LUCA (2021): REVIEW
Luca: der große Traum eines kleinen Meeresbewohners

„Luca“ ist nun schon der 24. abendfüllende Animations Spielfilm der Pixar-Studios. Bekannt geworden durch ihre Kurzfilme und den ersten voll animierten Zeichentrickfilm „Toy Story“ aus dem Jahr 1995. So verzaubern uns die kreativen Köpfe hinter Pixar schon seit 1984 mit ihrer Animationskunst. Dennoch muss ich trotz des Hypes zugeben, dass mir gerade die letzten Titel von Pixar nicht ganz so zugesagt haben.
Nach „Die Unglaublichen 2“ konnte mich Pixar nicht mehr so richtig abholen. „Toy Story – alles hört auf mein Kommando“ hatte unglaublich nervige Charaktere und ein erzwungenes Ende, „Onward“ erzählte eine recht generische Geschichte und übertrieb es gen Ende ebenso wie „Coco“. Dennoch fand ich diese noch recht unterhaltsam, leider aber auch nicht mehr „Soul“ war dann mein persönlicher Tiefpunkt. Diesen empfand ich schon als zu erwachsen und für Kinder mit zu viel zu erwachsener Problematik angefüllt. Nun liegt mir Pixars neustes Werk namens „Luca“ vor. Ob dieser wieder meinen Glauben an die Pixar Studios erneuern konnte oder mich dieser ebenfalls enttäuschte, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Wer ist Luca?
Der kleine Junge Luca, seines Zeichens ein Meeresbewohner, geht tagein tagaus der immer gleichen Beschäftigung nach. Schafe, Fischschafe oder Schaffische (keine Ahnung, wie ich die Viecher nennen soll) grasen zu lassen. Doch jeden Tag, wenn er mit seiner Herde zu den Futterstellen schwimmt, sehnt er sich danach, die Welt über der Wasseroberfläche zu ergründen.

Dabei gibt es nur ein Problem, die Meeresbewohner fürchten die Menschen und die Menschen fürchten die vermeintlichen „Meeresmonster“. Nicht nur das, sie machen sogar Jagd auf diese. So ist es ihm von seinen Eltern aus streng verboten, sich weder dem Land noch den Menschen zu nähern. Als er eines Tages wieder die Tiefseeweide ansteuert, macht er eine unglaubliche Entdeckung. Auf dem Meeresgrund liegen seltsame Dinge, die er noch nie zuvor gesehen hat. Das müssen Dinge aus der Menschenwelt sein.

Nun ist seine Neugier nicht mehr zu bremsen. Er muss einfach wissen, wie es dort oben ist. Kaum aufgetaucht macht er eine weitere Entdeckung. Sobald er das Wasser verlässt, verwandelt er sich optisch in einen Menschen. Und so stolpert er auch gleich über Alberto, ein weiteres Meereswesen, ein Junge wie er, der tatsächlich an Land lebt. Luca findet das alles, Alberto, das Land, die Luft, einfach alles absolut cool. Viel cooler als sein eigenes Leben. So beginnt zwischen den beiden Aussenseitern eine Freundschaft zu wachsen.
Als seine Eltern seine heimlichen Landgänge aufdecken, kommt es zum Streit und Luca flüchtet. Natürlich zu Alberto, der ihm anbietet bei ihm zu bleiben. Damit ihn seine Eltern nicht finden, trauen sie sich sogar in das „gefährliche“ Fischerdorf. Dort treffen sie auf den fiesen Ercole Visconti und die liebenswürdige Giulia. Diese versucht schon seit Jahren, Ercole bei dem bekannten Stadtrennen zu besiegen. So kommen die drei auf Idee, es gemeinsam mit Ercole aufzunehmen und den Sieg davon zu tragen. Giulia hätte ihren Titel und die beiden Freunde das Preisgeld, mit dem sie sich ihren Traum einer Vespa (kultiger italienischer Motorroller) erfüllen könnten.
Dennoch wären da ein paare „kleinere“ Probleme. Die Fischersleut jagen Seemonster und Lucas Eltern sind zwischenzeitlich an Land gegangen um ihren Sohn zu suchen. Ercole vermutet ein Geheimnis um die beiden Fremdlinge und Luca beginnt sich mehr und mehr für das Leben und das Wissen auf dem Land zu interessieren. Aber auch der sonst heitere Alberto trägt ein trauriges Geheimnis mit sich herum. So stellt sich die Frage, ob die beiden Freunde dies alles bewältigen können und ob eine Freundschaft sowas überhaupt aushalten kann?
Konnte mich Pixar doch wieder überzeugen?
Kurz und knapp: Ja, Review fertig! Nein, so einfach mache ich es mir und Euch natürlich nicht. Ich möchte meine Meinung ja auch noch etwas ausführen und erklären. Neben „Raya und der letzte Drache“ war „Luca“ somit der zweite Titel in diesem Jahr der mich mehr als positiv überrascht hat. Mit seinem Film erzählt Pixar Regisseur Enrico Casarosa eine Herzensgeschichte über Freundschaft und Familie.
Was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass er hierbei ein bisschen aus dem Nähkästchen seiner Kindheit plaudert. Was ebenfalls erklärt, dass das italienische Fischerdorf, seinem, in dem er als Kind Urlaub machte, fast 1:1 entspricht. So lässt Regisseur Casarosa die beiden Außenseiter Luca und Alberto zu Freunden werden. Nach seinem Streit mit seinen Eltern versuchen Luca und Alberto fortan allein das Leben zu meistern. Um von dessen Eltern nicht gefunden zu werden, wollen sie sich in dem naheliegenden Fischerdorf verstecken. Wissend das man hier Jagd auf Seewesen macht.

