THE OUTSIDERS – BLU-RAY – REVIEW
„The Outsiders“ – Francis Ford Coppola ließ den Roman „Die Outsider“ von Susan E. Hinton filmisch auferstehen und schuf erneut ein Epos, wenn auch wesentlich kleiner als „Der Pate“.

„The Outsiders“ – „Socs“ gegen „Greasers“ oder verständlicher, die Arbeiterschicht gegen die Oberschicht. Dieser Klassenunterschied regierte die Lebensverhältnisse der Menschen 60er Jahre. So zumindest, wenn es nach der teils autobiografischen Geschichte von Susan E. Hinton geht. Regisseur Francis Ford Coppola („Der Pate“) erhielt Anfang der 80er Jahre, einen Brief der Bibliothekar Gehilfin Joe Ellen Misakian, die einer High School in Kalifornien arbeitete. In diesem schrieb sie, dass eine Petition gestartet wurde, die darum bittet, endlich das Buch „Die Outsider“ der Autorin S. E. Hinton zu verfilmen. Sie habe sich der Sache angekommen und gemeinsam entschied man, Francis Ford Coppola diese Petition zukommen zu lassen. So las Coppola dieses Buch, um zu sehen, ob es überhaupt möglich wäre, die Geschichte der noch jungen Autorin zu verfilmen. Das Ende vom Lied, der Film wurde tatsächlich gedreht und liegt mir nun in einer neu gemasterten Version von Studiocanal in beiden Schnittfassungen vor. Ob und wie mir der Film heute noch gefallen hat, wie die Bildqualität ausgefallen ist und wem ich diesen empfehlen würde, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Reich gegen Arm
Tulsa, eine Stadt im Amerika der 60er-Jahre. Gemeinsam mit seinen älteren Brüdern, lebt der 14-jährige Vollwaise Ponyboy Curtis, nachdem Tod der Eltern am Rand der wohlhabenden Gesellschaft. Ponyboy, Darrel und Sodapop gehören zu den „Greasers“. „Greasers“ das ist die Umschreibung der Arbeiterklasse oder wie die Reichen die „Socs“ sie gerne nennen, die Außenseiter „The Outsiders“. So halten sich die „Socs“ doch für etwas Besseres, was sie die „Greasers“ immer wieder spüren lassen. Gerade erst haben sie sich wieder Ponyboy gegriffen und ihn mit Messern bedroht, was seinen älteren Bruder Darrel rasend macht. Dennoch muss sich dieser zurückhalten, will er nicht das Sorgerecht für seinen kleinen Bruder verlieren. Bei einer Tour mit dem gerade aus dem Gefängnis entlassenen Dally, treffen Ponyboy und Johnny im Autokino auf die Mädchen Cherry und Marcia. Cherry hatte gerade wieder Streß mit ihrem Freund Bob und seiner Clique. Kann sie es doch nicht leiden, wenn sie sich Volllaufen lassen. Cherry findet Ponyboy ganz nett und kann nicht verstehen, warum ihre reichen Freunde, allen voran Bob Sheldon, Ponyboy und seine Freunde aufmischen wollen. Bevor es eskaliert, verschwinden Ponyboy und Johnny in den nächstgelegenen Park.

Dort beichtet Johnny seinem Freund seine Ängste und das er die ganze Gewalt nicht mehr aushält. Gibt es denn nirgends einen friedlichen Ort. Prügel von den „Socs“, Prügel vom eigenen Vater, so wünscht sich Johnny eher tot zu sein. Während die beiden über ihre Nöte und Ängste sprechen, taucht Bob mit seinen Kumpels auf. Johnny wird niedergetreten und die vier „Socs“ machen sich daran Ponyboy im Parkbrunnen zu ertränken. Dieser verliert das Bewusstsein und wacht neben einem zitternden Johnny auf, der ein Messer voller Blut in Händen hält. Während Bob, Ponyboy unter Wasser drückte, stach Johnny auf ihn ein. So flüchten die beiden und suchen bei Dally Rat. Dieser schickt sie in eine verlassene Kirche fernab der Stadt. Dort sollen sie abwarten, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Tage später sucht Dally die beiden auf und geht mit ihnen zu einem Diner, währenddessen spielt eine Schulgruppe in der alten Kirche, wo es zu einem Brand kommt. Ponyboy und Johnny zögern nicht, um die Kinder zu retten, wobei Johnny schwere Verletzungen erleidet. So werden Ponyboy und Johnny einerseits zu Helden und andererseits müssen sich beide für einen Mord verantworten. Derweil fordern die „Socs“ Vergeltung und für Ponyboy, wie auch alle anderen „Greaser“ scheint es wieder einmal keinen Frieden zu geben.
Ein Blick zurück…
Auf Bitten der Bibliothekar Gehilfin und Petitionsvertreterin Joe Ellen Misakian, nahm sich Regisseur Francis Ford Coppola, dem Buch der noch jungen Autorin Susan E. Hinton an. Ihr Buch „The Outsiders“ soll laut eigenen Angaben einige biografische Erinnerungen beinhalten. So erzählt das Buch die Geschichte von Ponyboy und dessen Brüder, so wie seinen Freunden Johnny und Dally. Aber auch von all den anderen Jungs aus dem Stadtbezirk, genannt „Greasers“. Diese stehen dauerhaft im Konflikt mit der Oberschicht, auch bekannt als „Socs“. Es ist kein Geheimnis, das es im Amerika, des vorigen Jahrhunderts immer wieder gern zur extremen Teilung der Bevölkerung kam. Weiß gegen Schwarz, Unterschicht, sprich die Arbeiterklasse gegen Oberschicht, die Wohlhabenden. Doch damit nicht genug, die Oberschicht schien nie eine Gelegenheit verstreichen zu lassen, wo sie nicht der Unterschicht deren Gesellschaftlichen Stand unter die Nase rieben. Sprich, gewalttätige Auseinandersetzungen waren an der Tagesordnung.

