PIG (2021) – REVIEW
„PIG” – Nicolas Cage auf der Suche nach seinem gestohlenen Trüffelschwein. Welche ihn auch mit seiner traurigen Vergangenheit konfrontiert.

„PIG“ – Nicolas Cage Wandlung vom Superstar zum B-Movie Darsteller ist ebenso legendär wie sein damaliger kometenhafter Aufstieg in die Top-Liga Hollywoods. Nach einem tiefen Sturz und jeder Menge Schulden, begann Cage („Massive Talent„) kleinere Brötchen zu backen und nahm jede Filmrolle an, die es zu ergattern gab. Viele Fans betiteln diese Filme als Katastrophe, ich jedoch meine das es darunter sehr wohl noch kleine Filmperlen zu entdecken gibt.
So wie zum Beispiel „Willys Wonderland“. Zugegeben nicht für jeden etwas, ich jedoch hatte meinen Spaß damit. Nun liegt mir ein neuer Nicolas Cage Film namens „Pig“ vor. In diesem sehen wir Cage als vermeintlichen Hinterwäldler, der seine Brötchen mit einem Trüffelschwein verdient. Als sein geliebtes Haustier gestohlen wird, scheint Cage nichts aufhalten zu können, um dieses Tier unter allen Umständen zurückzuholen. Ob mir „Pig“ gefallen hat oder ob es sich dabei um eine Niete handelte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Dem Trüffelschwein auf der Spur
Der von allen nur Rob (Nicolas Cage) genannte Einsiedler, verdient seine Brötchen mit dem Sammeln von Trüffeln. Dabei hilft ihm sein geliebtes Trüffelschwein namens Apple. Rob ist bekannt dafür, mit die besten Trüffel zu finden, weshalb sich Amir (Alex Wolff) mehr oder weniger die Vorkaufsrechte gesichert hat. Ist es doch Amirs Ziel seinem Vater, ebenfalls Trüffelhändler, zu beeindrucken. Rob selbst ist dabei mehr als genügsam, lebt er doch mit seinem Schwein in einer lottrigen Bretterbude mitten im Wald. Solange er genug zum Leben hat, interessiert er sich nicht groß für die Welt außerhalb seiner Waldhütte. Dies ändert sich schlagartig, als ihn ein Drogenjunkie-Pärchen mitten in der Nacht überfällt und sie ihm sein Trüffelschwein Apple stehlen.

Rob ist außer sich und macht sich auf den Weg in die Zivilisation. Hier könnte sich Amir mal als nützlich für Rob erweisen. Wobei dieser alles andere als begeistert davon ist, mit Rob außerhalb ihrer Geschäftsbeziehungen zu tun haben zu müssen. Jedoch ist Amir im Zugzwang, kein Schwein, keine Trüffel. Dabei scheint sich Rob unerwartet gut in der Stadt auszukennen. War Amir doch bisher der Meinung es mit einem Hinterwäldler zu tun zu haben. Wie so oft trügt der Schein und Rob stellt sich als ehemaliger Meister Koch Robin Feld heraus, der vor Jahren am Höhepunkt seiner Karriere plötzlich verschwand. So hat Robin noch etliche Kontakte, doch der Verantwortliche ist Amir näher als ihm lieb sein dürfte.
Nicolas Cage geht unter die Chefköche
In Michael Sarnoskis Filmdrama verfolgen wir Nicolas Cage, in der Rolle eines einst hochdekorierten und zwischenzeitlich desillusionierten Chefkochs. Alles erreicht und dennoch ist nichts geblieben außer einer Erkenntnis. Einst unter dem Namen Robin Feld bekannt, verzückte er als Meisterkoch die Gaumen der Nation. Nach einem dramatischen Zwischenfall zog sich Robin Feld zurück. Zurück in eine verwahrloste Waldhütte, zusammen mit einem Trüffelschwein und ein paar Tonbandaufnahmen seiner verstorbenen Frau. Unerkannt sammelt und verkauft er Trüffel, um ein einfaches Leben führen zu können. Sarnoski inszenierte seinen Film in drei Akten: „Wild Mushroom Tart, „Mom’s French Toast and Deconstructed Scallops” und „A Bird, a Bottle and salted Baguette”. Der erste Akt stellt den Einsiedler Rob vor, der mit seinem Trüffelschwein in der Wildnis lebt.
Der zweite Akt beschäftig sich mit der Suche nach dem gestohlenen Tier und ebenso der Wahrheit über Robin Feld. Im dritten Akt stehen die Erkenntnis und Verlust im Vordergrund. Entgegen der aktuellen Fernsehwelt romantisiert Sarnoski den Beruf des Kochs dennoch zu keiner Sekunde. Wie ich selbst weiß, ist gerade dieser Beruf alles andere als einfach. Besonders vor der Jahrtausendwende galt dieser als einer der härtesten überhaupt. Wer Koch werden wollte musste hart ihm nehmen sein. Bis zum Abschluss der Lehre war es für viele heutige Köche ein langer Kampf. In „Pig“ gibt es somit eine Szene die wohl, als Metapher für die Härte des Berufs angesehen werden kann. In einer „Fight Club“ ähnlichen Szene heißt es Restaurant Personal gegen Köche. Dies soll wohl zeigen, wie viel ein Koch einzustecken weiß. Das reale Leben eines Kochs in der Sterneküche ist somit wie ein ewiger Wettstreit mit Konkurrenz, sich selbst, seinem Personal und den Gästen. Gerade letztere wünschen sich immer ausgefalleneres, ansonsten wird der Koch fallen gelassen.
