Subway: Luc Besson im Untergrund der Pariser Metro!
Subway: Wer den französischen Filmemacher Luc Besson kennt weiß, dass dieser eine ganz spezielle Ader hat Geschichten zu erzählen. Und dies nicht erst seit dem „Fünften Element“. Schon bei „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“ oder ebenfalls „Leon: der Profi“ kam Bessons eigene Bildsprache zum Einsatz.
So wie auch bei dem 1985 entstandenen Film „Subway“. Wie so oft verbindet Luc Besson hier verschiedene Genre Elemente zu einem Gesamtkunstwerk, welche im ersten Moment nicht völlig greifbar oder gar verständlich erscheinen. Wie mir Subway gefallen hat, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Worum geht’s denn nun in Subway?
Fred hält nicht viel von gesellschaftlichen Konventionen. Der anarchistisch veranlagte Punk, ist kein Freund von Zwängen oder gar Tresoren und so sprengt er, egal wo er gerade ist, diese einfach mal so aus dem Weg. So kommt es, dass Fred bei einer Party ebenfalls einen Safe in die Luft jagt und so an Unterlagen eines reichen Geschäftsmannes gelangt. Dieser wiederum hat keinerlei Interesse daran, diese mit der Öffentlichkeit zu teilen, weshalb er so gleich eine Horde Killer auf Fred ansetzt. Dieser flüchtet in das unterirdische Labyrinth der Pariser Metro und trifft dort auf allerlei kuriose Gestalten, die aber allesamt seinem Gusto entsprechen.
Tief in den Katakomben ist Fred zwar sicher, doch geht ihm die hübsche Gastgeberin der Party, Héléna, nicht mehr aus dem Kopf. Sie war es, die den bis dato unbekannten, aber hilfsbereiten Fred, aus Dankbarkeit eingeladen hatte. So war der ursprüngliche Plan, dass sich Fred sich mit den geklauten Dokumenten ein paar tausend France verschaffen wollte. Doch nach und nach rückt sein Interesse an Helena in den Mittelpunkt. Während die Zahl neuer Freunde wächst, so steigt die Zahl der Feinde, die er sich macht. Letztlich stellt sich die Frage, wie Fred aus dieser Situation herauskommen will oder ob die Pariser Metro sein Grab werden wird.
So schräg die Story, so schräg der Film
Doch schräg bedeutet nicht automatisch schlecht, selbst wenn man immer wieder nicht weiß welche Richtung der Film einschlagen wird. Zu Beginn erleben wir Christopher Lambert, als weißblondierten Punker Fred, in einer wilden Verfolgungsjagd quer durch die französische Metropole. Doch anstatt panisch davon zu flitzen hat Fred seinen diebischen Spaß. Angekommen an der Pariser Metro entfleucht Fred dann in die Tiefen des Untergrunds. Ab diesem Moment schlägt der Film eine recht surreale Richtung ein.
Erst führt Fred ein Telefonat mit der schönen Héléna um mit ihr eine Geldübergabe gegen die gestohlenen Dokumente zu vereinbaren und im nächsten Moment nistet er sich in der U-Bahn ein um eine Band zu gründen. Übergreifend bleibt dennoch das Thema der Anziehung zu Héléna und ihrem Mann der auf welche Art auch immer die Dokumente zurück will. So begleiten wir Fred nach seinem Telefonat durch die faszinierende und unbekannte Welt weit unter den Straßen von Paris.
Mit Änderung der Location, ändert sich ebenfalls die Ausrichtung des Films und so entwickelt dieser viele kleine Nebenplots. Die Jagd der U-Bahn Polizei nach den Kleinkriminellen des Untergrundes, die Jagd der Häscher nach Fred, die angesprochene Love-Story, die Gründung einer Kombo und einigem mehr. Luc Bessson bietet vielen verrückten Charakteren, viel Raum zur Entfaltung.
Der Film selbst ist dabei eigentlich gar keine festen Genre zuzuordnen. Fast könnte man meinen, man schaue einem Theaterstück zu oder einer andersartigen, modernen Version des „Film Noir“. Daher spare ich es mir den Film weiter einer Kategorie zuordnen zu wollen, den Film sollte man nicht erklären, den Film sollte man erleben und wenn möglich auch genießen.
Entsteigen wir den französischen Katakomben hinauf zum Fazit:
Grob gesagt könnte man Luc Bessons „Subway“ als romantischen abstrakten Film Noir mit surrealen Einlagen betrachten. So haben wir keinen geradlinigen Genretitel, sondern eher ein visuelles Kunstwerk, angesiedelt in einer surrealen unbekannten Welt, voller abstrakter und skurriler Figuren. Nichts in dem Film ist vorhersehbar und so muss man sich einfach mitziehen lassen und in diesen eintauchen.
Wer einen bloßen Thriller erwartet, dürfte hier falsch sein. Luc Besson entwickelte auf Basis eines Thrillers eine Hommage an die mysteriöse Unterwelt von Paris, die in den 60er, 70er und 80er Jahren für einiges an Furore sorgte und sogar politisches Interesse weckte. Wer mehr darüber wissen möchte sollte sich einmal mit dem Thema Paris und seinen Katakomben beschäftigen.
Für mich ist „Subway“ ein visuelles atmosphärisches Filmerlebnis, wobei ich betonen muss, dass dieser Film definitiv nicht jedem liegen wird. Wer aber gerne einmal über den Tellerrand des kommerziellen Kinos schauen will, dem möchte ich „Subway“ sehr wohl ans Herz legen.
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