Nope: Jordan Peeles unheimliche Begegnung der dritten Art!
Nope: Schon seid seinem Kinohit „Get Out“ hat Regisseur Jordan Peele ein unglaubliches Gespür für Mystery, Horror und Fantasy bewiesen. Dieses treib er in in seinem zweiten Film „Wir“ sogar noch auf die Spitze. In seinem neuen Film „Nope“ lässt er Darsteller Daniel Kaluuya und seine Filmschwester Keke Palmer, eine äußerst unheimliche wie tödliche Erfahrung mit einer unbekannten dritten Art machen.
Womit der Film auch gleich mit von ihm gewohnten verstörenden Bildern beginnt, die in keinem Zusammenhang stehen. Sprich, wie schon bei „Get Out“ hat man keine Ahnung was diese bedeuten und wohin der Film führen wird. Doch wie schon bei seinen vorigen Filmen, ergibt alles erst im weiteren Verlauf einen Sinn. Ob ich dies ebenfalls sinnig fand, mir der Film gefallen hat und ob dieser dritte Film von Peele an seine Vorgänger heranreicht , erfahrt Ihr natürlich wie immer in den folgenden Zeilen.
Vorsicht, da ist was im Himmel!
Schwere Zeiten für die Tiertrainer und Pferderanch Haywood Hollywood Horses. So haben OJ und seine jüngere Schwester Emerald vor einem halben Jahr auf ziemlich merkwürdige Weise ihren Vater Otis verloren. Ein 5 Cent Stück, welches aus dem Himmel herab gesaust kam, durchbohrte Otis Augapfel, woran dieser dann auch im Krankenhaus gestorben ist. Ebenfalls wurde sein Schimmel, der neben ihm stand von einem Haustürschlüssel getroffen. Die Flugüberwachung stufte diesen äußerst seltsamen Tod als Unfall ein.
Seither hat es Otis jr. schwer, neue Aufträge aus Hollywood zu bekommen. Er war bisher mehr der Tiertrainer, während sein Vater wesentlich besser mit den Filmleuten konnte. Kein Wunder, dass die Ranch finanziell schwer angeschlagen ist. Um Haywood Hollywood Horses nicht völlig zu verlieren, erhält OJ Unterstützung von seiner Schwester Emerald. Leider läuft es finanziell nicht besser und obendrein ereignen sich auf der Ranch immer mysteriösere Dinge.
Nicht nur, dass immer öfter der Strom ausfällt und sogar die Smartphones ihren Geist aufgeben. So beobachten sie auf ihrem Land Dinge, die es eigentlich gar nicht geben kann. Irgendetwas scheint sich hier zu ereignen, was wohl auch mit dem Tod ihres Vaters in Verbindung steht. Noch sonderbarer wird es, als OJ eine ziemlich verstörende Beobachtung macht. Etwas undefinierbares schießt geradezu durch die Lüfte und das ist definitiv weder Flugzeug noch Jet.
Noch schräger wird es, als er erkennt, dass am Himmel eine bewegungslose Wolke steht. Für seine Schwester Em ist klar, das kann nur ein UFO sein. Wenn sie es schaffen, dieses zu fotografieren, wäre dass der Money Shot überhaupt und das Ende ihrer finanziellen Probleme. Doch dieses unterfangen soll sich schwieriger gestalten, als die Beiden angenommen haben. Denn dieses vermeintliche UFO, hat gar kein Interesse daran unbedingt unentdeckt zu bleiben. Im Gegenteil es „interessiert“ sich sogar besonders für schaulustiges Publikum…
Jordan Peele auf den Spuren von Steven Spielberg
Wie schon in Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art (1975)“, lässt Jordan Peele mitten in der Pampa auf der abgelegenen Tiertrainer Ranch seine Hauptdarsteller auf mysteriöse Vorgänge stoßen. Während jedoch Spielbergs Film sich mehr dem Science-Fiction Genre zuwandte, präsentiert uns Peele einen Horrorfilm. Diesen lässt er mit einigen verstörenden Szenen beginnen, die den TV Schimpanse Gordy zeigen, der in einem Filmstudio ein pures Massaker angerichtet hat.
Ohne große Erklärung landen wir auf der Haywood-Ranch, bei der wir Zeuge werden wie Otis Senior, gespielt von Keith David („MacGyver„, „Hawaii Five-O„) von einem 5 Cent Stück erschlagen wird. Zurück bleiben OJ Haywood, gespielt von Daniel Kaluuya („Get Out“) und seine Schwester, gespielt von Keke Palmer („Lightyear“). Dabei ahnen die Haywoods noch nicht, was Ihnen nach diesem Zwischenfall noch bevorstehen wird. So deckt der Regisseur nach und nach die Vorkommnisse auf und man ist sich sicher, dass es sich um einen Film über eine fliegende Untertasse handeln wird. Doch diese Erkenntnisse sind nur Vorboten eines grauenerregenden Geheimnisses, welches in den Lüften lauert.
