LAST NIGHT IN SOHO – REVIEW
„LAST NIGHT IN SOHO” Regisseur Edgar Wright nimmt uns mit auf eine mysteriöse Zeitreise in die Vergangenheit, in der eine Seele starb!

„LAST NIGHT IN SOHO“: Regisseur Edgar Wright (“Shaun of the Dead”, “Hot Fuzz”), dem wir bereits die geniale “Cornetto Trilogie“ mit Simon Pegg und Nick Frost zu verdanken haben, erzählt uns erneut in eine überaus mysteriöse Geschichte. Diese berichtet von der jungen Eloise „Ellie“ Cooper (Thomasin McKenzie), welche nach dem Tod ihrer Mutter bei Ihrer Großmutter in Cornwall lebt. Durch das Leben bei Ihrer Granny ist sie ein wahrer Fan der „Swinging Sixties“ geworden und träumt von einer Ausbildung zur Modedesignerin in London. Dieser Traum soll sich erfüllen, doch in London angekommen, ereignen sich merkwürdige Ereignisse und Ellie wird scheinbar von Geistern der Vergangenheit verfolgt. Ob Edgar Wrights neuster Film tatsächlich mit anderen Horror Genrevertretern mithalten kann, erfahrt Ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Der Albtraum beginnt
Nachdem sich Ellies Mutter vor zehn Jahren das Leben genommen hat, nahm sie ihre Großmutter in Cornwall auf. Sie war es auch, weshalb Ellie ihre Liebe zu den Swinging Sixties entdeckte. So verschlingt sie alles aus dieser Zeit, egal ob Musik oder Film und besonders die Mode hat es ihr angetan. Somit ist es auch kein Wunder, das Ellie von einer Ausbildung als Modedesignerin in London träumt. Doch der Tod ihrer Mutter hat auch einige tiefe Narben hinterlassen, welche Ellie ihre tote Mutter immer wieder in Spiegeln sehen lässt. Nun ist Ellie erwachsen und der Traum einer Karriere als Modeschöpferin ist greifbar nahe. Auch die Erscheinungen scheinen mit dem Schritt in ein neues Leben vorbei zu sein. Kaum in London angekommen, tut sich die von vielen als Landei betrachtete Ellie, mit ihren Kommilitonen schwer. Party, saufen, Sex das ist nicht ihre Welt, weshalb sie sich flugs eine neue Bleibe sucht.

Diese findet sie bei Miss Collins (Diana Rigg), hat diese nette alte Dame doch ein hübsches Zimmer mit Bad und Koch-Nische im Dachgeschoss. Männerbesuch ist verboten und die Miete ist happig, doch das Zimmer strahlt einen unheimlichen Charme der Swinging Sixties aus. Ellie muss das Zimmer einfach haben. Wie unheimlich dieser Charme tatsächlich ist, soll Ellie noch in der ersten Nacht erfahren. Kaum eingeschlafen, findet sie sich im London der sechziger Jahre wieder. Dort folgt sie Sandy (Anya Taylor-Joy), einem jungen Ding, welches Karriere als Sängerin machen will. So treffen Sandy / Ellie den vermeintlichen Manager Jack (Matt Smith), der ihr Großes verspricht. Am nächsten Tag ist Ellie außer sich vor Begeisterung, was für ein Traum. So etwas Aufregendes hat sie noch nie erlebt, womit sie die nächste Nacht nicht erwarten kann. Nach und nach wird Ellie immer mehr zu Sandy, bis sich das Blatt wendet und für Sandy, wie Ellie ein Albtraum beginnt. Ein Albtraum, der durch die Zeit bis in Ellies Gegenwart reist. Für Ellie beginnt eine Suche nach der Wahrheit um die Schatten der Vergangenheit zu bekämpfen.
Geister der Vergangenheit
Regisseur Edgar Wright scheint einen starken Bezug, zu mysteriösem wie auch überirdischen zu haben. Zumindest wenn es nach seinen überwiegenden Filmen geht, wie: „Shaun of the Dead“, Scott Pilgrimm gegen den Rest der Welt“ oder auch „The Worlds End“. Ebenso ist er für seine besondere Bildsprache wie in „Hott Fuzz“ oder auch „Baby Driver“ bekannt. Mit „Last Night in Soho“ betritt Wright erneut das Pflaster des Übernatürlichen. Wobei mich die Einstufung einige Kritiker in das Horror-Genre etwas irritierte. Dazu aber später mehr. In seinem neuen Film erzählt uns Wright die Geschichte der jungen Eloise Cooper. Kurz Ellie, gespielt von Thomasin McKenzie („Jojo Rabbit“, „OLD“). Diese lebt seit dem tragischen Selbstmord ihrer Mutter, bei ihrer Granny auf dem Land. Von dieser übernahm sie auch ihre Liebe zu den Swinging Sixties. Nach einer kurzen Einführung beginnt der Film mit Ellies Umzug nach London, wo sie Modedesign studieren will. Von ihren Mit-Kommilitonen im Studentenwohnheim abgeschreckt, sucht sie sich sofort eine neue Bleibe.