So nahm sich Francis Ford Coppola dem Buch „The Outsiders“ von S. E. Hinton, mit der Geschichte um Ponyboy und Johnny an und inszeniertes dieses für die große Leinwand. Dabei besetzte er die Rollen mit allerlei jungen Talenten, deren Namen noch heute groß im Geschäft sind. Darunter der leider schon verstorbene Patrick Swayze, als ältester Bruder der Curtis Familie. Der jüngste der Familie namens Ponyboy, gespielt von C. Thomas Howell. Weiterhin dabei sind Ralph Macchio („Cobra Kai“) als Johnny, Matt Dillon als Dally, Rob Lowe als Sodapop, Emilio Estevez als Two-bit, Tom Cruise als Steve, Diane Lane als Cherry und als Krankenschwester, die Autorin S. E. Hinton selbst. Eine autobiografische Geschichte mit einer Horde an zukünftigen Topstars, sowie ein großartiger Regisseur. Das alles klingt doch nach einem Oscargewinner. Dennoch waren die Kritiker der 80er Jahre, Coppolas Werk nicht ganz so wohlgesonnen an. So erhielt dieser recht gemischte Kritiken und wurde teils sogar abgestraft.

Und ja, ich muss zugeben, in dem Film „The Outsiders“ wird die doch herbe Geschichte eher auf eine sentimentale Art, anstatt er ihn realistisch thematisiert. Teils wirkt er wie ein sentimentaler Nostalgietrip, während die Problematik etwas außen vor bleibt. Ist der Film deswegen jetzt schlecht? Keinesfalls, es macht Spaß, den Figuren zu folgen, die Nostalgie zu fühlen und auch etwas sentimental zu werden. Dennoch wünscht man sich etwas mehr Realismus. Während der Mord noch eine dramatische Kurve aufbaut, geht der spätere Tod zweier Figuren unter. Immer wieder baut der Film melodramatische Momente auf, die sich auch recht schnell wieder verflüchtigen. Dafür spürt man den Klassenunterschied enorm. Dies macht den Film dann glücklicherweise wieder glaubwürdiger. „Greasers“ sind die Unterschicht, kaputte Familien und Figuren, welche vom Mittelstand, wie der Oberschicht abgelehnt werden. Hier gefallen die Figuren von Ponyboy und Johnny richtig gut. So sind es zwar im Volksmund „Greaser“, passen mit ihrem Denken, Handeln und Tun dennoch nicht in das aufgebaute Klischee der Gesellschaft. Diesen beiden wünscht man, dass sie sich endlich von diesen Vorurteilen befreien können. Womit die Figur Cherry ins Spiel kommt. Gehört sie doch zur Oberschicht, ist aber sehr wohl in der Lage, die Welt nicht nur Schwarz und Weiß zusehen. Gehörte sie vielleicht zur ersten Generation, welche nicht mehr in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten dachte.
Von den Außenseitern zum Fazit:
„The Outsiders“ von Francis Ford Coppola haftet der Geruch eines epischen Werks an und doch ist er mehr eine Novelle, eine Kurzgeschichte gestreckt mit unterschiedlichen Handlungssträngen. Sieht man den Trailer, vermutet man einen Film, der die Problematik unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und deren Probleme aufgreift. Sieht man den Film ist es eher die Geschichte zweier Teenager, die nicht so recht wissen, wohin sie gehören und warum die Gesellschaft sie überhaupt ablehnt. Zu Beginn wird das Augenmerk auf einen dramatischen Zwischenfall und seiner Folgen gerichtet. Während im weiteren Verlauf, die Probleme und Sorgen der Hauptdarsteller im Vordergrund stehen und der Mord nur noch am Rande und zum Ende hin eine Rolle spielt. So denkt man sich das es eigentlich eine dumme Idee sein muss, Ponyboy der eh schon unter einer Anklage steht, in einen Straßenkampf mit den „Socs“ zu verwickeln. Bei einigen Szenen bleibt sich die Geschichte und den Protagonisten doch nicht treu, geschweige denn nachvollziehbar. Der gesellschaftliche Unterschied und die Ausgrenzung wiederum kann ein Jeder Zuschauer nachvollziehen und im Verlauf der Geschichte fangen beide Seiten an, an den Vorurteilen zu zweifeln. Ebenso die Probleme innerhalb der Familie und Freunde werden immer wieder nur angerissen.