Kein Wunder, warum langjährige Top-Gastronomen aufgrund des Drucks irgendwann ihre Sterne abgeben und ein einfaches Restaurant eröffnen. So hat auch die Figur Robin Feld, welcher die Reißleine zog und alles aufgab. Wohl, nachdem er einen dramatischen Verlust erlitt, der im Film nur leicht angedeutet wird. So blieb ihm einzig sein Trüffelschwein, welchem er nun hinterherjagt. Mit dabei der junge Amir, der versucht sich mit seiner Selbstständigkeit vor seinem Vater, dem Trüffel Paten Stadt, zu beweisen. Unbewusst trifft Amir eine Mitschuld, weshalb Rob nun sein Trüffelschwein suchen muss. Nach einer aufreibenden Suche soll es schließlich Robs Kochkunst sein, welche ihm sein geliebtes Trüffelschwein zurückholen könnte. Hier verknüpft der Regisseur gleiche mehrere Schicksale und lässt seinen Protagonisten schon fast allwissend erscheinen.
So muss Robin Feld das tun, was er zugleich liebt und hasst, das Kochen. Die Inszenierung wirkt dabei in ein paar Szenen etwas surreal, besonders wenn ich an diese „Fight Club“ Szene, tief im Untergrund der Stadt denke. Alles in allem wurde der Film wirklich interessant und berührend umgesetzt. Will man doch wissen, welches Geheimnis Rob verbirgt und ob er sein Trüffelschwein wiederfindet. Das Ende wiederum lässt viel Spielraum für Spekulationen, doch die wahrscheinlichste ist recht traurig. In „Pig“ zeigt Cage wieder einmal, dass er es schauspielerisch noch immer draufhat, auch wenn manche Menschen ihm dies immer wieder in Online-Rezensionen Versuchen abzusprechen.
Das Fazit wird serviert
„Pig“ hat mich wirklich überrascht, wusste ich trotz Trailer Sichtung nicht, was mich erwartet. Die Aufteilung in drei Akte ließ mich dann schon vermuten, dass es hier keine einfache Rachestory werden soll. So lernt der Zuschauer den Trüffelsammler Rob kennen, dem recht brutal sein Trüffelschwein gestohlen wird. So beginnt eine Suche nach diesem Tier, welche sich gleichzeitig als Rückkehr in ein längst vergangenes Leben erweist. An Robs Seite, sein Kunde Amir, der ihm widerwillig bei dieser Suche hilft. Dabei lernt Amir einen Menschen kennen, den er nie unter dieser rauen Einsiedlergestalt erwartet hätte. Damit porträtiert Regisseur und Drehbuch-Autor Michael Sarnoski, das Leben eines fiktiven begnadeten Kochs, der alles erreicht hatte und seine Karriere auch selbst zerstörte. War es doch ein Leben, das ihn mehr und mehr anwiderte. Hier brilliert Nicolas Cage als Robin „Rob“ Feld, der überaus überzeugend einen zerrütteten und gebrochenen Mann spielt. Ein Mann, der an seiner eigenen Kunst unterging und sich von dieser Welt abwandte.
Um dem Zuschauer einen Eindruck in diese verrückte Welt zu geben, arbeitete Sarnoski mit ein paar recht abstrakten Szenen. Siehe die Welt der Köche im Untergrund oder auch das Zusammentreffen mit einem einstigen Lehrling. Diesen Weg lässt der Regisseur seinen Hauptdarsteller nicht alleine gehen, sondern stellt ihm Alex Wolff zur Seite. Dieser spielt den jungen aufstrebenden Trüffelhändler Amir, der selbst mit einer Menge Problemen zu kämpfen hat. Hier kommt einmal mehr das Thema der Suche nach Anerkennung des Sohnes durch den Vater zum Tragen. Sarnoski schafft es, den Zuschauer nicht nur in Robs Welt eintauchen zu lassen, sondern auch in die des jungen Amir. Bei „Rotten Tomatoes“, wie auch „MetaCritic“ und „IMDB“ wird „Pig“ überaus wohlwollend bewertet, was ich nach meiner Sichtung auch so unterschreiben kann. Sarnoskis Film hinterließ mich etwas aufgewühlt, traurig, nachdenklich und dennoch überaus berührend. Selbst Tage später spukte mir die Geschichte noch im Kopf herum. Ein Zeichen dafür, das mich ein Film abgeholt und mitgenommen hat. Somit hat mir Michael Sarnoskis „Pig“ wirklich sehr gut gefallen. Dennoch denke ich, dass dies sicherlich kein Film für jeden sein wird, dazu ist er doch etwas speziell.
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