PARA WIR SIND KING – REVIEW
Mit „Para Wir sind King“ sind die „4 Blocks“ Macher zurück und dieses Mal lassen Sie eine Mädchen-Gang auf die Zuschauer los.

Mit „Para Wir sind King“ werfen die „4 Blocks“ Showrunner Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf, einen Blick auf eine Berliner Girlie-Gang. Hanno Hackfort ist wie schon bei „4 Blocks“ auch hier, zusammen mit Luisa Hardenberg und Katharina Sophie Brauer für die Drehbücher verantwortlich. Dieses Mal lassen uns die Macher nicht in die kriminellen Machenschaften ausländischer Familienclans blicken, sondern schauen sich den Lebenswandel von vier Freundinnen aus Berlin Wedding genauer an. So versucht jede auf ihre eigene Art erwachsen zu werden und etwas aus ihrem Leben zu machen, was aufgrund der sozialen Gegebenheiten und dem familiären Hintergrund gar nicht so einfach fällt. Erst als der Zufall den Mädels „weißes Gold“ in die Hände spielt, scheint die erfolgreiche Zukunft in greifbare Nähe rücken.
Um was geht’s?
Seit frühester Kindheit sind Rasaq (Roxana Samadi), Hajra (Soma Pysall), Jazz (Jeanne Goursaud), und Fanta (Jobel Mokonzi) befreundet. Doch die Kindertage sind vorbei und das Erwachsenenzeitalter ist angebrochen und das mit all seinen Vor- wie auch Nachteilen. So kommt es das sich die libanesisch/deutsche Hajra, bei einer ihrer Mädels-Abende eine Vorstrafe mit sechs Monaten Haft, wegen Körperverletzung einhandelt. Für Sie gilt es nun keinen Fehler mehr zu machen, wenn sie in Zukunft keine gesiebte Luft mehr atmen will. Jazz träumt von einer Karriere als Tänzerin, doch für mehr als Stripclubs reicht es nicht. Fanta, ghanaischer Abstammung büffelt hart für ihr Abitur, doch es fällt schwer, Zeit dafür zu finden, wenn Sie ihrer schwer arbeitenden Mutter helfen muss. Und dann wäre da noch Rasaq, die eine Weiterbildung in einer Zahnarztpraxis anstrebt, um ihrem gläubigen Vater gerecht zu werden. Doch auch ihr Leben ist verplant, soll sie sich doch in eine arrangierte Ehe begeben.

Vier junge Frauen, viele Wünsche, viele Probleme und alles läuft auf Para, türkisch für Geld, hinaus. Doch woher die Penunsen, Kröten, Kohle, Knete nehmen, um sich ein besseres Leben zu erfüllen? Wie es das Schicksal will, kommen die vier durch einen Zufall zu einem immensen Drogenfund, im Wert von mehreren tausenden Euro. Dies scheint die Eintrittskarte in ein besseres Leben voller Partys, Alk und Drogen zu werden. Doch ist es wirklich solch ein Leben, das sich die vier Freundinnen wünschen? Wie werden ihre Familien darauf reagieren, wie kommen sie selbst damit klar und kann eine Freundschaft solche einen Lebenswandel überstehen. Party machen und Kohle haben, ist eines. Doch das Leben mit seinen Alltagsproblemen, Zukunftsängste, Rassismus, Diskriminierungen und Chancenungleichheit lässt sich nicht nur alleinig mit Geld regeln.
Eine Mädels-Gang auf Speed, so scheint es…
Mit „Para Wir sind King“ sind die „4 Blocks“ Macher wieder da und zeigen nun einen Blick auf das Berliner Milieu, aus der Sicht von vier jungen Frauen. Raus aus dem Teenager Alter, rein in das verantwortungsbewusste Erwachsenen Leben. Alle vier haben mit allerlei Problemen zu kämpfen, egal ob familiär, in der Ausbildung, im Job oder draußen auf der Straße. So wandert schon zu Beginn der Serie eine der Protagonistinnen für sechs Monate wegen Körperverletzung in den Knast. Während die drei anderen an ihrer „Karriere“ feilen oder versuchen mit einer arrangierten Ehe klar zu kommen. Dabei müssen alle mit Vorurteilen, Diskriminierungen, Rassismus, sexueller Belästigung und vielen weiteren Problemen kämpfen. Geld, viel Geld könnte, so meinen sie, alle Probleme lösen. Wiedervereint schenkt ihnen das Schicksal einen Drogenfund, der alle Geldsorgen lösen und die vier im Taumel der Partynächte ihre Sorgen vergessen lassensoll. Doch ist es so leicht und kann, dass der Plan sein?