Was bleibt ist ein filmisch sentimentaler Blick auf eine längst vergangene Zeit. So romantisiert Coppola „The Outsiders“ immer wieder, worunter auch die Authentizität leidet. Das macht den Film jetzt nicht schlecht und vielleicht ist es genau dieser Gegensatz, weshalb mir der Film gefällt. Ich weiß natürlich, dass das nach einem Paradoxon klingt, ist aber so. Was mir wiederum gar nicht gefallen hat, ist der Titelsong. Bei der Textzeile „their young and carefree“ habe ich immer das Gefühl gehabt eine Damenbinden-Werbung zu sehen. Ein furchtbar seichter Song, was natürlich nur meinen persönlichen Geschmack betrifft. Damit kommen wir zur Frage, wem ich diesen Film empfehlen kann. Gerade ältere Zuschauer dürften für diesen sentimentalen und nostalgischen Rückblick empfänglich sein. Freunde von Filmen wie „Denn sie wissen nicht was sie tun“. „West Side Story“ oder auch „American Graffiti“ dürften hier auch glücklich werden. Wer nun eine realistische Milieustudie vergangener Tage sucht, welche sich mit Bandenkriegen und Problemen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten beschäftigt, dürfte hier eventuell nicht ganz richtig sein. Diesen empfehle ich dann lieber so etwas wie „Es war einmal in Amerika“.
Schnittfassungen und Bild:
Mit der jetzigen Neuauflage von Studiocanal erhalten wir den Film „The Outsiders“ nicht nur erstmalig neu remastered, sondern auch in beiden erhältlichen Schnittfassungen auf Blu-ray. So bekommt man den bekannten „Kinocut“ wie auch die „Complete Novel“. Die ursprüngliche Fassung wurde auf Wunsch von Warner gegen den Willen von Coppola auf eine Laufzeit von rund 90 Minuten gekürzt. 2005 brachte Coppola eine neue Schnittfassung auf DVD heraus, welche die gekürzten Szenen wieder beinhaltet. In dieser Fassung bekommen die Charaktere wesentlich mehr Tiefe und Dialoge. Ich persönlich bevorzuge die neue alte Schnittfassung mit rund 115 Minuten Laufzeit.
Doch Studiocanal beglückt den Filmfan nicht nur mit beiden Filmfassungen, sondern auch mit einer frischen Bildüberarbeitung. Zu Beginn muss ich zugeben, sieht man von einem besseren Bild nicht wirklich viel, nachdem der neu animierte Vorspann der „Complete Novelle“ noch recht klar erscheint, sind die ersten Filmminuten recht grisselig. Sprich das Filmkorn scheint außer Rand und auf der Mattscheibe. Danach wird das Bild sichtlich besser. Besonders die Farben gefallen, sowie die Bildschärfe bei Tageslichtaufnahmen. In manch dunkleren Szenen, steht wieder etwas mehr Filmkorn im Vordergrund. Filmkornhasser dürften hier nicht glücklich sein. Andererseits ist es aber gerade dieses Filmkorn, was bei den überwiegend guten Szenen für die richtige Plastizität des Bildes sorgt. Somit ist das Bild nicht nur farbenprächtiger, schärfer sondern auch plastischer. Der Schwarzwert ist sehr gut ausgefallen, dunkle Szenen werden nicht verschluckt. Das Gleiche gilt für die Kontraste. Ich für meinen Teil bin äußerst zufrieden mit dieser überarbeiteten Neuveröffentlichung und kann diese jedem „Outsider“ Fan ans Herz legen.
Bild & Trailer © Studiocanal / Arthaus – alle Rechte vorbehalten.