.
Selbst Darsteller Christopher Lee sprach Jahrzehnte später noch von diesem als eine seiner skurrilsten Erfahrungen. Rund 30 Jahre später erfuhr dieser Streifen ein amerikanisches Remake, mit Nicholas Cage in der Hauptrolle. Welches nicht einmal im Ansatz an das Original heranreicht und zurecht mehrfach für die „Goldene Himbeere“ nominiert wurde. Doch wie schlägt sich das Original heute, fast 50 Jahre nach seiner Uraufführung? Das erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Wo ist Rowan Morrison?
Neil Howie, Sergeant der schottischen Polizei erhält einen mysteriösen und anonymen Brief. In diesem wird von dem jungen Mädchen namens Rowan Morrison gesprochen, welche auf einer der bewohnten schottischen Inseln verschwunden sein soll. Pflichtbewusst wie der tiefreligiöse Beamte ist, macht er sich auf die Suche nach Rowan und fliegt zu Lord Summerisles gleichnamiger Insel.

Kaum angekommen geht es ebenso mysteriös weiter. Niemand scheint jemals von dem Mädchen gehört zu haben. Es gebe zwar eine Mrs. Morrison und diese hätte auch eine Tochter. Diese ist aber weder verschwunden noch heißt sie Rowan. Sergeant Howie macht sich auf, Mrs. Morrison und ihre Tochter zu befragen. Aber auch hier gibt es keine Anzeichen dafür, dass ein Mädchen namens Rowan jemals existiert hat. Morrisons Tochter wiederum spricht von einem Hasen namens Rowan, welch merkwürdiger Zufall.

Sergeant Howie quartiert sich in der Dorfschänke ein, wo seine skurrilen Beobachtungen noch wesentlich weiter gehen. Nicht nur dass die Inselbevölkerung eine merkwürdige Auffassung von Spaß und Gesang hat. Auch sein Abendessen scheint nicht normal zu sein, wo auf dieser Welt gibt es türkisfarbene Bohnen. Sein Abendspaziergang setzt dem Fass die Krone auf.

Überall im Dunkeln, sowohl auf den Straßen wie auch auf den Feldern, geben sich die Dorfbewohner ihrer sexuellen Lust hin. Sein Besuch bei Lord Summerisle fördert ebenfalls keine weiteren Hinweise zu Tage. Die Beweise mehren sich, dass die Bevölkerung heidnischen Rieten zugetan ist. Ebenso scheint es doch überall Hinweise auf Rowan zu geben, die nicht wirklich greifbar sind. Doch nach und nach kommt Sergeant Neil Howie einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur.
Rowan und das Geheimnis von Summerisle:
Ich behaupte wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass es keinen vergleichbaren Film im Horror-Genre wie „The Wicker Man“ aus dem Jahr 1973 gibt. Weiterhin stelle ich mal die Behauptung auf: Das egal, wer den Film gesehen hat und egal wie dieser den Streifen empfand, dieses Werk wohl niemals vergessen wird. So beginnt der Film recht harmlos mit dem Anflug Sergeant Howie auf die Insel Summerisle, untermalt mit Klängen eines Folk Songs.
Diese wird von einigen Inselbewohnern, wie auch Lord Summerisle selbst bewohnt. Aufgrund eines anonymen Briefs begibt sich Sergeant Howie dort auf die Suche nach der vermeintlich verschwundenen jungen Rowan Morrison. Die Bevölkerung gibt ihm zwar zu verstehen, dass es hier keine Rowan gibt, doch allerlei versteckte Hinweise deuten auf das Gegenteil hin. Nach und nach meint Howie hinter das Rätsel zu kommen. Wobei wohl weder die Hauptfigur noch der Zuschauer, des Rätsels Lösung in dieser Form erwarten würde.
Sergeant Howie wird von Edward Woodward („Die Spur führt nach Soho“) gespielt. Welcher auch die Hauptrolle der Figur Robert McCall, in der 80er Jahre Serie „Der Equalizer“ übernahm. Den Jüngeren wird wohl eher Denzel Washingtons Remake „Der Equalizer“ bekannt sein. Woodwards Gegenspieler wird von Altmeister Christopher Lee („AIRPORT 77 – Verschollen im Bermuda Dreieck“), als Lord Summerisle verkörpert. Weiterhin ist die schwedische Schauspielerin Britt Ekland als Willow McGreagor, Tochter des Dorfwirts und Femme Fatal zu sehen.