So stolpert sie auf ein Inserat von Ms. Collins, die von der wunderbaren Diana Rigg („Mit Schirm, Charme und Melone“) verkörpert wird. Diese hat ein Zimmer, in das sich Ellie geradezu verliebt. Sprüht es doch nur so vom Esprit der sechziger Jahre. Die erste Nacht bietet eine weitere Überraschung, taucht Eloise in ihrem Traum tatsächlich in diese Zeit hinein. Als Zaungast trifft sie auf die junge Sandy, die ihre Karriere als Sängerin starten will. Hier spielt der Regisseur mit einem visuell cleveren Trick, wird Ellie doch zu Sandys Spiegelbild und begleitet sie durch ganz Soho. So ist sie auch dabei, als Sandy auf den vermeintlichen Manager Jack stößt, gespielt von „Doctor Who“ Darsteller Matt Smith. Dieser verspricht ihr eine erfolgreiche Zukunft, doch mit diesem Versprechen beginnt das Grauen. Der Manager entpuppt sich als Zuhälter, womit auch Ellie aus ihren bisher so angenehmen Träumen gerissen wird. Nach diesem Albtraum will sie so schnell das gelebte Leben von Sandy von ihrem eigenen Abstreifen. Begann sie sich doch schon wie Sandy zu kleiden, schminken so zu frisieren.

Doch Regisseur Wright erlöst seine Protagonistin damit nicht, sondern lässt Ellie Sandys Leidensweg, wie auch Tod weiter in ihren Träumen miterleben. Damit aber nicht genug, Wright lässt den Albtraum Wirklichkeit werden, der immer mehr in Ellies Gegenwart eindringt. Der Zuschauer wie auch Ellie selbst, sind sich in diesem Moment sicher, löst Ellie das Geheimnis um Sandys Tod, löst sich auch der Horror in Wohlgefallen auf. Aber wie alles im Leben, haben menschliche Geschichten zwei Seiten und vieles ist meist nicht so, wie es scheint. Mit diesem Twist jagt Regisseur Wright sein Publikum in die totale Verwirrung. Ist man sich als Zuschauer so weit sicher das Ende erkannt zu haben, entwickelt sich dies im letzten Drittel anders als erwartet. Nun ist der Punkt gekommen, wo ich mich zurücknehmen werde, da ich sonst Gefahr laufe zu spoilern. Mit diesem Twist hat Wright eigentlich alles richtig gemacht und doch schlichen sich ein paar Ungereimtheiten in den Film. Die auf der einen Seite die Rolle von Terence Stamp betreffen, so wie der ein oder andere Logikfehler, hier sei beispielsweise das „Gift“ erwähnt. Doch davon sollte man sich nicht den Spaß an dem Film nehmen lassen.
Nun wird’s aber Zeit für das Fazit:
Wie Anfangs erwähnt, möchte kurz auf die Einstufung von „Last Night in Soho“ in das Horror-Genre eingehen. Nach Sichtung des Filmes würde ich diesen eher als Mystery Thriller mit Psycho- und Horrorelementen einstufen. Wer also einen puren Horrorfilm erwartet ist hier falsch. Wer es härter mag, der sollte wohl eher zu Titeln wie: „Candyman“, „Freitag der 13.“ oder „Two Heads Creek“ greifen. Derjenige der wiederum Mystery, Thrill und Horror in einem ansprechenden Mix sehen möchte, ist hier genau richtig. So spielt Wright schon zu Beginn des Films mit übernatürlichen Elementen, die der Zuschauer noch nicht einzuschätzen weiß. Erscheint Ellies tote Mutter nur aus Wunschdenken heraus oder ist sie wirklich im Spiegel zu sehen. Damit schafft Wright die Grundlage für seinen Film. Denn anstatt einer vermeintlichen imaginären Erscheinung folgt seine Hauptdarstellerin einer Person aus der Vergangenheit. Erst in ihrer Traumwelt bis hin in ihre eigene Realität. So wirft Regisseur Edgar Wright, den Twist eines wohl nicht aufgeklärten Mordes in die Waagschale. Womit er den Zuschauer mit auf die Suche nach der Wahrheit nimmt, während seine Hauptdarstellerin von allerlei Geistern der Vergangenheit geplagt wird.

Matt Smith spielt hier mehr oder weniger den Trigger, der dieses Drama rund um Sandy auslöste. Ein Zuhälter, der sich getarnt als Manager, junge und hübsche Mädchen mit Versprechen angelt. Smith ist in der Rolle so überzeugend, dass man ihn zu hassen beginnt. Als „Doctor Who“ war er mir definitiv sympathischer, aber sowas macht einen guten Schauspieler aus. Nebenbei sei noch erwähnt, dass Diana Riggs Rolle als Ms. Collins, leider auch ihre letzte war. Verstarb sie doch nach Fertigstellung des Films im September 2020. Im Film wird auch Selbstjustiz zum Thema, dies aber ebenfalls anders als erwartet. Der Grundplot selbst ist dabei tatsächlich nicht neu. Wurde dieses Thema doch schon in allerlei Filmen und Serien, angefangen von „Twilight Zone“ aus den 50er Jahren oder auch in „Ghost – Nachricht von Sam“ aufgegriffen. Überraschend dabei, Edgar Wright verpackte diesen bekannten Plot mit einem frischen Twist. Aber auch visuell weiß der Film zu überzeugen, sei es die Bildsprache, die Kamera und das gewählte Farbspektrum zwischen den Welten. So bleibt mir nur zu sagen, wer ein Faible für richtig gut gemacht Mystery Thriller hat, sollte hier definitiv einen Blick riskieren.
„Last Night in Soho“ ist ab dem 27. Januar auf DVD, Blu-ray sowie digital erhältlich!
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