PERRY RHODAN: Die Hörspiel – Nostalgie – Box!
PERRY RHODAN: das ist der titelgebende Held der erfolgreichsten deutschen Science-Fiction Heftroman-Reihe der 60er Jahre. Bis heute wurden rund 3150 Hefte veröffentlicht und selbst 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Romans „Unternehmen Stardust“ ist kein Ende in Sicht. So erfreut sich der erste wirkliche „Terraner“ und Gründer der dritten Macht immer noch größter Beliebtheit. 1966/67 folgte der erste Versuch einer Verfilmung des Stoffs namens „Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall.
Diese deutsch-italienisch-spanische Co-Produktion nahm zwar Bezug auf die ersten drei Romane, wurde jedoch mit einem weiteren hinzugedichteten Plot arg verfremdet. So spaltet dieser bis heute die Fangemeinde. Nicht so die 12-teilige Hörspiel-Serie von Europa aus den 80er Jahren. Hier hielten sich die Macher doch recht genau an die ersten 19 Romane. Stellt sich nur die Frage, ob diese Nostalgiebox nur etwas für Nostalgiker ist oder diese auch heute noch überzeugen konnte. Dies und weitere Infos erfahrt ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Perry Rhodan startet ins All
Wir schreiben das Jahr 1971. Die Lage zwischen den Großmächten ähnelt einem Pulverfass, könnte doch jeder Tag der Beginn des dritten und wohl letzten Weltkriegs sein. So warten die Atomraketen in ihren Silos der Asiatischen Föderation (AF) sowie auch im Westblock nur auf ihren Startbefehl. Demgegenüber steht der Wettlauf zum Mond, den der Westblock mit Perry Rhodan und seiner Crew zu gewinnen denkt. Jedoch konnte weder Rhodan noch ein Mensch auf der Erde ahnen, was dieser auf der dunklen Seite des Mondes finden würde.
Während der Start auf der Erde und die Mondlandung, wie erwartet abläuft, explodiert kurz darauf die Funkanlage des Mondfahrzeugs. Das kann kein Zufall sein, irgendjemand hat die Anlage absichtlich zerstört. Rhodan sollte recht behalten, findet er doch ein fremdes kugelartiges Raumschiff, einen wahren Koloss, gestrandet auf dem Mond vor. Nun gilt es äußerst geschickt zu sein, ist dies doch der erste Kontakt der Menschen mit einer außerirdischen Rasse. Womit Rhodan jedoch nicht gerechnet hatte, war eine einst übermächtige Rasse, die nun am Ende ihrer Zivilisation zu sein scheint.
So trifft er auf den arkonidischen Wissenschaftler Crest sowie auf die Kommandantin des Kugelraumschiffs Thora. Der Rest der Besatzung liegt lethargisch vor Videomonitoren. Obendrein stellt sich heraus, das Crest an einer tödlichen Krankheit leidet. Diese konnte sein Volk trotz ihrer Technik nicht heilen. Rhodan bietet seine Hilfe an und nach der Untersuchung stellt sich heraus, dass man Crest auf der Erde tatsächlich helfen könnte. In Rhodans Kopf beginnt ein Plan, Gestalt anzunehmen. Sollte er es geschickt genug anstellen und die richtige Strategie finden, könnte er eventuell den anstehenden dritten Weltkrieg verhindern.
Wenn nicht sogar die Menschheit eines Tages sogar zu den Sternen führen. So setzt Rhodan alles auf eine Karte und überzeugt Crest von seinen Plänen, ihn auf der Erde zu heilen. Während Thora dieser Aktion misstrauisch gegenübersteht, erkennt Crest Rhodans ungeheures Potential und folgt ihm auf die Erde. Nach der Landung in der Wüste Gobi, trennt sich Rhodan nicht nur von seinen Rangabzeichen, sondern auch von allerlei irdischen Denken. So gründet er mitten zwischen den zwei Weltmächten, mit Hilfe von Crest und seiner Arkoniden-Technik die Dritte Macht. Dieser eine Moment wird nicht nur die Geschichte der Menschheit für immer verändern, sondern diese auch in eine ungeahnte Zukunft führen.
Das große Abenteuer der Menschheit beginnt und Rhodan wird nicht nur auf menschliche Mutanten treffen, deren Erbgut durch Hiroshima verändert wurde. Sondern sich auch zwischen den Weltmächten behaupten. Dazu wird er sich außerirdischer Aggressoren erwehren müssen, die versuchen, die Erde zu unterjochen. Er wird zusammen mit seinem treuen Begleiter Reginald Bull, sowie mit Crest und Thora als erster Mensch unser Sonnensystem verlassen und viele Lichtjahre entfernt erste Allianzen schmieden. Doch die größte Aufgabe steht ihm und seinen Begleitern noch bevor. So erfährt er von einem Volk, welches länger als die Sonne leben soll. Damit beginnt Rhodans Jagd nach Hinweisen auf diese Rasse. Ungeahnt dessen, dass er damit auch dem Geheimnis der Unsterblichkeit auf der Spur ist.
