RESIDENT EVIL: Welcome to Raccoon City: Review
RESIDENT EVIL WELCOME TO RACCOON CITY: Back to the Roots!

RESIDENT EVIL – WELCOME TO RACCOON CITY: Bereits einige Real-Filme nehmen Bezug auf das gleichnamige Computerspiel „Resident Evil, aus dem Jahr 1996. Diese gehen alle auf Regisseur Paul W. S. Anderson zurück, der seine Filmreihe im Jahr 2002 startete. Dabei orientierte dieser leider nur grob an Capcoms Ur-Videospiel. Insgesamt 6 Filme inszenierte Anderson mit seiner Ehefrau Mila Jovovich in der Hauptrolle.
2021 übernahm nun Regisseur Johannes Roberts die Aufgabe, dem Franchise neues Leben einzuhauchen. Somit stellt sein Film „Resident Evil – Welcome to Raccoon City“ dieses Mal keine Fortsetzung dar, sondern einen Neustart. Womit die Hoffnungen bei mir nun groß waren, dass sich Roberts dieses Mal doch endlich mehr an der Computerspielreihe orientieren wird. Ob mich das Reboot, basierend auf den ersten beiden Videospieltiteln überzeugen konnte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Welcome to Raccoon City
Rückblick in die 80er Jahre: Die Geschwister Claire und Chris Redfield müssen ihre Kindertage im Waisenhaus von Raccoon City, unter der Leitung von Dr. William Birkin verbringen. Nachts wird Claire immer wieder von einem merkwürdigen Mädchen namens Lisa besucht, die ihr entstelltes Äußeres unter einer Maske versteckt. Noch fragt sich Claire nicht, wie es dazu kam, doch eines Nachts wird sie in ein geheimes Labor geführt. Claire kann Dr. Birkin entkommen, doch diese Nacht und das, was sie sah, wird sie niemals vergessen.

Viel Zeit ist vergangen und wir schreiben das Jahre 1998. Claire, inzwischen erwachsen, kehrt zurück nach Raccoon City. Schon lange suchte sie nach Beweisen, dass die Umbrella Corporation in Raccoon City nicht genehmigte Experimente durchführt. Nun scheint ein Bekannter namens Ben, Beweise zu haben, was in dieser Stadt wirklich gespielt wird. Doch Ben ist zwischenzeitlich spurlos verschwunden. Allgemein scheint das Städtchen die letzten Jahre seinen Ruf nicht verbessert zu haben, weshalb viele Fremde dieses Nest meiden, so auch der LKW-Fahrer der Claire mitgenommen hat.

Claire muss auf jeden Fall zurück nach Raccoon City, nicht nur, dass Ben hier verschwunden ist, auch ihr Bruder Chris lebt immer noch in diesem Kaff. Sieht er Dr. Birkin immer noch als Vaterersatz. Während Claire erkannte. dass dieser alles andere als ein liebevoller Vater war. Auch die Umbrella Corporation scheint bemerkt zu haben, dass in ihrer vermeintlich kontrollierten Stadt etwas Unheilvolles im Gange zu sein scheint. Womit diese Raccoon City kurzerhand dem Erdboden gleichmachen wollen. Es beginnt ein Wettlauf gegen Zeit, doch auf das was in Raccoon City beginnt zu gedeihen, ist niemand vorbereitet.
Back to the roots
Als Videospielfan vergangener Tage war ich nach der Ankündigung der ersten Verfilmung von „Resident Evil“ sehr gespannt, was uns Paul W. S. Anderson wohl präsentieren wird. Ehrlich gesagt, konnte die Enttäuschung nach dem Kinogang im Jahr 2002 nicht größer sein. Anderson griff sich ein paar Elemente, wie auch ein paar bekannte Figuren aus der Videospielreihe heraus. Dabei schuf er aber eher ein sechs Teile anhaltendes Franchise um sein Frau Mila Jovovich, anstatt einer auf das Spiel bezogenen Realverfilmung.
Jetzt muss ich zwar zugegeben, dass diese trashigen Filmchen, zwar ebenfalls Spaß machen, aber für mich so gut wie nichts mit der Videospielreihe aus dem Jahr 1996 zu tun hatte. Ehrlich gesagt, bin ich auch hier nach dem dritten Teil ausgestiegen, umso überraschter war von Andersons „Monster Hunter“ aus dem Jahr 2020, der mir wieder richtig gut gefiel.

Nun aber zurück zu „Resident Evil“, denn wie im Jahr 2017 bekannt wurde, plante man eine Neuverfilmung. Was wiederum mein Interesse an einer, sich am Original Orientierten, Verfilmung weckte. Die Regie übernahm der Brite Johannes Roberts, der bereits mit „47 Meters Down“ und „47 Meters Down: Uncaged“ überzeugen konnte. Dieser schrieb auch das Drehbuch für das Reboot, während Paul W. S. Anderson dieses Mal als Executive Producer, anstatt Regisseur auftritt.
Als Darsteller konnte man Kaya Scodelario („Maze Runner“, „Crawl“), Robbie Amell („Upload“, „Code 8“), Tom Hooper („Killer‘s Bodyguard 2“), Avan Jogia („Zombieland 2“), Donald Logue („Gotham“), Neal McDonough (“Sonic the Hedgehog”) und einige mehr gewinnen.