Diese ist es auch die versucht Howie zu verführen und seiner Jungfräulichkeit zu berauben. Ein Test oder nur ungehemmte Lust? Derweil kommt der Protagonist zu dem Gedanken, dass er hier auf Summerisle, alten heidnischen Gebräuchen auf der Spur ist. Womit das verschwundene Mädchen wohl als Opfer, aufgrund einer Missernte dienen könnte. Eine mögliche Idee oder nur ein Hirngespinst?
Wer nun glaubt, es mit einem gewöhnlichen Mystery Thriller zu tun zu haben, ist hier auf dem Holzweg. Regisseur Robin Hardy und Drehbuch Autor Anthony Shaffer, lassen schon zu Beginn ein Feuerwerk aus surrealen Bildern steigen. Die zeigen unter anderem die Inselbewohner bei ihrem wilden sexuellen Treiben. Oder Kinder, die für die damalige Zeit, ungewöhnlich unverblümten Sexualkunde-Unterricht erhalten, wie auch einfach nur Tod spielen.
Ich würde mal vermuten, mehr subtilen Horror haben nicht mehr viele andere Genre Vertreter zu bieten. Heutige Titel orientieren sich bekanntermaßen an typischen Horror-Klischees. Während „The Wicker Man“ mit jeglichen Tabus bricht und den Horror im Kopf des Zuschauers auslöst. So ist die Erkenntnis doppelt bitter, als das man am Ende erkennt, wohin das Ganze führt. Denn ist ein in Menschenhirne gepflanzter Glaube, so gut wie nicht zu bekämpfen.
Fazit:
The Wicker Man: aus dem Jahr 1973 dürfte wohl einer, der am verstörendsten Horrorgenre-Vertreter sein. Egal was man beim Lesen des Inhalts als Zuschauer erwartet, man wird mit jeder neuen Szene trotzdem überrascht. Selbst wenn man meint, man habe dieses Katz und Maus Spiel durchschaut. Zu Beginn sprach ich das Remake („The Wicker Man„) aus dem Jahr 2006 an. Welches meiner Meinung nach nicht an den subtilen Horror des Originals herankommt.
In der 1973er Version überwiegt der subtile Horror, sobald das Kopfkino mit seiner Arbeit beginnt. Kein Wunder, dass somit das Ende von Hardys „Wicker Man“ umso verstörender und schockierender wirkt. Denn selbst bis zur letzte Minute hofft man auf eine Wendung. „The Wicker Man“ gehört wie „Das Omen“, „Rosemaries Baby“ oder auch „Der Exorzist“, zu der Art Horrorfilmen, die es nicht nötig haben mit physischer Gewalt zu kontern. Der Horror entsteht hier überwiegend im Kopf.
Sind es doch nicht greifbaren, verständlichen Dinge, die den Protagonisten in Gefahr bringen und den Zuschauer erschaudern lassen. Während man bei den aktuellen Filmen mit Gegnern wie einem „Michael Myers – Halloween“ oder „Ghostface – Scream“ konfrontiert wird, gibt es bei den Klassikern keinen greifbaren Gegner. Noch übler wird es, wenn die Frage nach einem bestimmten Glauben aufkommt.
Ist doch der Glaube ein Feind, gegen den man nur schlecht, bis gar nicht ankämpfen kann. Wer sich für klassische Horrorfilme mit Kopfkino-Horror interessiert und nicht nur von Slashereinlagen unterhalten werden kann, dürfte somit bei „The Wicker Man“ von 1973 definitiv an der richtigen Adresse sein. Bedenkt aber, diesen Film werdet Ihr nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommen.
Blu-ray Info:
Und wer noch mehr von „The Wicker Man“ sehen möchte. Der bekommt mit der Veröffentlichung von Studiocanal, gleich drei Schnittfassungen geliefert. Alle drei bieten ein wirklich gut restauriertes Bild und einen ordentlichen Ton. Dazu gibt es einige Extras, inklusive einem Interview mit Regisseur Robin Hardy über die Entstehung von „The Wicker Man“. Bezüglich der drei Schnittfassungen sollte man noch wissen, dass nur der Final Cut synchronisiert vorliegt. Die Kinofassung und der Directors Cut sind jeweils mit Originalton und Untertiteln enthalten.
Bild & Trailer © Studiocanal – alle Rechte vorbehalten.