The Twin (2022): Review
The Twin: …oder die Glückseligkeit verborgen im Wahnsinn!

The Twin: Der finnische Regisseur Taneli Mustonen zeigt uns in seinem Film das schlimmste, was Eltern passieren kann. Der Tod eines Kindes. So verloren Rachel und ihr Mann Antony ihren geliebten Sohn Nathan bei einem Autounfall. So ist Rachel nur noch Elliot geblieben. Um diesen Verlust zu verarbeiten, brechen die beiden ihre Zelte in der Stadt ab und ziehen aufs Land.
Doch dort beobachtet Rachel bei Elliot beunruhigende Verhaltensweisen, die mehr und mehr zunehmen. Auch die Dorfbewohner verhalten sich immer merkwürdiger. Womit sich nicht nur die Mutter, sondern auch die Zuschauer die Frage stellen, was hier vor sich geht. Konnte mich dieses skandinavische Filmdrama / Horrorfilm auch abholen? Das erfahrt Ihr wie immer in den folgenden Zeilen.
Trauer, wo man nur hinschaut
Ein tragischer Unfall hat das Leben von Rachel (Teresa Palmer) und Anthony (Steven Cree) wortwörtlich aus der Bahn geworfen, bei dem ihr Sohn Nathan ums Leben gekommen ist. Rachel ertrinkt in tiefster Trauer und Depressionen, geblieben ist ihr nur Sohn Elliot. Anthony kann sich dieses Leid nicht mehr länger mit ansehen und entscheidet, das einstige Familienidyll in der Stadt zu verlassen und auf das Land zu ziehen. Ein Neuanfang, ein neues Leben ohne alte Erinnerungen. Und tatsächlich scheint die trauernde Mutter etwas ruhiger zu werden.

Doch die erhoffte Ruhe soll nicht lange anhalten, beginnt Elliot sich immer merkwürdiger zu verhalten. Erst die Fragen nach seinem verstorbenen Bruder, dann die Bilder, die er malt und auch wie er mit seinen Sachen spielt. Noch seltsamer wird es, als die alte Nachbarin Helen, die vermeintlich Irre des Dorfes, mysteriöse Anspielungen über einen Dämon und den Teufel fallen lässt. Auch die Dorfbewohner scheinen ein dunkles Geheimnis zu bewahren. Rachel ist sich sicher, diese müssen etwas mit dem merkwürdigen Verhalten ihres verbliebenen Sohnes zu tun haben. Aber was steckt wirklich dahinter?
Dem Schrecken auf der Spur
Mit „The Twin“, schuf der aus Finnland stammende Drehbuchautor und Regisseur Taneli Mustonen einen Film, der jegliche Eltern erschüttern kann. Thematisiert er doch das schlimmste, was einem Elternpaar widerfahren kann, den Tod des eigenen Kindes. So muss seine Hauptdarstellerin Teresa Palmer als Rachel den Tod ihres Sohnes Nathan verkraften. Ebenso gebeutelt zeigt uns der Filmemacher, den Vater Anthony, gespielt von Steven Cree. Dieser ist auch der, der entscheidet, die Zelte abzubrechen und fern in einem kleinen Dorf einen Neuanfang zu wagen. Somit ziehen er, seine Frau und der Zwilling Elliot, gespielt von Tristan Ruggeri, aufs Land, womit Rachel tatsächlich etwas ruhiger zu werden scheint.

Nun handelt es sich bei „The Twin“ nicht um ein reines Familiendrama, sondern wurde dem Publikum als Horrorfilm angepriesen. Womit der Regisseur schon kurz nach dem familiären Umzug beginnt, das Augenmerk auf eine ansteigende Spannungskurve zu legen. Während die Mutter ihren Schmerz verarbeitet, beginnt der ihr verbliebene Nachwuchs merkwürdige Züge zu entwickeln. So stellt dieser etwa die Frage, warum sie seinen Bruder in der Erde zurückgelassen haben. Eine Frage, wo wohl jeder Elternteil schwer schlucken müsste. Aber auch die Bilder, die er malt, wie er spielt oder sich mit jemand nicht vorhandenen unterhält, lassen die Szenerie immer finsterer werden.

