Louis der Geizkragen (1980): Review

Der Geizkragen: Louis als penetranter Geizkragen!

blu-ray cover - louis der geizkragen
Louis der Geizkragen: Blu-ray

Für die Verfilmung des Theaterstücks „L’avare“ zu Deutsch „Der Geizige“, des großen französischen Dramatikers Jean-Baptiste Poquelin auch bekannt als Molière, arbeiteten Regisseur Jean Girault und Louis de Funès bereits das elfte Mal zusammen. Diesem folgte „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe (1981)“ und „Louis und seine verrückten Politessen (1982)“.

1983 verstarb das französische Komiker Genie nach einem Herzinfarkt.  In „Louis, der Geizkragen“ mimt Louis de Funès, den französischen Geschäftsmann Harpagon, den habgierigsten Geizhals der ganzen Stadt. Wie sich der Louis de Funès als Geizkragen schlägt, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.

Geiz ist Geil!

Der krummbeinige Harpagon liebt nichts mehr als Kohle, Kröten, Mäuse oder einfach gesagt Geld. Selbst vor einer milden Gabe für den Opferstock flüchtet diese kleine Krämerseele und das auch noch vor lauter Panik. So leidet er bereits unter Verfolgungswahn. Könnte ihm doch jemand sein Vermögen rauben, weshalb dieses sogleich im Garten, hinter den Büschen verscharrt wird. Sein Verlangen nach mehr Zaster ist unersättlich und lässt ihn auf die durchgeknalltesten Ideen kommen.

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Louis traut seinen Augen nicht!

Seine Tochter könnte doch den noch wesentlich reicheren alten Anselme heiraten, was ihm indirekt eine neue Geldquelle bescheren würde. Als kleiner positiver Nebeneffekt würde die normalerweise von ihm geforderte Mitgift entfallen. Der Sohn bekommt eine alte und betuchte Witwe, was ebenfalls Geld in die Kassen spült und ihm ebenfalls wieder die Mitgift spart und Harpagon selbst, greift sich das junge knackige Nachbarsmädel, welches wiederum eine fette Mitgift mitbringt.

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Louis plant doch was?!?

Zu dumm, dass Tochter Elise und Sohn Cléante ganz andere Pläne haben. Töchterchen Elise hat sich bereits in einen anderen verkuckt und der Sohnemann selbst schielt schon nach der Nachbarin schöner Tochter. Dies bringt Harpagon so richtig auf die Palme und während dieser, neue Missetaten schmiedet, klaut ihm der Hausdiener im Auftrag seines Sohnes, seine ganze Barschaft. Als Harpagon diese Erkenntnis trifft, springt er einst wie Rumpelstilzchen fuchsteufelswild im Viereck und zerrt jeden vor Gericht, den er greifen kann. Stellt sich nur die Frage wie er sein geliebtes Bares wieder bekommt.

Herrlich skurril, oder?

Die beiden Regisseure Jean Girault / Louis de Funès bauten aus Molières Stück eine waschechte de Funès Komödie. Ich nenne hier beide als Regisseur, da Louis de Funès bekannt dafür war, am Set und während des Drehs, das Drehbuch und die Dialoge zu ändern. Das Komikgenie war während der Dreharbeiten scheinbar nie zu halten und improvisierte / wiederholte eine Szene nach der anderen, bis er schließlich zufrieden war. Laut einiger Interviews schien sein Perfektionismus einige Regisseure in den Wahnsinn zu treiben.

Auf der mir zur Verfügung gestellten Blu-ray befinden sich beide Schnittfassungen. Die aus dem Jahr 1980 mit der allseits bekannten Synchronstimme von Peter Schiff, sowie die Neusynchro mit Michael Pan, dem Stammsprecher von Bob Odenkirk, besser bekannt als Saul Goodman aus „Better Call Saul“ und „Breaking Bad“. Die Neusynchro beherbergt die ungeschnittene Fassung, was ich eigentlich begrüße. Dennoch ist die längere Fassung in diesem Fall nicht wirklich die bessere, sondern die konfusere. Und leider ist auch die Synchronisation bis auf Michael Pan nicht sonderlich gelungen, von der neuen Musik mal ganz abgesehen.

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Harpagnons Beraterin ist verzückt

Konfus ist zwar schon die alte Fassung, denn hier bezog Girault das Publikum mit ein und durchbrach die „vierte Wand. Die filmische imaginäre Grenze zwischen Filmwelt und Zuschauer. Während dieses Stilmittel in der Langfassung schon zu häufig zum Einsatz kommt, bewegt es sich in der kurzen Fassung wenigstens noch im Rahmen. Wobei ich es durchaus zu schätzen weiß, dass es von der Langfassung auch eine deutsche Synchronisation gibt. Trotzdem ist in diesem Fall die längere Fassung nicht die bessere.

Girault / de Funès fahren in „Louis, der Geizkragen“ eine ganzes Gag Feuerwerk auf. Sei es unser kleiner große Franzose Louis de Funès, der wirklich alle Register zieht, um dem Ekel Pfennigfuchser Leben einzuhauchen. Wie auch Girault, der seinem Hauptdarsteller eine ganze Horde alter Weggefährten an die Seite stellt. Darunter sein ehemaliger Vorgesetzter bei „Der Gendarm von St. Tropez“ Michel Galabru, sowie dessen Untergebenen Michel Modo und Guy Grosso.

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Nein, das keiner der Gendarm Filme.

Nicht zu vergessen seine Filmpartnerin Claude Gensac. Dazu gesellen sich eine Riege junger Darsteller, die aber erwartungsgemäß vor dem Energiebündel de Funès verblassen. So ist „Louis, der Geizkragen“ eher eine One man Show, da auch die anderen Darsteller eher zu Stichwortgebern verkommen. Dennoch hat der Film definitiv seine Momente. Hier sei nur die Jagd des Klingelbeutels nach Harpagons hart ersparten erwähnt. Besonders herrlich, wenn die Redewendung „er umwirbt sie wie ein Pfau“ zur Realität wird.

Fazit:

„Louis der Geizkragen“ basiert wie erwähnt auf Molières Theaterstück „L’avare“ zu Deutsch „Der Geizige“. Dabei erschuffen Regisseur Girault und Louis de Funès eine Art Mix, denn das gezeigte könnte man ebenso in einer Theatervorstellung verfolgen. Dies ist in der Langfassung noch wesentlich extremer. Das gewählte theaterähnliche Setting, sowie die Studioaufnahmen unterstreichen diesen Eindruck umso mehr.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das nicht jedem liegt. Auch der teils übertriebene Einsatz des Stilmittels „der Durchbrechung der vierten Wand“, ist zuweilen etwas zu viel des Guten. Auch wirken manche Dialoge oder Szenen, gerade die mit Harpagons Kutscher/Koch in der Küche des Hauses, welche gleichzeitig als Stallung dient, etwas abstrus. Hier mag der Mix zwischen Theaterstück und Leinwand nicht mehr ganz so gut funktionieren.

Okay, genug gemeckert, das Ende vom Lied klingt trotzdem so: Wer Louis de Funès mag, kommt hier ganz klar auf seine Kosten, denn der kleine Gigant der französischen Komödie trägt diesen Film trotz der Defizite. Ich möchte nochmals darauf hinweisen, in den Audio Optionen auf die alte Fassung um zu switchen, diese ist für den Sehgenuss und für die Ohren wesentlich besser geeignet.

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