Mit gerade einmal zwei Filmen schaffte es der Filmemacher schon ganz nach oben und wie schon in seinen vorigen Werken spielt Jordan Peele auch in „Nope“ mit zwei Handlungssträngen. Die eine betrifft die Geschwister, die andere ihren Nachbarn Ricky „Jupe“ Park, gespielt von Steven Yeun („The Walking Dead“). Mit diesem beginnt auch der erste Plot in der Vergangenheit. War Ricky doch der Kinderstar einer Sitcom mit dem Affe Gordy, der während den Dreharbeiten vor Live Publikum begann Amok zu laufen und etliche Menschen getötet hatte.
Der zweite handelt von dem mysteriösen Tod des Vaters, wie auch den unglaublichen „UFO“ Sichtungen. Während dieser Kniff zweier Plots für mich noch in den Vorgängern funktionierte, fehlte mir hier dieses Mal der direkte Bezug. So wirkt der Plot um den Schimpansen eher wie ein anprangern der vergangenen Filmgeschichte. So wirkt dieser Plot wie eine Abrechnung mit der Filmindustrie und ich finde irgendwie keinen rechten Bezug zur eigentlichen Story.
Dafür hat mir der Plot um Oj und Emerald umso besser gefallen. Die Vermutung, dass die Ranch an einem UFO Hotspot liegt und die Möglichkeit mit einem Bild davon, den Moneypot zu ernten, gefällt schon mal. Und wer die bisherigen Filme gesehen hat, weiß, dass der Filmemacher noch ein Ass im Ärmel hat. Um eine spoilerfreie Filmkritik abzuliefern will ich nicht zu viel verraten, aber die Sache mit dem unbekannten fliegenden Objekt ist nur die halbe Wahrheit.
Bei ihrem unterfangen ein Foto von diesem Himmelsding zu schießen, schließt sich dem Geschwisterpaar noch der Elektromarkt-Mitarbeiter Angel Torres (Brandon Perea) an. Dennoch gelingt es nicht das Teil abzulichten, weshalb sie versuchen den exzentrischen Kamermann Antlers Holst zu gewinnen, der hier wunderbar von Michael Wincott („Miami Vice“) dargestellt wird. Dieser Perfektionist jagt eine ganz besondere Aufnahme, die ihn und die Filmkunst unsterblich machen wird.
In diesem Zusammenhang wundert es auch nicht, dass Peele selbst auf einen besonderen Kameramann setzte und zwar auf den Schweizer Hoyte van Hoytema. Dieser bezeichnet sich selbst als Filmfetischist und für Christopher Nolans „Interstellar“, „Dunkirk“, „Tenet“, den James Bond Film „Spectre“ oder auch „Ad Astra“ mit Brad Pitt, der hier wieder eine herausragende Kameraarbeit ablieferte. Allgemein glänzt Peeles Film mit etlichen starken und eindringlichen Bildern.
Zeit für das Fazit:
Ich muss gestehen, dass ich seit der Veröffentlichung seines ersten Films ein Fan des einstigen Comedians geworden bin. Besonders seine Anspielungen in seinen Filmen fand ich ich zwar immer recht spitz, dafür aber auch treffend. So liefert Jordan Peele mit „Nope“ seine dritten Film ab. und obwohl mir dieser ebenfalls recht gut gefallen hat, empfand ich diesen etwas unrund. Was auch an dem zweiten Plot gelegen hat, der sich dieses Mal für mich nicht so gut in den Film eingefügt hat.
Dafür gefiel mir seine Anspielung auf die Augen und in dem Zusammenhang das wohl berühmteste Filmauge aus dem überaus surrealen Kurzfilm „Un Chien Andalou“, des mexikanischen Filmemachers Luis Buñuel. Siehe den Tod des Vaters durch eine herabstürzende 5 Cent Münze mitten in dessen Auge. Was wohl nur absoluten Cineasten auffallen wird. Aber auch der allseits bekannt Hinweis, Tieren niemals direkt in die Augen zu starren, hat hier einen besonderen Stellenwert. Besonders wenn es um das Überleben der Protagonisten Em und Oj geht.
Dennoch bleibe ich dabei, das „Nope“ zwar auf (Achtung Wortwitz) Augenhöhe mit „Wir“ steht, aber meiner Meinung nach nicht an „Get Out“ heranreicht. Obwohl es wie in seinen vorigen Filmen keine wirkliche Erklärung für die Vorfälle zu geben scheint, war dies für mich bei „Get Out“ kein Problem. Während ich schon bei „Wir“ doch etwas mehr Info gewollt hätte und dies in „Nope“ sogar noch mehr der Fall ist. So hatte ich das Gefühl, dass der Filmemacher sein Augenmerk in diesem Film mehr auf die Dinge legte, die ihn beschäftigten.
So sind meiner Meinung nach manche Anspielungen nicht für alle Zuschauer gleichermaßen verständlich. Und auch wenn „Nope“ sich in erster Linie wie eine Verneigung für Steven Spielbergs („Catch me if you Can“) „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ anfühlt, hat Peele hier noch einiges mehr von eigenem Interesse verarbeitet. Nichtsdestotrotz stellt „Nope“ einen weiteren sehenswerter Streifen aus der Vita Jordan Peeles dar und wem schon „Get Out“ oder „Wir“ gefallen hat, wird auch mit „Nope“ seinen Spaß haben.
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