Ein Phänomen aus deutschen Landen
„Wenn wir eine Handvoll Hefte schaffen, dann sind wir schon zufrieden“ so in der Art lautete eine Aussage eines ursprünglichen Perry Rhodan Autors in einem Interview. Ob dies nun H. G. Francis, Clark Dalton oder auch H. G. Ewers war, kann ich leider nicht mehr sagen. Einen solchen Jahrzehnte andauernden Erfolg hatten sich die damaligen Autoren, welche leider bereits verstorben sind, sicherlich nicht erwartet. Am 09. Dezember dieses Jahrs erschien nun Band 3147, während man im Jahr 1961 schon bei einer Anzahl von 50 Heften überaus happy gewesen wäre.
Aufgrund des ansteigenden Erfolgs, vertonte die Hörspiel-Schmiede Europa bereits in den 70er Jahren drei Romane als unabhängige Hörspiele. Diese waren „Invasion der Puppen“, „Aufruhr in Terrania“ und „Planet des Todes“. Doch erst in 80ern ging man die Sache richtig an und erzählte Perry Rhodans Odyssee mit Beginn des ersten Heftromans. So wurden die ersten 19 Hefte zusammengefasst und eine 12-teilige Hörspielreihe aufgenommen. Welche dann auf der guten alten MC (Musikkassette) in die Läden kam.
Für diese 12 Hörspiele griff man aber nicht zu irgendwelchen unbekannten Sprechern, sondern heuerte eine Top-Besetzung aus gestandenen Schauspielern an. Darunter Uwe Friedrichsen als Perry Rhodan, Rolf Jülich als Reginald Bull, Ernst von Klipstein als Crest, die Schauspielerin und Sängerin Judy Winter als Thora, Horst Naumann als General Pounder und viele mehr. So versammelte die Produktion neben Erzähler Peer Schmidt, das „who is who“ der deutschen Top Schauspieler und Synchronsprecher. Nicht zu vergessen der wunderbare Eckart Dux als Gucky, unter anderem bekannt aus den „drei Fragezeichen“ Hörspielen wie auch aus der TV-Serie „King of Queens“ als die deutsche Stimme von Arthur.
So wie Lutz Mackensy in einer kleinen Rolle als Major Deringhouse, vielen wohl bekannt als Stammsprecher von Christopher Lloyd (Doc Brown – Zurück in die Zukunft) oder auch Stanley Tucci. Die Synchronregie übernahm die großartige Heikedine Körting, die für uns in ihrer Laufbahn über 2000 Hörspiele produzierte. Darunter natürlich auch „Die drei Fragezeichen“ oder „TKKG“, „Hui Buh“, „Fünf Freunde“ und etliche mehr. Was für die Synchronregie vergangener Tage Rainer Brandt („The Protege„)war, ist Heikedine Körting für die deutsche Hörspiellandschaft. So nannte sie bereits der NDR in einer Doku die „Königin der Hörspiele“.
Als Kind der 70er kam ich als Science-Fiction Fan der damaligen Tage, ziemlich früh mit dieser Heftchenreihe in Kontakt. Gefangen von diesen Geschichten des Astronauten und Abenteurers habe ich damals gut und gern über 500 dieser Groschenromane verschlungen. Leider befindet sich keines dieser mehr in meinem Besitz. Wer konnte damals schon ahnen, dass die Heftreihe bis dato mehr Jahre auf dem Buckel haben wird als ich selbst. Als in den 80ern die Hörspielreihe von Europa veröffentlicht wurde, war ich natürlich gleich Feuer und Flamme und verschlang diese so oft, dass ich sogar zwei oder drei Sätze dieser Musikkassetten durchgenudelt habe.
So war ein Satz dieser Hörspielkassetten nicht in der Lage meinem Hörspielwahn standzuhalten. Was wiederum auch kein Wunder ist, wurde diese doch äußerst spannend und mit viel Liebe zu Detail erstellt. Leider gingen meine MCs, bei einem meiner Umzüge verloren und so hörte ich bestimmt vor gut und gern 30 Jahren zum letzten Mal diese Geschichten. Dummerweise wurden diese auch nicht mehr hergestellt, so dass ein Neukauf nicht mehr möglich war. Von den Preisen bei eBay und Co. fange ich gar nicht erst an, waren diese doch unverschämt hoch.
Für die jüngeren Leser möchte ich nur betonen, das war eine Zeit noch gänzlich ohne Streaming. So freute ich mich ungemein, das Europa dieses Jahr oder um genau zu sein 60 Jahre nach dem Start der Heftserie, diese Hörspielreihe mit einer Nostalgiebox neu aufgelegt hat. Und ja, selbst rund 35 Jahre später zieht mich dieses immer noch in seinen Bann.
Funktioniert das Hörspiel heute auch noch?
Eine Frage, die nicht von ungefähr kommt. Hat sich die Menschheit und die Technik, obwohl wir immer noch nicht zu fremden Welten reisen können, enorm weiterentwickelt. So ist manches, was damals Science-Fiction war, heute teils sogar gängig in unserem Leben. Auch die Ansichten, Gesinnungen und politische Weltanschauungen haben sich verändert. Dennoch hat unsere Gesellschaft keinen so großen Sprung gemacht, wie man es nach rund 60 Jahren hätte erwarten können.