Das Showrunerteam rund um Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf, scheinen dem Zuschauer mit „Para…“ eine ähnlich gelagerte Serie präsentieren zu wollen wie schon mit „4 Blocks“, diesmal aus weiblicher Sicht. Hier steht neben den allgemeinen Vorurteilen und Diskriminierungen auch ganz klar die sexuelle Belästigung im Vordergrund, sei es seitens der Polizei, Kriminellen oder Barbesuchern. Demgegenüber steht der Drogenfund, aus dem sich viel Geld herausschlagen lässt und das Leben der vier zum „guten“ wenden könnte. Dabei dürfte klar sein, das egal in welchem Zusammenhang, Drogen nie zu etwas Guten führen und so wird aus einer nie enden wollenden Achterbahnfahrt eine Reise in die Hölle. Die Lage spitzt sich zu und ein Fiasko jagt das nächste, bis alle vier dem Abgrund immer näherkommen.

So spielt die Serie jegliche Lebensumstände aus, in die ein Mensch nur geraten kann. Hier ist das Klischee: „einmal in Scheiße getreten zu haben und nie mehr aus dieser herauszukommen“, Programm. Was mit allgemeinen, eventuell noch lösbaren Problemen beginnt, endet in einer Spirale aus Missverständnissen, Gewalt und Elend. Jede Tür, die sich für eine unserer Protagonistinnen öffnet, wird von den Machern mit aller Macht wieder zugestoßen und so endet diese Serie auch mit einem entsprechenden Cliffhanger, der das Staffelfinale nicht zum positiven wendet. Um es mit der Sprache der Serie zu sagen: „auf Scheiße, folgt noch mehr Scheiße“. So sitzt man beim Abspann der Serie recht betröppelt vor dem Fernsehschirm und versucht erstmal das Gesehene zu verdauen.
Schalten wir den TV ab und kommen zum Fazit:
Wie schon bei der Vorgänger Serie gehen die Macher in die Vollen. So lassen Sie kein Klischee, kein Vorwurf, kein Problem, kein Missbrauch der heutigen Gesellschaft aus. Das Verfolgen der Girlie-Gang gestaltet sich wie ein dauerhafter Spice-Girls-Video-Clip, bis die Realität unbarmherzig zuschlägt. Mit dem Drogenfund und der erwarteten finanziellen Erlösung beginnt der Abstieg in die Tiefen der Kriminalität und der elendige Versuch aus diesem Sumpf wieder emporzusteigen. Dabei lassen die Macher, den vier Mädels Fanta, Hajra, Rasaq und Jazz so gut wie keine Chance. Wendet sich für eine der Vier etwas zum Positiven, schlägt es für eine der anderen ins Negative. So sehr die Freundinnen für einander einstehen, desto größer scheint das daraus resultierende Fiasko zu sein. Letztlich stellt sich die Frage, ob eine Freundschaft so etwas aushalten kann.

Gnadenlos gehen die Macher mit den heutigen Erwartungshaltungen an das Leben ins Gericht. Dabei kommen weder Influencer, Showbusiness Karrieren, gesellschaftliche Rehabilitation besonders gut weg. Und Diskriminierungen und Rassismus vereiteln weitere Perspektiven, eine wahrlich deprimierende Aussicht. Auch die Familienproblematiken kommen nicht gut weg, wobei sich hier auch einige Storytelling Fehler eingeschlichen haben. Demgegenüber steht ein Cast mit hervorragenden Darstellerinnen, auch wenn mir ihr Spiel manchmal etwas zu drüber war. Die Serie selbst ist überaus atmosphärisch und ziemlich düster ausgefallen. So möchte ich das Fazit mit einer Frage beenden: „Ist die Welt denn wirklich so schlecht wie uns die Macher hinter „Para – Wir sind King“ diese zeigen, oder wendet eine zweite Staffel nochmal das Blatt zum Guten“? Ich hoffe es doch sehr, da es die Serie einem schwer macht positiv in die Zukunft zu blicken. Ich zumindest bin gespannt wie die Serie weiter gehen könnte.
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