Das Positive vorweg: „Resident Evil – Welcome to Raccoon City” fühlt sich erstmalig, wie eine ordentliche Realverfilmung des Computerspielklassikers an. Dabei orientiert sich Roberts Film, an den ersten beiden Teilen von Capcoms Horror Videogame Reihe. Neben dem positiven bringt Roberts Streifen auch einige Problemchen mit. Diese betreffen auch viele andere Videospielverfilmungen, wie zum Beispiel „Tomb Raider“. Was wohl daran liegt, das eine Geschichte für ein Videogame, nicht genug Inhalt für einen ganzen Spielfilm bietet.
Von den Charakteren, wie auch ihrer Entwicklung ganz zu schweigen. So erklärt sich zumindest für mich, weshalb Roberts sich gleich bei den ersten beiden Teilen bediente. Vermutlich um mehr Inhalt für seinen Film zu gewinnen. Für erfahrene „Resident Evil“ Zombiejäger bietet der Film somit etliche Wiedererkennungswerte. Schon zu Beginn kommt das gewisse Feeling auf und beim Betreten der verlassenen Villa ist man mitten im alten Gamefeeling angekommen. Doch reicht das auch für einen ganzen Film?

Zugutehalten muss ich Roberts ambitionierte Idee, den Gamer von damals abholen zu wollen. Auch der überwiegende Teil der SFX und CGIs sehen, bis auf ein paar Ausnahmen ordentlich aus. Besonders als der „heiße“ Trucker das Polizeirevier betritt. Das sieht schon richtig cool aus. Auch das Make-up, das Setting, die Action und die Darsteller wissen zu gefallen. Weniger gelungen sind die Aktionen, des Teams, welches die vermeintlich leere Villa betritt. So wird dieses ratzfatz, bis auf ein paar Ausnahmen eliminiert. Die Szene mit dem Hubschrauber verstehe ich bis heute nicht.
So manche Handlungen der Charaktere, wirkte dabei recht dumm. Gerade so als wolle man gar nicht lebend aus dieser Falle kommen. Dazu baute Regisseur Roberts etliche Jumpscares ein, welche in ihrer Wirkung fast alle verpufften. Sprich: Hier gibts wesentlich weniger Horror, dafür mehr Action. Der gängige Verräter ist ebenfalls mit dabei und wird gen Schluss sogar noch zum Easteregg. Der gen Ende hin erwartete Bossfight, ist wiederum viel zu schnell und vor allen Dingen viel zu einfach vorbei.
Raus aus Raccoon City, rein ins Fazit:
Wer sich „Resident Evil – Welcome to Raccoon City” anschaut und auch Kenner der alten Spiele ist. Dürfte sich im Vergleich zu Andersons Filmen, endlich in dem bekannten Capcom Videogame wiederfinden. Die Figuren sind optisch gut besetzt und die Effekte sehen größtenteils richtig gut aus. Ebenso schafft es der Film, immer wieder mal ein richtiges „Resident Evil“ Feeling zu versprühen. Und wie bereits erwähnt, die Szene mit dem Trucker beim Betreten des Reviers, habe ich regelrecht gefeiert.
Dennoch mochte kein richtiges Horrorfeeling aufkommen. Was wohl daran lag, dass Robertson seinen Film mit allerlei Jumpscares spickte, die einfach nicht richtig funktionierten. Auch das teils dumme Verhalten mancher Figuren tat teilweise schon richtig weh. Dies hatte was von dem alten Klischee: Ich habe eine Sprechrolle, also bin ich gleich tot. Auch in Punkto Klischees ist der Film mit solchen, nicht gerade sparsam.
Trotz dieser Defizite hat mir der Film dennoch überraschend gut gefallen, aber warum? Für mich fühlt sich im Vergleich zu Anderson Version, dieser hier endlich wie eine Verfilmung von „Resident Evil“ an. Hier hatte ich somit meine Wiedererkennungswerte und damit hatte ich mit dem Gesehenen auch meinen Spaß. Hier orientierte sich Robertson tatsächlich an den alten Spielen, wobei ich das Gefühl hatte, er versuchte zu viel aus den beiden ersten Videospielteilen, in einen Film zu packen.
Dafür ging er auf den Auslöser, sprich die „Umbrella Corporation“ viel zu wenig ein. Was der Kenner vielleicht verschmerzen kann, der unbedarfte Zuschauer dafür aber keinen Zugang zu den Hintergründen bekommt. Der Film endet auch mit einem allzu bekannten Klischee. Einem Cliffhanger, bei dem unser Verräter zum Easter Egg wird. Wer kein Kenner der Videogames ist und auch mehr Horror erwartet, sollte in diesem Fall wohl eher zu „Halloween Kills“, „Scream“ oder gar zu „Freitag der 13.“ greifen.
Letztlich muss ich zugeben, dass ich die Atmosphäre des Films mag. Erinnerte mich diese doch an die früheren „Resident Evil“ Spiel Sessions. So bietet der Film auch einige wirklich coole Szenen. Zugegeben der Horror bleibt etwas auf der Strecke und manch „Walking Dead“ Episode wirkt wesentlich bedrohlicher und gruseliger als der Film. Und selbst wenn die ein oder andere seltendumme Aktion einer Figur schon weh tut, kann man mit „Welcome to Raccoon City“ seinen Spaß haben.
Der Film selbst wirkt aber auch ein wenig wie ein Best-Of-Scenes der Videogamereihe, womit hier schon das „Guilty Pleasure“ geweckt wird. Ich würde mich sogar freuen, sollte ein zweiter Teil folgen. Zumindest sofern Robertson die, nicht nur von mir genannten Kritikpunkte aufnimmt. Und obendrein noch einen erfahrenen Horrorfilm Co-Autor mit ins Boot holt, der für ordentliche Jumpscares sorgt. Wer hier keinen ultrabrutalen Horrorfilm erwartet und über den ein oder anderen Fehler hinwegsehen kann, sollte hier dennoch seinen Spaß haben können.
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