So treffen sie auf das Großmaul Ercole und die liebenswerte Giulia, die sie bei sich und ihrem Vater aufnimmt. Gemeinsam versuchen sie das große Stadtrennen gegen Ercole zu gewinnen. Doch die Autoren machen es ihren Hauptfiguren nicht einfach. Erstens müssen sie höllisch aufpassen, um nicht durch einen Wasserspritzer enttarnt zu werden. Sowie Lucas Eltern aus dem Weg zu gehen und mit ihren eigenen Problemen fertig zu werden.
Im Verlauf der Geschichte, verschieben sich die Prioritäten von Luca, was natürlich zu einem dramatischen Höhepunkt, samt Verrat führt. Die Dramaturgie darf natürlich nicht zu kurz kommen. Dabei wirkt dies nicht so einfältig wie in manch anderen Filmen. Der Regisseur setzt kleine, aber feine Spitzen, die die Story und die Entwicklung der Figuren vorantreiben. Während Alberto seinen Freiheiten frönen möchte, macht Luca eine Entwicklung durch, welche indirekt von Giulia angestoßen wird.
Damit möchte dieser noch mehr von dieser Welt erleben und auch lernen, dies alles zu verstehen. Somit dürfte klar sein, dass diese unterschiedlichen Denkweisen die Freundschaft auf die Probe stellen wird. Daneben steht das Problem mit Lucas Eltern, die vor Sorge ihre Angst überwinden und ebenfalls an Land gehen, um diesen zu suchen. So lässt der Regisseur fast allen Charakteren eine Weiterentwicklung zukommen, dies aber nie zu schmalzig oder gar zu einfältig. Überraschend fand ich auch das Ende des Films.
Fazit:
LUCA: Regisseur Enrico Casarosa fand mit seinem Film „Luca“ wieder einen direkten Draht zu mir. Dieser Film ist zwar ebenfalls nicht mehr ganz so kindlich wie Pixars frühere Werke. Aber dennoch bei weitem nicht so erwachsen wie „Soul“. Casarosa fand für meinen Geschmack den perfekten Mittelweg, solch eine Geschichte erwachsen und kindlich zugleich zu erzählen. Die Animationen und fiktiven Sets unterstreichen diesen wunderbar warmen und herzlichen Eindruck der Geschichte.
Der gewählte Look der Charaktere passt einfach perfekt. Hier lieferte das Kreativ-Team wieder einen tollen Job ab. Und auch die Synchronarbeit muss ich hier loben. Wie gewohnt setzte man auf bekannte „deutsche“ Promis, in diesem Fall die Gebrüder Giovanni und Stefano Zarrella. Doch im Gegensatz zu (man muss es einfach sagen, wie es ist) untalentierten Sprechern, die man nur schwer ertragen konnte. Gehen die Zarrellas vollends in ihren fiktiven Rollen auf. Nie klang der sonst so sympathisch wirkende Giovanni Zarrella, so „nervend“ genial wie Ercole Visconti.
Letztlich bietet Casarosas „Luca“ neben der Hauptgeschichte, einige bekannte filmische Elemente, wie: das erwachsen werden, Freundschaft, Familie, Außenseiter-Probleme, Vertrauen, Vergebung. Dass man mit dieser Vielzahl an Elementen eine Bruchlandung hinlegen kann, bewiesen schon viele andere Filmtitel. Enrico Casarosa wiederum fand in meinen Augen das perfekte Gleichgewicht und eine tolle Ausgewogenheit bei seinem Storytelling. Somit kann ich diesem Film, egal ob jung oder alt, eine absolute Sichtungsempfehlung aussprechen.
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