Die Menschheit ist immer noch nicht vereint und von weltweitem Frieden auf Erden, kann ebenfalls noch keine Rede sein. Mehr möchte ich zur politischen Situation auch gar nicht sagen. Kommen wir zu etwas Amüsanteren. So ist es geradezu lustig, mit wie viel Fantasie die Autoren verschiedenen Techniken und Geräte beschrieben haben. Hier sei als Beispiel nur der gute alte Psychostrahler genannt. Ebenso finde ich es recht faszinierend, dass man auch heute noch nach manchen dieser alten Vorstellungen und Ideen strebt. Ideen und Gedanken, welche in einem Science-Fiction Roman im Jahr 1961 ihren Anfang fanden. Weiterhin finde ich es interessant, dass es damals eine Frau war, die als Kommandantin ein Schlachtschiff eines einst übermächtigen Volkes befehligte.
Selbst heute ist dies für einige Gesellschaften noch immer keine Selbstverständlichkeit. Andererseits gab es auch in der Heftserie einige politische Entscheidungen, die man heute wohl so nicht mehr treffen würde oder sollte. Dennoch ist es für mich umso überraschender, dass mich diese Hörspielserie trotz veränderter Wahrnehmung und Ansichten immer noch völlig überzeugen konnte. Was jetzt aber nicht an meine nostalgischen Erinnerungen liegt, diese ließ ich bewusst mal außer Acht.
Fazit:
Es gibt dennoch etwas das ich wiederum nicht verstehe. Obwohl die Filmwirtschaft eigentlich alles Mögliche vermarktet und remaked, was nicht „Niet- und nagelfest“ ist, hat es bisher niemand geschafft, eine vernünftige Perry Rhodan Verfilmung auf die Leinwand oder zumindest ins Fernsehen zu bringen. Den Film aus den 60er Jahren lasse ich mal außen vor, denn an dieser Sci-Fi / Gauner Geschichte scheiden sich bis heute die Geister. Das es jedoch möglich ist, zumindest tonal, Perry Rhodan auferstehen zu lassen, hat diese Neuauflage der damaligen Hörspielreihe mehr als nur perfekt bewiesen.
Damalige Top-Schauspieler und Sprecher hauchten, den bis dato nur in Schriftform vorhandenen Figuren Leben ein. Und selbst heute, wenn ich einen alten Film mit Uwe Friedrichsen sehe, höre ich sofort Perry Rhodans Stimme. Die Geschichte selbst muss ich nicht weiter loben, sonst wäre nicht erst vor ein paar Tagen der 3147 Band erschienen. Diese steht für sich selbst. Ebenso wie die Hörspielumsetzung. Diese ist spannend, dicht und auf den Punkt inszeniert. Die Sprecher, die Effekte wie auch die musikalische Untermalung, lassen den Hörer in die Welt Rhodans eintauchen.
Besonders die klanglichen Effekte lassen im Kopf des Zuhörers fremde Wesen und Welten lebendig werden. Was nicht zuletzt an dem Regietalent von Heikedine Körting lag. Das Hörspiel selbst würde ich dabei tatsächlich eher für bei erwachsenen Zuhörern sehen. Geht es doch teils heftig zur Sache. Aber auch die politischen und technischen Zusammenhänge, wären für ein Kind wie auch Jugendlichen wohl nicht wirklich greifbar. So spielt auch die Konfliktsituation vergangener Tage eine Rolle. So wird man als ältere Zuhörer, trotz das man die Romane etwas veränderte, an die Tage des „Kalten Krieges“ erinnert.
Daher vermute ich, dass diese Bedrohungssituation für junge bis hin zu jugendlichen Hörern, welche diese Zeit nicht miterlebt haben, heute wohl schwer nachvollziehbar sein wird. Ebenso werden diese wohl bei den technischen Bezeichnungen lauthals lachen oder verständnislos dreinblicken. So trägt diese Box zurecht ihren Beinamen „Nostalgiebox“, da diese wohl eher etwas für die Fans und die etwas ältere Generation sein wird.
Was nicht heißt, dass die Jüngeren hier nicht auf ihre Kosten kommen können. Ein Versuch wäre es meiner Meinung nach wert. Selbst wenn die Geschichte rund 60 Jahre auf dem Buckel hat, sind manch alte Themen von heutigen gar nicht so weit entfernt, wie man meinen könnte. Somit lege ich in erster Linie jedem Perry Rhodan Fan diese Box nahe, wie auch Sci-Fi Fans heutiger wie auch vergangener Tage.
Sowie jedem der ein überaus hochwertig gemachtes Hörspiel zu schätzen weiß. Für uns Alt-Fans ist es wiederum eine Zeitreise zu längst vergessenen Stimmen und Personen oder anders ausgedrückt ein purer Nostalgietrip in die Vergangenheit.
Perry Rhodan Nostalgiebox © Europa Hörspiel – alle Rechte vorbehalten!