Dazu gesellen sich merkwürdige Dorfbewohner, sowie die englische Nachbarin Helen, gespielt von Barbara Marten. Die sich selbst als die Verrückte, die Irre des Dorfes, Rachel vorstellt. Spricht diese vom vermeintlich Bösen, einem Dämon, dem Inkubus, der auch ihren Mann holte. Diese scheint auch die Einzige zu sein, die einen Draht zu Rachel aufzubauen vermag, hält sich die Dorfgemeinschaft doch vornehm zurück. Womit sich eine gruselig dichte Atmosphäre aufbaut, die immer schwerer zu ertragen wird. Da der Regisseur nicht gewillt ist, das Tempo zu erhöhen, lässt er den Zuschauer, sinnbildlich gesprochen, am ausgestreckten Arm verhungern.

Als geneigter Genrefan beginnt man vieles zu vermuten. Reicht die Symbolik der Filmbilder doch vom abgrundtief Bösen, bis zum reinen Wahnsinn. Unter Verwendung ein paar eingestreuter Jumpscares und düsteren Bildern bekommt man als Zuschauer trotz des langsamen Tempos immer wieder eine Gänsehaut. Damit bleibt der Film bis zum Finale zwar spannend, dennoch schaffen regelmässige Mystery Thriller Zuschauer, den Twist zu durchschauen. Wie in anderen Kritiken oder Reviews zu lesen war, fanden dies manche als „albernen Twist“. „Jetzt muss ich aufpassen, nicht zu Spoilern“: Daher möchte ich nur grob erwähnen, dass ich wiederum schon Menschen erlebt habe, die solch eine Situation auch so durchlebten. Daher empfinde ich zumindest die Hauptfigur als ganz und gar nicht albern.
Fazit:
Mit The Twin präsentiert uns Regisseur Taneli Mustonen einen stimmigen und emotionalen Horror Thriller. Dennoch kann dieser nicht durchweg sein Niveau halten. Da manch eingestreute Szenen im nächsten Moment verpuffen. Eigentlich sollte der Fokus auf Rachel und Anthony liegen, wobei ich vermute, dass der Regisseur die Vaterrolle absichtlich in den Hintergrund verlegt hat. Vermutlich um schlicht und ergreifend das Finale nicht schon zu früh zu verraten. Die Story folgt dabei den gängigen Genrevertretern: Schlimmes Ereignis, Auszeit etc. lässt Paar oder Familie in eine entlegene Gegend ziehen, woraufhin sich merkwürdige Ereignisse mehren. Im Fall von „The Twin“ bildet der bittere Verlust eines Kindes das Kernelement des Films.

Hierbei konzentriert sich alles auf die Mutter und wie diese versucht damit klarzukommen. Für die Wendung im Film sorgen neue Verlustängste und eine drohende Gefahr, die nicht nur von den Dorfbewohnern, sondern auch von ihrem Ehemann auszugehen scheint. So wird Rachel von bösen Vorahnungen und Träumen getrieben. Einzige Hilfe scheint eine einst zugezogene Engländerin zu sein, die zu ihrer Verbündeten im Kampf gegen das Unbekannte wird. Hier spielt der Regisseur mit vielen Elementen des klassischen Horrors und Mystery Genres. Womit mir in diesem Zusammenhang „The Wicker Man“ mit Edward Woodward und Christopher Lee aus dem Jahr 1973 einfällt. So dürfen Fans und Freunde solcher Mystery Thriller auch bei „The Twin“ ebenfalls mal einen Blick riskieren.
Dass die Skandinavier ebenfalls überaus spannende Horror-Mystery-Thriller Filme und Serie produzieren können, haben sie bereits mehrmals bewiesen. Hier fällt mir aktuell die schwedische Serie „Cryptid“ ein. Und so handelt es sich bei „The Twin“ ebenfalls um einen ordentlichen Genrevertreter. Dieser macht überwiegend Laune. Dennoch ist es schade, dass er die Spannung nicht gänzlich halten kann. Dafür läuft einem immer wieder der Schauer über den Rücken, wenn Mustonen die Kamera auf den starren Gesichtern seiner Protagonisten lässt. So erwartet man fast schon, dass diese oder etwas anderes gleich aus dem Bildschirm gesprungen kommt. Hier überzeugt besonders Barbara Marten als Helen.
Blu-ray Infos:
Bis auf einen Film Trailer von „The Twin“ und einer Trailer-Show, haben es leider keine weiteren Extras auf die Blu-ray geschafft.
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